blühender Bärlauch

Die Heilkräfte von Bärlauch, dem „Knoblauch der Germanen“

„Warum hat uns Gott Hände gegeben? Um zuzugreifen. Also, greif zu!“

(Alexis Zorbas )

 

Bärlauch, auch „Knoblauch der Germanen“ genannt, toppt sogar seinen Verwandten, was Inhaltsstoffe und Heilwirkungen betrifft. Kein Wunder, ist es doch eine Wildpflanze, und vom Knoblauch, der ursprünglich aus China kommt, ist nur noch die Kulturform erhalten. Wildkräuter enthalten fast immer wesentlich mehr Vitalstoffe als Zuchtpflanzen. Bärlauch ist in den letzten Jahren zu einer Pflanze geworden, die viele auf dem Balkon oder in ihrem Garten anbauen und sich wachsender Beliebtheit auch in vielen Restaurants, Reformhäusern und Bioläden erfreut. Daher habe ich ihn in der Liste der „Top Ten“ der Küchenkräuter aufgenommen. Über Bärlauch gibt es mehr als 100 wissenschaftliche Studien allein bei PubMed, welche seine positiven Wirkungen zum Beispiel bei Herzkreislauferkrankungen, Diabetes und Atemwegserkrankungen belegen.
Der Bärlauch ist eine ausdauernde Kulturpflanze und wächst bis zu 50 Zentimeter hoch. Er liebt feuchte Böden und Auenwälder und wächst gern unter hohen Bäumen wie im Englischen Garten in München oder im Jenischpark in Hamburg. Er wächst bis zu 1800 Metern Höhe, und ist in fast ganz Europa und den Kaukasus bis Kamtschatka anzufinden. Seinen Namen trägt er von dem Wissen unserer Vorfahren, dass die Pflanze Bärenkräfte verleiht und Bären sich nach dem Winterschlaf mit Waldknoblauch stärken.
Die kleinen Bärlauchzwiebeln treiben vom Februar bis März, und bereits ab Ende Juni schließen die Pflanzen ihre Vegetationszeit mit Samenreife und Einziehen der Blätter ab. Bis zum nächsten Frühjahr durchlaufen die im Boden verbleibenden Zwiebeln eine ausgedehnte Ruheperiode. Die Blätter sind saftig grün und lanzettförmig. Sie werden vor der Blüte geerntet, weil sie nach dem Aufbrechen der Blütenknospen streng und bitter. Die weißen Blüten stehen auf geraden langen Stielen. Am besten wird Bärlauch frisch verwendet, man kann ihn aber auch für Tee trocknen und als Gemüse, ähnlich wie Spinat, einfrieren.
Menschen verwechseln manchmal Bärlauch mit giftigen Maiglöckchen. Dabei ist der Bärlauch an seinem charakteristischen intensiven Knoblauchgeruch seiner Blätter zu erkennen. Die Unterseite von Bärlauchblättern ist stumpf, die von Maiglöckchenblättern glänzend. Die Blüten des Bärlauch wachsen kugelförmig als Sammelblüte heran, beim Maiglöckchen sind im Gegensatz mehrere Knospen an einem Stängel aufgereiht. Wer unsicher ist, was die Unterscheidung betrifft, kann Bärlauch auf Balkon oder im Kräuterbeet anbauen.
Wer das Risiko nicht eingehen will, dass Bärlauch in der freien Natur nicht vom Fuchsbandwurm und seinen Eiern belastet ist, kann auf Bärlauchpräparate der Firma Dr. Pandalis zurückgreifen, die als einzige Firma – Stand 2024 – Bärlauch routinemäßig auf den Befall mit den Parasiten und seinen Eiern untersucht.
