Wer sich mit dieser Pflanze beschäftigt, stellt fest: es ist tatsächlich „Musik in ihr drin“. Nicht nur enthält sie eine Fülle von Vitalstoffen, die synergetisch zusammenwirken als eine Art „Symphonie der Nährstoffe.“ Sondern Ashwagandha gehört zu den wenigen Adaptogenen, das sind Pflanzen, die sämtliche körperlichen und seelischen Funktionen optimieren. Bekannt als Adaptogene sind der koreanische Ginseng, der sibirische Rosenwurz oder die chinesische Shisandra-Beeren. Dann gehört Ashwagandha noch zu den wenigen Verjügungsmitteln oder Rasayanas in der altindischen Ayurveda-Lehre, die nicht nur dem Körper jugendliche Vitalität erhalten, sondern auch degenerativen Gehirnerkrankungen wie Demenz oder Alzheimer vorbeugen oder stoppen.
Wo gibt es das schon, eine Pflanze, die als „Schlafbeere“ – so die Übersetzung ihres Namens – zu einem schnellen und tiefen Schlaf verhilft, einem aber gleichzeitig Energie und Kraft schenkt? Ich hoffe, das Ashwagandha bald kein Geheimtipp mehr ist, sondern in aller Munde. Mehr als 1500 wissenschaftliche Studien allein bei der medizinischen Datenbank PubMed, darunter etliche mit Goldstandard, belegen die Wirksamkeit.
Ashwagandha gehört zu den 32 medizinisch aktiven Pflanzen, die weltweit am stärksten nachgefragt sind. Einer Nachfrage von 12 000 Tonnen pro Jahr steht ein Angebot von nur 6000 Tonnen gegenüber. Die Nachfrage auch bei uns hier in Europa steigt und steigt. Jeder, der angefangen hat, den Wurzelextrakt dieser Pflanze einzunehmen, wird sich besser fühlen und mit Stress besser klarkommen. Daher gibt es viele Stammkunden, welche die frohe Botschaft ihren Bekannten und Familienangehörigen weiter erzählen. Die „Ashwagandha-Gemeinde“ wächst und wächst.
Ashwagandha gehört zu den vielseitigsten Pflanzen, die ich kenne. Nebenwirkungen sind unbekannt, die Heilpflanze ist seit Jahrtausenden erprobt. Ich betrachte den „indischen Ginseng“ als intelligentes Superfood für alle Eventualitäten des Lebens. Mit Ashwagandha blüht der Mensch auf, als ob der lang ersehnte Sommerregen endlich auf ein ausgedörrtes Stück Land fällt. Wir kommen „back to balance“, zurück ins Gleichgewicht.
Ashwagandha schützt vor stressbedingten Krankheiten und verhindert die Langzeitschäden von Dauerstress. Sie verlängern unsere Aufmerksamkeitsspanne und steigern unsere geistige Leistungsfähigkeit. Adaptogene erhöhen unsere Belastbarkeit. Wie ein Schirm schützen sie uns vor einem Übermaß an Stress und Überforderung. Sie optimieren die sogenannte Stressantwort. Die Produktion von Stresshormonen wird reduziert, die Nebennieren entlastet und einer Erschöpfung dieses Organs, verbunden mit rapidem Leistungsabfall oder Burnout, wird vorgebeugt. Ashwagandha beruhigt die Nerven, bringt Sympathikus und Parasympathikus in Balance und wirkt angstlösend, antidepressiv und nervenstärkend. Die Pflanze schenkt Energie und gleichzeitig innere Ruhe und heitere Gelassenheit. Ashwagandha wirkt stimmungsaufhellend und –stabilisierend.
Ashwagandha wächst in Asien und den Mittelmeerländern, in Afrika und auf den Kanaren. Ihr Ursprung liegt in Indien, Sri Lanka und Pakistan. Es handelt sich bei Withania somnifera, so der lateinische Name, um einen immergrünen Strauch, der bis zu 1 ½ Meter Höhe wächst. Die Blätter sind oval und etwa 10 Zentimeter lang. Die Blüten sind grün bis hellgelb und stehen in Dolden zusammen. Daraus entwickeln sich leuchtend rote Früchte. Die meiste Heilkraft steckt in den Wurzeln, die zylindrisch geformt und fleischig sind und bis zu zwanzig Zentimeter lang wächst.
Warum „Queen of Ayurveda“?
Die altindische Ayurveda-Lehre vom langen und gesunden Leben ist 8000 Jahre alt. Ashwagandha nimmt in der ayurvedischen Arzneimittellehre einen ähnlichen Platz ein, wie Ginseng in der chinesischen Heilkunde und gilt als wirksamste verjüngende Heilpflanze. Diese Pflanzenfamilie mit Verjüngungscharakter wird Rasayana genannt. Ashwagandha nimmt als „Medhyarasayana“ eine Sonderstellung ein, weil diese Pflanze den Verstand fördert und die intellektuellen und kognitiven Fähigkeiten. So wird in Indien seit alters her Ashwagandha Kindern mit Gedächtnisdefiziten und Älteren verabreicht, deren kognitiven Fähigkeiten nachlassen. Ashwagandha als „Queen der Ayurveda“ und in mehr als 200 ayurvedischen Heilmitteln Bestandteil, wird darüber hinaus als Stärkungsmittel verordnet, als Brusya zur Stärkung der Sexualfunktionen von Mann und Frau, und als „Pustida“, als eine gesunde Nährstoffquelle. Unter den Rasayana- und Stärkungsmittln der Ayurveda-Lehre nimmt Ashwagandha den prominentesten Platz ein.
