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Ohne mich!

Wenn das, was man für sein Leben gern macht, zum täglichen Albtraum wird, bleibt einem keine Wahl — man muss aussteigen. Ein Lehrer berichtet.

„Wir gehören nicht dazu. Das ist eine schlichte Tatsache: Du gehörst nicht dazu. Ich gehöre nicht dazu. Wir können nicht dazugehören. All das ist Illusion! Das Dazugehören, das ist ja „die Herde“… Um dazu zu gehören, müssen wir total unbewusst sein.“ (Soham)

Ich war Deutschlehrer an einer Grundschule und liebte es, den Kindern Begeisterung fürs Lesen zu vermitteln. Ich liebe die Freude und den Stolz in den Augen der Kleinen, wenn sie einen Text mitlesen, begreifen oder vortragen können. Zu Stundenbeginn las ich stets eine kurze Geschichte vor, und hier lauschten selbst die Wildesten.

Ich erinnere mich noch an den Augenblick, als mich der Gedanke an eine Kündigung das erste Mal durchzuckte. Es war auf einer dieser unendlich drögen Dienstbesprechungen im Herbst 2020. Natürlich gab es wieder einmal nur ein Thema: Corona. Das Virus. Die Angst. Die Gefahren durch die Schüler. Die bedrohten Risikogruppen. Fast das halbe Kollegium zählte sich dazu. Ich hatte gelernt, mich zu verstellen. Kein Kollege, keine Kollegin ahnte, dass ich zu den verrückten „Verschwörungstheoretikern“ gehören könnte, die all die Lockdown-Maßnahmen für Wahnsinn hielten.
Ich hatte mich seit April 2020 in ein inneres Exil begeben. Ich ging den anderen aus dem Weg, wo immer ich konnte. Mein Platz im Lehrerzimmer war verwaist. Morgens kam ich zur Schule und ging direkt in den Klassenraum. Als Klassenleiter nichts Außergewöhnliches. Und viele glaubten wohl, ich hätte Angst, mich im Lehrerzimmer anzustecken.

Mir fehlte der Austausch mit den Kollegen. Fast alle von ihnen sind hochkompetente und erfahrene Lehrkräfte, die ihren Beruf mit großer Leidenschaft ausüben. Trotz allem habe und hatte ich größten Respekt vor der Schulleitung, die im Wochentakt auf die unablässig wechselnden Vorgaben der Verwaltung reagieren musste. Stundenpläne wurden über den Haufen geworfen und neu erstellt. Hygienekonzepte erarbeitet. Neue Vorschriften verkündet. Der Druck von oben war enorm. Man spürte die Überforderung und Verzweiflung und die Angst, bloß keinen Fehler zu machen.
Auf jener Dienstbesprechung, bei der ich zum ersten Mal ans Kündigen dachte, stand der Maskenzwang auf der Tagesordnung. Bislang war das Tragen von Masken freiwillig gewesen, und da hatte man alle Varianten gesehen: Schal unter der Nase, medizinische Maske, aufwendiges FFP2-Tuch, bunte Stofflappen. Manchem war die Maske bereits zum Talisman geworden. Aus dem fünfzigköpfigen Kollegium taten nur eine Handvoll offen ihren Widerwillen kund. Ein paar weitere schwiegen sicherlich, so wie ich, weil sie wussten, dass die Schulleitung den „Kurs der Vorsicht“ fuhr und unbedingt positive Fälle an der Schule vermeiden wollte. Auf dieser Dienstbesprechung offenbarte sich nun ein Geist, der mich am Verstand der Kollegen zweifeln ließ. Fast alle bestanden auf einem absoluten Maskenzwang auf dem gesamten Schulgelände. Zu jeder Zeit. Auch für die Kleinsten, die teilweise gerade mal sechs Jahre alt waren.

Mir wurde innerlich übel. Die Äußerungen verrieten panische Angst. Jemand hatte von einem Corona-Fall gehört, Krankenhaus, Beatmung. „Lieber einen Fetzen im Gesicht als einen Zettel am Zeh“, rief jemand, als ein Kollege Bedenken anmeldete und sagte, dass man den Kindern doch nicht zumuten könne, stundenlang mit Masken dazusitzen.

Seit diesem Tag konnte ich nicht mehr gut schlafen. Ich beruhigte mich anfangs, indem ich mir sagte, dass ich kein Kind zwingen würde, eine Maske aufzusetzen. Dann merkte ich, dass ich das gar nicht musste: Es gab drei, vier Kinder in der Klasse, die laut losschrien, sobald ein Mitschüler oder eine Mitschülerin die Maske nicht über der Nase hatte. Und sie fühlten sich im absoluten Recht. Verschämt zogen die Adressaten die Maske hoch. Ein paar bekamen Kopfschmerzen. Ich sagte einer Schülerin: „Geh doch auf den Gang hinaus, dort bist du allein und kannst die Maske runternehmen.“ Sie blickte mich völlig entgeistert an: „Das ist doch verboten.“ Sie hatte Ibuprofen dabei.

Dann folgte vor Weihnachten der harte Lockdown, der für die Schulen angeblich nur bis Anfang Januar dauern sollte. Doch keiner im Kollegium glaubte ernsthaft, dass die Bildungseinrichtungen im neuen Jahr wieder aufmachen würden. Und so kam es auch: Das Homeschooling wurde verlängert. Und wieder verlängert. Für alle war offensichtlich, dass die Kinder dabei nichts lernten. Einige nahmen an den Online-Besprechungen kein einziges Mal teil. Es gab kein wirkungsvolles Mittel, dagegen vorzugehen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass manche mit ausländischen Wurzeln während dieser Zeit in die Heimat gereist sind, in südlichere Gefilde. Und ich kann es ihnen nicht verdenken.

Als ich mich im Dezember 2020 von der Klasse verabschiedete und den Kindern einen guten Rutsch wünschte, ahnte ich noch nicht, dass ich mehrere Schüler und Schülerinnen nicht mehr sehen würde. Drei von ihnen haben die Option gewählt, dank der ausgesetzten Präsenzpflicht nicht mehr zur Schule zu kommen. Kein Unterricht ab Dezember bis zum heutigen Tag.
Auf das Homeschooling folgte im März das sogenannte „Wechselmodell“. Unterricht für die halbe Klasse, mal die eine Hälfte, mal die andere. Für mich war das stundenlange Maskentragen — und das Sprechen mit Maske — eine Tortur. Ich fühlte mich matt und abgeschlagen. Eine Krankschreibung kam für mich nicht in Frage. Ich spürte, dass ich als Klassenlehrer für viele Kinder ein fester Anker war. Sie merkten, dass ich keine Angst hatte. Bei mir durften sie sogar Gruppenarbeit machen, mussten im Klassenraum nicht weit auseinandersitzen, und wir gingen ganz oft ins Freie, auf „Exkursionen“, und hier konnten sie die Masken ablegen.

Ich habe ihnen nie gesagt, dass diese Exkursionen und die Gruppenarbeit eigentlich verboten waren. Ich hatte beschlossen, dieses Risiko einzugehen. Langsam aber sicher entwickelte ich mich zum Widerständler, noch immer nicht offen nach außen, aber innerlich hatte sich eine zunächst noch wacklige Wand aufgebaut, an der nun vieles abprallte, darunter eine harsche Ermahnung der Schulleitung, als ich einen Schüler nicht nach Hause schickte, weil dieser sich weigerte, in der Schule einen Selbsttest durchzuführen. Er hatte mir glaubhaft versichert, dass er sich zu Hause mit seinen Eltern getestet hatte … Hier folgte mein erster offener Akt des Widerstands: Ich erklärte der Klasse, dass ich eine Testung in der Schule nicht unterstützte und nur gegen meinen Willen durchführte.

Dies hatte eine Wirkung, die ich kaum für möglich gehalten hatte. Sämtliche Schüler und Schülerinnen teilten meine Ansicht. Und auch die Eltern. Die zweimal wöchentlich stattfindende Testorgie in der Klasse wurde zu einer kleinen Feier des Widerstands. Wir öffneten die Testpäckchen, holten die Röhrchen, die Verschlüsse, die Tupfer, die Plättchen heraus … Ich las eine Geschichte vor, und nach den absolvierten Tests warfen wir das Zeug in den Müll. Jeder Schüler war aufgeklärt: Selbst wenn der Test positiv ausfallen sollte, bedeutete das erst einmal gar nichts. Auf diese Weise gelang es, den potenziell sehr belastenden Vorgang des Testens für alle erträglich zu gestalten.

Es gab an der Schule in den Monaten April bis Juli in der Folge zwei „positive“ Fälle, beide erwiesen sich beim anschließenden PCR-Test als Fehlalarm. Krank war ohnehin keiner dieser Betroffenen.
Schon rasch wurde die Impfung dann zum alles beherrschenden Thema. „Was kriegst du?“ „Wann bist du dran?“ Nun wurde es konkret. Ich hatte im März mit vielen aus dem Kollegium gesprochen und wusste, dass sie die experimentellen Injektionen kritisch sahen, trotz ihrer Angst vor dem Virus. Diese Bedenken schienen sich in Luft aufzulösen. Oder war es doch der sanfte, allgegenwärtige Druck? Auf dem schwarzen Brett hing ab April eine Liste, in die sich die bereits geimpften Kollegen eintragen sollten. Sie wurde länger und länger. Bald wurden die Fragen hartnäckiger. „Du stehst ja noch gar nicht drauf? Wann bist du an der Reihe?“

In meinem Bekanntenkreis hatte ich mir die Formulierung angewöhnt, auf diese Frage zu antworten: „Ich finde, Probanden sollten gut bezahlt werden.“ An der Schule war Sarkasmus natürlich fehl am Platz. Ich sagte meistens einfach nichts, lächelte nur.

Kurz vor dem Ferienende mehrten sich Stimmen in der Öffentlichkeit, die eine Aufhebung des Maskenzwangs forderten. Rasch jedoch niedergebügelt von den sogenannten „Experten“. Auch an meiner Schule meldeten sich umgehend jene, die sich „unwohl fühlen würden“, wenn die Kinder keine Masken trügen. Inzwischen wurde von der Landesregierung beschlossen, die „Schutzmaßnahmen“ in den Schulen auch nach den Ferien fortzuführen. Und die anfangs bröcklige Wand in meinem Inneren ist inzwischen zu einer knallharten Betonwand geworden. Ich habe beschlossen, nicht mehr mitzumachen. Ich habe gekündigt.

Evgeny Atamanenko



Was sind eigentlich Psychedelika ?

„Es hat mir offene Augen und innere Empfindlichkeit für das Wunder der Schöpfung gegeben, und dafür bin ich meinem Schicksal dankbar.“ (Albert Hofmann)

Dass bestimmte pflanzliche Wirkstoffe unsere Wahrnehmung von uns selber und der Welt um uns herum verändern können, wissen Menschen seit Jahrtausenden. In vielen schamanistischen Kulturen und anderen traditionellen Heilsystemen auf der ganzen Welt wurden und werden nach wie vor mit derartigen Substanzen Heilung, mystische Einheitserfahrungen und Kontakt zu den Geistern und Ahnen gesucht. Seit der Entdeckung des LSD durch den Schweizer Chemiker Albert Hofmann im Jahre 1943 und seiner weltweiten Verbreitung in den 1960er Jahren haben Millionen von Menschen ein Werkzeug in die Hand bekommen, um spirituell-mystische Erfahrungen zu machen, welche sie in dieser Intensität und Unmittelbarkeit – wenn überhaupt – nur mit jahrelanger Meditation oder einer anderen, kontinuierlichen Praxis von Bewusstseinsarbeit hätten erreichen können.

Mit der Entdeckung des stark psychoaktiven Psilocybin und Psilocin in den mexikanischen «Zauberpilzen» durch den amerikanischen Privatgelehrten Robert Gordon Wasson und Albert Hofmann in den 1950er Jahren und dem gleichzeitigen Revival des Meskalins als psychoaktiver Bestandteil des Peyote- oder des San-Pedro-Kaktus traten weitere das Bewusstsein ver-ändernde Substanzen in den Fokus der damaligen «Gegenkultur». 1965 stieß der amerikanische Chemiker Alexander Shulgin auf das bereits im Jahre 1912 synthetisierte Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA). Die psychoaktive Substanz machte in den 1980er Jahren als Partydroge «Ecstasy» unter den Tanzbe-geisterten der Technoszene Furore.

Weil MDMA stark empathogen, das heißt verbindend und das Mitgefühl steigernd wirkt, hatte es in den USA schon früher Eingang in die Psychotherapie gefunden. Dies, um seelische Prozesse in der Therapie zu vertiefen oder zu beschleunigen und die Beziehung zum Therapeuten zu festigen und zu verstärken. In der Schweiz können LSD und MDMA nach einer längeren Verbotsphase heute wieder im Rahmen einer Ausnahmebewilligung von einer kleinen Anzahl Psychiatern legal an Patienten und Patientinnen in der Psychotherapie verabreicht werden.

Möglich geworden ist dies vor allem, weil es an neuen, wirksamen Medikamenten zur Behandlung psychischer Erkrankungen fehlt. Psychedelika mit ihrem vergleichsweise geringen körperlichen Gefährdungspotenzial und einer kaum vorhandenen physischen Abhängigkeitsgefahr könnten eine Alternative zur Behandlung psychisch kranker Menschen mit den gängigen Psychopharmaka darstellen. Beim Empathogen MDMA ist eine gewisse Vorsicht geboten. Tierexperimentelle Befunde lassen vermuten, dass regelmäßiger und hochfrequenter Konsum von MDMA auch beim Menschen zu einer Schädigung der Serotoninausschüttung im Gehirn führen kann.

In den letzten 20 Jahren ist die Liste von Substanzen, welche als Türöffner zu den «inneren Räumen» zur Verfügung stehen, durch den Gebrauch der wirkmächtigen Heilpflanzenmixtur Ayahuasca nochmals erweitert worden. Ayahuasca ist, wie die Autorin und der Autor von Ayahuasca – Rituale, Zaubertränke und visionäre Kunst aus Amazonien zu Recht schreiben, «eines der stärksten schamanischen Heilmittel, das die Menschheit der Pflanzenwelt zu verdanken hat». Bei der indigenen Bevölkerung von Amazonien wird Ayahuasca seit Jahrtausenden in schamanistischen Heilritualen verwendet. Der Konsum des aus mehreren Pflanzen gebrauten Suds, von denen eine das halluzinogene Tryptamin-Alkaloid DMT enthalten muss, verlangt seinen Adepten und Adeptinnen einiges ab. Übelkeit und Erbrechen bis zu Durchfall sind das übliche Eintrittsticket für tiefe spirituell-mystische Einsichten und Heilungserfahrungen.

Alle die oben erwähnten Substanzen gehören mit Ausnahme des MDMA zu den Psychedelika. Verschiedentlich spricht die Fachliteratur auch von Entheogenen – von Substanzen, die eine Erfahrung des All-Eins-Sein bewirken. Psychedelika lösen bei jenen, die sie zu sich nehmen, zum Teil überwältigende Visionen aus, welche ihnen tiefe Einsichten in die transpersonalen Bereiche ihrer Psyche geben können. Bewusstseinsforscher wie der Psychotherapeut und Arzt Stanislav Grof, aber auch Jack Kornfield, Ralph Metzner oder Ken Wilber haben diese Dimensionen des Bewusstseins in zahlreichen ihrer Werke detailliert ausgeführt.

Allen Psychedelika ist gemeinsam, dass sie bei jenen, die sich auf sie einlassen, spirituelle und mystische Erfahrungen auslösen können. Das geschieht nicht zwingend und nicht jedes Mal; die Wirkung ist stark abhängig von der Disposition, den Absichten, der momentanen seelisch-geistigen Verfassung des Probanden. Abhängig auch von den äußeren Rahmenbedingungen, dem Setting, unter welchem psychedelische Substanzen konsumiert werden, und natürlich von der Dosierung des Psychedelikums.

Früher oder später macht aber fast jeder «Psychonaut», jede «Psychonautin» die Erfahrung der «ozeanischen Selbstentgrenzung», wie sie der 2013 verstorbene Schweizer Psychologieprofessor Adolf Dittrich bezeichnet hat: die Empfindung, mehr als das persönliche Ich mit einem sterblichen Körper zu sein. Vielmehr mit etwas Größerem, «Heiligem» verbunden zu sein, das ewig währt. Menschen mit einem religiösen oder spirituellen Hintergrund bezeichnen denn auch Psychedelika vielfach als «Sakramente».

Gleichwohl erfordern diese wirkmächtigen Substanzen einen respektvollen und vorsichtigen Umgang. Zumal ihr Gebrauch von wenigen Ausnahmen abgesehen illegal, sprich unreguliert und unkontrolliert ist und der Psychonaut und die Psychonautin nie mit letzter Sicherheit wissen können, wie rein ihr Sakrament wirklich ist.

Umso wichtiger für eine gefahrlose Reise durch die inneren Räume sind Set und Setting, eine angepasste Dosierung der eingenommenen Substanz sowie für den Anfänger und die Anfängerin die Betreuung durch erfahrene und integre Fachpersonen.

Claude Weill, „Elysium – hin und zurück“, Edition Spuren

Titel: 30 Jahre AURA-Magazin….eine Reflexion

„Ich habe mich seit den 60er Jahren kaum weiterentwickelt. Meine Seele ist immer noch ein Hippie.“ (Whoopi Goldberg)

Mein Sohn Andro wird auch bald 30. Damals, bei der ersten Ausgabe, strahlte er als Baby vom ersten Titelbild. So wie sein kleiner Bruder auf dem aktuellen Cover. Ein wildes Jahr war dieses 1991. Meine Premiere als Seminarleiter, dann kam Andro und schließlich meldete ich den AURA-Verlag bei der Gemeinde an. Gleichzeitig fuhr ich täglich in meinem neuen, roten Alfa Romeo von Rott am Inn nach München in das Connection-Büro, wo ich noch als freiberuflicher Vertriebsleiter der gleichnamigen Zeitschrift tätig war. Zwei Jahre später, als die Connection bereits umgezogen war nach Niedertaufkirchen, folgte ich dann zusammen mit der AURA nach. Das war wirklich ein tolles Team damals und einige Kontakte aus diesen Jahren halten sich bis heute. Weil ich immer wieder gern in wassermännischer Aufbruchstimmung war, die Seminare gut liefen und die Praxistätigkeit als Spiritueller Therapeut viel Zulauf hatte, ließ ich die AURA schließlich für ein paar Jahre alleine in der Connection. Im Nachhinein mutet dieser Schritt ein wenig seltsam an, weil es eigentlich grade sehr gut lief.

Nach einigen Jahren holte ich mir schließlich Zeitung und Rechte zurück und AURA erschien wieder – und das bis heute – unter meinem Dach. Natürlich bin ich nicht reich geworden mit der AURA. Mit dem gleichen Aufwand hätte ich in dem Zeitraum wahrscheinlich mit einer anderen Tätigkeit wesentlich höhere Rücklagen bilden können. Aber ich sehe meine Arbeit mit 30 Jahre AURA Magazin, auch ein wenig als Karma Yoga und freue mich, wenn der ein oder andere Impuls zu irgendeinem guten Leben, dem spirituellen Wachstum und zu inspirierenden Kontakten beigetragen hat. Darüber hinaus hatte ich in all diesen Jahren das Privileg, meine Tätigkeiten um AURA herum zu mindestens 90% nicht als unangenehme oder lästige Arbeit zu empfinden. Und schon gar nicht fremdgesteuert. Immerhin ist die AURA, trotz aller Prognosen aus dem Nur-Noch-Online-Lager und mitten in der schwierigen Corona-Phase heute komplett schuldenfrei und erscheint unbeirrt weiterhin regelmäßig zwischen München und Salzburg. Noch immer glaube ich stur und unbeirrbar daran, dass die digitale Revolution letztendlich in einer ausgewogenen 50:50 Balance (print:online) landen wird. Natürlich hat die AURA längst eine starke Online-Präsenz, wobei wir es vorziehen, uns auf die eigene Webseite und die AURA Facebook-Seite zu konzentrieren, ohne uns im Netz zu zerstreuen. Luft nach oben bleibt natürlich immer.

Für die Zukunft geplant ist ein Imagefilm über 30 Jahre AURA-Magazin und ein furioses Jubiläumsfest, auf dem die AURA gewürdigt, gefeiert und dieser Kurz-Film dann uraufgeführt wird. Sobald dies planungstechnisch eben möglich ist. Zu Anfang des Jahres liebäugelte ich bereits mit einem schönen, großen AURA-Zentrum inklusive Tanzsaal und schönen Seminarräumen. Der Traum von diesem Ort hielt mich schöpferisch bei der Stange und guter Laune durch den letzten Winter hindurch und musste dann leider doch wieder losgelassen werden. Mal sehen, ob sich die übrig gebliebenen Ideen und Möglichkeiten in den kommenden Monaten an einem anderen Platz manifestieren werden. Auf jeden Fall wird die AURA weiterhin erscheinen, solange dies möglich ist. Am liebsten wäre mir natürlich ein baldiger Aufschwung nach dieser kargen Corona-Zeit.

