Aus der Kulturgeschichte der Gewalt austreten

Die Evolution hat ein reflektierendes Ich hervorgebracht, in dem sich das Leben selbst erblicken kann: den Menschen. „Der Mensch ist das Auge der Evolution“, hatte Aldous Huxley geschrieben. Was sieht dieses Auge? Es sieht zwei Welten: eine helle Welt von Liebe, Zusammengehörigkeit und Heilung – und eine dunkle Welt von Verzweiflung, Gewalt und Krieg. Beide Welten scheinen überall auf der Erde gleichzeitig zu existieren. Dunkelwelt: zum Beispiel die Maßnahmen gegen das Corona-Virus, die weltweit viel mehr Tote erzeugt haben als das Virus selbst, oder jetzt die Bombardierungen von Wohngebieten und Krankenhäusern und die zusätzlichen Gräueltaten (Butscha) im gegenwärtigen Ukrainekrieg. Fassungslos stehen wir vor einer humanitären Katastrophe, die jetzt auch Europa erreicht hat.
Die Dunkelwelt ist von Menschen gemacht, die andere kommt aus einer göttlichen Quelle im Universum, aus der wir alle ursprünglich gekommen sind. Ich habe sie in meinen Büchern die „heilige Matrix“ genannt. Sie hat ihren seelischen Abdruck in der ethischen Ausrüstung aller Menschen und kann deshalb überall verwirklicht werden. Einen Teil dieser Lichtwelt erleben wir gerade in der unglaublichen Hilfsbereitschaft von Millionen Menschen für die Opfer des Ukraine-Kriegs. Überall in der Welt, von Alaska bis Australien, leuchten die blau-gelben Farben der Ukraine. Hier geschieht etwas historisch Neues. Vielleicht stehen wir alle an einer Wende, die von der Dunkelheit ins Licht führt?
Die historisch gewachsenen Konzepte von Feindschaft und Krieg befinden sich tendenziell in Auflösung. Sie sind ohnehin falsch, denn wer heute dein Freund ist, kann früher dein Feind gewesen sein, und umgekehrt. Die ganze Geschichte von Tätern und Opfern wurde historisch inszeniert durch eine Epoche von gnadenloser religiöser, rassistischer und politischer Gewalt. Wie gern hätten sich die russischen Eindringlinge in der Ukraine mit ihren angeblichen Gegnern als Freunde vereinigt und zusammen ein Bier getrunken! Sie hätten dies tausendmal lieber getan als dem verordneten Massenmord zu folgen.
Es ist grundlegend falsch, den gegenwärtigen Krieg auf eine einzelne Person wie Putin zu fixieren, denn dieser Krieg wurzelt wie alle anderen in den Strukturen einer falsch programmierten Zivilisation, der wir alle immer noch angehören. Die russischen und die ukrainischen Soldaten sind dieselben Menschen. Sie haben einander nichts getan, sie könnten Freunde und Brüder sein. Trotzdem schießen sie aufeinander! Wir werden Schwierigkeiten haben, dies unseren Kindern und Enkeln zu erklären. Wir können es ja selbst kaum verstehen. Da ist in der Kriegsgeschichte der letzten Jahrtausende etwas Ungeheuerliches passiert, was den Menschen ihre Kraft, ihre Wahrheit und ihren Mut raubte und sie zu gehorsamen Untertanen degradierte. Sie mussten gehorchen, um unter den grausamen Bedingungen der imperialen Machtsysteme überleben zu können.
Alle großen Systeme der derzeitigen Welt – Amerika, Russland, Europa, China – sind gleichermaßen an diesem weltweiten Krieg beteiligt, denn alle betreiben auf ihre Weise die Vernichtung von Menschenleben, Tierleben und Natur.
Krieg entsteht, wenn das Leben der Menschen nicht mehr übereinstimmt mit den elementaren Gesetzen des Lebens und mit den inneren Lebenskräften der Menschen, mit den Regeln der Liebe untereinander, mit den Regeln der Liebe zu aller Kreatur, mit den Regeln des großen Lebensorganismus, dem wir alle angehören. In diesem Sinne befindet sich unsere gesamte Zivilisation seit Tausenden von Jahren in einem latenten Kriegszustand, denn durch die Erblast einer kontinuierlichen Kriegsgeschichte haben sich Menschen an viele Dinge gewöhnt, die eklatant gegen die Gesetze des Lebens verstoßen. Man betrachte nur die Konsumgewohnheiten und das Warenangebot in den Supermärkten. Wie viel Natur musste zerstört werden, wie viele Geschöpfe, Menschen und Tiere, mussten sterben, damit die Menschen ihr vermisstes Liebesglück durch Konsum kompensieren konnten!
