Auf der Suche nach den Echsenmenschen

Auf der Suche nach den Echsenwesen

“Du musst einfach nur die Viecher in Ruhe lassen! Sonst nix!“
(Hagen Rether)

Jedes Tier hat als Symbol seine begründete Bedeutung, die je nach Kultur deutlich abweichen kann. Die Schlange zum Beispiel schützt sich unter dem Stein vor der Sonne, aber die Eidechse setzt sich ihrer Hitze aus, als würde sie sich von ihren Strahlen ernähren. Dass sie ihre Gliedmaßen nachwachsen lassen kann, machte die Eidechse in manchen Kulturen zum Sinnbild der Erneuerung und der Wiedergeburt. Neben Halbgeschöpfen, als Mensch mit Tierkopf oder mit menschlichem Oberkörper und einem Tier- Unterleib, findet man Götterdarstellungen, die nur mit einem oder mehreren kleineren Attribute von einem oder verschiedener Tiere ausgestattet wurden. Der ägyptische Himmelsgott Horus wurde unter anderem als Mensch mit Falkenhaupt dargestellt. Der griechische Minotaurus ist ein Mensch mit Stierkopf. Der Maya Gott Huracan hat einen Schlangenschweif und andere reptilienartige Merkmale. Er ist der Gott des Feuers und des Windes oder der Stürme und ist eng verbunden mit der Schöpfung der Welt und mit der Sintflut in der Maya Mythologie.

 

Die sogenannten ‘Echsen-Menschen von Obed’ sind Tonfiguren, die in den 20er Jahren bei Ausgrabungen im heutigen Südirak gefunden wurden. Sie werden der Obed-Kultur (5500-3500 v. Chr.) aus der Kupfersteinzeit zugeordnet. Den Namen verdanken sie ihren Reptilien-haften Armen und Schulterpartien und einem Eidechsen-ähnlichen Kopf. Der menschliche Körper und die Gesichtszüge, die ein leichtes Lächeln anzudeuten scheinen, sind fein ausgearbeitet. Nicht alle der inzwischen 120 bekannten Fundstücke haben ausgeprägte reptiloide Merkmale. Manche haben ein menschliches Haupt, wenn auch mit ungewöhnlicher Form. Fast 80 % sind weiblich und oft als stillende Mutter dargestellt. Sie könnten eine Versinnbildlichung des weiblichen Prinzips sein, wenn man die Eidechse als Symbol der Erneuerung des Lebens annimmt. Über die Anwendung der Figuren ist nichts bekannt. Wurden sie in Tempeln von der Priesterschaft verwendet oder in der Familie für einen Hausaltar? Vielleicht so, wie wir heute einmal im Jahr die Krippe-Figuren vom Dachboden holen und zu Weihnachten aufstellen?

 

Licht und Dunkelheit nehmen in den Legenden der Hopi einen bedeutenden Platz ein. Über hundert uns heute bekannter Erzählungen bezeugen, dass unter den indigenen Völkern Amerikas, parallel zur Mythologie des Morgen- und Abendlandes und des Fernen Ostens, eine eigene okkulte Lehre überdauert hat. In den 30er Jahren sorgte eine Legende in den USA für Aufsehen. Einem Stammesführer namens Chief Greenleave zufolge, haben vor etwa 5000 Jahren ein Volk von Echsen-Menschen unterirdische Städte und ein Tunnelsystem im Gebiet des heutigen Los Angeles errichtet. Schätze aus goldenen Artefakten wären dort verborgen. Diese Geschichte ist die tragende Säule, die die Reptiloiden-Idee mit der Hohl- Erde-Vorstellung in Verbindung bringt. Darüber hinaus findet man heute im Internet unbelegte Aussagen, die Hopi hätten diese Reptiloide als kaltblütige, emotionslose und ruchlose Energieräuber charakterisiert. Die erste bekannte Zusammenstellung von Hopi-Überlieferungen wurde 1905 niedergeschrieben. 1936 wurde ein kleiner Band veröffentlicht und 1963 erschien eine größere von 30 Hopi-Ältesten autorisierte Sammlung ihrer heiligen Texte. In keiner der Legenden ist je von Echsen-Menschen die Rede. Im Gesamtkontext, der die Hopi-Mythologie entwirft, gibt es gar keinen Platz dafür. Gleiches gilt für einen Schatz aus Gold. Es gibt dort nur ein Wesen, dem ‘böses’ zugeschrieben wird: Der Mensch, wenn er sich von den Vorgaben Gottes abwendet. So wundert es nicht, dass in Los Angeles, trotz Grabung bis 75 Meter in die Tiefe, nichts gefunden wurde. Was hier zu Tage kam, war wohl die Gier nach Gold. Das Gold unserer Tage scheinen die Klicks für Internet-Kontent zu sein, das mancherorts mit zweifelhaften Aussagen geschürft wird.