Bedanken möchte ich mich in erster Linie bei meinen Eltern und allen Lesern, Vertriebsstellen und Anzeigenkunden, die das AURA Magazin über so viele Jahre begleitet und unterstützt haben. Herausheben möchte ich an dieser Stelle beispielsweise Lars Thiede und seine Bücherinsel in Rosenheim, der tatsächlich seit der ersten Ausgabe als Anzeigenkunde, Vertriebsstelle und mit redaktionellen Beiträgen dabei ist. Umso mehr wird auffällig, wie viele Projekte, Magazine und Persönlichkeiten innerhalb dieser Zeit in das öffentliche, spirituelle Blickfeld geraten und wieder verschwunden sind. Angesichts solcher Vergänglichkeiten erfüllt es mich schon ein wenig mit Stolz, so kontinuierlich und stur drangeblieben zu sein durch alle Höhen und Tiefen, die eine Herausgeber-Tätigkeit über 30 Jahre bereit hält. Die höchste Seitenzahl in einer AURA-Ausgabe wurde 1995 gedruckt, was aber auch auf eine unvernünftig, hohe Schriftgröße und ein unverschämt großzügiges Lay-Out zurückzuführen ist. Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei Claudia Meissner und ihrer „Kunst zu leben“, dem langjährigen Marktführer der Seminar-Anzeiger in Bayern, für die respektvolle Co-Existenz beider Magazine in all diesen Jahren. Besonderer Dank gebührt natürlich den langjährigen, freien Mitarbeitern des AURA-Magazins, wie z.B. Sonja Kellner, für die angenehme Zusammenarbeit rund um den Postversand. Das Gesicht, die Optik, das Lay-Out von AURA haben sich natürlich über die Jahre gewandelt und weiterentwickelt. Bedanken möchte ich mich bei folgenden Grafiker/Innen in chronologischer Reihenfolge, die sich die ingeniöse und nervenaufreibende Zusammenarbeit mit mir über viele Jahre angetan haben: Sonja Weigand, Susann Pasztor, Mandala Ulrike Bürger, Devapantha Gertrud Mayer, Grit Scholz, Monika Fischer, Franziska Götzke und Frauke Vieregg. Folgende Druckereien, die uns in 30 Jahren regelmäßig vorm offiziellen Erscheinungstermin mit einer Auflage zwischen 10.000 und 15.000 Exemplaren belieferten, möchte ich gerne hervorheben: Popp/Augsburg, Geiselberger/Altötting, Vochezer/Traunreut, F & W/Kienberg, Erdl/Trostberg, Rapp/Flintsbach, Aschenbrenner/Kufstein und Alpina/Innsbruck. Nicht zuletzt gebührt mein Dank für die kreative Zusammenarbeit den zahlreichen Fotografen, Autoren und Künstlern, die für AURA tätig waren und sind.

Letztlich ist es mir einfach eine Freude und ein inneres Anliegen ein wenig Inspiration zu empfangen und weiterzugeben. Möge die AURA einen kleinen Beitrag hier im Süden Bayerns geleistet haben in der Verbreitung, Verbindung und Verknüpfung konstruktiver, ganzheitlicher Gedanken und möge sich der eine Therapeut oder der andere Klient gefunden haben, durch die Vielzahl an Anzeigen, Veranstaltungen und Informationen in jeder AURA-Ausgabe. Einige Idealisten betrieben vor 30 Jahren bereits kleine Bio-Läden, in der die AURA kostenfrei für die Kunden ausgelegt werden konnte. Inzwischen gibt es in jeder Stadt einen oder mehrere Bio-Supermärkte, die natürlich, im AURA- Vertrieb, besonders zu Corona-Zeiten eine sehr große, wichtige Rolle spielen.
Damals vor 30 Jahren gab es noch kein Internet, keine E-Mails, keine Handys und kein Social-Media. Vielleicht ist AURA inzwischen ein Relikt vergangener Zeiten. Trotz paralleler, stets aktueller Online und Social-Media-Präsenz. Vielleicht war früher die AURA mit diesen ganzheitlichen Inhalten seiner Zeit bereits ein wenig voraus. Einige betrachten die AURA immer noch als einen reinen Esoterik-Anzeiger. Dabei geht es um nicht mehr oder weniger als die richtigen Impulse zur richtigen Zeit am rechten Ort, ganz egal wie esoterisch, biologisch oder bodenständig diese auch sind. Einen positiven Unterschied sollten diese Impulse eben bewirken. Am allerbesten im gewöhnlichen Alltag.
Letztlich steht die AURA zur Verfügung, um Verbindungen zu schaffen. Um zu unterhalten, zu informieren und zu inspirieren. Für diese Haltung steht AURA seit 30 Jahren. Auch heute, hier und jetzt. Und in Zukunft? Vielleicht doch ein AURA Zentrum, sobald wieder Seminare möglich sind? Mal sehen, ob es 2041 auch ein 50jähriges Jubiläum geben wird. Warum eigentlich nicht?!

Vismay Georg Huber, Herausgeber, AuraMagazin.com

Kloster oder Gefängnis….eine Reflexion

„Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“ ( Antoine de Saint-Exupéry)

Der chinesische Tierkreis besteht aus zwölf Zeichen, die jeweils einem anderen Tier zugeordnet sind. Die Ratte ist das erste Tier und hat damit gewissermaßen, ähnlich wie der erste Sohn in der Familie, den höchsten Rang, es leitet immer einen neuen Zyklus ein, der die nächsten zwölf Jahre bestimmt. Ratten stehen in China für höchste Intelligenz und die Fähigkeit, dank dieser Intelligenz auch in schwierigsten Situationen zu überleben. Wenn es Säugetiere gibt, die einen Atomkrieg überleben, dann am ehesten die Ratten. Es scheint, dass diese Intelligenz in diesem Jahr und, wenn man der chinesischen Astrologie folgt, für die nächsten zwölf Jahre besonders gefragt ist. Im Moment macht es mir nicht den Anschein, als ob wir in Europa verstehen würden, was das für uns bedeutet.
Ich bin auch eine Ratte, im September 2020 hat für mich ebenfalls ein neuer Zyklus begonnen. Als mir das Anfang des Jahres beim chinesischen Neujahrsfest aufgefallen ist, habe ich in der Rückschau festgestellt, dass ich zumindest seit meinem 36. Lebensjahr mit jedem Ratte-Jahr in eine neue Lebensphase eingetreten bin. Vor allem beruflich hat sich in diesen Jahren immer etwas grundlegend geändert, und das seither alle zwölf Jahre. Jetzt habe ich zweimal 36 Jahre hinter mir, mein siebter 12-Jahres-Zyklus hat begonnen, und mir ist klar, dass es vielleicht mein letzter sein wird. Wenn es noch eine Zugabe geben sollte, werde ich sie gerne nehmen, aber innerlich begebe ich mich auf meine letzte Lebensrunde. Dazu passt, dass ich im Mai ein Buch veröffentlicht habe, das die Arbeit dieser letzten 36 Jahre zusammenfasst und sich für mich wie mein Lebenswerk anfühlt. Es tut mir gut, mir das Nahen des Todes klar zu machen, sehr gut sogar. Anfangs war ich ein bisschen erschrocken, ich habe immer sehr gerne gelebt und tue dies auch heute noch. Ich wusste zwar, wie alt ich bin, und hatte auch kein Bedürfnis, mich jünger zu machen oder wieder jung zu sein, aber gefühlt habe ich mein Alter nicht, und so gelebt habe ich auch nicht. Jetzt sehe ich die Endlichkeit dieses Lebens, und wenn ich mich darauf einlasse, werde ich seltsamerweise ganz ruhig. Ich schreibe »seltsamerweise«, weil die meisten sich das nicht vorstellen können. Eigentlich ist es aber nicht seltsam. Wenn man einer Tatsache nicht ausweicht, sondern sich ihr offen stellt, wird man immer ruhig. Das gilt auch für den Tod.

Schreiben ist meine spirituelle Praxis, meine Meditation. Im Schreiben, wenn ich es ernst nehme und aufrichtig mit mir selbst und meinen Worten bin, begegne ich mir selbst. In meinen Dreißigern und Vierzigern habe ich es mit »richtiger« Meditation versucht – vor allem den von Osho entwickelten Methoden. Wenn ich alles zusammenrechnen würde, käme ich wohl auf mindestens zehn Jahre mit täglich einer Stunde Meditation. Jetzt, da ich dies schreibe und mich zu erinnern versuche, wundere ich mich, was ich alles gemacht habe, ich bin mir nämlich nie als großer Meditierer vorgekommen. Jetzt also Schreiben. Ich habe das gerade erst entdeckt – nicht das Schreiben, sondern dass es tatsächlich meine Meditation ist. Auch das, Corona, habe ich dir zu verdanken. Wenn es einem dabei um die Wahrheit geht, ist es eine strenge Übung, und die Wahrheit ist ein strenger Lehrmeister. Ich darf dabei nicht für andere schreiben, dann verliere ich mich. Jeder Satz, jedes Wort ist für mich. Sonst ist es nicht wahr. Die Wahrheit kann ich nur wahrnehmen, wenn ich für mich schreibe. Das heißt auch: nicht nur darauf zu schauen, was die anderen tun, sondern zugleich zu schauen und zu fühlen, was das, was sie tun, mit mir macht. Die Welt ist immer beides: Sie ist da und umgibt mich, und sie entsteht in mir. Im Zen-Buddhismus – und auch im Taoismus – gibt es eindrückliche Geschichten über das Bogenschießen oder die Kampfkunst. Erst jetzt beginne ich, sie zu begreifen. Der Schüler wird immer besser, er beherrscht alle Techniken und trifft immer das Ziel oder besiegt all seine Gegner, und der Meister sagt ihm, dass er nichts kann. Die wahre Meisterschaft ist erst erreicht, wenn er das Ziel trifft, ohne zu zielen. Wenn er nichts mehr will und nichts mehr tut, wenn der Bogen sich von alleine spannt und der Pfeil von alleine abfliegt und ins Schwarze trifft. Bis dahin muss er üben, üben, üben. So ähnlich geht es mir mit dem Schreiben. Ich übe noch, ich habe gerade erst angefangen. Gefängnis oder Kloster? Nun sitze ich also am Beginn dieses neuen Lebensabschnitts inmitten der Pandemie und fühle mich wie in einem Gefängnis. Laut unserer Planung sollte ich jetzt im Herbst wieder in China sein, um anschließend auf meiner geliebten Insel Koh Samui noch einen Urlaub dran-zuhängen, aber das alles habe ich schon im Frühjahr ad acta gelegt. Zeit für drei Wochen Urlaub – egal ob in Thailand oder Holland – hätte ich, reif dafür fühle ich mich auch, aber es wäre keine Erholung für mich, in der frischen Luft und sogar am Strand mit Maske rumzulaufen. Ich muss mich jedes Mal dazu zwingen, so ein Ding überzuziehen, wenn ich denn überhaupt mal ein Geschäft betrete. Glücklicherweise muss ich sie hier im Wald nicht tragen. Aber was nicht ist, kann ja, so wie unsere Politiker derzeit agieren, durchaus noch kommen. Ich kann das Gefängnis aber auch als Kloster betrachten und tue dies meist auch. Je nach Sichtweise ändert sich dabei mein Gemütszustand von »Am liebsten möchte ich mit der Axt reinschlagen« zu »Es ist alles gut, so wie es ist«. Anstatt wütend oder resigniert ob meiner Ohnmacht gegenüber der Politik und der ängstlich-aggressiven Stimmung, die ich in der Bevölkerung wahrnehme, werde ich dann still und spüre, dass der erzwungene klösterliche Rückzug mir, auch wenn er mir körperlich einige Schmerzen und Probleme bereitet, guttut, dass ich ihn vielleicht sogar brauche. Denn, wie gesagt, ich gehe auf meine letzte Runde, und selbst wenn noch eine Extrarunde obendrauf kommen sollte: Die grandiose Abenteuerreise, die mein Leben bisher war, nähert sich unaufhaltsam dem Ende, der Abschied von dieser Welt rückt näher, und es fühlt sich gut und passend an, sich das ganz klar zu machen und zu schauen, was es für mich bedeutet und wie es sich auf mein Leben auswirkt. Danke, Corona, dass du mir das zeigst. Und, das fällt mir jetzt sehr schwer zu sagen: Danke, ihr Politiker in Berlin und Düsseldorf, dass ihr mich mit euren Maßnahmen, die ich zum Teil für nachvollziehbar, zu weiten Teilen aber für töricht und teils auch für außerordentlich schädlich halte, bremst. Immerhin habe ich die Wahl, die Mauern, die ihr um mein Leben wie um das aller Menschen, die ihr zu vertreten glaubt, errichtet habt, für Gefängnismauern oder für Klostermauern zu halten. Ich habe mich für Letzteres entschieden, und damit bin ich frei. Es gibt kein Gefängnis. Ich bilde es mir ein. Ich bilde es mir genau so ein, wie die Frau, die vor einigen Jahren zur Beratung bei mir war, sich einbildete, dass sie ihre Kinder nicht umarmen könne, weil jemand sie zurückhalte. Sie hatte das Gefühl, es stehe dann immer jemand hinter ihr und halte sie fest. Als sie im Gespräch meinte: »Ich fühle es jetzt auch, ich fühle, dass jemand mich von hinten festhält«, bin ich aufgestanden und habe hinter sie geschaut. »Ich sehe niemanden«, habe ich gesagt, worauf sie antwortete: »Natürlich ist da niemand, aber ich habe immer das Gefühl!« Ich habe dann gesagt: »Gefühle lügen“.

Tatsächlich war das, was sie zu fühlen glaubte, kein Gefühl, sondern ein Gedanke. Richtige Gefühle lügen nie, Gedanken lügen oft und verkleiden sich dann als Gefühl. Auch mein Gefängnis ist ein Gedanke. Wenn ich das sehe, bin ich frei, auch wenn ich meine Maske tragen muss, meine Arbeit nicht machen, nicht reisen kann und mehr oder weniger zu Hause bleiben muss. Gefallen tut es mir aber trotzdem nicht, und daran gewöhnen will ich mich nicht. Das Kloster habe ich immer gemieden, obwohl es immer ganz nah war. Ich wäre auch nie freiwillig in ein Kloster gegangen, auch nicht zu einem Meditationsretreat wie manche meiner Freunde. Meine Freiheit war mir immer schon heilig, das Heilige hinter den Klostermauern fand ich eher bedrückend. Auch als ich gut zehn Jahre nach meinem Schulabschluss eine ganz andere Art von Kloster betrat, den indisch-westlichen Ashram von Osho, der damals noch Bhagwan Shree Rajneesh hieß und in der deutschen Presse als Sexguru und Sektenführer verteufelt wurde, habe ich dies nur als gelegentlicher, kurzzeitiger Besucher getan. Ich bin im Rahmen meiner damaligen Forschungsarbeit auf ihn aufmerksam geworden, und als ich mich näher damit befasst habe, erschien er mir als eine Gestalt wie einst Jesus, und so jemanden musste ich unbedingt persönlich erleben. Auf die Lehre habe ich mich ganz eingelassen, auf den organisatorischen Rahmen, in dem sie gelehrt und gelebt (in meinen Augen oft auch nicht gelebt) wurde, nur so weit wie unbedingt nötig. Die Atmosphäre dort war zwar eine ganz andere als in jeder Art von religiöser Einrichtung, die ich kannte, alle schienen sich vollkommen frei und ungezwungen zu fühlen und zu verhalten, Lachen, pulsierendes Leben mit Tanz, freier Liebe und ebenso freier Sexualität, die aus dem Moment der Begegnung entstanden und ebenso spontan wieder enden konnten, wechselten sich ab mit tiefer Stille, die nicht erzwungen war, sondern von innen kam – aber auch diesen in vielerlei Hinsicht ganz unklösterlichen und freiheitlichen Ashram, der sich später progressiv-westlich »Commune« nannte, umgaben unsichtbare, für mich aber wahrnehmbare Mauern, sodass ich mich nie ganz hineinbegeben habe. Meine Freiheit war mir immer kostbarer als alles andere – außer der Liebe und der Wahrheit. Für die war ich auch bereit, die Freiheit aufzugeben, denn in der Liebe und der Wahrheit, das habe ich wohl intuitiv gewusst, ist man immer frei. Das habe ich auch bei Osho immer gespürt, aber nicht in der Organisation, die ihn umgab. Immerhin habe ich dort entdeckt, dass es ein Innen in mir selbst gibt, einen Ort der Stille, der nicht von Mauern umgeben ist, mein inneres Kloster sozusagen. Nach vielen Jahren ist mir dieser Ort recht vertraut geworden, und wenn ich mich dort aufhalte, kann mir der äußerliche Lärm nichts anhaben.

Wilfried Nelles, „Also sprach Corona“, Scorpio

Lebenskunst

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst (Gandhi)

Tendenzen, die spürbar sind

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ So schrieb es der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry. Der vorliegende, teilweise utopische Text ist geeignet, diese Sehnsucht in uns zu wecken. Die berechtigte Kritik an der „Gesundheitspolitik“ der Regierung dürfte nicht genügen, um die Verhältnisse in dieser brenzligen Lage zu drehen. Es muss die Vorfreude auf ein besseres, ein freieres und liebevolleres Leben „danach“ hinzukommen. Im anderen Fall fehlen der notwendigen Rebellion der emotionale Antrieb und die positive Vision. Diese Geschichte geht von einem faszinierenden Gedankenspiel aus. Stellen wir uns vor, es wäre Sommer 2022, und der Corona-Spuk wäre vorbei. Wir säßen zusammen, zwar in den Trümmern eines perfiden politischen Experiments, jedoch glücklich, befreit und als Teil einer Gemeinschaft, die uns menschlich trägt. Lassen wir uns vom Sog dieser schönen Geschichte in eine bessere Zukunft ziehen!

Es ist ein wunderschöner Sommermorgen, Ende Juni 2022. Ich sitze in den frühen Morgenstunden auf meiner Terrasse und schaue auf unseren Gemüsegarten, den wir dieses Jahr so ausgebaut haben, dass es fast ein Selbstversorger-Garten geworden ist. Die Blumenwiese duftet und blüht wie verrückt, man könnte meinen, die Erde freut sich immer mehr, weil viele Menschen einen neuen Weg gehen. Ich nehme einen Schluck warmes Zitronenwasser und schweife mit meinen Gedanken ab, in die letzten Jahre, die geprägt waren von dem Wort Corona.

Als im Januar 2020 der Killervirus aus China in Europa ankam, wurde es noch nicht so richtig ernst genommen. Doch die Welle schaukelte sicher immer mehr hoch und im März gab es den ersten Lockdown. Ein Wort, das uns bisher unbekannt war. Wir durften nicht mehr nach draußen, alle Geschäfte, die gesamte Gastronomie wurden geschlossen. Der Internethandel blühte und die superreichen Oligarchen aus den USA bereicherten sich noch mehr. Später kam die Maskenpflicht hinzu, die dazu diente, uns unterbewusst dem politischen Gehorsam unterzuordnen und immer an das Killervirus erinnert zu werden. Manche Spitzenpolitiker begründeten diesen Gehorsam mit folgendem Argument: Weil auch sie den Befehlen gehorchen mussten, müssen sich auch die Bürger unterordnen.
Im Sommer erlebten wir kurze Öffnungen, die Hoffnung lautete ab sofort: der Impfstoff. Die Bundesregierung nahm Unsummen an Krediten auf, um die Entwicklung dieser neuartigen Impfstoffe zu finanzieren. Viele Firmen wetteiferten, damit sie die ersten für deren Zulassung sein konnten. Neue Maßnahmen und immer verrücktere Auswüchse nahmen weiter Fahrt auf. Vieles erinnert mich heute an ein Maßnahmenverbesserungspaket. Das Narrativ vom Killervirus musste ja aufrechterhalten werden. Werte wurden als Referenz genommen, die auf dem — wie mittlerweile bekannt — nicht geeigneten PCR-Test basierten.

Im Herbst und Winter wurden wir dann wieder eingesperrt, in den Lockdown, und noch mehr Menschen verloren ihren Arbeitsplatz oder, was besonders schlimm war, ihre Perspektive.
Die Suizidrate ist damals stark gestiegen, doch wurde auch dies jetzt erst bekannt. Kein Politiker interessierte sich für diese Schicksale.
Dann startete endlich die Impfkampagne mit den nicht erprobten Impfstoffen. Das wurde zum Glück gleich von Anfang an ein Desaster. Neben den logistisch unausgereiften Systemen traten extrem viele Nebenwirkungen auf. Das Furchtbare daran war, dass nie sauber erfasst wurde, wie viele Menschen tatsächlich in den Seniorenheimen starben. Laut Schätzungen waren es mehr als 20 Prozent in den ersten vier Monaten nach der Impfung. Dies wurde lange vollkommen verschwiegen.

Auf die Kinder wirkte sich die gesamte Situation anders aus. Durch Homeschooling und Vereinsamung freuen sie sich sehr, wieder zusammen sein zu können. Auch wenn die Schule heute anders aussieht als nur totes Lernen. Die Kinder werden von vielen liebevollen Menschen geheilt, sind draußen in der Natur und gewinnen nach und nach eine Rückbindung an die Natur. Dies freut mich am allermeisten und gibt mir sehr viel Hoffnung, dass Menschen heranwachsen, die diese Corona-Verrücktheit und den Psychoterror, den sie erleben mussten, auf diese Weise verarbeiten.
Das System kippte

Das Frühjahr und der Sommer 2021 waren geprägt vom Versuch, die Menschen mit immer verrückteren Maßnahmen weiterhin einzusperren. Doch kam immer mehr Licht in das System. Neben dem Impfdesaster kam das Schnelltestdesaster und dann der Maskenskandal. Als die ersten Politiker zurücktraten, nachdem herauskam, dass sie bei den Maskendeals hunderttausende Euros verdienten, drehte sich langsam alles. Auch der Einzelhandel und die Gastronomie wollten die immer verrückteren Maßnahmen nicht mehr mittragen. Einige öffneten einfach ihre Läden und Gaststätten und bedienten ihre Kunden und Gäste. Der Widerstand wurde immer stärker.

Auch viele, die anfangs noch pro Maßnahmen der Politik waren, kehrten der Politik immer mehr den Rücken zu. Manchmal dachte ich, es eskaliert und wir steuern auf Diktatur zu, die Gegner der Politik wurden mit Gewalt unterdrückt. Die Bilder in den TV-Nachrichten und Zeitungen waren besorgniserregend. Doch plötzlich gab es auch hier eine Umkehr, die Polizisten machten plötzlich nicht mehr mit. Denn ihre Familie und Freunde waren bei den Demonstranten. Sie wussten im tiefen Inneren, wenn sie nicht bei der Polizei wären, wären sie auch Demonstranten.
Niemand kann gegen seinen Willen Freunde oder die eigene Familie verletzen. Irgendwann verbündeten sich die Polizisten mit den Demonstranten, und dies war auch der Moment, in dem das System kippte.
Ich werde die hektischen Pressekonferenzen der Spitzenpolitiker nicht vergessen, als sie begannen, die Weltgesundheitsorganisation und das Robert Koch-Institut zu beschuldigen. Wieler und Co. mussten als Erstes gehen. Die Bauernopfer mussten als Erstes ran. Jens Spahn erklärte, er sei der große Menschenfreund und wollte doch nur die Bevölkerung schützen. Doch die Kanzlerin ließ ihn einfach fallen. Vieles erinnerte mich an den Untergang der DDR und des kommunistischen Systems. Alles war emotional und von Aktionismus geprägt. Das bereits eingefallene Kartenhaus sollte noch so erscheinen, als wäre es noch intakt.