Die Ayurveda-Lehre nutzt Ashwagandha darüber hinaus bei Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stresskrankheiten, zur Stärkung des Immunsystems und kognitiven Störungen. Alle diese Indikationen sind von modernen Studien bestätigt worden.
Gesundheitlich relevante Inhaltsstoffe von Ashwagandha
Als biologisch aktive Substanzen stechen mehr als 130 Withanolide oder Steroidlactone hervor, das sind Triterpenoide, die zur Familie der bioaktiven Substanzen oder Pflanzenbegleitstoffe gehören. Die häufigsten sind Withanolid A, Withaferin A, Withanon und Withanolid D. Die Withanolide hemmen das Wachstum von Krebszellen, senken einen zu hohen Blutzuckerspiegel, wirken antioxidativ als Fänger freier Radikaler, schützen die Leber, wirken entzündungshemmend und wirken gegen Alzheimer und Demenz. Sie sind antibakteriell und antiviral wirksam und schützen das Gehirn, sind neuroprotektiv. Sie wirken herzstärkend und senken einen zu hohen Blutdruck und beugen Morbus Parkinson vor. Withanolide in Ashwagandha sind effektive Immunmodulatoren, sie optimieren das Immunsystem.
Es finden sich in der Pflanze auch antioxidativ wirkende Flavonoide wie Kaempferol, Rutin und Quercetin, Bitterstoffe zur Optimierung des Stoffwechsels und gesunde Fettsäuren. Ashwagandha ist mit 119 Milligramm pro 100 Gramm sehr eisenreich und wird daher bei Eisenmangel empfohlen. Auch der Anteil der Folsäure ist beachtlich.
Bei welchen Beschwerden Ashwagandha außerdem hilfreich ist
Die Inhaltsstoffe von Ashwagandha helfen, das Fortschreiten der degenerativen Muskelerkrankung ALS oder Amyotropher Lateralsklerose zu verlangsamen und die Symptome zu lindern. Krampflösende Inhaltsstoffe in Ashwaganda verringern die Häufigkeit von epileptischen Anfällen bei Epileptikern. Ashwagandha erhöht die Neuroplastizität, das heißt die Fähigkeit des Gehirns, auch im fortgeschrittenen Alter immer neue Synapsen zu bilden. Schlafprobleme wie Einschlaf- oder Durchschlafprobleme werden gelindert und die Schlafqualität steigt. Ashwagandha hilft bei Depressionen. Die Telomeraseaktivität steigt. Telomerase ist ein Enzym, dass die Zellen vor verfrühten Alterungsprozessen schützt. Studien zeigen, dass Ashwagandha als Schutzschild gegen Arteriosklerose, Bluthochdruck und koronare Herzerkrankungen wirkt. Die Pflanze wirkt blutzuckersenkend und beugt damit Diabetes Typ II vor. Die Insulinausschüttung wird gesteigert, und die Fett- und Skelettzellen nehmen mehr Glukose auf. Eine Unter- und Überfunktion der Schilddrüse kann mit Ahwagandha ausgeglichen werden. In zahlreichen Studien haben sich die Withanolide aus Ashwagandha oder ein Extrakt der ganzen Wurzeln als wirksam gezeigt zur Prophylaxe und Therapie von verschiedenen Krebserkrankungen. Bei Männern, die Ashwagandha zu sich nehmen, bleibt die Testesteronproduktion auch im Alter hoch, bei Frauen werden Wechseljahrsbeschwerden gemildert. Äußerlich helfen Auszüge aus Ashwagandha in Salben, Pigmentflecke zu reduzieren.
Mein Vater ist im letzten Jahr mit 104 Jahren nach einem erfüllten Leben gestorben. In seinem letzten Lebensjahr profitierte er von der Einnahme von Ashwagandha-Kapseln, die seine Lebensqualität und –freude steigerten, und ihn in die Lage versetzten, die Herausforderungen des Alterns und des Alltags gut zu bewältigen. Bis zuletzt war er geistig rege. Vielleicht ist Ashwagandha kein Allheilmittel, aber wir behalten damit in unserem stressigen Leben leichter Oberwasser. Damit wir unseren Seelenplan erfüllen können nach der Maxime von Mahathma Gandhi, „Sei du die Veränderung, die du von der Welt erhoffst.“
Barbara Simonsohn, „Ashwagandha – Wirkung und Anwendung einer uralten Heilwurzel“, Unimedica (Erscheinungsdatum 1.6. 2024)