Hao are you
1975 gehörte auch die Familie des Filmemachers Dieu Hao Do zu den rund 1,5 Millionen anderen Vietnamesen, die im Krieg ihre Heimat verlassen mussten. Danach zerbricht der Familienbund – und jeder sieht die Gründe woanders. Dieu Hao Dos Onkel sieht einen Erbstreit als Wurzel des familiären Übels, seine Mutter den Kommunismus. Doch die große Mehrheit der Familie spricht kein Wort mehr – über die Gründe und miteinander. Dieu Hao Do begibt sich für seinen Dokumentarfilm also auf Spurensuche, bei der er auch unweigerlich auf Traumata und Gewalt stößt. (ma)
Poor Things
Am besten gleich zur Sache kommen: Ein verrückter Wissenschaftler ersetzt das Gehirn einer Selbstmörderin durch das ihres ungeborenen Kindes und belebt das Ergebnis anschließend wieder. So weit so gut. Eine erwachsene Frau mit Baby-Manieren, die bald auch den eigenen Körper entdeckt und den Gelüsten eines Playboys vergnügt hopsend anheimfällt. „Poor Things“ ist eine skurrile, verrückte Sensation von Film. Eine erstklassige Performance der Hauptdarstellerin. 11 (ELF!) Oscar Nominierungen. Der Wahnsinn! Nicht für jeden geeignet. Egal. (mg)
Zone of Interest
Hedwig genießt den großen Garten, den sie liebevoll anpflanzt und stört sich scheinbar nicht am konstanten Wummern der Öfen, an gelegentlichen Schüssen, die über die Mauer hinüber wabern. Auch nicht am Klang des Orchesters, das an der Laderampe spielt, um die neuen Gefangenen in ein Gefühl der falschen Sicherheit zu wiegen. Nur gelegentlich bricht es aus ihr heraus, wenn sie eines ihrer Dienstmädchen anschnauzt. Was in diesem Fall besonders bedrohlich ist. Denn es droht nicht der Rausschmiss, sondern das Gas. Sandra Hüller brilliert einmal mehr. (am)
Golden Seniors
Welchen Einfluss hat regelmäßiges Meditieren auf die Gesundheit und das Wohlbefinden im Alter? Fünf Senior/Innen wollen es wissen. Sie nehmen an einer wissenschaftlichen Studie teil, während der sie Doku-Filmer François Kohler mit der Kamera begleitet. Die Studie untersucht die Auswirkungen der Meditation auf die mentale und physische Gesundheit älterer Menschen. „Golden Seniors“ ist kein aufregender Dokumentarfilm, sein Ausgang aber dennoch spannend. Er ist ruhig, fokussiert und braucht ein bisschen Geduld – wie das Meditieren selbst. (fd)
Hunter from Elsewhere – Eine Reise mit Helen Britton
Dieser poetische Dokumentarfilm startet am 07. März bundesweit in den Kinos. Mit ihrem Werk über die australische Künstlerin Helen Britton, die dort kürzlich zur „Living Treasure of Australian Craft“ gekürt wurde, führt uns Regisseurin Elena Alvarez Lutz durch wundersame Welten. An felsige Pazifikküsten, durch das australische Outback bis zu den Ruinen der Schwerindustrie. Aus ihren Begegnungen destilliert Helen Britton – einer Alchimistin gleich – verlorenes Wissen und verwandelt das gefundene Material in faszinierende Kunstwerke. (kh)
Des Teufels Bad
Oberösterreich im Jahr 1750: Agnes, jung verheiratet, findet in der fremden Welt ihres Mannes keinen Platz. Immer mehr zieht sich die tief religiöse und hochsensible Frau in sich selbst zurück, weg von der bäuerlichen Welt der Arbeit und des Alltags. Ein erschütternder Gewaltakt scheint ihr schließlich der einzige Ausweg aus dem inneren Gefängnis. Das abgründige Psychogramm einer Hoffenden, Suchenden, Fliehenden basiert auf historischen Protokollen und einem wahren, bisher unbeleuchteten Kapitel europäischer Frauen-Geschichte. (br)
Andrea lässt sich scheiden
Andrea lässt sich scheiden und das führt in der österreichischen Tragikomödie von Josef Hader zum Aufruhr im Dorf: Schließlich ist Andy (Thomas Stipsits) doch ein ganz Lieber! Wie kann Andrea (Birgit Minichmayr) sich da von ihm trennen wollen? Weiß die Polizistin es nicht besser? Die Lage verschlimmert sich weiter, als Andy Andrea nachts angetrunken vor den Wagen läuft. Er ist nach dem Autounfall sofort tot. Doch das darf niemand wissen, wenn Andrea ihren Job als Gesetzeshüterin behalten will. Also beschließt sie, sein Dahinscheiden geheim zu halten. (es)