Die Presse und das Fernsehen spielten anfangs in der Schmierenkomödie noch mit. Später wurde die Berichterstattung immer ehrlicher und für viele von uns auch unerträglich, als Hintergründe ans Licht kamen. Als fast ganz Deutschland auf die Straße ging, waren wir eigentlich — politisch gesehen — führungslos. Alle Spitzenpolitiker waren im Herbst irgendwie verschwunden oder wurden inhaftiert und werden heute in offenen Prozessen fair ihrer gerechten Strafe zugeführt. Die Kanzlerin hat sich abgesetzt, doch die Presse ist sicher, auch sie zu finden.
Kooperation und Nächstenliebe

Als dann das Geldsystem kippte, brach für einige Wochen Chaos aus. Viele hatten nicht vorgesorgt und wurden durch ihre naive Gutgläubigkeit überrascht. Ihr Geld hatte plötzlich keinen Wert mehr. Der Euro war über Nacht implodiert. Doch auch dies regulierte sich sehr schnell. Die Menschen sind wieder in Kooperation gegangen und plötzlich bekam das Wort Nächstenliebe wieder eine Bedeutung. Wir alle konnten uns wieder in die Augen sehen und uns mit einem Funkeln der Liebe begegnen, dies hat unseren Herzen nach dieser dunklen Zeit so lange gefehlt.
In dem Wissen, dass die Liebe alles heilt, sind wir als Menschen durch den Winter 2021/2022 gegangen. Jeder wusste, wir brauchen einander und helfen einander. Niemand musste hungern und wir saßen oft abends gesellig mit Freunden bei einem Glas Bier oder Wein zusammen und schätzten die Herzenswärme, die uns umgab.

Im Frühjahr 2022 gehörte dann das alte System endgültig der Vergangenheit an. Auch die Machtmonopole der amerikanischen Oligarchen waren endgültig hinfällig. Niemand benutzt mehr das Internet oder kauft bei Amazon. Jeder hat sein eigenes Netzwerk aufgebaut und bedient sich der regionalen Lebensmittel und Händler. Niemand kauft mehr den nutzlosen Einwegschrott aus China oder sonstigen Teilen der Welt. Auch in diesen Ländern ist eine starke Bewegung wieder zur Regionalität und zum Selbstversorgertum entstanden. Die Welle der Menschlichkeit hat den ganzen Planeten erfasst.
Jetzt arbeiten Menschen in der „Politik“ daran, dass eine Situation wie damals nicht wieder entstehen kann. Die Ursache liegt tiefer begraben, als wir dachten. Denn schon seit Jahrtausenden bildeten sich die Machtstrukturen im Hintergrund. Auch wenn es vordergründig immer wieder mal anders aussah, waren doch immer „dieselben“ an der Macht. Wie dem auch sei, ein Prozess der Menschlichkeit wurde gestartet und wir alle gehen diesen Weg mit. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir wissen, wo die Reise auch politisch hingehen wird. Doch die Menschheit verständigte sich darauf, friedlich zu sein und sich zu helfen. Allein dies zählt, alles andere wird die Zeit mit sich bringen.

Ich gehe wieder in den Garten und esse eine frühe Sorte meiner Tomaten und genieße die Sonnenstrahlen auf meiner Haut. In diesen Augenblicken fühle ich meine Verbundenheit zu meiner Mutter Erde besonders intensiv. Langsam steht auch meine Familie auf und es ist Zeit, in den neuen Tag zu gehen, der wie immer „neu“ ist. Danke für alles, was in den letzten Jahren passiert ist, auch wenn es manchmal nicht einfach schien.

Michael Bock , www.t-geist.de

Endlich gibt es einen effektiven Schutz vor Elektrosmog und 5G

Elektromagnetische Felder (kurz EMF) aus technischen Quellen zählen zu den ganz großen Gesundheitsrisiken unserer Zeit. Der Hauptgrund dafür liegt in dem wesentlichen Unterschied zwischen der Bio-Elektrizität unserer Körper und dem technisch erzeugten Wechselstrom. Jede biologische Zelle ist eine organische Gleichstrom-Batterie. Daher benötigen alle chemischen Stoffwechselprozesse ein elektromagnetisches Umfeld des Gleichstroms. Das Problem: Seit Nikolai Teslas Erfindung des „Wechselstrom-Polyphasengenerators“ vor rund 130 Jahren umgibt ein immer dichteres Wellenmeer von pulsierenden EMF die Erde. Pulsierend, weil Wechselstrom in Europa 50-mal (in den USA 60-mal) pro Sekunde die Pole wechselt. Unsere Zellen, die als Gleichstrombatterien funktionieren müssen, weil Polwechsel in der Natur nicht vorgesehen sind, reagieren auf pulsierende EMF mit einer massiven Öffnung der spannungsgesteuerten Calcium-Kanäle. Die durch elektrische Spannung modulierte Steuerung, die dafür sorgt, dass deutlich mehr Calcium außerhalb als innerhalb der Zelle ist, wird durch ein pulsierendes EMF völlig aus dem Takt gebracht. Die Folge: ein massiver, so niemals vorgesehener Einstrom von Calciumionen in die Zelle. Dieser Einstrom sorgt für elektrisches Chaos. Das Ergebnis sind freie Radikale.

Um sich vor freien Radikalen zu schützen, muss die Zelle ihre stärksten Gegenmaßnahmen ergreifen. Die Waffen der Zelle gegen freie Radikale sind: im Wachzustand NAD–Enzyme, im Schlafzustand Melatonin. NAD (Nikotinamid Adenin Dinukleotid) ist ein sehr kraftvoller Radikalfänger. Die eigentliche Aufgabe von NAD besteht allerdings darin, andere Enzyme in die Lage zu versetzen, Zellmembranen, DNA und Mitochondrien zu reparieren. Wenn die Zelle jedoch gezwungen wird, einen erheblichen Teil ihrer NAD-Enzyme zu verbrauchen, um die Folgen von EMF abzupuffern, geht das direkt auf Kosten von Vitalität und Wohlbefinden. Auch Melatonin ist eigentlich nicht dazu da, um EMF-induzierte freie Radikale abzufangen, sondern um einen gesunden und guten Schlaf zu garantieren, unsere Stimmung zu fördern und unsere Stressresilienz (Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress) zu unterstützen. Wird Melatonin hingegen als Antioxidans verschwendet, ist der Schlaf weniger erholsam. Das Gefühl, zwar zu funktionieren, aber nicht mehr wirklich lebendig zu sein, ist heutzutage eher die Norm als die Ausnahme. EMF sind eine Hauptursache dafür, denn durch den Mangel an NAD-Enzymen und Melatonin können die folgenden Symptome auftreten: Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsmangel, Verdauungsstörungen und Leaky Gut, emotionale Irritation und Gereiztheit, Muskelschmerzen und Steifheit, das ständige Gefühl der Überforderung.

In mehr als zehn Jahren der Versuche mit Energetisierungsverfahren haben wir herausgefunden, dass ein speziell konzipiertes Skalarwellenfeld in der Lage ist, Materie, die sich in diesem Feld befindet, so zu informieren, dass negative energetische Wirkungen auf biologisches Leben dauerhaft neutralisiert werden. Die Materie, die sich dafür am besten eignet, ist Shungit (auch: Schungit, Schungit-Kohle, Algenkohle). Shungit ist ein schwarzes Gestein aus der Erdfrühzeit, das hauptsächlich aus Kohlenstoff besteht und nur an wenigen Orten vorkommt. Shungit ist in seiner Wirkung einzigartig, denn es ist aus sich selbst heraus in der Lage EMF sprichwörtlich zu verschlucken: Wenn man einen WLAN-Router vor ein Messgerät stellt, das die Intensität des Signals bestimmt und dann eine entsprechend dicke Shungit-Scheibe zwischen Router und Messgerät platziert, verschwinden 80% der Strahlung – und zwar ohne reflektiert zu werden. Die Strahlung ist einfach weg. Ähnliche Untersuchungen wurden mit Radioaktivität gemacht und es hat sich gezeigt, dass Shungit Radioaktivität reduziert, ohne sich selbst damit aufzuladen. Nun können wir uns nicht rundum mit Shungit umgeben, denn dann würden weder Handy noch WLAN funktionieren, was nicht unser Ansinnen ist. Deshalb haben wir nach einem Weg gesucht, die Vorteile, die ein vernünftiger Umgang mit Technologien wie 5G bietet, zu nutzen und die dabei entstehenden Nachteile für Körper und Geist zu neutralisieren.

Wir behandeln Shungit mit einem Energetisierungsverfahren, das die natürlichen elektrosmogabsorbierenden Fähigkeiten des Steins potenziert und lebensenergiespendende Eigenschaften hinzufügt. Dieses Prinzip des Biomimicking, schenkt unseren Produkten die harmonisierende, regenerierende und stärkende Wirkung auf Körper und Geist. Durch den Prozess der Energetisierung ist es uns gelungen, die positiven Eigenschaften von Shungit so zu verstärken, dass schon kleine, aus energetisiertem Shungit gefertigte Objekte eine enorm effektive Wirkung auf unseren Organismus und andere biologische Systeme haben. Auch wenn der klassische kinesiologische Muskeltest ein bewährtes Diagnoseverfahren ist, gibt es mittlerweile Weiterentwicklungen, die differenzierte Ergebnisse liefern. Dazu gehört das Testen der Propriozeption, wodurch die Fähigkeit des Körpers sichtbar gemacht wird, intelligent auf die auf ihn einwirkenden Kräfte zu reagieren und Balance und Aufrichtungsreflexe aufrechtzuerhalten: So führt ein Handy, direkt am Körper platziert, zu einer Schwächung der Balance, während dasselbe Handy, das mit einem energetisierten Chip ausgestattet ist, die Balance stärkt. Diese Propriozeptionstests zeigen auf, dass das Gehirn durch EMF in seiner Funktionalität massiv eingeschränkt wird und daher der Körper während dem Testen nicht im Gleichgewicht gehalten werden kann.

Drei Testverfahren zeigen, dass unsere Produkte in der Lage sind, die Auswirkungen von Elektrosmog und 5G auf unsere Körper auf natürliche Weise zu neutralisieren. Darüber hinaus zeigen die neurobiologischen Tests nach Dr. Klinghardt eindrücklich, dass unsere Produkte Regulationsprozesse im menschlichen Organismus harmonisieren und insgesamt stärkend und revitalisierend auf Körper und Geist wirken. Insgesamt starten wir mit vier verschiedenen Produkten. Diese vier Produkte sind: der Handychip (ihn gibt es rund und eckig), der Chip für Tablet, Notebook und Desktop, der Anhänger, die Einlegesohlen. Ein kurzer Überblick zu den Produkten: Die Chips für Handy bzw. Tablet, Notebook und Desktop werden direkt an das entsprechende Gerät angebracht und wirken dort in erster Linie elektrosmogabsorbierend. Der Anhänger wird um den Hals, am besten zwischen Schilddrüse und Solar Plexus getragen. Hier kann er seine optimale Wirkung entfalten. Der Anhänger harmonisiert unser energetisches und emotionales Zentrum im Bereich von Solar Plexus, Herz und Lungen. Er besteht aus besonders wertvollem und hochwertigem Edelshungit. Die Einlegesohlen wirken über die Reflexzonen der Füße stärkend und revitalisierend auf den gesamten Körper und seine Organe. Sie aktivieren den Stoffwechsel, fördern die energetische Erdung und stimulieren den Energiefluss des Körpers insgesamt. Die allgegenwärtige Belastung durch elektromagnetische Strahlung macht einen kombinierten Schutz mit mehreren Produkten sinnvoll: Ein Anhänger zur Harmonisierung von Körper und Geist, Einlegesohlen zur Vitalisierung innerer Organe und Chips für Handy, Tablet/Notebook/Desktop zur Neutralisierung von Elektrosmog/5G. Aus diesem Grund haben wir diese Produkte in ein Basispaket für einen grundlegenden „Rundum-Schutz“ gepackt.

Weitere Infos: www.christian-dittrich-opitz.de, https://amrita.de/schutz-elektrosmog5g-c-333.html


Ist Grippe eine ansteckende Krankheit?

„Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen wie sie sind.“ (Karl Valentin)

Vieles ist zu Corona gesagt worden, aber in der Diskussion über aktuelle Themen der Medizin ist es auch immer wieder sinnvoll, die Wissenschaftsgeschichte zu betrachten, um zu überprüfen, auf welchen Grundannahmen wir eigentlich die aktuelle Diskussion führen.

Was Viren als Krankheitsursache allgemein angeht, empfehle ich das großartige Buch „Virus-Wahn“ von Thorsten Engelbrecht und Dr. Claus Köhnlein, das sehr gut wissenschaftsgeschichtlich darstellt, wie oft schon mit fragwürdiger Beweisführung Viren als Ursachen für Krankheiten dargestellt wurden. Wussten sie z.B. dass es einen viel plausibleren Zusammenhang zwischen Polio und DDT gibt, als zwischen Polio und einem Virus? „Virus-Wahn“ zeigt dies und viele weitere Zusammenhänge bei anderen Krankheiten auf, die lange ernsthaft wissenschaftlich diskutiert wurden, bis die „Viren -Lobby“ den wissenschaftlichen Diskurs diktierte.
Die Geschichte der Grippe

Eine ebenfalls lange Zeit und z.T. bis heute von Wissenschaftlern und Ärzten diskutierte Frage ist die, ob Grippe überhaupt eine Infektionskrankheit ist, die durch Ansteckung übertragen wird. Aber gibt es nicht die Grippe-Viren, wie aktuell Corona? Schon, aber der Entdecker des Grippe-Virus, Dr. Richard Shope, der 1931 zum ersten Mal Grippe-Viren in Schweinen isolieren konnte, war nicht der Ansicht, dass Grippe ansteckend sei. Und damit war er in guter Gesellschaft, denn über Jahrhunderte wurde Grippe, im Gegensatz zu Lepra, Pest, Typhus, Scharlach und vielen anderen Krankheiten von Ärzten und Gelehrten nicht als ansteckend betrachtet.

Wäre Grippe eine Infektionskrankheit, die man dich durch ein von außen eindringendes Virus einfängt, sollten logischerweise zwei Dinge zutreffen:
1. In vergangenen Jahrhunderten hätte sich die Grippe viel langsamer ausbreiten müssen, als heutzutage. Eine Pest-Epidemie im Mittelalter braucht sechs Monate, um ganz Europa zu erreichen, weil Ansteckung in Zeiten des Reisens zu Fuß, Pferd oder Segelschiff natürlich viel länger braucht als heutzutage.

2. Moderne Hygiene müsste die Grippe seltener gemacht und die Verläufe abgeschwächt haben. Hygiene hat schließlich die Pest, Cholera, Typhus, Lepra und viele andere Infektionen eliminiert oder massiv reduziert.

Beide Punkte treffen allerdings nicht zu. Der Hauptgrund dafür, dass niemand im 18. Jahrhundert glaubte, dass Grippe ansteckend sei, war ihr plötzliches, gleichzeitiges Auftreten. Grippewellen werden von europäischen und arabischen Chronisten seit 1580 aufgezeichnet. Die damals auftretenden Grippewellen wurden oft innerhalb weniger Tage in hunderten von Orten in Europa und der arabischen Welt registriert. Es gibt auch viele Aufzeichnungen von Schiffen, die nach Monaten auf See ohne Landgang plötzlich von der Grippe befallen wurden. Wenn das Schiff dann einen Hafen anlief, erfuhr die Besatzung, dass in der Hafenstadt am gleichen Tag wie auf dem Schiff die Grippe ausgebrochen war. Auch Flottenverbände mit etlichen Schiffen erfuhren manchmal einen Grippe-Ausbruch auf allen Schiffen gleichzeitig nach Wochen oder Monaten auf See. Diese Beobachtungen führten zu dem Schluss, dass Grippe durch einen unbekannten Einfluss zum Ausbruch gebracht wird. Daher entstand das englische Wort „Influenza“.

Auch Dr. Shope beobachtete, dass es Grippewellen bei Schweinen gab, die plötzlich in hunderten von Farmen in den USA gleichzeitig ausbrachen. Er vermutete, dass das von ihm entdeckte Virus latent in den Schweinen vorhanden war und dann zum Ausbruch kam, wenn sich die elektromagnetische Umgebung veränderte. Dies schloss er aus dem Auftreten von Grippe nach Wetterumschwüngen und dem saisonalen Charakter der Grippe.
Warum gibt es heute häufiger Grippe?

Grippe ist seit der Antike bekannt und wird, wie gesagt, seit 1580 lückenlos dokumentiert. In früheren Zeiten hatten Grippewellen Pausen von 10-15 Jahren und zwischen 1645 und 1727 gab es keine Grippe. Im Jahr 1727 hätte man einen 82jährigen Menschen kennen lernen können, in dessen Lebenszeit es nie eine Grippewelle gab. Es gab in diesen Jahren in Europa unzählige Tote durch die Pest, Cholera, Typhus, Scharlach, Diphterie und viele andere Infektionskrankheiten, weil die hygienischen Verhältnisse katastrophal waren.

Aber es gab keine Grippe.

Was war nun in dieser Zeit anders, als sonst? Die Antwort lautet: Das elektromagnetische Lebensumfeld auf der Erde. Astronomen kennen das Maunder-Minimum, benannt nach dem britischen Astronomen Edward Maunder, dass die Zeit von 1645 bis 1715 bezeichnet. Während in einem normalen Jahr 100 Sonnenflecken beobachtet werden, gab es zwischen 1645 und 1715 null bis maximal neun Sonnenflecken pro Jahr, im Durchschnitt waren es drei. Von 1715 bis 1727 nahm die Sonne langsam wieder Fahrt auf.

1727 gab es zum ersten Mal seit langem wieder 100 Sonnenflecken und auch Polarlichter, die ja durch Sonnenwinde erzeugt werden, traten wieder auf. 1728 gab es die dann wieder eine Grippewelle. Sonnenflecken führen zu massivem „Beschuss“ unserer Atmosphäre mit elektromagnetischen Wellen und geladenen Teilchen. Im Maunder-Minimum war dieser eine Faktor erheblich reduziert, während so viele andere Faktoren, die Infektionen begünstigen, präsent waren.

Grippewellen traten weiterhin mit 10-15 Jahren Pause auf, 1874 gab es eine Grippewelle, erst 1889 die nächste. Und genau seit diesem Jahr, 1889, haben wir jährliche Grippewellen.
Elektrizität und Grippe

Im Jahr 1888 erfand Nikolai Tesla den Polyphasen-Generator, der dem Wechselstrom zum Sieg über den von Thomas Edison favorisierten Gleichstrom verhalf. In den Jahren 1888-1889 wurden in einer beachtlichen technischen Leistung hunderttausende von Kilometern Stromkabel in den Städten der Welt verlegt. Seit dieser Zeit besucht uns die Grippe jedes Jahr.
Ende des 19. Jahrhunderts griffen viele neue Hygiene-Errungenschaften, die Müllabfuhr, neue Kanalisationen und Abwassersysteme, die Erkenntnisse von Ignaz Semmelweis über Krankenhaushygiene und vieles mehr. Infektionen traten einen Rückmarsch in den Statistiken der häufigsten Todesursachen an, der sich Mitte des 20 Jahrhunderts stabilisierte.
Grippe aber wurde nun häufiger – zehn bis fünfzehnmal häufiger, gemessen an den Grippewellen – und auch schwerer in den Verläufen. Die schlimmste Grippewelle aller Zeiten war die Spanische Grippe von 1918, mit 400 Millionen Kranken und Millionen von Toten weltweit.

In den Jahren 1917-1918 wurde weltweit mit großer Anstrengung die noch sehr krude Radiotechnologie installiert, weil sie im 1. Weltkrieg als drahtlose Telegraphie einen großen militärischen Nutzen hatte. Radiosender und Empfänger waren damals technisch viel weniger ausgereift, als heute und Sender mussten daher mit viel stärkere Leistung senden, um ein Signal zu übertragen. Und in dieses sehr stark veränderte elektromagnetische Umfeld explodierte plötzlich eine Grippe, die so tödlich war, wie keine zuvor.

Wie kommt man eigentlich darauf, dass diese Krankheit von einem Virus verursacht wurde, konnte man 1918 doch Viren noch nicht wissenschaftlich nachweisen?

Viele Jahre später fand man im Permafrost in Alaska vier Leichen von Menschen, die 1918 gestorben waren. In ihren Lungen fand man Bruckstücke eines Virus. Vier von 400 Millionen Menschen, die an dieser Grippe erkrankten und das gilt nun als Beweis für Ursache und Wirkung?

Das Gesundheitsamt in Boston führte übrigens 1918-1919 viele Experimente durch, um eine Ansteckung der Spanischen Grippe zu demonstrieren. Man nahm mutige, gesunde Probanden, die sich schwer an Spanischer Grippe Erkrankten bis auf 5cm näherten. Die Kranken wurden angewiesen, zu husten, während die Probanden einatmeten. Diese Prozedur dauerte fünf Minuten. Keine Ansteckung wurde so verursacht. Auch der direkte Transfer von Nasensekret Erkrankter in die Nase gesunder Probanden per Stäbchen führte zu keiner Ansteckung!
Corona korreliert mit veränderter Elektromagnetik

In den vergangenen Jahren wurden viele tausend Satelliten in die Atmosphäre gebracht, die uns weltweit mit einem neuen, umfassenden Feld elektromagnetischer Strahlung bedecken.
Die Idee, Corona würde von 5G verursacht, ist ja von den Vertretern der Viren-Hypothese dadurch „widerlegt“ worden, dass es so viele Corona-Fälle in Ländern wie Brasilien gebe, in denen 5G nicht installiert sei. Was dabei übersehen wird, ist die Tatsache, dass nicht erst funktionsfähiges 5G mit fertigen Sendemasten unsere elektromagnetische Umgebung massiv verändert, sondern dass die „Elon Musk“-Satelliten, die ja auch zur späteren Fertigstellung von 5G technische Voraussetzungen liefern, bereits jetzt weltweit massiv unsere Elektromagnetik verändert haben.
Korrelation oder Ursache und Wirkung?