Krieg entsteht, wenn an einer „heißen“ Stelle im Inneren eine Verletzung entstanden ist. Alles Äußere kommt aus einem Inneren. Im Äußeren werden die Konflikte ausgetragen, mit denen wir im Inneren nicht fertig werden. Das gilt überall: in den Gemeinschaften, in den Liebesbeziehungen und in der großen Politik. Im Äußeren werden die Feinde bekämpft, die wir als innere Schattenfiguren in uns tragen. Im Äußeren werden die Verurteilungen verteilt, die wir als latente Selbstverurteilung in uns tragen. So läuft die Kulturgeschichte des Menschen, die wir als „Tradition“ bezeichnen, von Generation zu Generation. Heute ist es Zeit, aus dieser Kulturgeschichte auszutreten und eine andere vorzubereiten.
Frieden wird politisch gleichgesetzt mit gesicherten Staatsgrenzen. Die Wurzeln des Krieges liegen aber vor allem in dem Leben, welches sich innerhalb dieser Grenzen vollzieht: in den Beziehungen der Menschen untereinander, in der Beziehung zwischen den Geschlechtern, in den verunglückten Liebesbeziehungen, im Verhältnis des Menschen zu Tieren, Natur und allen Mitgeschöpfen, in der Unterordnung aller Lebensvorgänge unter die Gesetze von Wirtschaft und Profit.
Betrachten wir als einfaches Beispiel das alltägliche Schicksal einer Kuh, der ihr Kalb weggenommen wird. Haben wir noch ein Gefühl für den Schmerz der Kuh und den Schmerz des Kalbes? Warum diese Gnadenlosigkeit des Menschen gegen die Liebeswelt der Tiere? Könnten wir es auch dann noch tun, wenn wir in einer realen Liebeswelt leben würden?
Ein zentraler Punkt der Kriegskultur liegt in der Beziehungskriminalität: in den vielen Verbrechen, den Morden und Totschlägen, den Hass-Ausbrüchen und feindseligen Aktionen, die aus abgelehnter Liebe und Eifersucht begangen werden. Man kann schauen, wohin man will: Hinter fast jedem Gewaltverbrechen, aber auch hinter fast jeder Depression und Verzweiflung steckt das Thema von Sex, Eifersucht und Verlassenheit. Hier ist eine Stelle, die in der politischen Diskussion brav und beständig ignoriert wird. An verunglückter Liebe sterben mehr Menschen als an allen anderen Unfällen. Die wirklichen inneren Themen der Menschen stehen noch auf keiner politischen Agenda. Es sind aber genau die Themen, an denen bisher fast alle politischen Bewegungen und Gemeinschaften gescheitert sind. Ich spreche aus reichlicher Erfahrung.
Wir leben heute in einer globalen Vernetzung, der unter den gegebenen Bedingungen des konkurrierenden Weltkapitalismus niemand vertrauen kann. Die Logik einer globalen Welt, welche den Prinzipien von Wirtschaft, Ausbeutung und Profit folgt, erzeugt einen sehr zerbrechlichen Begriff von Globalität. Das wirkliche Leben aber folgt einer anderen Logik, und wenn die ersten Menschen anfangen, ernsthaft dieser anderen Logik zu folgen, dann entsteht ein völlig anderer Begriff von Globalität: nämlich die Wiedereinordnung unserer menschlichen Existenz in die kosmischen, die ethischen und ökologischen Grundprinzipien des universellen Lebens, in die innere Zusammengehörigkeit aller Wesen und in die Kooperation mit allen Mitgeschöpfen. Auf dieser Stufe wird die kommende Welt zusammenkommen und die lebensgesetzlichen Konzepte finden, die wir brauchen, um uns harmonisch in das größere Ganze einzuordnen.