Bärlauch enthält Adenosin, einen der vier Bausteine der Nukleinsäuren, in hoher Konzentration von 130 Milligramm pro 100 Gramm. Knoblauch mit 56 Milligramm pro 100 Gramm enthält davon nur knapp die Hälfte, ebenso wie die Zwiebel mit 59 Milligramm pro 100 Gramm. Adenosin schützt das Herz, hemmt die Thrombozytenbildung und reduziert damit das Risiko für Embolien und Hirnschlag, hilft bei Herz-Rhythmusstörungen, entspannt die glatte Gefäßmuskulatur und normalisiert einen zu hohen Blutdruck, hemmt die Resorption von Cholesterin, senkt zu hohe Blutfettwerte und beugt Herzinfarkt und Schlaganfall vor. Indem Adenosin den Einstrom von Kalzium in Herzmuskelzellen reduziert, kann ein erhöhter Blutdruck sinken. Adenosin öffnet die Kaliumkanäle, was der Erregungsleitung entgegenwirkt und die Überleitungszeit im AV-Knoten, unserem natürlichen Herzschrittmacher, verlängert, die Herzfrequenz senkt in Richtung gesundem Normwert und damit antiarhytmisch wirkt. Herzrhythmusstörungen können zum potenziell lebensbedrohlichen Herzflimmern werden.
Adenosin hat noch viele weitere gesunde Wirkungen. Es entspannt die Gefäße, wirkt antiepileptisch und beruhigend. Im Zentralnervensystem hemmt Adenosin die Ausschüttung der Neurotransmittel Noradrenalin und Acetylcholin und reduziert damit Stress und Nervosität. Dieser Baustein von Nukleinsäuren schützt Neuronen im Gehirn vor der Überforderung bei Stress.
Bärlauch entgiftet Schwermetalle und weitere Schadstoffe. Dr. med. Claus-Peter Siegers führte erfolgreich Entgiftungs-Kuren mit Bärlauch Frischblatt-Granulat durch. Fettlösliche Umweltgifte werden gebunden und so in eine wasserlösliche und damit nierengängige Form überführt und zur Ausscheidung gebracht. Die Reduzierung der Schwermetall-Konzentration von Quecksilber und Cadmium betrug nach der Behandlung nur fünfzig Prozent vom Ausgangswert (Dr. med. Heinz-Werner Feldhaus (2001), „Die Bedeutung von Bärlauch für die Schwermetallausleitung“ (Adresse des Studienleiters Lönsweg 3, 48477 Hörstel, Studie liegt der Autorin vor).
Besonders bewährt hat sich Bärlauch bei Hauterkrankungen. Bei Psoriasis konnte durch eine Applikation auf die Haut die übermäßige Verhornung bei dieser Erkrankung auf ein Normalmaß reduziert werden. Professor Dr. Dr. H. Kiesewetter fand schon 1992 heraus, dass Bärlauch bei einer Tagesdosis von einem Gramm, als Einmaldosis verabreicht, die Mikrozirkulation des Blutes in der Haut verbessert. Die Geschwindigkeit der roten Blutkörperchen nahm um dreißig Prozent zu, und Beschwerden, die durch Durchblutungsstörungen verursacht wurden, konnten abklingen.
Was sagt die Wissenschaft?
Seit 1988 werden Bärlauch-Blätter ausführlich klinisch untersucht, und zwar nicht nur in der Petrischale oder im Tierversuch, sondern auch am Menschen. Was mich an diesen Untersuchungen besonders beeindruckt, sind die antimikrobiellen und Darmflora-regenerierenden Eigenschaften, die den Schwefelverbindungen zugeschrieben werden. Sehr gut dokumentiert sind auch die durchblutungsfördernden, blutdrucksenkenden und antioxidativen Eigenschaften, welche sich größtenteils auf die schwefelfreien wasserlöslichen Inhaltsstoffe wie Adenosin und Flavonglykoside zurückführen lassen.
Die Sulfide im Bärlauch regen den Speichelfluss, die Magensaftsekretion sowie die Darmperistaltik an und fördern auf diese Weise die Verdauung. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die antikanzerogenen Effekte dieser schwefelhaltigen Stoffe. Eine Tumorwachstum hemmende Wirkung wurde für Organe wie Dickdarm, Speiseröhre, Magen und Lunge festgestellt. Die Schwefelverbindungen in Bärlauch entgiften die Leber und dienen der Beseitigung von Steroiden, Phenolen, Alkoholen Indoxyl. Die dabei entstehenden Verbindungen werden einfach mit dem Urin ausgeschieden. Bärlauch verhindert die Bildung von „foamy organells“ oder Lipidtropfen, der Umwandlung von Makrophagen oder großen Fresszellen in Schaumzellen. Bärlauch wirkt damit der Entstehung von Arteriosklerose entgegen.