Grippe korreliert ganz offensichtlich mit elektromagnetischen Einflüssen. Sie korreliert ebenso mit Viren oder, wie bei Corona, wo mit PCR nur Stellvertreter-Moleküle nachgewiesen werden, die Viren anzeigen sollen, eben mit solchen Molekülen. Korrelation ist nie ein Beweis für Ursache und Wirkung. Mein Automotor macht Geräusche, aber das Motorengeräusch ist nicht Ursache für den Antrieb, sondern eher ein Nebenprodukt.

Ich will nicht behaupten, zu wissen, dass elektromagnetische Einflüsse Grippe verursachen. Ich halte lediglich diese Korrelation für eine plausiblere Ursache, als die Viren. Und ich möchte auf jeden Fall dazu ermutigen, dass Menschen sich eigenständige Gedanken zu diesem Thema machen.

Christian Dittrich-Opitz, www.rubikon.news, www.christian-dittrich-opitz.de


Gurus und ihre Freundinnen

„Einer, der mehr Ahnung hatte als ich, sagte mal: Manchmal verspeist man den Bären und manchmal wird man eben vom Bären verspeist.“ (The Big Lebowski)

Melanie war mit ihrem Guru im Bett. Schon bevor es passierte, sprach sie lachend von ihm als „mein Ehe –
mann“. Mit ihren vierzig Jahren und einer gehörigen Portion Lebenserfahrung im Rucksack kann Melanie
wohl kaum als klassisches #MeToo-Opfer bezeichnet werden, obwohl sie bis zu einem gewissen Grad in diese Kategorie passt.

„Von dem Moment an, als ich sein Foto sah, fühlte ich mich zu ihm hingezogen“, erinnert sie sich und
beschreibt ihre Affäre mit einem Mann, der etwa zehn Jahre älter ist als sie selbst. „Ich wollte ihn treffen und
mit ihm reden. Es muss schon beim ersten Satsang offensichtlich gewesen sein, denn auch er sagte mir, er
wolle mit mir reden. Er lud mich zum Abendessen ein, und am darauffolgenden Abend landeten wir im Bett.“
Melanie, die aus London kommt, erläutert, dass es zuerst so aussah, als würden sie sich als zwei reife Er –
wachsene begegnen, doch bald bekam sie das Gefühl, in einen – wie sie es nannte – „Opfer-Space“, eine
Opferhaltung zu schlittern.

„Ich wurde zum verlorenen kleinen Mädchen, und er würde mein Retter sein, mein spiritueller Papa“, erinnert
sie sich. „Doch er hat mir nicht erlaubt, in diesem Zustand zu verharren. Er wies mich immer wieder darauf hin, und so schaffte ich es, mich da herauszuarbeiten.“ Melanie tritt leidenschaftlich dafür ein, durch die
Erfahrungen des Lebens zu lernen. Die Intensität leuchtet in ihren Augen, während sie ihren Kaffee
schlürft und dabei ihre Liebesaffäre Revue passieren lässt. „Man könnte natürlich sagen, dass er es nicht hätte zulassen dürfen, aber ich mache ihm keinerlei Vorwürfe“, sagt sie. „Wenn alles nicht so gelaufen wäre, wie es gelaufen ist, hätte ich niemals eine so wichtige Lernerfahrung gemacht.“

Ihr Guru ist jetzt nach Rishikesh umgezogen und sie fragt sich, ob sie sich ihm anschließen soll. Sie zögert
noch. Irgendwie spürt sie, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, und außerdem – so gesteht sie mit einem
Kichern – hat sie bereits jemand anderen kennengelernt – keinen Satsanglehrer, sondern einen Inder, der
eine ähnliche spirituelle Intensität besitzt. „Diesmal ist es das Herz. Es ist kein Sex im Spiel. Aber man weiß ja nie“, sinniert sie. „Sex kann immer ins Spiel kommen. Dann werde ich mich entscheiden müssen, ob ich das will.“

Dieser Tage scheinen alle auf dem Weg nach Rishikesh zu sein. Eine andere Freundin von mir, ein
paar Jahre älter als Melanie, wird dort an einem Retreat mit John de Ruiter, einem kanadischen Mystiker,
teilnehmen. In der Vergangenheit hat er oft in Tiru Satsangs gegeben und Retreats geleitet, aber in diesem
Jahr steht er nur in Rishikesh zur Verfügung.

Ich traf John vor langer Zeit, Ende der Neunziger Jahre, als er das Osho Resort in Pune besuchte. Wir fingen gerade ein Gespräch in der Nähe des Haupttors an, als eine attraktive junge Deutsche uns unterbrach, John direkt in die Augen sah und zu ihm sagte: „Ich möchte mit dir schlafen.“ John zeigte sich erstaunt. „Oh“ war alles, was er dazu hervorbrachte. Auch ich war verblüfft. Ich hatte mich zu dieser Frau hingezogen gefühlt und dachte, bei ihr sei eine langsame, allmähliche Annäherung angezeigt. Doch hier stand sie nun und sprach Klartext, um an eine Guru-ähnliche Figur heranzukommen.

Soweit ich weiß, wurde diese Verbindung nicht fortgesetzt, denn man ließ John ins Empfangsbüro kommen
und teilte ihm mit, er könne nicht bleiben. Warum nicht? Nun, nicht wegen irgendeines sexuellen Fehl –
verhaltens. Die zuständigen Leute im Resort machten sich eher Gedanken, dass John den Ort dafür nutzen
könnte, Anhänger für sich zu gewinnen, und das war nicht erlaubt. Das war die allgemeine Regel im Umgang mit Gurus, nicht speziell wegen John de Ruiter.

Etwa fünfzehn Jahre später, nachdem John eine internationale Fangemeinde gewonnen hatte, war er in
einen größeren Skandal verwickelt, der vor allem in Edmonton, Kanada, wo sein Hauptquartier ist, große
Wellen in den Medien schlug. Zwei schöne Schwestern, deren Vater John finanziell unterstützt hatte, reichten eine Zivilklage gegen ihren Guru ein. Sie behaupteten, er habe sie beide zu einer geheimen Dreiecksaffäre verführt, während er weiterhin mit seiner Ehefrau zusammenlebte. Dem Bericht einer kanadischen Zeitung zufolge behauptete eine der Frauen überdies, dass de Ruiter öffentlich eine Botschaft von ehelicher Treue und Aufrichtigkeit predigte, während er ihr privat zugeredet habe, sich ihm hinzugeben, weil es Gottes Wille sei. Weitere Enthüllungen über Affären mit anderen Frauen in der Gemeinschaft kamen dann kurz darauf ans Licht. Es gab ein großes Durcheinander. John scheint das Ganze jedoch überlebt zu haben, denn er bietet nach wie vor Meditationsretreats an. Zu einem solchen will meine Freundin hinfahren.

Hier gibt es ein paar Dinge für mich zu klären:

Erstens: Wie wir wissen, hat der Bekanntheitsgrad der #MeToo-Bewegung die öffentliche Aufmerksamkeit darauf gelenkt, wie sehr Männer in Machtpositionen versucht sind Frauen sexuell auszubeuten, die als Untergebene für sie arbeiten bzw. sich um Rat und Führung an sie wenden oder, wie hier hingebungsvolle Anhänger sein wollen. Dies ist ein riesiges Thema und hat zur Aufdeckung von Fehlverhalten in der spirituellen Welt, wie auch überall sonst geführt. Je besser diese Strukturen verstanden werden, desto besser sind die Frauen vorbereitet und davor geschützt.

Zweitens gibt es eine Unterkategorie, in der einige Frauen – ähnlich wie Groupies, die hinter Rockstars her
sind – bereit sind ihre Sexualität einzusetzen, um persönlichen Zugang zu männlichen spirituellen Lehrern
zu bekommen. Dies ist eine Grauzone, denn obwohl es keinen Zwang, keinen Druck gibt, ist dennoch ein
gewisses Maß an Ausbeutung vorhanden – möglicherweise auf beiden Seiten.

Drittens scheint es mir, dass in diesen modernen, emanzipierten Zeiten keine Notwendigkeit für Heuchelei mehr besteht. Anderen Menschen den Zölibat und eheliche Treue zu predigen, während man selbst
insgeheim sexuelle Freiheit genießt, ist einfach heuchlerisch. Wenn man selbst an sexuelle Freiheit glaubt, warum räumt man nicht allen das gleiche Recht ein? So lebten wir es damals in den Siebzigerjahren in Pune. Wir waren weltbekannt als „Ashram der freien Liebe“, in dem Männer und Frauen ermutigt wurden, ihre sexuelle Energie zu erforschen und gleichzeitig eingeladen wurden, tief in die Meditation einzutauchen.
Oshos Botschaft an die Welt lautete: Zölibat und sexuelle Treue haben nichts mit Spiritualität und Meditation zu tun. Sex sollte eine spielerische Angelegenheit sein, und zwei Menschen sollten nur so lange zusammenbleiben, wie sie in Liebe verbunden sind. Deshalb mögen alle spirituellen Lehrer freundlicherweise zur Kenntnis nehmen: Habt den Mut – wie wir damals –, wahrhaftig und echt zu sein. Predigt, was ihr lebt, und lebt, was ihr predigt. Wenn ihr kein Brahmacharya, kein zölibatär lebender Mensch seid, dann behauptet nicht, ihr wäret es. Wenn ihr für Ehrlichkeit eintretet, dann fangt bei euch selbst damit an.

Nachdem ich dies nun vom Stapel gelassen habe, muss ich noch eine weitere Dimension hinzufügen. Es
hört sich vielleicht seltsam an, ist aber nach meiner persönlichen Beobachtung wahr: Um Menschen zu helfen, muss man kein Heiliger sein – man kann auch lügen, stehlen und betrügen, ein Heuchler sein, ein
männliches chauvinistisches Schwein oder, im umgekehrten Fall, eine weibliche Nervensäge. Ich sage damit
nicht, dass man irgendetwas davon sein sollte. Ich sage nicht, dass diese Eigenschaften lobenswert oder verzeihlich seien. Ich sage nur, dass Spiritualität ein völlig anderes Spiel ist als konventionelles moralisches Verhalten. Die beiden treffen sich nicht.

In ihrem Buch „Holy Hell: A Memoir of Faith, Devotion, and Pure Madness“ („Heilige Hölle: Memoiren des
Glaubens, der Hingabe und des reinen Wahnsinns“), blickt die Autorin Gail Tredwell hinter das mütterliche
Image von Amma, der „umarmenden Heiligen“ (Hugging Saint) und hat mit ihren Vorwürfen über miss- bräuchliches Verhalten einen größeren internationalen Skandal ausgelöst. Tredwells Berichte mögen zwar zutreffend sein, aber sie ändern nichts an der Tatsache, dass Amma ein Kraftwerk kosmischer Energie ist, das die ganze Welt umarmen und Tausenden von Menschen einen Vorgeschmack der göttlichen Liebe geben kann.

Versteht ihr, was ich meine? Im vergangenen Jahr hat einer dieser „Sektenbeauftragten“ versucht, Mooji als spirituellen Lehrer zu diskreditieren. Was er aufzeigte, beruhte zum Teil vielleicht auf Fakten, aber Moojis Satsangs werden immer noch jenen Menschen zugutekommen, die zu ihnen hingehen. Und deshalb entscheidet sich eine intelligente Frau wie meine Freundin, die sich der Skandalgeschichten um John de Ruiter vollkommen bewusst ist, immer noch dafür, an seinem Retreat teilzunehmen, um die Zustände des universellen Bewusstseins zu genießen, die er mit anderen zu teilen vermag.

Ich möchte dies sehr nachdrücklich wiederholen: Ich sage das nicht, um missbräuchliches Verhalten zu
rechtfertigen. Ganz und gar nicht. Aber was ist, das ist. Die schlichte Tatsache ist: Man kann ein spirituelles
Phänomen nicht mit dem Moralkodex messen. Gutmeinende Zeitschriften, die Punkt für Punkt Ratschläge veröffentlichen, wie man es vermeiden kann, Opfer spiritueller Ausbeutung zu werden, verschwenden nur
ihre Zeit. Es könnte sein, dass jemand alle Kästchen des Tests ankreuzt und sich trotzdem als völliger
Blindgänger oder, was wahrscheinlicher ist, als raffinierter Schwindler entpuppt.

Was bleibt also? Worauf es letztlich ankommt, ist, dass du wie Melanie deine eigene Entscheidung treffen
musst. Auf der Grundlage dessen, was du in der Gegenwart von jemandem erlebst, musst du entscheiden,
ob es in Ordnung ist, mit dieser Person zusammen zu sein – und in welcher Art und Weise. Bei deiner Entscheidung können moralische Fragen eine Rolle spielen, auch deine persönlichen Vorlieben können ein Faktor sein, aber darüber hinaus werden spirituelle Erfahrungen immer ihre eigene, ausgeprägte und separate Rolle spielen.

Erwarte nicht, dass alles zusammen einen Sinn ergibt. Wenn du anfängst Fragen zu stellen wie: „Dieser Typ scheint ein Arschloch zu sein, wie kann er mein drittes Auge öffnen?“, kann es sein, dass du Kopfschmerzen bekommst, weil die Antwort vielleicht nicht deinen Vorstellungen entspricht. Du bist derjenige, der es entscheiden muss. Andere Menschen mögen deiner Meinung sein oder auch nicht. Die Gesellschaft könnte dich für verrückt erklären. Darum geht es nicht. Am Ende liegt es in deiner eigenen, höchstpersönlichen Verantwortung. Die Verantwortung, mein Freund, meine Freundin, hast du allein. Das ist das Risiko – und das ist deine Freiheit.

Subhuti Anand Weight (Die Gurus, die Stille und der Berg, Innenwelt)


Wilde Weisheit

„Die Natur gegen den Menschen, der Mensch gegen die Natur; Gott gegen den Menschen, der Mensch gegen Gott; Gott gegen die Natur, die Natur gegen Gott. Komische Religion.“ (D.T.Suzuki)

Was für ein Schock ist es für unser psychisches System, plötzlich aus der immensen Überreizung und Hochgeschwindigkeit, die unsere Kultur uns bietet, heraus zu fallen. Erst: Bäume und Straßen, Telefonmasten und vorbeiflitzende Autos, Werbeplakate und Radiogeplärre, Handyklingeln und die einschmeichelnde Stimme des Navi’s. Gerade noch Berge von Daten, die sich aus Medien und Computern im Sekundentakt über uns ergießen, schlagende Bässe aus Lautsprecheranlagen, das Röhren tief fliegender Passagier-Jets, das Jaulen einer Polizeisirene. Überall Worte, Zeichen und Symbole, die nach unseren Augen zu greifen scheinen und den Blick einfangen wie eine hilflos taumelnde Motte …

Und dann: gar keine Worte, Geräusche nur von den Flüssen und Wind in den Bäumen, das Knistern des Feuers. Klänge der Nacht im Wald, das archaische Bellen des Rehbocks, der Ruf des Käuzchens, das Flattern der Fledermaus, das Husten des Siebenschläfers. Nur Herzschlag und Atem sind plötzlich so laut. Und winzige Käfer machen einen Lärm, dass die Phantasie Purzelbäume schlägt. Ohren, Augen, Nase und Haut öffnen sich voller Verwunderung, Farbe, Gerüche und Formen werden lebendiger, so als ob sie ihre Schalen und Schuppen hätten fallenlassen. Der Geist nimmt in tiefen Zügen ein Orchester von Eindrücken, von Kräften und Systemen wahr und in sich auf: Sterben und Wiedergeburt rundherum, ein Fluss voller Gesundheit, der frei strömt, sich leise singend an Widerständen entlang schlängelt; ein Pfad, der sich durch den Wald windet, erst hier hin dann dorthin. Ein Versprechen von Überraschung, vom Einbruch des Unerwartetem. Ein friedliches sanftes Licht zwischen den Bäumen hier, das uns vor Hoffnung lächeln lässt; dunkle Schatten, Schluchten und Sumpf dort, der uns schaudern macht und erinnert an die Abgründe unseres Herzens und den Morast dunkler Gefühle und Wunden.

Wildnis: Sie bleibt auch in Zeiten von digitalen Bildschirmen, GPS, Google Earth und fast allgegenwärtiger Erreichbarkeit der Gegenentwurf zur zivilisatorischen Kontrolle, zum Mythos der technologischen Beherrschbarkeit, zur Rundum-Sicherheit, die uns Versicherungsmakler und Innenminister versprechen – und die wir deshalb bezahlen und wählen. All das ist draußen vergessen, alle Worte und Klischees verschwimmen. „Die zivilisatorische Schicht“ so hat es der amerikanische Psychologe Robert Greenway nach langen Forschungsreisen in die wilde Natur einmal formuliert „ist nur drei Tage dick!“ Wer länger draußen aushält, landet nach und nach in einer anderen Welt. Die Masken, die wir sonst herumtragen, zerbröseln, weil sie nutzlos werden. Nicht wie wir wirken, sondern wer wir sind, gerät in den Mittelpunkt. Das Ego lockert seinen festen Griff über uns, der dauernd nörgelnde Zweifler wird leiser. Andere Sinne werden wach. „Himmel, Wolken, Regen, Licht und Schatten werden miterlebt“, sagt der Ethnopsychologe Holger Kalweit, „so, als ob man selbst diese Wolkenbewegung ist, selbst dieser Vogelflug sein.“ Es folgt eine Auflösung der Zeitempfindung und das Phänomen einer wachsenden Schönheit, seien es die Farben des Waldes oder die eigene Biographie. „Sie können in der Wildnis etwas erleben, was jeder Mensch erlebt, wenn er lange in einer langen Badewanne gelegen hat“, sagt Rolf Haubl vom Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt: „Die Körpergrenze löst sich auf und die Grenze zwischen mir und der Umwelt wird unscharf. Das kann Angst machen aber auch die tiefe Sehnsucht erfüllen, mit einem übergeordneten transzendenten Ganzen eins zu werden, nicht mehr isoliert, sondern Teil der Wildnis zu sein.“ Die Wildnis zu erfahren ist etwas Physisches, was der Sprache vorausgeht. Ein dauerndes Deja vu uralter Wahrnehmung, Tiefenzeit. Es sind Empfindungen, die sich den Worten entziehen und eher mit musikalischen Metaphern zu begreifen sind: Unhörbare Orchester, in denen alles richtig klingt. Töne, die mit den Saiten unserer Psyche resonieren. Da gibt es Chöre, die in dunklen Nächten entlang nebliger Flüsse zu hängen scheinen, durch die Wildnis gelegte Melodielinien. Momente, in denen der eigene Herzschlag sich nicht mehr von einem Hintergrundimpuls unterscheidet, der wie ein leises Trommeln zu uns dringt. Und manchmal schlicht der Klang gewordenen Windwirbel, der mit den Nadelzweigen spielt. Wer das erlebt, schweigt, lächelt vielleicht – und fast jeder berichtet irgendwann von dem subjektiven Gefühl, das da eine Intelligenz zu uns spricht, Weisheit wach wird in einem wortlosen Flüstern zwischen Mensch und Mitwelt.

Wilde Weisheit? Wer die Nabelschnur zur ‚Zuvielisation’ einmal durchschneidet, begegnet fraglos einem größeren Wissen, was sich jenseits aller ‚Pisa-Tests’ bewegt. Schöpfungswissen, das alles andere ist als tot, geistlos und profan, sondern ein summendes, rauschendes, bewegtes Netz des Lebens bildet. Leben, das den menschlichen Gast manchmal ebenso erstaunt betrachtet, wie wir verwundert versuchen, diese harmonisch abgestimmte, rhythmisch pulsierende und sich konstant verändernde Fülle zu erfassen. Da muss kein transzendentes Wesen herumschweben. Trotzdem wird so etwas spürbar, wie ein ‚Geist der Wildnis’, der sich wie von selbst zusammensetzt aus all den Myriaden Verknüpfungen und Interdependenzen. Dann bildet wildes Land für den, der wieder lernt zu schauen, zu lauschen und zu spüren, so etwas wie die Matrix der Schöpfung, ein Grundmuster, aus dem sich Leben gewoben hat. Eine Quelle allen Lebens, die den Menschen zeigt, wie das große Ganze tickt, wächst und sich entwickelt. Ein riechbares, schmeckendes, spürbares Modell ‚natürlicher Evolution’ von der sich die kulturelle Evolution industrieller Wachstumsgesellschaften so gefährlich weit entfernt hat. Und vielleicht ein Wegweiser, wie sich zur ‚Bewahrung der Schöpfung’ die auseinanderstrebenden Pfeile der Entwicklung von Natur und Kultur wieder zubringen ließen.

Wildnis war lange Zeit das, wo Kultur nicht war. Wildnis war das ganz andere, bedrohliche, archaische, instinkthafte. Die Wildnis war außerhalb der Siedlungen und Städte, dort wo die ‚wilden Menschen’ wohnten, die Archetypen des ‚Grünen Mannes’, der ‚Wildfräulein’ und ‚Wolfsfrauen’. Es brauchte bis ins späte Mittelalter, als die Zisterzienser und Franziskaner auszogen, Klöster in die Wildnis und Kirchen in das Dorf setzten, und mit dem Slogan ‚ora et labora’ die Wälder rodeten, das Land ‚urbar’ und seine Bewohner christlicher Sitte und Moral unterwarfen. Erst die Zivilisation erfand den Begriff ‚Wildnis’ als Abgrenzung zu dem, was noch nicht der Kontrolle unterworfen war. Und kulturgeschichtlich setzte sich ein Denken durch, dass die Wildnis als ‚unfertige Schöpfung’ charakterisierte, in der es dem Menschen oblag, Gottes liegen gelassene Arbeit zu vollenden.