 

Die Theorie einer hohlen Erde wurde erstmals von Edmond Halley 1692 aufgestellt. Heute weiß man, dass seine Überlegung auf falschen Annahmen über die Gravitationstheorie von Isaac Newton basierte. Fantasyromane, wie Jules Vernes ‘Reise zum Mittelpunkt der Erde’, haben mit dieser Idee die Imaginationskraft von Generationen berührt. Heute ist die Masse der Erde durch umfangreiche geophysikalische Daten belegt und größere Hohlräume, etwa für eine verborgene Zivilisation, ausgeschlossen. Und dennoch – manche Aspekte der Los-Angeles-Legende lassen sich in den Hopi-Legenden wiederfinden. Die Unterwelt und unterirdische Höhlen haben darin einen festen Platz. Zwar keine Echsen – aber das Ameisen-Volk wird bis heute verehrt. Weit zurück in der Zeit haben die Hopi mehrere Weltuntergänge überliefert. In den ersten zwei, die noch vor der uns vertrauten Sintflut-Erzählung stattgefunden haben sollen, wurden die Hopi vom Ameisen-Volk gerettet. Die Hopi wurden zum Eingang eines riesigen Ameisenhügels oder Ameisen- Kivas geführt und lebten bei ihnen unter der Erde. Die Ameisen-Menschen teilten ihr Essen mit ihnen, sangen und erzählten sich Geschichten oder webten Decken. Das Ameisen-Volk musste fasten, um die Hopi für die beiden Aufenthalte mit ihren Vorräten durchzubringen. Deshalb, erzählen die Hopi, haben Ameisen heute eine so dünne Taille. Auch die Orion-Konstellation soll auf die Ameisen verweisen, da der ‘Gürtel des Orion’ dieser schlanken Taille gleicht.

 

Die Hopi betrachten sich mit allem verbunden, als ein Geist. Für sie umfasst ‘Hopi’ die Menschheit insgesamt und nicht nur die Menschen, die gerade leben. Die Legenden lehren in bildhafter Erzählweise, dass das Menschheitsbewusstsein kontinuierlich besteht, selbst wenn die Welt untergeht. Ein Ameisenhügel hat eine ähnliche Form wie eine Kiva. Die Kiva ist eine traditionelle Konstruktion der Pueblo Kulturen, die für Zeremonien und Versammlung vorbehalten war. Sie hat eine zentrale Bedeutung im spirituellen Leben der Hopi. Der meist runde Raum war in den Boden gebaut, hatte oft eine Feuerstelle, ein Lüftungskanal und einen mittigen Einstieg über eine große Leiter durch das oberirdisch angelegte Dach. Der Vergleich einer Ameisenkolonie und dem Leben eines Hopi-Stammes legt nahe, dass die Ameisen ein Symbol für die Hopi selber sein könnten: Der Stamm funktioniert als Einheit: Jäger und Sammler schwärmen aus, bringen Nahrung und Material heran, andere beschützen und versorgen die Heimstätte. Vorräte werden in Kammern gelagert und geteilt. Ameisen schützen ihre Nachkommen, die Larveneier, in tiefer gelegenen Kammern im festen Boden, wo sie bei Waldbrand oder Überflutung die besten Überlebenschancen haben. Der Ameisen-Kiva in der Legende könnte als transzendenter Raum gesehen werden, vergleichbar dem Devachan aus der Reinkarnationstheorie. Dort würden die Seelen bis zu ihrer Wiederverkörperung für eine gewisse Periode ruhen oder regenerieren. Nach dieser Idee, könnten die Ameisen-Menschen ‘Devas’, engelhafte Wesen, darstellen. Die Deutung für die Legenden um das Ameisen-Volk könnte dann so lauten: Während dieser globalen Katastrophen mussten die Seelen im Devanchan überdauern, bis die wenigen Überlebenden wieder eine Menschheit bildeten. Zwar gibt es im Devachan keine Zeit nach unserer Vorstellung, aber während des unüblichen langen Aufenthalts, wurden die Seelen mit Hilfe der Devas von den Untugenden der alten Welt gereinigt.

