Leben im Einklang mit der Natur

Beginnend mit den ersten Siedlungen, die wir Menschen gebaut haben, haben wir auch begonnen, die Natur als „um uns herum“ wahrzunehmen. Als etwas von uns Getrenntes. Aber auch wir Menschen sind ein Teil der Natur. Über Jahrtausende haben wir im Wald gelebt und dort genauso hingehört wie heute für uns die Hirsche, Füchse und Hasen. Für die übrig gebliebenen Naturvölker der Welt ist es immer noch selbstverständlich, direkt mit einer Pflanze in Kontakt zu treten und sich Rat oder Heilung einzuholen. In jedem Ort gab es früher Heilerinnen und Heiler, die sehr bewandert waren im Wissen um die Heilkraft der Bäume, Pflanzen und heiligen Heilkräuter. Sie waren die Brücke zur Anderswelt und noch tief verbunden mit der Pflanzenwelt – und erkannten die Pflanzen als eigenständige Wesen und Seelen. Auch heute noch wird die Naturheilkunde praktiziert und hilft uns bei Beschwerden und Krankheiten. Das Wissen um die Seele der Pflanze und ihre feinstoffliche Heilkraft ist dagegen, zumindest in unserem Lebensraum, fast völlig verloren gegangen.
Pflanzenschamanismus
Pflanzenschamanisch Praktizierende vereinen das Wissen um die physischen Heilkräfte unserer heimischen Heilkräuter sowie der feinstofflichen Bedeutung der Pflanzen und Bäume. Thymian und Spitzwegerich, zum Beispiel, helfen uns nicht nur, unseren Husten zu lindern, sondern auch, uns klarer auszudrücken und besser zu kommunizieren. Beinwellsalben beschleunigen nicht nur die Heilung bei Verstauchungen oder Knochenbrüchen, sondern Beinwell hilft uns auch, alte seelische Wunden zu heilen. Jede Pflanze, jeder Baum hat eine bestimmte Aufgabe. Gehen wir in den bewussten, feinstofflichen Austausch mit ihnen, können sie uns enorm helfen – ob bei der Heilung des Körpers oder der Heilung alter und aktueller Themen, die sich uns gerade in unserem Leben zeigen. Jede Pflanze, jeder Baum besitzt eine Seele und trägt eine feinstoffliche Energie im eigenen direkten Umfeld, die von ihm ausgestrahlt wird.
Wir können die Unterschiede ganz leicht wahrnehmen und spüren: Sehen wir ein Feld voller Löwenzahn, spüren wir leicht euphorische Freude in uns aufsteigen. Begegnen wir dagegen einer Rose im Garten, wird ein eher zartes Gefühl in uns wach: Unser Herz öffnet sich und wir nehmen ein Gefühl von Liebe und Schönheit wahr. Ein großer Baum wiederum, nehmen wir an, eine Eiche, strahlt für uns Kraft und Geborgenheit aus. Fast intuitiv umarmen manche große Eichen, die ihnen beim Waldspaziergang begegnen. Sie nehmen feinstofflich das Gefühl von Geborgenheit wahr, das die Eiche ausstrahlt, und fühlen sich magisch angezogen. Wir haben also bereits innere Antennen, eine angeborene Fähigkeit, eine Pflanze zu „erfühlen“. Im schamanischen Weltbild gehen wir davon aus, dass jede Pflanze, jeder Stein, jeder Baum, jeder Mensch, jedes Objekt und jeder Ort beseelt ist.
Das verloren gegangene Wissen, dass wir jederzeit mit einer Pflanze in Kontakt treten können, wird in der jetzigen Zeit immer wichtiger und notwendiger. Pflanzen können uns den Weg weisen, Botschaften übermitteln, uns auf tiefer Ebene Heilung schenken, unsere Schwingung anheben, und vor allem: Sie bringen uns in Kontakt mit unserer eigenen Seele. Sie holen uns zu uns selbst zurück, in unsere Mitte, bringen uns Klarheit und geben uns das Gefühl zurück, eins mit der Natur zu sein. Sie sind ein ständiger, verlässlicher Begleiter auf unserer Reise durch das Leben.