Heute, wo wir die katastrophalen Folgen dieses ‚Gotteskomplexes’ immer mehr zu spüren bekommen, verändert sich der Blick auf die Wildnis. Sie wird zum Ziel von Reisen in die ‚letzten Paradiese’, zum ‚Kulturgut’, in Parks geschützt. Dort sprechen Biologen nicht mehr vom ‚Naturschutz’, sondern vom ‚Prozess-Schutz’, weil nur in der verbliebenen Wildnis abzulesen ist, wie Evolution eigentlich jenseits unserer Projektionen funktioniert. Waldkindergärten führen die Kleinsten mittlerweile schon in der hintersten Provinz an die Weisheit von Mutter Natur, Wildnisschulen vermitteln Sinnsuchern und gestressten Managern die natürliche Kunst der Kooperation. Die Erlebnispädagogik preist den Wert der Wildnis für schulisches Lernen, soziale und initiatorische Therapien nutzen die Wildnis für Persönlichkeitsentwicklung. Dahinter steht eine grundsätzlich neue kulturelle, philosophische, psychologische und soziale Bewertung des „Wilden“, der „unberührten Natur“, der „ökologischen Selbstorganisation“. Statt den Menschen als einzigen Erschaffer und Bewahrer des „Guten, Reinen, Schönen“ zu sehen und die Wildnis mit Chaos, Unordnung, Schrecken und Gewalt zu assoziieren, wird die Wildnis heute eher als ursprünglich, harmonisch, nachhaltig, selbstorganisierend, gerecht empfunden.

Kein Dach über dem Kopf, nur eine Matte und ein Schlafsack als zu Hause, und darüber die Milchstraße als Millionen-Sterne-Hotel, bedeutet all den Schutz hinter sich zu lassen, aus der die Angst vor dem Unbekannten die Zivilisation gebaut hat. Aber es gibt einen Lohn, wenn wir die Furcht vor der Wildnis überwinden. Denn auch hier wird Weisheit wach, wenn die Schutzmauern geöffnet werden und der Mensch sich von der Wildnis mit allen Sinnen berühren lässt. Sinnlichkeit heißt berühren, sehen, riechen, schmecken, heißt angezogen sein, in Beziehung treten und spüren. Sinnlichkeit ist der Begriff dafür, sich mit der Welt zu verbinden, sie uns einzuverleiben, mit ihr zu verschmelzen. Je offener die Sinne, desto mehr sind wir mit der Welt verbunden. Und je tiefer dieses Zusammenspiel geht, desto deutlicher wird aus ‚Umwelt’ plötzlich ‚Mitwelt’. Dann wird so manchem Wildnis-Pilger erstaunt deutlich, dass Wildnis nicht nur ‚da draußen’, sondern auch im eigenen Körper steckt: Dass der Mensch nicht zum Menschen wurde, um Computermäuse und Handy-Tastaturen zu bedienen, sondern um als perfekt angepasstes Wildnis-Wesen überleben zu können. Dann werden wir der Tatsache gewahr, dass in uns wilde Ströme aus Blut und Flüssigkeiten fließen, unzivilisierte Atemwinde wehen, Verdauung wie Geysire brodelt, das Unbewusste im Traum wie der ‚Geist der Wildnis’ wirkt. Dann werden Instinkte, Intuition, Sexualität, Körperwissen zur inneren ‚wilden Weisheit’, die in uns steckt und wir eröffnen können, wenn sich bei einem Gang in die Wildnis die verschütteten Zugänge sich wieder öffnen. Denn was sind wir, jenseits der zivilisatorischen Konventionen, anders als Menschnatur und Körperwildnis.

Es ist das symbolische Zusammenspiel zwischen Innen und Außen, dass bei einem Aufenthalt in der Wildnis die vielen Ebenen der Weisheit weckt. Kein trockenes Wissen, an das wir glauben müssen, sondern als Erfahrung, die so tief wirkt, weil sie mit dem ganzen Körper, dem Geist und der Seele Innen und Außen erlebt wurde. Nach und Nach erkennt auch die Biologie, die Wahrnehmungsforschung und Psychologie, dass wir die Wildnis brauchen, um ganz Mensch zu sein können. Dass sich im Spiegel der Natur die Landschaft der Seele formen und entwickeln kann. Dass die wilde Vielfalt der Natur dem komplexen Wesen Mensch viel mehr entspricht als einfältige Monokulturen. Draußen spricht jedes Schlammloch vom Sumpf der Gefühle, jedes Baumpaar von der Sehnsucht nach Liebe, jedes Todholz von ‚Stirb und Werde’, jedes Gewitter von Kontrollverlust, jeder Schmetterling von Transformation, jeder Sonnenaufgang von Hoffnung. Auch in dieser Ganzwerdung liegt Weisheit – und eine Rückverbindung, die manche vom Wort ‚religio’ herleiten. „Mir scheint die Sehnsucht nach Wildnis in der Tat eine religiöse Sehnsucht zu sein“ sagt deshalb der Religionswissenschaftler Michael v. Brück.

Ein Pilgergang, ein Retreat, eine Auszeit in der Wildnis kann Weltbilder ins Rutschen bringen, weil die Selbstorganisation dort draußen viel weiser scheint, als alle wackeligen kulturellen Konstruktionen. In ihr lässt sich erkennen, wo wir herkommen, welche Rolle im Netz des Lebens wir spielen, wo wir stehen auf der Reise durch das Leben. Die Wildnis öffnet tiefste Fragen und fordert Arbeit an den Antworten. Sie vergewissert den Menschen seiner Selbst, zwingt zur Rückkehr auf das Wesentliche, fordert Präsenz und Achtsamkeit gegenüber dem Geheimnis des Lebens. Sie bricht ein für allemal mit der zivilisatorischen Lüge, dass wir getrennt wären von der Natur und beendet jeden Anthropozentrismus, der allein den Menschen an die Spitze der Schöpfung stellt. Weisheiten, die vielleicht nicht jedem gefallen, weil sie – einmal erkannt – uns nicht weiterleben lassen wie bisher. Es ist eine emanzipatorische Weisheit für den überkulturierten Menschen, die da aufbricht. Frei von Ideologien und vielleicht nur in der Sprache einer Poesie zu fassen, die der Literat D.H. Lawrence gefunden hat:
„Wenn wir wieder in die Wälder gehen, werden wir zittern vor Kälte und Furcht. Doch wir werden Dinge erleben, so dass wir uns selbst nicht mehr kennen; kühles, wahres Leben wird sich auf uns stürzen, und Leidenschaft wird unseren Körper mit Kraft erfüllen. Mit neuer Kraft werden wir aufstampfen und alles Alte wird abfallen. Wir werden lachen, und Gesetze werden sich kräuseln wie verbranntes Papier.“

Geseko v. Lüpke, www.frei-verbunden-sein.de


Normopathie ist schwerste Krankheit unserer Zeit

„Das menschliche Bedürfnis nach Anpassung und Unterordnung verkommt in Corona-Zeiten zur realen Gefahr.“ (Christian Dittrich-Opitz)

Sie ziehen in den Krieg und jubeln Diktatoren zu. Sie schlagen ihre Frauen und Kinder und verzehren täglich ohne mit der Wimper zu zucken Fleisch aus Qualtierhaltung. Sie befolgen die absurdesten weltlichen und religiösen Vorschriften mit Inbrunst und haben Freude daran, Abweichlern die Leviten zu lesen. Sie unterdrückten ihre eigenen Gefühle ebenso wie Menschen, die nicht genauso aussehen und so sind wie sie selbst. Sie dienen jedem noch so grausamen Irrsinn als Stütze — ob es sich um ein System der Sklaverei handelt, um eine Bank, die in Umweltzerstörung investiert oder um sinnlose Kontaktverbote in Corona-Zeiten. Von welcher beklagenswerten Personengruppe könnte hier die Rede sein? Gemeint sind die Normalen.

Autoren wie Rainer Mausfeld haben die „Normopathie“, also krankhafte Anpassung an destruktive Systeme, ausführlich beschrieben. Ein Blick in die Geschichte heilt uns schnell von übermäßigem Respekt vor dem, was uns gesellschaftlich als normal verkauft wird. Nur Bewusstseinsarbeit und Mut schützen uns davor, dem Wahnsinn der jeweiligen Epoche, in der wir leben, zu erliegen. Zugegeben, die Überschrift ist provokant, denn wer kann schon mit Sicherheit sagen, welche Krankheit, die zurzeit auf der Welt grassiert, die folgenschwerste ist? Aber nach meiner ganz persönlichen Meinung sehe ich die Normopathie, das heißt die zwanghafte Anpassung an genormtes Verhalten und Denken, als die folgenschwerste Krankheit unserer Zeit an.

Der Kognitionsforscher Rainer Mausfeld beschreibt in seinem brillanten Buch „Warum schweigen die Lämmer“ auf sehr klare Weise die psychologische Tendenz des Menschen, den Status quo allen anderen, auch objektiv deutlich besseren Alternativen vorzuziehen. Geschichtliche Beispiele sind hinreichend bekannt. Viele Sklaven in den US-amerikanischen Südstaaten kämpften im Bürgerkrieg freiwillig für ihre Besitzer und gegen ihre potenziellen Befreier. Lebensgewohnheiten können sich noch so schädlich auf die Gesundheit und Lebensfreude von Menschen auswirken, sie zu ändern, bedeutet, Vertrautes hinter sich zu lassen. Vielen Menschen fällt dieser Schritt schwerer, als Krankheit und Unglücklichsein hinzunehmen.

Im Zuge der sogenannten Corona-Krise ist es für mich offensichtlich, dass an der Idee eines wohlmeinenden Staatsgefüges festzuhalten, vielen Menschen weitaus wichtiger ist als alles andere. Mit dieser Auffassung sind wir aufgewachsen und grundlegend — nicht nur bei einzelnen aktuellen Themen — in Frage zu stellen, ob unsere Gesellschaft in ihren Mechanismen eine nachhaltig funktionierende Basis aufweist, ist zu schmerzhaft und muss zum intellektuellen Sperrgebiet erklärt werden. Rainer Mausfeld beschreibt mit exzellenter Klarheit, wie Begriffe wie „Verschwörungstheorie“ gezielt eingesetzt werden, um manche Sichtweisen von vorneherein als nicht diskussionswürdig zu diskreditieren. Was Vernunft ist, welche Sichtweisen eine Existenzberechtigung haben, wird genormt und in normopathischem Gehorsam akzeptiert.

Indem aktuell normopathisches Verhalten gefördert wird, überlässt man die eigentlich dringend notwendige Kritik an Systemen dann nicht selten Psychopathen, Menschen also, die eine naturgegebene Hemmungslosigkeit auszeichnet. Als in den 1950er Jahren Rassentrennung und eine extreme Entrechtung der Afroamerikaner in den US-amerikanischen Südstaaten gesellschaftliche Normen waren, haben brave weiße, sich selbst als Christen bezeichnende Bürger dies mitgetragen. Es war der Status Quo, es war das Einzige, was sie kannten, es war ja auch völlig einsichtig und sie unterstützten es selbstverständlich. Doch in eben jenen Südstaaten lebte ein junger weißer Mann, der doch tatsächlich glaubte, vor Gott seien alle Menschen gleich. Er wurde ein erfolgreicher Prediger, gewann viele Anhänger, lebte dann eine Weile in San Francisco und wirkte dort auf die Lokalpolitik so ein, dass mehr Gleichheit für Afroamerikaner hergestellt wurde.

Sein Name war Jim Jones. Er führte 1978 seine Anhänger in Guayana in den größten Massenselbstmord der jüngeren Geschichte. Jim Jones war ohne Zweifel ein Psychopath. In Bezug auf die Gleichheit von Afroamerikanern hatte er trotzdem recht. Hätten brave Bürger in den 1950er Jahren in Alabama, Mississippi und anderen Südstaaten nicht am normopathischen Wahnsinn festgehalten, wäre Jim Jones wohl nie bekannt geworden.

Ich bin wegen meiner Kritik an dem normopathischen Wahnsinn der sogenannten Corona-Krise gefragt worden, ob ich rechtsradikal und ein Antisemit sei. Wenn aber vernünftige, besonnen auftretende Menschen wie Dr. Bodo Schiffmann, Prof. Sucharit Bhakdi, Dr. Wolfgang Wodarg und viele andere zum Thema Corona einfach nicht gehört werden, manche ihrer YouTube-Videos gelöscht werden, manche Webseiten abgestellt werden, Beate Bahner angezeigt wird, nachdem sie als Fachanwältin für Medizinrecht eine Klage erhoben hat gegen die absurden, die Gesundheit der Bevölkerung zerstörenden Maßnahmen gegen ein Virus, das man mit einem nicht validierten PCR-Test, der auf alle SARS-Viren aus dem Kot europäischer Fledermäuse reagiert, getestet wird, dann werden sich auch Psychopathen, Rechtsradikale und andere Menschen mit einer extrem konfrontativen Psyche äußern. Wenn man es den Jim Jones-Charakteren dieser Welt überlässt, Kritik an unhaltbaren Zuständen zu äußern, weil man sich in der Normopathie so gemütlich eingerichtet hat, darf man sich über die Ergebnisse nicht wundern.

Für mich ist die derzeitige Situation jedenfalls eine gute Gelegenheit nachzuforschen, wo ich bei mir noch normopathische Tendenzen erkenne. Normopathie macht den Menschen in westlichen Ländern zu einem apathischen Konsumenten. Und dazu gehören eben auch viele Dinge, die leicht mit einem „ist ja nicht so schlimm“ gerechtfertigt werden können, wenn es um Unterhaltung oder Konsum geht. Stimmt, im Einzelnen mag es nicht schlimm sein, Netflix-Serien zu schauen, sich seichten Formen des Zeitvertreibs hinzugeben, Dinge zu kaufen, die man nicht wirklich braucht, eben doch das Zeug in der Plastikverpackung zu nehmen, als darauf zu verzichten oder 20 Cent mehr für eine Alternative auszugeben. Aber was wäre, wenn wir uns dieser gesamten Lebensausrichtung des Konsumenten verweigern?
Als Mahatma Gandhi 1920 von den britischen Machthabern in Indien damit konfrontiert wurde, dass Indien doch schließlich britisch sei, sagte er: „Sie werden feststellen, dass 100.000 Engländer nicht 200 Millionen Inder regieren können, wenn diese sich weigern, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“

Offenbar hat er recht behalten. Gandhis geniale „Tage des Betens und Fastens“, die Streiks waren, ohne Streiks genannt zu werden, zeigten den Engländern auf, wie machtlos sie tatsächlich waren. Wir ermöglichen die kranke Gesellschaft, in der wir aktuell leben, aktiv dadurch, dass wir oft auch da mit ihr kooperieren, wo wir das aus rechtlichen Gründen nicht müssen. Was wäre, wenn wir ein Leben der Einfachheit kultivieren? Wenn wir auf Konsum da verzichten, wo es nicht um essenzielle Bedürfnisse geht? Wenn wir originelle Ideen der Nachhaltigkeit und Einfachheit in unser Leben bringen? Selbst Gemüse anbauen, dumme Unterhaltungssendungen nicht anschauen, digitale Medien nur noch da nutzen, wo wir sie brauchen? Amazon komplett boykottieren? Alle Amazon-Artikel, die ich nicht im Einzelhandelsladen vor Ort finde, kann ich auch vom Hersteller direkt beziehen. Oder darauf verzichten.

Was brauche ich wirklich? Welche Dinge, die ich meine zu brauchen, wären mir ohne Werbebotschaften nie in den Sinn gekommen? Was wäre, wenn wir bei bookingdotcom und dieser gesamten Plattform-Ökonomie nicht mehr mitmachten? Diese Plattformen zwingen zum Beispiel Hotels unmögliche Bedingungen auf, so wie auch ich als Autor sehr wenig verdiene, wenn meine Bücher bei Amazon gekauft werden. Plattformen leisten nichts, schaffen keine Werte, sie schöpfen sie nur ab. Wenn ich Hotels buche, rufe ich das Hotel an. Kostet manchmal ein paar Euro mehr, aber das ist es wert.

Sich von Normopathie zu heilen, kann harte Arbeit bedeuten. Na und? Spaß machen kann es auch immer wieder und die harte Arbeit ist meiner Ansicht nach überfällig. Ja, es sind kleine Schritte. Werden die dazu beitragen, die Welt zu verändern? Keine Ahnung, aber ich kann da anfangen, wo ich stehe und ich erlebe es immer wieder, dass eine konstruktive Richtung, einmal eingeschlagen, einen auf den Geschmack kommen lässt, weiter zu gehen. Sehr befreiend an der Befreiung von Normopathie ist auch die Freiheit von Schuldzuweisungen. Nicht die Menschen, die einzelnen Politiker, Wissenschaftler, Pharmabosse sind grundsätzlich schuld, sondern es wirken Mechanismen in uns allen, nur in unterschiedlichen Ausmaßen. Und ich kann nur bei mir anfangen, mein Teilhaben an diesen Mechanismen aufzulösen.
Im Jahr 1748 fuhr ein britisches Schiff mit 400 Sklaven an Bord von Afrika Richtung westindische Inseln, wo sie an Plantagebesitzer verkauft werden sollten. In dieser Zeit war die britische Gesellschaft zutiefst verroht und brutal. Sklaverei war eine völlig akzeptierte Normalität, abgesegnet durch die Anglikanische Kirche. Kinderprostitution war ebenso normal wie öffentliche Hinrichtungen oder das Zerfleischen von Stieren durch darauf abgerichtete Hunde als öffentliche Belustigung. Der Kapitän des Sklavenschiffs, John Newton, machte sich keinerlei Gedanken um die Menschen, die im Schiffsrumpf bei über 40 Grad Celsius ohne Toiletten und jegliche Hygiene untergebracht waren. Üblicherweise starben ein Viertel dieser Menschen bei der Überfahrt und viele weitere wurden, weil sie zu krank geworden waren, um noch Geld einzubringen, einfach in Ketten über Bord geworfen. John Newton war ein hart gesottener Veteran des Sklavenhandels, ohne Mitgefühl. Er war ein Paradebeispiel für verkörperte Normopathie. Dieser zutiefst lebensfeindliche Zustand wurde in einer Gesellschaft, die sich für zivilisiert hielt, als normal angesehen.

Doch bei dieser Überfahrt geschah etwas Unvorhergesehenes: Als das Schiff in einen schweren Sturm geriet, wurde John Newton plötzlich klar, dass die Angst, die er nun fühlte nicht anders war als die Angst, die die von ihm transportierten Sklaven ständig fühlten. Eine plötzliche Welle von Herz öffnender Gnade überflutete ihn.

Jahre später drückte er dieses Erlebnis in dem berühmten Gospelsong „Amazing Grace“ aus, den er verfasste. Als der Sturm sich gelegt hatte, kehrte John Newton nach Afrika zurück, ließ die Menschen frei und begann ein neues Leben. Er wurde ein Prediger, kümmerte sich um Waisen sowie um von der Gesellschaft verstoßene Menschen und widmete sein Leben einer tiefen Umwälzung seines eigenen Charakters. Er wurde einer der ersten Kritiker der Sklaverei in Großbritannien, doch sein Mangel an Bildung und gesellschaftlichem Status verhinderte eine breite Wirkung seiner Kritik. Schließlich traf er 1783 auf den jungen, gebildeten William Wilberforce, der bis dahin das hedonistische Leben eines jungen Gentleman mit endlosen Clubbesuchen und Partys führte. In der Begegnung mit John Newton erkannte Wilberforce die Aufgabe seines Lebens: Das Ende der Sklaverei.

John Newton und William Wilberforce erkannten in den Schattenseiten der Befürworter der Sklaverei Muster, die zu kritisieren waren, ohne dass der Mensch dahinter weniger Würde hatte. Beide waren zutiefst christlich geprägt und die „Amazing Grace“, die John Newton so berührend in Versform zum Ausdruck brachte, war für sie wie für jeden Menschen gleichermaßen da. John Newton hatte an sich selbst sehr gut erkannt, dass Gnade jeden Menschen einschließt auch ihn, der so lange jedes Mitgefühl und jede Güte in sich erstickt hatte. Vor allem aber waren Newton und Wilberforce sich der Tatsache bewusst, dass sie ihre eigenen Schattenseiten erkennen, akzeptieren und nach und nach auflösen mussten, um in der Welt kraftvoll auf Veränderungen hinarbeiten zu können.

Über die absurd anmutenden Maßnahmen der Politik in der Corona-Krise ist bereits viel gesagt und geschrieben worden. Manche Kritiker sehen hinter den aktuellen Maßnahmen böse Absichten. Doch ich sehe folgenden Zusammenhang: Wenn die Absichten auf Vorstellungen beruhen, die dem Leben und der Würde des Menschen nicht gerecht werden, können trotz bester Absichten aller Beteiligten absurde, lebensfeindliche Zustände geschaffen werden.

Eine solche Vorstellung ist die Idee von der Kontrolle des Lebens zur maximalen Minimierung aller Risiken. Wenn ich heute Kinder auf ihrem Fahrrad mit Helm und Knieschonern sehe, bin ich froh, dass ich als Kind noch ohne Schutzkleidung einfach drauflos gefahren bin. Ja, ich habe mir auch mal das Knie aufgeschürft, aber dafür habe ich nicht mit der dauernden Suggestion gelebt, dass Fahrradfahren gefährlich ist. Charles Eisenstein berichtet, wie er als Kind kilometerweit von seinem Zuhause aus die Welt erkundet hat. Als seine Kinder 80 Meter vom Haus entfernt in einer verkehrsberuhigten Zone ohne elterliche Aufsicht spielten, brachte ihm das einen Besuch und schwere Ermahnungen der Polizei und der Kinderschutzbehörde ein.

Wir leben in einer Welt, in der die Menschen die Unwägbarkeiten des Lebens, ihre Sterblichkeit, die Tatsache, dass sie nicht alles kontrollieren können, immer weniger aushalten. Menschen müssen in expliziten Patientenverfügungen darum bitten, dass sie nicht mit lebenserhaltenden Maßnahmen gequält werden, wenn sie in einem Zustand sind, in dem jeder Angehörige eines Naturvolkes einem Menschen einfach helfen würde, gut zu sterben, anstatt den absurden Versuch zu machen, Organfunktionen um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Immer wieder wird eine neue Version der Kontrolle über Risiken des Lebens für die Zukunft propagiert, die nicht eintritt.