 

Die Legende ‘How the Hopi Indians reached their World’, erzählt vom Beginn des Lebens. Alle Kreaturen und Menschen lebten in Finsternis in der untersten von drei untereinanderliegenden Höhlen. Die Hopi mussten sich durch die Höhlen bis an die Oberwelt durcharbeiten. Die Höhlen sind eindeutig im übertragenen Sinn zu verstehen, da Menschen in absoluter Finsternis, eingezwängt, dicht an dicht, nicht leben können. Anscheinend sind die Hopi in ihrer Denkart bereit, sich sogar mit dem Bewusstsein vor der Stufe des Menschseins zu identifizieren. Die tiefste Höhle dürfte für die Evolution als Mineral stehen, das durch Druck zu Kristallen wird. Das Pflanzenreich als zweite Entwicklungsstufe und das Tierreich als dritte – und jede Stufe erlaubt dem Bewusstsein ein Stück mehr Entfaltung. Die Legende ‘Coming of the Hopi from the Underworld’, ist thematisch eng verwandt. Dort erschaffen die Hopi dann den Mond als Symbol für die Triebe und den Instinkt des trüben Tierbewusstseins. Als nächstes die Sonne, die für die Reifung des Solarplexus angesehen werden kann – das Aufleben der reichen Gefühlswelt und Beginn des menschlichen Bewusstseins. Nach der Erfahrung eines Sündenfalls und die Erkenntnis von Leben und Tod, die vermutlich für den Beginn des Denkens stehen, erreichen die Hopi die Oberfläche.

 

Symbole aus Vorzeiten stehen für Vorstellungszusammenhänge, die über die vorwiegend körperliche Wahrnehmung unseres Menschseins hinausgehen: Aspekte des Göttlichen, kosmische Kräfte oder Dimensionen. Sie haben den Vorteil, dass sie unabhängig von der Sprache Epochen überdauern und viel Information in sich komprimieren. Auf diese Weise gibt uns die Welt bis heute Rätsel auf. Mit Phantasie und Mut zum Irrtum kommen wir den Schätzen der Vergangenheit näher. Wie der schweizer Publizist Erich von Däniken, der seit über 50 Jahren eine, wie ich meine, bemerkenswerte Arbeit leistet. Er hat ein Millionenpublikum dazu gebracht, seine Vorstellungskraft auf die Idee von außerirdischen Besuchern in der Vergangenheit zu richten. Von Däniken hat es verstanden, dabei kein Gefühl der Bedrohung oder der Angst hervorzurufen. Angst in Verbindung mit Phantasie erzeugt Albträume.

 

Auf einmal ist da ein Monster unter dem Bett. Wer erinnert sich nicht an diese schönsten Kindheitstage mit Freunden und Abenteuer – wie wir abends selig in den Schlaf sanken? Lassen Sie uns dieses Urvertrauen bewahren. Das Vertrauen in Gott, die Liebe und die Mutter Erde.

 

Frank Reichelt