Außerdem hat Bärlauch eine entzündungshemmende Wirkung. Durch Bärlauch wird die Umwandlung von Arachidonsäure in Prostaglandine gehemmt, die Entzündungsreaktionen hervorrufen können. Bärlauch kann auch die Entstehung von systemischen Gefäßentzündungen auf der Innenseite unserer Blutgefäße verhindern.
Bärlauch wirkt antibiotisch, tötet pathogene Pilze ab, wirkt antiviral, hält die Gefäße gesund, fördert die Wundheilung, hilft bei kalten Füßen und Händen, stärkt das Immunsystem, hilft bei Verdauungsbeschwerden, regt den Appetit an, lindert Blähungen, bekämpft Arteriosklerose, senkt einen zu hohen Blutdruck, hilft bei Herzrhythmus-Störungen, regeneriert die Darmflora, lindert Hautausschläge und die Symptome von Schuppenflechte, wirkt entzündungshemmend, hat eine Anti-Krebs-Wirkung, lindert Husten und Bronchitis und entgiftet Schwermetalle.
Bärlauch sollte wenn möglich frisch verwendet werden. Leider ist die Bärlauch-Zeit nur kurz. Für Tee lässt sich Bärlauch trocknen, für Gemüse einfrieren. Alternativ bietet sich Bärlauch Frischblatt Granulat oder Bärlauch Frischblatt Kapseln von Dr. Pandalis (Apotheke oder www.pandalis.de) an. Hierbei wurde der schonend getrocknete Bärlauch mit Hagebuttenschalen vor der Oxidation geschützt.
Bärlauch optimiert die Verdauung, fördert die Entgiftung und regeneriert die Darmflora. Ich gebe frische Bärlauchblätter in grüne Smoothies oder klein geschnitten in Salate und aufs Butterbrot. Aus den Blättern lässt sich ein leckeres Pesto auch ohne teure Pinienkerne sondern mit Sonnenblumenkernen herstellen. Bärlauch-Kräuterquark ist sehr lecker. Sie können auch Suppen und Soßen mit klein geschnittenem Bärlauch würzen. Butter oder Pflanzenbutter mit zerkleinertem Bärlauch vermischt und etwas Salz und Pfeffer ist eine Delikatesse. Die Butter lässt sich einfrieren. Wenn Sie sich einen Vorrat zulegen wollen, pürieren Sie Bärlauch-Blätter mit einem Stabmixer. Geben Sie auf hundert Gramm Bärlauch sieben Gramm Salz und etwas Olivenöl. Portionsweise in kleine Tiefkühlbeutel oder Eiswürfelfächer geben und einfrieren.
Bärlauch ist keine verwöhnte Kulturpflanze, sondern eine Wildpflanze und damit sehr pflegeleicht. Sie können Bärlauch ansäen, als Zwiebel stecken oder als Pflanze einpflanzen. Volle Sonne mag die Pflanze nicht, sondern Halbschatten am Liebsten unter Laubbäumen. Zwiebeln gibt es im Gartencenter, am besten steckt man zwei bis fünf Zwiebeln zusammen in einer Gruppe. Die Zwiebeln sollten zwei Zentimeter tief gesteckt werden. Am Schnellsten haben Sie Erfolg, wenn Sie fertige Pflanzen setzen. Hierfür ist der Herbst die beste Jahreszeit. Im Herbst gepflanzt, können Sie schon im nächsten Frühjahr Blätter ernten. Wenn Sie ins Freibeet pflanzen und nicht in Kübeln, wird sich der Bärlauch unterirdisch verbreiten und an vielen Stellen im Garten auftauchen. Ich lasse ihn gewähren und freue mich auch an den schönen weißen Blüten, die in der Vase lange haltbar sind.

Barbara Simonsohn,
„Heilsame Küchenkräuter. 10 Kräuter für Körper und Seele“,
Mankau Kompaktratgeber (ab April)