Leben birgt Risiken. Sterben werden wir alle. Wenn wir diese Wahrheiten unsichtbar machen wollen, werden wir reale Risiken vergrößern, anstatt sie zu reduzieren. Einsamkeit erhöht das Sterblichkeitsrisiko viel mehr als jedes Virus, mehr als das Rauchen, mehr sogar als Fettleibigkeit. Wenn wir Einsamkeit aus Angst vor Viren als Schutz sehen, erhöhen wir als Gesellschaft das Sterblichkeitsrisiko massiv. Mit unserem Schutz- und Optimierungswahn haben wir eine Welt geschaffen, in der es inzwischen — im weltweiten Maßstab, inklusive aller politischen Krisenregionen — wahrscheinlicher ist, an Selbstmord zu sterben als an Krieg und Gewaltverbrechen zusammen genommen. Ein Leben in Risikominimierung wird steril, lebensfeindlich und so werden wir selbst, individuell, zur größten Gefahr für uns selbst.
Nun können wir uns natürlich auch immer wieder fragen, inwiefern wir zwanghafte Kontrollmechanismen und den Wunsch nach Berechenbarkeit unseres Lebens in uns tragen. Auch Themen wie gesunde Ernährung, Detox, Meditation, ganzheitliche Heilverfahren können entweder aus innerer Weisheit heraus gewählt werden, um das Leben zu bereichern, oder aus Angst vor der Unwägbarkeit des Lebens und aus einem auf Kontrolle basierten Wunsch nach Selbstoptimierung. Wir leben in einer Gesellschaft, die im Laufe der Jahre immer mehr Kontrolle als wünschenswert suggeriert. Daher ist es unwahrscheinlich, dass uns das alles nicht beeinflusst hat, so sehr wir uns selbst vielleicht als ganz und gar auf alternativen Pfaden wandelnd erleben.

Vielleicht weil ich in mittlerem oder reiferem Alter bin, kann ich mich gut um meine Gesundheit kümmern, ohne die Vergänglichkeit meines Körpers zu verdrängen? Kann ich Frieden mit der körperlichen Sterblichkeit in mir finden? Ist mir klar, dass mein bestes Wissen über das Leben, Gesundheit, Psyche und Natur nur ein sehr kleiner Ausschnitt der Fülle des Lebens ist? Bin ich mir wirklich bewusst darüber, dass ich das Leben nie in seiner Gesamtheit erkennen, verstehen und damit berechnen kann? Ja zu diesen Fragen zu sagen, ist leicht, aber wie tief ist dieses Ja in mir lebendig?

Die eigene Lebensenergie zu stärken, kann uns helfen, von Kontrollreflexen freier zu werden. Wenn in mir ein Fundament starker, harmonischer Lebensenergie vorhanden ist, werden Ängste geringer, weil das Gehirn und das Unbewusste registrieren, dass ich viel Kraft für die Herausforderungen des Lebens habe und mich nichts so schnell aus der Bahn wirft. Alle innere Arbeit an unseren Wahrnehmungsmustern und alle äußere Arbeit daran, die Welt ein kleines Stück besser zu machen, bauen auf einem starken Fundament auf, wenn wir unsere Lebensenergie sinnvoll stärken.

Christian Dittrich-Opitz , www.rubikon.news, www.christian-dittrich-opitz.de


Die Erfahrung des Heiligen in der Natur

„Die Erde ist ein absolut magischer Ort im Dasein, denn sie wurde, ebenso wie der menschliche Körper, mit der Geschichte des Universums gefüllt.“ (PI)

Als Ausdruck ihrer Sehnsucht zur Natur und um sich immer wieder mit ihr zu verbinden, schufen sich die Menschen Götter und Göttinnen der Wildnis, welche die Anteile des ‘Wilden’ personifizierten. Artemis war eine der sechs weiblichen Göttinnen im griechischen Pantheon. Selbst unter dem Patriarchen Zeus galt sie als unabhängige, durch die Wildnis streifende Jungfrau und Schutzgöttin der Tiere, der sich kein Mann ungestraft nähren dürfte. Sie war diejenige, „die Visionen hervorrief und besonders vom einfachen Volk verehrt wurde“. Diana war die römische Göttin der wilden Tiere. Sie wurde nördlich der Alpen mit den keltischen Naturgöttinnen identifiziert, dann veränderter Form in der heutigen Pfalz verehrt und noch später mit der Heiligen Jungfrau verglichen. Dort gab es früher Cernunnos, den keltische Gott mit dem Hirschgeweih. Er war die Manifestation des männlichen göttlichen Prinzips im Sinne zeugender Fruchtbarkeit. In Griechenland verehrte man neben Pan, Dyonisos, den Gott der Ekstase und des wilden Weins als männlichen Aspekt des Wilden. Daneben gab es eine Menge anderer göttlicher und übernatürlicher Wesen, die die Natur bewohnten: Riese, Zwerge, Elfen, Trolle, Nyphen, Naturgeister, Kobolde, Luftgeister und Feen, die in Wäldern, Flüssen, Feldern, Quellen und Wolken lebten und diese beschützen – allesamt personalisierte Formen unterschiedlicher Energien, die eine empfindsame Psyche in der Wildnis wahrnehmen konnte. Spiritulität war nicht von der Natur getrennt: Das Natürliche war das Spirituelle.

Die alten Gött*Innen schlafen nur

Diese Weltanschauung war animistisch, pantheistisch und polytheistisch: Im Animismus sind alle Lebensformen beseelt, im Pantheismus ist alles heilig und von Göttlichkeit durchdrungen, im Polytheismus gibt es nicht einen Gott, sondern viele Gottheiten. Zwar wurde – wie oben beschrieben – im Laufe der Kulturgeschichte den natürlichen Lebensenergien die Göttlichkeit abgesprochen. Doch die unsterblichen Götter starben nicht, sie sind noch da.
„Wir könnten sagen, sie fielen in einen Schlaf oder entfernten sich aus der menschlichen Sphäre, als die Menschen aufhörten, mit ihnen zu sprechen oder zu ihnen zu beten. In den Begriffen der Jungianer würden wir sagen, dass die Archetypen, die das Empfinden unserer Vorfahren, lebendig mit der ganzen Natur verbunden zu sein, unterstützten, in die dunkle, unbewusste Unterwelt der kollektiven Psyche abtauchten.“

Dort ruhen sie bis heute und sind jedem verfügbar, der sich – ob durch Meditationen, schamanische Reisen oder Visionssuchen – tief genug herablässt. Manchmal zeigen sie sich an ganz überraschenden Stellen, wo man nicht mit ihnen rechnen würden: In den gotischen Kathedralen, die oft auf alten Naturheiligtümern erbaut worden waren, begegnet man neben Kobolden, Drachen, Dämonen und Tieren immer wieder auch der geheimnisvollen Gestalt des Grünen Mannes und seinem blätterumrahmten Gesicht, dass versteckt aus Fensterstürzen schaut oder als Schlussstein am Deckengewölbe das Kirchenschiff zu halten scheint. In ihm spiegeln sich die Überreste des Pflanzengottes alter Zeiten: Er ist ein Mischwesen aus Mensch und Natur, er erinnert, woher wir kommen und wozu wir gehören. Er heiligt die Natur, denn seine Worte sind wie Blätter, die aus seinem Mund quellen.

Die symbolische Übernahme des heiligen grünen Pflanzengeistes taucht wiederum bei den visionären Schriften der rheinländischen Äbtissin Hildegard v. Bingen auf. Ihre Metapher der ‘Viriditas’, der ‘Grünkraft’ ist der Begriff für die schöpferische Kraft Gottes in der Natur: Jesus nennt sie ‘inkarniertes Grün’ Maria ist für sie die ‘Viridissima Virga’, das jungfräuliche Grün 5. Franz v. Assisis Liebe zu Bruder Sonne und Schwester Mond, seine Freundschaft mit Wölfen und Vögeln, die ihn bis heute zu einem Heiligen der Ökologiebewegung macht, verweist ebenso auf animistische und pantheistische Zweige im Christentum.

Naturmystik gab es immer schon

Aus diesem Überblick wird deutlich, dass die Verbindung von mystischer Einheitserfahrung, Spiritualität und Natur, eine tief verwurzelte und sehr menschliche Form der Wahrnehmung ist. Sie stellt sich bei dem Menschen ein, der sich offen dieser Erfahrung aussetzt „Ein Mensch, der ohne Hilfsmittel alleine in der Natur steht“, sagt der Ethnopsychologe Holger Kahlweit, „entwickelt früher oder später ein schamanisches Bewusstsein.“
Die Sehnsucht nach Spiritualität in der modernen Gesellschaft ist ungebrochen. Der Gang in die Wildnis bietet da einen authentischen und individuellen Zugang zu einer ganz persönlichen Spiritualität, die jeder anders erlebt, versteht und in sein Leben einbringt. Was bleibt übrig, wenn ich mich fern aller Gurus nur mir selber stelle? Welche Spiritualität entsteht aus der Begegnung mit mir selbst? Wie ist mein ganz persönlicher Zugang zum Religiösen? Wie finde ich Gott oder Göttin jenseits der Konfessionen? Viele Menschen, die sich von den institutionalisierten Religion der Kirchen abgewandt haben, fühlen sich während ihrer Zeit in der Wildnis dem Heiligen näher als sonst irgendwann in ihrem Leben.

Trance und Traumzeit

Der Ökopsychologe Robert Greenway greift genau auf diese Traditionen zurück, wenn er die Wirkung der Wildnis auf den Menschen als ‘religiöse Erfahrung’ bezeichnet und als „eine Öffnung des Bewusstseins für eine Form der Information“ beschreibt, „die zwischen allen Lebensformen vibriert“. Für ein Bewusstsein, dass durch Nahrungssentzug, wenig Schlaf und Einsamkeit hochempfindlich geworden ist, kann diese ‘vibrierende Information’ in der Visionssuche oder anderen Wildniserfahrungen sehr bildhafte Formen annehmen.
Die Teilnehmer können Halluzinationen erleben, Trancezustände, lebhafte Wachträume, außerkörperliche Erfahrungen, tiefe meditative Zustände, intensive Rückblenden in die Vergangenheit, aber auch Erfahrungen von Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit, Telepathie, mediale Erlebnisse und mystische Visionen haben 9. Auch wenn solche Erfahrungen nicht das eigentliche Ziel der Visionssuche oder eines Aufenthaltes in der Wildnis sind, können sie sich wie ein Geschenk ergeben und für den Betroffenen Schlüsselerlebnisse in der persönlichen Entwicklung sein.

Weil Erfahrungen außergewöhnlicher Bewusstseinszustände in der modernen Kultur nicht anerkannt und pathologisiert werden, kann eine solche Erfahrung Angst machen: Angst vor dem Verrücktwerden, Angst vor Kontrollverlust, Angst, die Intensität des Erlebten nicht verarbeiten zu können.
„Ich höre den Fluss. Und plötzlich wird für einen Moment alles ganz groß. Der Fluss und sein Geräusch hatten Bedeutung, waren wirklich das brüllende Rauschen der Schöpfung. Alles lebte, alles war voll mit Geist. Das fühlte sich an wie eine Riesenwelle, die heran rollt und mich nur streift, wie ein Kratzen an der Erleuchtung, wie eine Ahnung von der Größe des Raums, vor dem ich mich verschließe. Es schien zu bedrohlich und in bedrohlicher Schönheit. Ich hatte Angst und war in Staunen. Es war das Gefühl, dass mir diese große Ganzheit meine Identität raubt, dass ich zwar verschmelze aber gleichzeitig weggerissen werde, dass ich zwar ganz werde, aber nicht mehr weiß, wer ich bin. Dass es einfach zu groß ist und ich es noch nicht tragen kann. Und dass ich Angst habe, mich diesem heiligen Raum zu überlassen und meine Rationalität verliere.“ (Paul, 41)

Außergewöhnliche Bewusstseins-Zustände

In aller Regel öffnen sich diese Räume nur in dem Maß, wie sie der Betroffene auch annehmen kann. Es ist wichtig, anzuerkennen, dass es sich dabei nicht um krankhafte Zustände handelt, sondern um intensive Grenzerfahrungen. Denn jeder Mensch hat das Potential in sich, in umfassendere Bewusstseinsräume einzutreten. Je intensiver unser Bewusstsein wird, desto eher können ‘paranormale’ Erfahrungen auftreten, die der Betroffene dann aber meist als ganz ‘normal’ wahrnimmt. Und doch können sie unser Weltbild auf den Kopf stellen. So ist es kein Zufall, dass Menschen, die in der Wildnis waren, von dem Eindruck berichten, draußen „von Bewusstsein umgeben zu sein“. Wir wissen noch wenig über die Natur des Bewusstseins. Mystische Erfahrungen können den Eindruck vermitteln, dass es sich beim Bewusstsein nicht um etwas handelt, was nur von unseren Gehirnzellen produziert wird, sondern was wie ein Feld die ganze Natur durchzieht und dass sich in solchen Momenten innen und außen verbinden. Andere Teilnehmer berichten von dem Eindruck, dass ihr Bewusstsein nicht mehr auf das ‘Haut-umschlossene-Ich’ beschränkt war, sondern schlicht größere Räume umfasste.

Weil außergewöhnliche Bewusstseinszustände nicht zu leugnen sind, hat sich auch die moderne Forschung diesem Phänomen zugewandt. „Wenn das Gehirn mit seinem Zusammenspiel von 100 Milliarden Neuronen wirklich die Bedeutung hat, die ihm in der Neurowissenschaft zugewiesen wird, dann kann es mindestens 10 hoch 2 hoch 11 mögliche (Bewusstseins-)Zustände annehmen“, sagt der Philosph Franz-Theo Gottwald. Die Messung von Gehirnwellen hat ergeben, dass intuitive und visionäre Erfahrungen auftreten können wenn das Gehirn im Zustand tiefer Entspannung bei den vier bis acht Hertz der ‘Theta-Wellen’ schwingt, während die ‘Beta-Wellen’ des normalen Wachbewusstseins 13 bis 30 Hertz haben. Solche Zustände können auftauchen, wenn das analytische Denken aussetzt und durch eine hohe Präsenz für die Gegenwart ersetzt wird .

„Wenn man zu denken aufhört (kommt) man nach einer gewissen Zeit unterhalb oder jenseits des Denkens zu einer Bewusstseinsregion, die sich in Beschaffenheit und Charakter vom gewöhnlichen Denken unterscheidet, einem Bewusstsein von quasi-universaler Qualität. Dadurch erwacht ein umfassenderes Selbst als jenes, an das wir uns gewöhnt haben. Man muss im gewöhnlichen Sinne sterben, doch in einem anderen Sinne gilt es, aufzuwachen und zu entdecken, dass das Selbst, unser wirkliches, intimstes Wesen, das Universum und alle Wesen erfüllt – das die Berge, das Meer und die Sterne Teil unseres Körpers sind und unsere Seele in Verbindung mit den Seelen aller Kreaturen steht. Und es ist gewiss: kommt ein Mensch nur einmal damit in Berührung, wird, wie Abertausende von Fällen zeigen, sein folgendes Leben und seine Weltschau vollkommen revolutioniert.“

Der / die Wildnis-Suchende pendelt zwischen verschiedenen Zuständen hin- und her. Immer wieder ist er in einem gedankenlosen Zustand reinen ‘Seins’, dann wieder reflektiert und analysiert er. Er wandelt zwischen den Welten der Rationalität und dem alles beseelenden Animismus.
„Der Animismus endet in dem Augenblick, wo ich anfange zu denken, weil in dem Moment wo ich denke, trenne ich mich davon ab. Wenn ich verbunden bin mit dem Ganzen, kann ich nicht denken. Denken ist sozusagen eine abstrakte Form des Handelns – ein mich gegenüberstellen von etwas. Wenn ich in der Einbettung bin, bin ich passiv. Aber diese Erfahrung ist nicht in dem Sinn intellektuell erfassbar, sprachlich ausdrückbar. Nur hinterher in der Erinnerung kann man versuchen, es metaphorisch einzufangen.“

Diese Aussage des Quantenphysikers Hans-Peter Dürr macht deutlich, wie schwer das Phänomen außergewöhnlicher Bewusstseinszustände wissenschaftlich zu greifen ist. Dabei sind leichte Trancezustände jedem bekannt: wenn man Musik davon getragen wird, wenn man verliebt tagträumt, wenn ein Buch einen regelrecht einsaugt, wenn man reglos aus dem Zugfenster schaut, wenn man kurz vor dem Einschlafen surreale Bilder wahrnimmt. In einer Wildniserfahrung werden diese Erfahrungen lediglich intensiviert:
„Die Sonne strahlt den Mond an, der Mond strahlt die Bäume an, die Bäume strahlen mich an. Dann blieb ich so stehen, das der Mond, der durch den Wald hinter mir schien, mir ins Gesicht leuchtete, immer unterbrochen von leicht sich wiegenden Ästen. Es vertiefte die Trance, von der ich nichts wusste noch mehr, weil ich leicht hin- und herschaukelte. Licht, Schatten, Licht, Schatten, Licht. Der Mond war ein Ei, das mich ausleuchtete. Ich machte den Mund auf, um Licht zu schlucken, musste lachen. Dann hatte ich das Gefühl, wenn ich das weitermache, hebe ich ab, verliere Erdung. Also habe ich mich umgedreht, dem freien Himmel zu. Wieder eine Sternschnuppe, die zehnte.“ (Alina, 34)

Die Trance als Schlüssel

Für Dieter Vaitl, den Leiter des Instituts für Psychobiologie und Verhaltensmedizin an der Universität Gießen, ist die Trance ein Schlüssel zum Verständnis veränderter Bewusstseinszustände. Er fand heraus, daß sich in der Trance der Gehalt an Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol im Blut verringert, der Blutdruck absackt und der Puls sich erhöht. Die Medizin spricht von einem ‘paradoxen Erregungszustand’ weil der Körper diese Prozesse sonst nur in lebensbedrohenden Krisen wie hohem Blutverlust entwickelt. Auch die Wissenschaft erkennt heute an, daß Hallizunogene ebenso wie Fasten, Abgeschiedenheit, Schlafentzug, monotone Reize oder die konzentrierte Aufmerksamkeit alle zu ähnlichen Ergebnissen führen. Die Zusammenfassung der Forschungsergebnisse durch die Wissenschafts-Journalistin Hania Luczak liest sich wie eine Beschreibung all der subjektiven Eindrücke, von denen Teilnehmer an Visionssuchen berichten:
„Bei Trancezuständen kommt es zu einer Veränderung des Denkens mit subjektiven Konzentrationsstörungen oder dem Gefühl, klarer und schneller zu denken als sonst. Tiefe Entspannung, ein ‘sich-gehen-lassen’, ist oft zu beobachten. Widersprüche bestehen konfliktfrei nebeneinander. Es herrscht eine Art ‘Zeitlosigkeit’, das Körperschema verändert sich, Empfindungen zu fliegen oder zu zerfließen werden beschrieben. Ein Gefühl des Verlustes der Selbstkontrolle tritt auf. Die Stimmungen schwanken stark und sind durch intensive Emotionalität gekennzeichnet. Es kommt zu einer Auflösung der ‘Subjekt-Objekt-Grenze’ und somit zu einem Einswerden des Ichs mit der Umwelt. Am Extrempol der Trance erfolgt eine Veränderung der Wahrnehmung. Die optischen Erscheinungen reichen von einem lebhaften Spiel der Farben und Formen bis hin zu szenischen Abläufen, sogenannten ‘komplexen Halluzinationen’ und ‘Visionen’. Gefühle von Erneuerung und Wiedergeburt sind nicht selten.“

Die Entdeckung biochemischer Vorgänge und die Bestätigung der Trance durch die Wissenschaft als eine normale Form menschlichen Erlebens nimmt diesen Erfahrungen nichts von ihrer Intensität und psychologischen Wirkung. Doch sie kann die Unsicherheit des modernen Menschen dämpfen, der von derartigen Zuständen sonst ahnungslos überwältigt werden kann.