Scheinbar unsichtbare Helfer
Ich habe festgestellt, dass ich bestimmte Pflanzen nicht mal mehr suchen muss: Je nachdem, welches Lebensthema sich mir gerade stellt, tauchen sie einfach in meinem Garten auf. Vor ein paar Jahren fuhr ich unsere Einfahrt hoch und mitten auf der Einfahrt stand ein Beifuß. Den hatte ich bereits wochenlang vergeblich bei uns im nahen Wald gesucht, nachdem ich auf einem Seminar während einer schamanischen Pflanzenreise eine wunderbare Begegnung mit ihm hatte. Der Beifuß ist eine starke schamanische Pflanze. Sie bringt uns in unsere Kraft und Größe. Seitdem taucht der Beifuß überall bei mir auf dem Grundstück auf. Er bestärkt mich in meinem Vorhaben, als spirituelle Lehrerin die Menschen zurück zur Natur zu führen und damit zu sich selbst. Begegnen uns Pflanzen wiederholt oder ziehen sie plötzlich in unseren Garten oder Balkonkasten ein, dann können wir uns darauf verlassen, dass diese Pflanze eine Botschaft hat oder uns bereits bei einem Lebensthema unterstützt – auch ohne dass wir davon wissen. Je mehr wir in Kontakt gehen mit den Pflanzen um uns herum, desto mehr lernen wir ihre Botschaften wahrzunehmen. Und nicht nur das: Es ist, als zöge leise die Magie wieder in unser Leben ein. Eine Gewissheit, dass es noch etwas Größeres, Magisches, ja Göttliches gibt, das nicht nur um uns herum, sondern auch in unserem Inneren wohnt. Die Natur bringt diesen vergessenen Funken in uns wieder zum Leuchten, und je intensiver wir uns unseren Pflanzengefährten und ihrem Strahlen zuwenden, desto stärker strahlen auch wir. Nichts in dieser Welt kann uns so schnell und so kraftvoll zu unserem inneren göttlichen Kern führen wie die Natur.
Pflanzenschamanische Reisen und
Pflanzenmeditationen
Der Weltenbaum, der in vielen unterschiedlichen Kulturen bildlich dargestellt wird, symbolisiert die drei Welten: die untere, die mittlere und die obere Welt. Um einem Pflanzengeist, Baumwesen oder Naturgeistern zu begegnen, betreten wir die mittlere Welt. Hier können wir sie treffen und das Tor zur sogenannten Anderswelt durchschreiten. In der pflanzenschamanischen Reise verfallen wir in eine Art Trance, in einen veränderten Bewusstseinszustand, der es uns erlaubt, noch etwas tiefer in den Kontakt mit einer Pflanze zu gehen und klarer mit ihr zu kommunizieren als bei einer Pflanzenmeditation. Wir nehmen die Welt auf der geistigen Ebene dann wie in einer sehr realen Traumwelt wahr, die wir jederzeit willentlich wieder verlassen können. Hilfsmittel ist eine Trommel oder Rassel, die mit zirka 220 Schlägen pro Minute geschlagen wird, um die Gehirnfrequenz zu erhöhen und Alpha- – oder noch tiefer auf eine Meditationsebene sinkend – Thetawellen zu erzeugen.
Bei Gruppenseelenreisen oder direkt in der Natur nutze ich auch gerne meine Kristallpentonia, ein Instrument aus Bergkristall, das so hoch schwingt und himmlisch klingt, dass man fast umgehend mit dem Pflanzengeist in Berührung kommt. Vor einer Reise gebe ich meinen Schülern und Schülerinnen gerne einen Tee aus der Pflanze, zu der wir in Kontakt gehen möchten. Das Räuchern bei einer pflanzenschamanischen Seelenreise hilft ebenfalls, dem Pflanzengeist zu begegnen, und ist außerdem ein gutes Hilfsmittel, um uns selbst zu klären und die Alltagsgedanken besser loslassen zu können. In der Pflanzenmeditation können wir ebenfalls in den Kontakt mit einer Pflanze treten. Dies findet dagegen meist in einer tiefen Stille und direkt in der Natur statt. Auch hier können Bilder und Botschaften empfangen und die heilenden Energien der Pflanze bewusst aufgenommen werden.
Rückkehr zur Natur
Um in die Welt der Pflanzengeister einzutauchen, kann es hilfreich sein, sich ein kleines Grundwissen um unsere heimischen Wildkräuter und Pflanzen anzueignen. Du kannst diese sammeln, trocknen und einen kleinen Räuchervorrat anlegen oder beispielsweise Tee und Salben herstellen. Du wirst schnell merken, dass du plötzlich überall – egal ob im Park, in der Stadt oder direkt in der Natur – verschiedenste Pflanzen um dich herum wahrnimmst und diese auch benennen kannst – Pflanzen, die dir vorher gar nicht aufgefallen sind. Wenn du durch Pflanzenmeditation oder pflanzenschamanische Seelenreisen übst, mit ihnen in Kontakt zu treten, wird sich dir eine ganz neue Welt auftun. Eine pflanzenmagische Welt, die überall um dich herum ist und die nur darauf wartet, dass du dich ihr zuwendest und erkennst, dass du ein Teil von ihr bist.

Melanie Köhler, www.ancient-whispers.de/