Die Lichtkräfte der Welt drängen mit Macht auf die Erde. Alle, die noch Liebe und Wahrheit in sich spüren, suchen einen neuen Weg des Lebens. Je mehr wir diesen Weg finden, desto entschlossener wird eine neue Kernkraft des Lebens alle Kriege beenden. Wir alle sind mit dieser Kernkraft verbunden. Wir sehen in voller Anteilnahme die unsäglichen Schmerzen der Kriege, aber wir sehen auch die andere Welt, wo wir mit dem Schmerz nicht mehr identifiziert sind, weil wir jetzt die Kräfte finden, die wir für die menschliche Heilungsarbeit brauchen. Die unzerstörbaren Kräfte der Liebe und Zusammengehörigkeit. Es ist tatsächlich die Entdeckung einer neuen Liebe und eines höheren Glücks, das sich da ankündigt.
Es geht um die Entdeckung einer neuen Lebensmöglichkeit, die in Wirklichkeit schon immer da war, die Wirklichkeit, die ich als „heilige Matrix“ beschrieben habe. Auch die Elektrizität war schon immer da, konnte aber erst im 19. Jahrhundert entdeckt und genutzt werden. Auf einmal gingen überall auf der Erde die Lichter an. Wenn die höheren Kräfte der heiligen Matrix auf die Erde kommen, werden auf ähnliche Weise an vielen anderen Stellen der Erde die geistigen Lichter angehen. Es gibt Regionen, wo sie möglicherweise schon angegangen sind: in Rojava im Norden Syriens, bei den Zapatisten in Mexiko, den Kogis im Norden Kolumbiens, in einigen Friedensdörfern wie San Josécito in Kolumbien und an vielen anderen Stellen der Erde.
Das bestehende System des Weltkapitalismus ist historisch am Ende. Viele von den Menschen, die heute als Aktivisten und Flüchlingshelfer unterwegs sind, werden nicht mehr in die alten Strukturen zurückkehren. Sie haben verstanden, mit wie viel Blut und Lüge das noch bestehende System des Weltkapitalismus verbunden ist. Wir können so nicht weitermachen, denn wir zerstören nicht nur die Seele der Natur (Klima, Artensterben etc.), sondern auch die Seele des Menschen einschließlich unserer eigenen. Alle 40 Sekunden nimmt sich ein Mensch auf der Erde das Leben.
Immer mehr Menschen wollen aussteigen, ein eigenes Leben aufbauen und wieder einen Sinn finden. Sie wollen für sich und ihre Kinder eine lebenswerte Zukunft aufbauen. Die Egozeiten sind vorbei, wir müssen zusammenarbeiten.
Viele Menschen auf der Erde sind heute schon zu dicht an der Botschaft des anderen Lebens, um sie wegen individueller Nöte und Konflikte wieder aufzugeben. Wenn es irgendwo in realer Manifestation gelingt, dann ist der Bann gebrochen. Bald werden in vielen Ländern ähnliche Lebensfelder entstehen. Langsam entsteht ein morphogenetisches Feld für die Bildung der neuen Lebenssysteme. Die Teilnehmer brauchen nicht alle die schwierigen Durchgänge der ersten Gruppen zu wiederholen, denn die realen Feldkräfte nehmen ihnen diese Arbeit ab.
Auf der Erde ist jetzt in den ersten Modellen ein Resonanzfeld zwischen dem irdischen Lebensfeld und dem kosmischen Heilfeld (heilige Matrix) entstanden. Überall, wo Menschen von der Energie dieses neuen Feldes erreicht werden, entstehen ähnliche Zukunftsstätten, die mit zunehmender Vernetzung das Resonanzfeld steigern und zu Tausenden von weiteren Gründungen führen werden. Dieter Duhm
Der Traum vom Paradies ist noch nicht zu Ende geträumt, er beginnt vielmehr, neue Konturen zu entwickeln. Und hier liegt mein Thema, meine Frage, meine Aufgabe und meine Bitte: Bitte helft mit, die Wahrheit der „anderen Realität“ zu erkennen, die Wahrheit einer höheren Kraft, die auf der Stelle Krankheit und Tod überwindet und unserem Leben die entscheidende Wendung gibt. Helft mit, diese Kraft in euren Aktionen, euren Gemeinschaften und Netzwerken zu manifestieren. Baut die neuen Lebenssysteme, in denen sich diese Kraft sammeln kann. Wenn das an den ersten Orten der Erde gelingt, dann gelingt es überall, denn die ganze Erde und die ganze Menschheit sind von Grund auf an diese Kraft angeschlossen.

Dr. Dieter Duhm, www.dieter-duhm.com,
www.tamera.org, www.the-plan.earth