Geseko v. Lüpke und Sylvia Koch-Weser: Vision Quest: Visionssuche: Allein in der Wildnis auf dem Weg zu sich selbst, Oya-Verlag, www.frei-verbunden-sein.de


Die Aussteiger vom Monte Verità

Am wohlsten fühle ich mich unter sympathischen Verrückten.“ (Paul Zank)

Nicht nur der St. Gotthard zählt zu den Schweizer Mythen, auch ein Hügel bei Ascona wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem magischen Ort. Die Besitzer nannten ihn “Berg der Wahrheit” – “Monte Verità”. 1900 erwarb hier Henri Oedenkoven, der Sohn eines belgischen Industriellen, zusammen mit seiner Geliebten, der Münchener Pianistin und Musiklehrerin Ida Hofmann, für 150.000 Franken ein anfangs 1,5 Hektar großes Stück Land.
Robert Landmann, ein Zeitgenosse der Gründungsmitglieder, beschreibt den Ort als einen verwilderten ehemaligen Weinberg, auf dem lediglich ein kleines Steinhäuschen stand, das einmal eine armselige Osteria für Holzfäller war und zuletzt als Stall genutzt wurde.
Weiter schreibt Robert Landmann: “Nach Westen öffnete sich das breite Tal der Maggia. Zauberhaft war der Blick nach Italien zu. Zwischen zerklüfteten Bergen dehnte sich der unergründliche Lago Maggiore aus.”
Der karge Ort mit dem herrlichen Blick war so recht nach dem Geschmack der Münchener Bohème, die hier naturnahe Lebensformen verwirklichen wollte. Die Bergbewohner verstanden sich als Teil der Lebensreformbewegung, die zur damaligen Zeit in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen in Deutschland, Österreich und der Schweiz großen Zuspruch fand.
Gemeinsam war ihnen der Traum eines naturnahen Lebens, abseits der Industrialisierung und des vom Materialismus und Kapitalismus geprägten Lebensstils in den großen Städten.
Der Traum von einem alternativen Sanatorium
Die Idee fand sogleich viele Fürsprecher und Unterstützer, wenngleich es von Anfang an auch unterschiedliche Vorstellungen darüber gab, wie die alternativen Lebenskonzepte in die Tat umzusetzen seien. Henri Oedenkoven und Ida Hofmann hatten sich in einem Sanatorium des österreichischen Naturheilers Arnold Rikli in Veldes kennengelernt. Die beiden wollten auf dem Monte Verità auf der Basis von Naturheilverfahren ein Sanatorium errichten.
Auch Karl Gräser besuchte seinerzeit das Sanatorium in Veldes und war begeistert von der Idee, auf dem Monte Verità alternative Lebensformen zu etablieren. Der aus Siebenbürgen stammende Gräser, ein ehemaliger unehrenhaft entlassener Offizier der österreichischen Armee, strebte vor allem danach, zusammen mit seinem Bruder Gusto Gräser und Gesinnungsgenossen eine Aussteigerkolonie zu gründen. Man wollte weitgehend autark leben und sich von den Erträgen der Feld- und Gartenarbeit gesund ernähren.
Einigkeit konnte nie erzielt werden, und so versammelte sich auf dem Monte Verità schon gleich zu Beginn eine illustre Schar von Schriftstellern, Malern, Intellektuellen und Anarchisten, aber auch Gesundheits- und Ernährungsaposteln, die keineswegs einheitliche Lebensvorstellungen hatten.
Es sollte ein Ort der Freiheit in einer klassenlosen Gesellschaft werden, in der man sich von den Zwängen der wilhelminischen Gesellschaft befreien wollte. Das kam auch in der Kleidung zum Ausdruck. Die Männer trugen Kniebundhosen und weit geschnittene Hemden. Der Hut war verpönt, stattdessen wurden die schulterlang getragenen Haare durch ein Lederband zusammengehalten. Man lief entweder barfuß oder trug offene Sandalen. Statt Knöpfen an den langen Gewändern behalf man sich mit Dattelkernen, berichten Chronisten.
Auf dem Monte Verità sollte auch Raum sein für feministisches Gedankengut und auch das sollte sich in der Kleidung zeigen. So trugen die Frauen weit geschnittene bodenlange Kleider und lehnten eng einschnürende Mieder kategorisch ab.
Die Befreiung der Frau war aber nicht nur eine Frage der Garderobe. Inspiriert von dem Psychoanalytiker Otto Gross lebten einige Bewohner auf dem Monte Verità nach dem Prinzip der freien Liebe in nichtehelichen Lebensgemeinschaften.
All das muss auf die ortsansässige Bevölkerung im nahegelegenen Ascona recht befremdlich gewirkt haben. Überliefert sind polizeiliche Aktenvermerke, aus denen hervorgeht, dass die Bergbewohner aufgefordert wurden, sich bei ihren Besuchen in der Stadt den Gepflogenheiten anzupassen. Größere Konflikte scheint es allerdings nicht gegeben zu haben.
Mit großem Enthusiasmus widmeten sich Henri Oedenkoven und Ida Hofmann der Idee einer Naturheilanstalt auf dem Monte Verità. Ganz im Geiste ihres Schweizer Vorbilds Arnold Rikli sollten dabei Rohkost und vegetarische Ernährung einen besonderen Stellenwert haben.
Von den Gästen des Sanatoriums wurde erwartet, dass sie sich einem rigiden Ernährungsplan unterwarfen. Dazu gehörte nicht nur der Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte, sondern auch Kaffee, Tabak und Alkohol waren auf dem Monte Verità untersagt.
Die einseitige Ernährung mit Rohkostgemüse, ungekochten Früchten und Nüssen und die Beigabe von Speisesalzen verdarb den Gästen die Freude am Essen. Auch bei den ständigen Bergbewohnern stieß dies keineswegs nur auf Zustimmung.
Erich Mühsam – er gehörte mit zu den Gründungspionieren der Kolonie – berichtete, dass er sich mitunter heimlich nachts vom Gelände geschlichen habe, um in einem der für das Tessin damals schon typischen “Grotti” eine zünftige Fleischmahlzeit zu verzehren.
Die Zutaten für die vegetarischen Gerichte wurden auf dem kargen Boden mit mäßigem Erfolg angebaut und geerntet. Die schwere Gartenarbeit war bei den ständig dort lebenden Bewohnern nicht sonderlich beliebt und so kam es immer mal wieder zu Streitigkeiten. Einige, die im Garten arbeiteten, wollten dabei der Natur ganz nahe sein und zogen mit Hacke und Spaten nackt in die Beete.
Gewohnt wurde in sogenannten Licht-Luft-Hütten. Dabei handelte es sich um einfach ausgestattete Holzhütten. Insgesamt war auf dem Gelände Platz für 36 Kurgäste, die für den dreißigtägigen Kuraufenthalt 100 Franken zahlen mussten und dabei diverse Naturheiltherapien erhielten.
Die Freikörperkultur war auf dem Monte Verità allgegenwärtig. Zum naturnahen Lebenskonzept gehörte, dass man sich auch ohne Hüllen der heilenden Kraft der Luft und des Sonnenlichts aussetzen sollte. Dafür hatten Oedenkoven und Hofmann in einem Teil des Geländes zwei nach Geschlechtern getrennte “Licht-Luft-Parks” errichten lassen, wo die Kurgäste “frei von allerlei lästiger Kleidung im Grase ruhen, laufen, turnen, spielen, Garten- und andere Arbeiten verrichten.” So steht es in einem Prospekt aus dem Jahr 1904.
Die Freikörperkultur gehörte auch zum Konzept des Münchener Choreographen Rudolf von Labahn, der 1913 auf den Monte Verità kam und dort eine Tanzschule gründete. Zu den Merkmalen des damals entwickelten Ausdruckstanzes gehörte auch, dass sich die Tänzerinnen nackt bewegen sollten.
Das freizügige Treiben auf dem Monte Verità hat sich schnell rumgesprochen. Als in unmittelbarer Nachbarschaft ein Hotel gebaut wurde, konnten die Gäste dort von einem Turmzimmer aus einen Blick auf das seltsame Treiben der Monte Veritàner werfen. Als Henri Oedenkoven im Laufe der Jahre dann in Geldnöten war, nutzte auch er die Gelegenheit, von den Zaungästen Eintrittsgelder zu verlangen.
Neben der Licht-Luft-Therapie und der vegetarischen Ernährung wurden weitere damals in Mode gekommene Behandlungsverfahren aus dem Bereich der Naturheilkunde im Sanatorium angeboten. Dazu zählten neben den Wasserbädern nach Kneipp auch das Lehmbad und das Erdschlafen nach den Empfehlungen des als “Lehmpastor” verehrten Emanuel Felke.
Am Ende scheiterten alle Bemühungen, das Sanatorium auf eine wirtschaftlich tragfähige Basis zu stellen. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges verschärften sich die wirtschaftlichen Probleme der Gruppe. Immer häufiger blieben die Kurgäste aus.
1917 unternahm Henri Oedenkoven als Sanatoriumsdirektor einen letzten Versuch, den Gästen mehr Komfort und Abwechslung zu bieten. So wurden die rigiden Ernährungsvorschriften gelockert. Fortan war auch der Verzehr von Fleisch erlaubt und auch die Kleidungsvorgaben der Lebensreformer waren nun nicht mehr obligatorisch.
Aber auch diese Maßnahmen konnten nicht mehr das Scheitern verhindern. Im Januar 1920 gab Henri Oedenkoven auf. Auch das Verhältnis zu Ida Hofmann war zerbrochen. Oedenkoven hatte bereits 1913 die Engländerin Isabelle Adderly kennengelernt, die jedoch eine strikte Gegnerin der freien Liebe war. Die beiden heirateten schließlich und wanderten 1920 zusammen mit ihren drei Kindern nach Brasilien aus.

Ulrich Neumann, www.planet-wissen.de


Der tantrische Weg

Was ist Tantra?

In der heutigen Zeit erzeugt dieses Wort allerlei Assoziationen, die erregend, ablehnend oder ärgerlich sein können. Als zeitgenössischer Tantralehrer stelle ich immer wieder fest: viele Menschen haben schon davon gehört, haben eine vage Ahnung, worum es dabei geht, und viele meinen sogar, genau zu wissen, was Tantra ist, und liegen dabei nicht selten falsch.

In der heutigen Zeit hat sich Tantra in der Wahrnehmung vieler Menschen zu einer indischen Spielart der Liebeskunst entwickelt und wird oft in die Nähe der Lehren des Kamasutra gestellt, von dem wir Westler auch meist nur eine vage Ahnung haben. Tantra, so kann man hören, hat etwas mit Indien und Sex zu tun, bzw. damit ist eine bestimmte Form der erotischen Massage gemeint. Oder, noch schlimmer: Tantra, das sind Seminare für Leute, die sich nicht Trauen, so richtig ranzugehen. Oder: Tantra ist etwas für Paare, damit da die Lust wieder erweckt wird.

Da ist ein Körnchen Wahrheit drin. Und im Ganzen dennoch weit verfehlt.
Tantra ist von seinem Ursprung her ein spiritueller Pfad, der sich innerhalb der indischen Religionen des Hinduismus und Buddhismus entwickelt hat, und der eine radikale Herangehensweise an die Fragen des Lebens bedeutet.

Tantra, so könnte man sagen, ist eine systematische und experimentelle Methode, die zur Erweiterung des Bewusstseins führt. Am Ende des Weges steht die völlige Entfaltung des menschlichen Potentials – auch Erleuchtung oder Befreiung genannt.

Tantra definieren

Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Sanskritwort Tantra zu übersetzen. Eine mögliche Deutung ist „Kontinuität“, worunter man verstehen kann, dass es keine Trennung zwischen der Profanen und der heiligen Welt gibt, sondern dass diese ineinander fließen.
Nach einer zweiten Lesart ist Tantra das, was einen zur Befreiung führt.
Tantra kann auch Webstuhl oder Weberschiffchen bedeuten, also das Instrument zur Erweiterung des Bewusstseins und Erkenntnis des Weltengewebes

Nicht zuletzt heißt Tantra einfach „Text“ oder Abhandlung. Das bezieht sich auf eine große Anzahl von Texten, die für die tantrischen Tradition grundlegend sind.
Im folgenden Abschnitt werde ich versuchen, die wichtigsten Charakteristiken des Tantra zusammenzufassen, die diesen Weg von anderen unterscheiden.

Tantra ist keine Religion

Nach Ansicht der meisten Experten ist Tantra ist keine spezielle Religion. Historisch bezieht sich Tantra auf die beiden großen indischen Religionen: Buddhismus und Hinduismus. Tantra scheint eher eine besondere Lebenseinstellung zu sein als eine andere Philosophie: anstelle von Buchwissen und Philosophie wiegt im Tantra die Erfahrung und Intuition schwerer.

Es geht in der tantrischen Praxis weder um Selbstkasteiung noch darum, sich so lange mit Dingen aufzuhalten, die der eigenen Erfahrung nicht zugänglich sind. Vielmehr öffnen tantrische Methoden besondere Erfahrungsräume, in denen sich dem Tantrika bestimmte Zusammenhänge unmittelbar zeigen. In Tantra-Schriften wird immer darauf hingewiesen: Philosophie allein nützt nichts, nur Praxis.

Somit kann nur der als Anhänger des Tantra bezeichnet werden, der die Lehren regelmäßig praktiziert.

Tantriker spotten über traditionelle Gläubigkeit und sie stellen das Experiment über die konventionelle Moral. Eine Aussage, der die meisten Tantriker zustimmen würden, ist, dass ihre Methode gefährlich und radikal, aber auch ein schneller Weg zur „Befreiung“ oder „Erleuchtung“ ist.

Tantra ist nicht-dualistisch

Die Welt der Phänomene und das Reich des Göttlich-Absoluten erscheint dem gewöhnlichen Menschen erstmal getrennt. Durch die kontinuierliche tantrische Praxis wird der Tantra-Schüler jedoch mehr und mehr zu der Erfahrung geführt, dass Geist und Materie beides Manifestationen einer höheren Realität sind, die unsere eigentliche wahre Natur ist
Tantra sowohl in der hinduistischen als auch der buddhistischen Form betont nachdrücklich die Identität der relativen, von uns erfahrenen Welt, die im Indischen Samsara genannt wird, und der absoluten Welt, dem Nirvana. Samsara und Nirvana sind eins.
Erleuchtung heißt also für die Tantriker nicht, dass man die Welt aufgeben oder die natürlichen Impulse abtöten müsse, wie das bis dahin in den meisten indischen Weisheitslehren behauptet wurde.

Alle Gegensätze sind illusorisch, auch der zwischen Gut und Böse, einzig die universelle Leere bzw. das universelle Bewusstsein existiert, alles andere hat keine wirkliche Realität. Wer den tantrischen Yoga praktiziert, wird zu dieser Erkenntnis hingeführt und erreicht dauerhafte Befreiung, ohne das materielle Leben deshalb aufgeben zu müssen.
Es entsteht jedoch eine souveräne innere Distanz zu diesem, weil man jetzt in einer tieferen Wirklichkeit ruht.

Typisch für den Weg das Tantra ist auch, dass er in seiner Entstehungszeit prinzipiell allen Menschen zugänglich war, unabhängig von Geschlecht, Kaste oder sozialer Stellung. Das war zu der damaligen Zeit sicherlich revolutionär.

Spiritualität des Kali-Yuga

Tantriker teilen mit den traditionellen indischen Lehren die Überzeugung, dass wir viele Male wiedergeboren werden und dass sich dieser Kreislauf nur durch den Moment der Erleuchtung unterbrechen lässt. Die Kette dieser Wiedergeburten wird durch die Kraft des Karma bestimmt, in der sich die ethische Qualität unseres Lebens widerspiegelt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Schulen glauben Tantriker fest an die Möglichkeit der vollständigen Erleuchtung oder Befreiung, während man sich noch in diesem verkörperten Zustand befindet. Diese Befreiung wird durch Aktivierung der transzendenten Kraft, Kundalini genannt, die im menschlichen Körper schläft, umgesetzt.

Nach hinduistischer Auffassung leben wir zur Zeit in einem dunklen Zeitalter, dem Kali-Yuga. Aus Sicht der Tantras sollten wir uns daher aller Mittel auf dem spirituellen Weg bedienen, einschließlich Praktiken, die der konventionellen Moral entgegengesetzt sind.

Die Tantrika erkennen an, dass spirituelle Verwirklichung als Nebenwirkung eine Vielzahl von okkulten Kräften freisetzt. Während in vielen anderen Richtungen, diese Kräfte, Siddhis genannt, als der geistigen Entwicklung hinderlich abgelehnt werden, scheinen die tantrischen Praktizierenden ein gewisses Interesse daran zu haben, diese zu spirituellen und weltlichen Zwecken zu nutzen.

Tantra – ein Universum magischer Analogien

Das tantrische Weltbild ist voller magischer Analogien zwischen dem Menschen, dem Universum, den Göttern und dem Ritual. All diese gelten nicht als einzelne Einheiten, sondern als verschiedene Manifestationen des Einen, die in einer tieferen Weise miteinander verbunden sind.

„Das Universum ist ein großer Mensch, der Mensch ist ein kleines Universum“ ist in einem tantrischen Text zu lesen

Daher bedienen sich die Tantras auch einer geheimnisvollen analogen Sprache, die je nach Sichtweise religiös, rituell, sexuell oder nicht-dualistisch interpretiert werden kann. Vor allem die Unterscheidung profan und spirituell wird nach Möglichkeit vermieden. Alles ist profan, göttlich, sexuell und spirituell und auch einfach nur da. Der menschliche und persönliche Mikrokosmos ist, so die tantrische Lehre, denselben Mustern und Gesetzmäßigkeiten unterworfen wie der Makrokosmos des Universums. Hat man den einen verstanden, erschließt sich auch der andere.

Der Naturphilosoph Jochen Kirchhoff fasst zusammen:
„Das tantrische Universum ist ein magisches Universum. Es ist eine Welt des magischen Zugleich, des magischen Ineinander all dessen, was sich vordergründig als getrennt und abgesondert manifestiert. Jede Einheit ist mit allen anderen verbunden, sowohl horizontal (von Zelle zu Zelle, von Menschen zu Menschen z.B.) als auch vertikal (d.h. zur nächst höheren Einheit wie das Atom zum Molekül, aber auch zur nächst niedrigen wie ein Körper zu seinen Organen). Mit Wilber könnte man es als holonisches Weltbild beschreiben. So bilden alle Dinge ein Gewebe des Lebens. Einzig das isolierte und getrennte Ich steht dieser kosmischen Harmonie im Wege. Der tantrische Weg setzt nun da an, dass das zu kleine und zu isolierte, monadisierte Ich nicht etwa vernichtet wird, sondern so erweitert, dass man sich als größeren Zusammenhang zu begreifen lernt, schließlich mit dem ganzen Gewebe des Lebens, mit Shiva-Shakti identifiziert und von dort aus auf die Dinge auch des täglichen Lebens bezieht“.

Welt-, Körper-, und Lustbejahung

Um die Tantras in der Tiefe verstehen zu können, sollte man sich vergegenwärtigen, dass die klassische indische Spiritualität sehr stark vom Ideal der Askese und Entsagung beeinflusst ist. Insbesondere die als höchste Weisheit gehandelten Upanishaden sowie das Yoga-Sutra des Patanjali betonen, dass wahre Weisheit und Befreiung nur dadurch erzielt werden kann, dass der Yogi seine Sinne vollkommen von der Welt und den Sinneserfahrungen zurückzieht und Befreiung und Wonne in den tiefen seines Geistes findet.
Die tantrischen Schriften versuchen diese Weltflucht zu überwinden, indem sie die Frage radikal stellen: wenn es nur das Eine, Ungeteilte gibt, warum soll man sich vom Weltlichen abwenden und mit seinen natürlichen Impulsen kämpfen? Warum die Welt und den Körper als Feind betrachten, warum der Lust und dem Vergnügen entsagen, wo es doch auch Teil des Göttlichen ist?

Tantra sieht die Dinge non-dual, und lehnt somit auch den Unterschied zwischen dem geistlichen und weltlichen Leben ab. Dies ist ein Bruch mit der upanishadischen Idee des Rückzugs von der Welt als Voraussetzung für die große Befreiung. Das weltliche Leben soll nicht verlassen werden, sondern wird als Mittel zur Erleuchtung genutzt.

„Es ist ein Grundgedanke des Tantra, dass der Mensch durch das Leben hindurchgehen müsse, und zwar nicht, indem er sich von der Natur abwendet, sondern indem er sie benutzt.“

Besonders am Tantra ist seine positive Haltung gegenüber der Materie. Man könnte Tantra auch definieren als die Kunst, die Energien der materiellen Welt sinnvoll zu nutzen. Ein befreiter Mensch hat zum einen alles Leid und alle Verwirrung hinter sich gelassen und zum anderen Fähigkeiten erworben, um ein befriedigendes weltliches Leben zu führen.

Tantra ist eine Lehre, die Geist und Körper als Einheit sieht und gleichermaßen achtet. Einen menschlichen Körper zu haben gilt im Tantra sogar als äußerst kostbar, weil er die Quelle zur Kundalini-Erfahrung ist, die alles verwandelt. Im buddhistischen Tantra z.B. wird der Besitz eines menschlichen Körpers höher eingeschätzt als z.B. der Körper eines Gottes, da nur der Mensch allein an allen drei Welten teilhat und als einziges Wesen das Potential zur völligen Befreiung und Erleuchtung besitzt.

Der Körper soll nicht überwunden, sondern erleuchtet werden. Der subtile Körper, über den wir an anderer Stelle noch mehr erfahren werden, soll mehr und mehr hervortreten, als Manifestation göttlichen Bewusstseins.

Der Körper gilt den Tantrikas nicht mehr als “Quelle der Schmerzen” wie in den vor-tantrischen Schriften, sondern als “Tempel Gottes”. Der Körper, der Abbild der Welt ist, wird zum perfekten Werkzeug für die Befreiung. Für den Tantriker muss der Körper so lang als möglich und in vollkommenem Zustand erhalten werden, gerade um die Meditation zu erleichtern. Tantra erfordert eine Pflege des Körpers, einen kräftigen, gesunden Körper, da im Körper die Mysterien zu finden sind.

Eine wichtige Unterscheidung, die sich etabliert hat, ist die zwischen rechtshändigem Tantra (Dakshinachara) und linkshändigem Tantra (Vamachara). In der Praxis der rechten Hand ist Meditation das Hauptelement zur Befreiung, in der linken Weg das Ritual, das auch sexuell-spirituelle Praktiken einschließt.

Die Frau, der Körper, die Sinne, sind nicht mehr zu meiden, sondern auf dem Weg der Befreiung zu integrieren. Tantrika sind der Ansicht, dass sexuelle Energie eine wichtige Grundsubstanz ist, die weise genutzt werden soll, um den spirituellen Prozess zu unterstützen und anzutreiben. Sexuelle Praxis z.B. ist ein Element, das es auch Familienmenschen ermöglichen sollte, Befreiung zu erfahren. Sexualität wird dadurch zum Mittel der Befreiung, anstatt zum Hindernis.

Durch die Integration sinnlicher Elemente, z. B. des rituellen Geschlechtsverkehrs, Maithuna, in den tantrischen Übungsweg, wurde die Lust zu einem Eckpfeiler der tantrischen Praxis. Tantra ist einmalig in dem Sinn, dass es eine Synthese von gegensätzlichen Werten, Yoga (Befreiung) und Bhoga (Genuss) darstellt.

Weltliches Leben allein reicht jedoch nicht. Zitat aus dem Kularnava-Tantra: “Wenn man wirklich Vollkommenheit durch Weintrinken erreichte, würden alle Säufer Vollkommenheit erreichen. Würden Tugenden vom Fleischessen kommen, wären alle fleischfressenden Tiere dieser Welt tugendhaft. O Göttin, wenn Befreiung durch die Beglückung der Frauen möglich wäre, wurden alle Wesen dieser Welt befreit sein.“ Auch im Vamachara, dem linken Weg, muss man sich an die Anweisungen und feinen Verhaltensregeln der Tantras halten und viel praktizieren.

Die Tantrika betonen dabei die richtige Absicht und Motivation sowie ausreichende Einweihung und Führung. Sich im Genuss nicht zu verlieren, gerade das macht Tantra so delikat, dass vom „Ritt auf einer Rasierklinge“ geschrieben wird. Im Vergleich zu anderen spirituellen Wegen ist es hier leichter, vom Weg abzukommen und zu scheitern.
Tantra ist praktisch, vielfältig und anpassungsfähig
Tantra ist keine Freizeitbeschäftigung, sondern fordert den ganzen Menschen. Die Praxis besteht aus einer abgestimmten Folge von körperlichen, intellektuellen, spirituellen und rituellen Übungen.

„Tantra ist von seiner Natur her eine enzyklopädische Wissenschaft. Es ist auf Praxis ausgerichtet und allen Wortgefechten abhold. Es entzündet die Fackel und zeigt den Weg, Stufe um Stufe, bis der Reisende ans Ziel der Reise gelangt“, schreibt John Woodroffe, einer der Pioniere der Erforschung tantrischer Lehren.
Im Tantra geht es gleichermaßen um Innen UND Außen. In der tantrischen Tradition finden wir Abhandlungen zur Kosmologie, Magie, Handlesekunst, Astrologie, Chemie, Alchimie usw. Wichtigstes Ziel der tantrischen Bestrebungen ist aber immer die tiefere Selbsterkenntnis.

Tantra hat als sehr praktischer Weg verschiedene Methoden übernommen, um den Bedürfnissen, aber auch den Fähigkeiten und Voraussetzungen seiner Anhänger entgegenzukommen. Obwohl das Ziel für alle dasselbe ist, bietet Tantra eine relativ hohe Freiheit, den Weg auf unterschiedliche Weise zu gehen

Tantra stellt eine Vielzahl von praktischen Techniken für unterschiedliche Situationen zur Verfügung. Ziel dabei ist, jede Handlung im Leben zur spirituellen Praxis werden zu lassen.
Tantrische Praxis ist dabei in vielen Fällen unkonventionell und steht nicht selten im systematischen Gegensatz zu den kulturellen Gepflogenheiten. Tantra sucht die Konfrontation, um kraftvolle Schocksituationen zu erzeugen, um daraus wieder Kraft zu kanalisieren

Schriften, Guru und Gemeinschaft

Klassische Tantra-Praxis wird in der Regel innerhalb einer Lerngemeinschaft, die in Hinduismus Kula und im Buddhismus Sangha heißt, übertragen. Die Gemeinschaft wird von einem Guru geleitet, der im Gegensatz zu anderen Schulen auch eine Frau sein kann. In der Regel steht ein tantrischer Guru in einer Übertragungslinie, die bei Shiva, Buddha oder einer kosmischen Autorität endet, und ist in eine bestimmte tantrische Schule wie z.B. Kaula, Trika oder Karma-Kagyü integriert.

Initiation bei einem qualifizierten Meister ist im Tantra von zentraler Bedeutung. Die Einweihung ist nötig, um die tantrischen Texte zu verstehen. Das hängt damit zusammen, dass sich die Bedeutung der Texte verändert, wenn sich das Sein des Schülers verändert hat. Ein fähiger Lehrer kann die Reife des Schülers erkennen und ihm ergänzende Instruktionen mündlich geben, die seinem jeweiligen Grad und auch seinen speziellen Qualitäten entsprechen.

Tantrische Praxis hat die Qualität, zu transformieren und nicht bloß neues Wissen anzuhäufen.

Die Praxis fußt in der Regel auf einer oder mehreren Tantra-Schriften, die für die entsprechende Schule die Bedeutung eines kanonischen Textes haben.
Die Tantra-Schriften sind meist anonym, die Abfassung wird einem göttlichen Ursprung zugeschrieben. Tatsächlich scheinen sie zur Gattung der Offenbarungsliteratur zu gehören und werden immer auf eine göttliche Quelle, Shiva, Shakti oder Buddha zurückgeführt.
Die Hindu-Schriften lassen sich in die Agamas, in denen Shiva Shaktis Fragen beantwortet, und die Nigamas, in den Shakti die Fragen Shivas beantwortet, unterteilen.

Zu diesen Wurzel-Texten kommen in der Regel noch Anweisungen zur Sadhana, also zur regelmäßigen Praxis dazu, die meist nur Eingeweihten zugänglich sind und wesentlich einfacher zu verstehen sind, sowie spezielle Mund-zu-Ohr-Belehrungen, die nur mündlich weitergegeben werden, und die der Schüler streng geheim zu halten hat. Die tiefere Bedeutung eines Tantra entschlüsselt sich in der Regel nur aus diesen drei Komponenten.

Frauenverehrung

Im Vergleich zu anderen Systemen werden in den meisten tantrischen Schulen weibliche Gottheiten verehrt. Die Göttin in all ihren Formen verkörpert im Tantra die stofflichen Seite des Universums im Außen und die Lebensenergie im Inneren.
Viele Autoren stellen hier historische Bezüge zum archaischen Matriarchat und Göttinnenkult her. Die verdrängte Weiblichkeit kam wieder zu ihrem Recht: auf der metaphysischen Ebene durch die Aufwertung der weiblichen Ur-Kraft, jetzt Shakti genannt, auf der gesellschaftlichen Ebene durch eine religiöse Gleichwertigkeit der Frauen, die jetzt verstärkt auch Lehrerinnen waren.

Man kann jedoch Tantriker nicht völlig gleichsetzen mit Verehrern der Großen Göttin: es gibt Tantras, die eher den Shiva-Aspekt betonen, es gibt buddhistische Tantras, wo das Weibliche eine kleinere Rolle spielt, und es gibt ebenso auch nicht-tantrische Shakti-Verehrer.

Zusammenfassung dieses Kapitels:

Tantra ist eine radikale, praxisnahe und experimentelle Umsetzung der religiösen oder philosophischen Idee des Non-Dualismus. Die tantrische Philosophie macht keinen Unterschied von der menschlichen und der göttlichen Sphäre. Geist und Materie sind beides Manifestationen einer höheren Realität, die unsere allgegenwärtige wahre Natur ist. Der menschliche Körper und seine Energie werden als Analogie zum Universum angesehen.
In unserer heutigen Zeit sei es notwendig, alle Möglichkeiten zur Erleuchtung zu nutzen, und seien diese auch unkonventionell.

Im Gegensatz zu anderen spirituellen Systemen ist Tantra weltbejahend und schließt Sinnlichkeit, weltliche Erfolge und sogar Sexualität mit ein. Tantra ist vielfältig, praxisnah und anpassungsfähig. Das weltliche Leben wird als Mittel zur Erleuchtung anerkannt.

Die weibliche Energie wird im Tantra anerkannt und verehrt.
Initiation und die Beziehung von Guru und Schüler sind von wesentlicher Bedeutung.


„Wir sind dran!“ – Eine bessere Welt ist machbar

Zitat: „Alles was es braucht, ist ein bißchen Mut und das Bewusstsein, dass auch das Größte stets im Kleinsten seinen Anfang nimmt.“ (Th. Marthaler)

Solange man täglich mit Blockbuster-Katastrophenfilmen die Apokalypse an die Wand malt, Medien ihren Auftrag auf Schreckensmeldungen reduzieren und gewaltschwangere Computerspiele Kinder unterhalten dürfen, werden Menschen nicht lernen, wie sie friedlich, angstfrei und glücklich auf der Erde leben können. In den Kindergärten und Schulen müssen wir beginnen, andere Lehrinhalte zu vermitteln, aber vor allem menschliche Werte wie Fürsorge, Menschenwürde und Gemeinwohldenken. Menschen brauchen erstrangig nicht Konsum und Luxus, sondern Lebensbedingungen, die von Respekt, Vielfalt, Schönheit, Identität, Gemeinschaft, Herausforderungen, Anerkennung, Freude und Liebe getragen sind. Gerade der Mangel an solchen Werten entfacht den Wunsch nach materiellem Wachstum. Er soll die „inneren Wüsten“ (Papst Franziskus) und die psychische Verarmung kompensieren. Doch dieser seelische Notstand hat uns an die Klippe des Abgrundes geführt.

Eine Ehrfurcht vor dem Leben muss erwachen, aus der heraus eine nachhaltige Entwicklung wachsen kann. Damit einhergehen muss ein Streben nach Gerechtigkeit und Frieden. Formuliert wurden diese Grundsätze auch in der internationalen Erd-Charta, die – wie jetzt der Club of Rome – darauf drängt, einen neuen zivilisatorischen Anfang zu wagen. Dazu muss man nicht gleich den Kapitalismus abschaffen wollen. Im humanistischem Management spricht man mittlerweile von einem „natürlichen und regenerativen Kapitalismus“. Im Kontext dieses Begriffes konzentrieren sich Firmen in ihrer Philosophie auf das gemeinsame Wohl und einen gesunden Planeten. Auch das kostet wenig, lediglich eine bewusste Entscheidung und aufrichtige Absicht. Denn aus der Natur lernen heißt auch zu erkennen: Natur ist nachhaltig, weil sie regenerativ ist.

Nachhaltigkeit als Schlüssel zur Abkühlung des Klimas. Nachhaltigkeit erachten viele Firmen-Manager als unabdingbar für Fortbestand und Erfolg ihrer Firmen. Die Politik hinkt der Entwicklung weit hinterher. Nachhaltigkeit bedeutet, vorhandene Ressourcen optimal zu verwerten und, wo immer möglich, begrenzte Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Im Weiteren heißt es aber auch, den Verbrauch von Ressourcen dem tatsächlichen Bedarf anzugleichen und den Konsum-Terrorismus zu beenden.

Neu organisieren, neu gestalten: in der Energieversorgung, in der Ernährung, in der Landwirtschaft, in der Warenproduktion; Kreisläufe schaffen, in denen bestenfalls keinerlei Abfall liegenbleibt, sondern einer weiteren Verwertung zugeführt wird. Die Natur hat über Jahrmillionen hinweg geniale Prinzipien entwickelt, um stabile, gesunde und nachhaltige Systeme aufzubauen. Die sollten wir uns besser abschauen als vermessen zu glauben, wir könnten uns die Erde untertan machen – oder noch absurder: als könnten wir außerhalb der Natur agieren.

Weltweit muss eine Landschaftsgesundung einsetzen: Aufforstung, Bewaldung, Renaturierung. Es ist nicht das Kohlendioxid an sich, was schädlich ist. Ursache ist eine zerstörte Natur, die kaum noch imstande ist, Kohlendioxid zu speichern. Humusreiche Böden speichern weitaus mehr Kohlendioxid als Monokulturflächen. Gesunde Wälder und gesunde Ozeane tun dasselbe. Wüstenbegrünung ist in diesem Zusammenhang eine der wichtigsten Projekte, denn alleine durch Bewässerung entstehendes Grasland kann pro Hektar jährlich eine Tonne Kohlendioxid speichern. Der Club of Rome spricht von 12 Milliarden Hektar, die weltweit ökologisch wiederhergestellt werden müssen. Nicht nur, dass diese riesige Fläche als Kohlendioxidspeicher fungieren kann; durch ihre Renaturierung wirkt der Bewuchs mit Pflanzen und Bäumen direkt kühlend auf das Klima ein. Allein die Arbeit an der Regeneration von Land-, Wasser- und Waldressourcen würde zahlreiche regionale Oasen entstehen lassen, in denen Menschen sich langfristig ansiedeln und sich ein gesunder Lebensraum entwickeln kann, der Armut und Hunger besiegt. Zahlreiche Pionierprojekte weltweit überzeugen, diesen Weg voranzutreiben. Ein einziges lokales und regeneratives Produkt hat die Kraft, einer ganzen Region Wohlstand und Lebensqualität zu ermöglichen.
In Jahrmillionen haben die Natur und ihre Ökosysteme fast jede Herausforderung bewältigt. Daher ist die Natur eine unerschöpfliche Quelle an Inspirationen für die Bewältigung von ökologischen Krisen und Katastrophen. Gunter Pauli nahm sich diese Tatsache als Vorbild und veröffentlichte unter dem Begriff Blue Economy einen Fahrplan an wirtschaftlichen Maßnahmen und Innovationen, die innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne umzusetzbar sind. Jahrzehntelange Erfahrungen in ökologischen und sozialen Systemen brachten ihn zu einigen Kernprinzipien für die Nutzung von Technologien im Einklang mit der Natur, die sich stets „von der Knappheit zur Fülle“ entwickelt.

Die Menschen müssen lernen, die Grundbedürfnisse mit dem abzudecken, was lokal verfügbar ist: Verwende, was du hast. Versorgungssicherheit ist ein zentrales Anliegen der Wirtschaft. Eine Ökonomie, die der Natur keine Zeit lässt, sich zu regenerieren, kann nur in einen Kollaps führen; das Prinzip der Resilienz (das Abfederungsvermögen von Ökosystemen gegen äußere Störungen) bricht unter derartigen Belastungen zusammen. Systeme der Wirtschaft zur Gewinnung und Nutzung von Energie, Nahrungsmitteln und Rohstoff-Ressourcen müssen vielmehr in Kreisläufe fließen, wodurch Ressourcen effizient genutzt und Abfälle vermieden werden. Produkte der Wirtschaft sollten grundsätzlich erneuerbar, wiederverwendbar und organisch abbaubar sein. In der Natur gibt es keine Abfälle, denn jeder Stoff ist Teil eines biologischen Kreislaufs. Nur wenn sich die Wirtschaft dieses Prinzip zum Vorbild nimmt, ist eine neue Ära der Menschheit ohne Umweltzerstörung und Armut

Eine regenerativen Wirtschaft fußt auf einer nachhaltigen Agrarpolitik, in der für humusreiche Böden und Artenvielfalt gesorgt wird und für qualitativ hochwertige Ernten keinerlei Agrochemikalien vonnöten sind. International wird eine ressourcenschonende Landwirtschaft gefordert, um Umweltbelastungen weitgehend auszuschließen. Wo immer in Produktionsketten Ressourcen als Abfälle anfallen, sind sie viel effizienter zu nutzen, um Überproduktion, Verschwendung und Entsorgungskosten zu mindern. Nachwachsende Rohstoffe lassen sich in der Industrie als ökologische Ersatzstoffe verwenden, so dass erheblich weniger fossile, künstliche und/oder giftige Rohstoffe gebraucht werden. Beispielsweise lassen sich bestimmte Algen zu hochwertigem Rohöl verarbeiten, das fossile Brenn- und Kraftstoffe komplett ersetzen kann.

Abfälle gibt es in der Natur nicht. Für jeden Stoff stehen Lebewesen zur Verfügung, die Abfälle verwerten. Ressourcen effizient zu verwenden, ist ein zentraler Aspekt einer nachhaltigen und fairen Weltwirtschaft und eines Natürlichen Kapitalismus. Der Einsatz von Trinkwasser ließe sich in vielen Anbau- und Versorgungssystemen optimieren, sodass der Verbrauch der kostbaren Ressource erheblich gesenkt werden könnte. Bei einer intelligenten Verwertung von regenerativen Rohstoffen könnte durch einen einzelnen Rohstoff eine Kette von Produktionsstätten entstehen, bei der sämtliche Rückstände, die bislang Abfall sind, zu weiteren Produkten verarbeitet werden. Projekte zeigen, dass auf diese Weise ganze Regionen in

Im nächsten Schritt geht „Wir sind dran“ auf Lösungen für den Klimawandel ein. Was kann getan werden, um die Erderwärmung zu begrenzen oder gar zu reduzieren. In Afrika und Asien haben bereits mehrere Projekte zur Wiederaufforstung von Karst- und Wüstengebieten begonnen. Eine systematische Intensivierung solcher Aufforstungen könnte vielen trockenen Regionen ihre Fruchtbarkeit zurückbringen und damit Hunger und Arbeitslosigkeit beseitigen – die häufigsten Ursachen für Flucht und politische Instabilität. Aber solche Maßnahmen reichen nicht aus, um die Erde vor den Kollaps zu retten. Ein ganzer Cocktail an Maßnahmen muss weltweit ergriffen werden.

Alander Baltosée

„Wir sind dran“, ein Buch, das der Club of Rome zum 50-jährigen Bestehen herausgegeben hat, ist eine Schatzgrube von Anregungen für die Schaffung einer enkeltauglichen Welt-Gesellschaft. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Anders Wijkman u.a., Wir sind dran. Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen – Eine neue Aufklärung für eine volle Welt, ISBN 978-3-579-08693-4


Greta und ihre Kritiker

„Wenn du kritisiert wirst, dann musst du irgend etwas richtig machen. Denn man greift nur denjenigen an, der den Ball hat.“ (Bruce Lee)

Für ihre Anhänger mag Greta Thunberg ein Idol sein, für ihre Kritiker ist sie die Leibhaftige. Anders ist die Fixierung auf die schwedische Klimaschutzaktivistin kaum zu erklären. Seit die Medien sie als Gesicht der Klimaproteste gesetzt und zahlreiche Politiker sie umgarnt haben, ist die junge Frau das Lieblingsopfer reaktionärer, schreibender Männer wie Henryk M. Broder oder Roger Köppel. Richtig zur Sache geht es bei den „Skeptikern des menschgemachten Klimawandels“ und einschlägigen rechten Internetmedien. Dort hat man alle Hemmungen über Bord gehen lassen und lebt seinen Hass auf den „Schweden-Mongo“ „Gräte Thunfisch“ ganz offen aus und wünscht ihr offen den Tod. Aber es ist beileibe nicht nur der rechte Rand; auch aus der Mitte der Gesellschaft und Teilen der Gegenöffentlichkeit sind immer wieder derbe Sprüche gegen „Gretel“ zu hören. Was hat das Mädchen diesen Menschen nur getan?

Beispielhaft für die intellektuelle Seichtigkeit dieser „Kritik“ ist die Aufregung über Greta Thunbergs Reise zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Klimafreundlich reiste die Schwedin mit der Bahn und postete davon auch ein Foto. Dies fachte den Groll ihrer Kritiker jedoch erst richtig an, die sich nun auf ein Bündel Bananen am Bildrand stürzten, das offenbar zu ihrer Wegzehrung gehörte – gerade so, als habe Thunberg durch den Verzehr von Bananen, die ja aus dem fernen Afrika importiert werden, ihr Recht verspielt, sich zu klimapolitischen Fragen zu äußern.

Ähnlich ist das Schema der aktuellen Kritik. Die Yacht, mit der sie den Atlantik als Passagier überquere, sei aus Carbon gefertigt, teuer und einer ihrer Skipper ein monegassischer Prinz. Na und? Darf man etwa nicht mit Aktionismus auf eine Sache aufmerksam machen, an die man glaubt und die ja auch niemandem schadet? Ist es so schlimm, dass ein PR-interessiertes Profi-Segelteam die pressetaugliche Atlantiküberfahrt kostenlos ermöglicht? Nicht Greta, sondern die Medien hätten den Auftrag, auf eine Vereinnahmung hinzuweisen.

Hätte sie stattdessen fliegen oder mit einem Kreuzfahrtschiff den Atlantik überqueren sollen? Wahrscheinlich wäre die Kritik leiser, wenn sie den Atlantik durchschwimmen würde. Aber selbst dann gäbe es sicher schlaumeiernde Kritiker, die darauf hinweisen würden, dass ihr Neopren-Anzug ganz sicher nicht klimaneutral produziert wurde. Am besten, man lässt sich auf derartige „Diskussionen“ gar nicht ein, sagen sie doch mehr über die „Kritiker“ als über das Thema selbst aus.

Aber es ist ja nicht nur Greta Thunberg, die ins Visier einer pöbelnden Meute geraten ist. Ihrer deutschen Mitstreiterin Luisa Neubauer ergeht es da kaum besser. Die 22-jährige Studentin ist nämlich – man glaubt es kaum – in ihrer Jugend schon einmal privat geflogen, was ihr in einschlägigen Kreisen auch gleich den Spitznamen „LangstreckenLuisa“ eingetragen hat. Die dieser Kritik zugrundeliegende „Logik“ ähnelt schon sehr den Vorwürfen an bestimmte Politiker der Linkspartei, die in einer „Villa leben“, einen „Porsche fahren“ oder schon mal „Hummer gegessen“ haben und denen daher von interessierter Seite das Recht abgesprochen wurde, sich für die Belange von Niedriglöhnern, Armen und Erwerbslosen einzusetzen. Na klar, wenn man derart abstruse Anforderungen an die Vita anlegt, würde es schwer, überhaupt noch Politiker oder Aktivisten zu finden, die weiterhin für soziale oder ökologische Forderungen zu streiten. Cui bono?

Ein beliebter Trick der zugrundeliegenden Meinungsmache ist, dass die Botschaft bei derartigen Debatten stets ignoriert und sich stattdessen nur noch über die Überbringer der Botschaft gestritten wird. Was hat beispielsweise Thunbergs Forderung nach einer forcierten Klimapolitik mit ihrem Bananengenuss zu tun? Nichts! Und was hat Neubauers Forderung nach einem strukturellen Wandel der Energieerzeugung und des Verkehrssystems mit ihrem Reiseverhalten in ihrer Jugend zu tun? Nichts! Wenn ein Raucher Rauchverbote fordert, ist dies eigentlich ja sogar glaubwürdiger, als wenn diese Forderung von einem Antiraucher vorgebracht wird.

Aber das trifft es ja noch nicht einmal. Thunberg, Neubauer und Co. fordern ja gar nicht, dass wir alle es ihnen nachtun sollten und „Sünder“ im Fegefeuer landen. Sie fordern von der Politik, dass sie die strukturellen Weichenstellungen vornimmt, damit die Gesellschaft die nötige Wende beim Klimaschutz meistert. Das persönliche Verhalten mag ein Teil in diesem Gesamtkonzept sein; mehr aber auch nicht. Primär geht es darum, die politischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Es ist unverständlich, warum eine derart positive Forderung die Menschen derart aufbringt. Während Kriegstreiber und Ausbeuter ignoriert werden, haut man lieber verbal auf zwei junge Frauen ein, die den Klimawandel bändigen wollen.
Gerade von linker Seite kommt an dieser Stelle schnell der Verdacht auf, die Forderungen von Thunberg, Neubauer, Fridays for Future und Co. seien „elitär“ und würden letztlich vor allem dazu führen, dass die Armen den Preis für den Klimaschutz zahlen müssten. Dieses Argument ist zumindest im Kern interessant und sollte viel häufiger bei den Debatten thematisiert werden. Denn eine wichtige Forderung von Fridays for Future ist ja gerade eben, dass Klimaschutz eben keine Frage des Geldes sein darf und es keine Privatisierung des Klimaschutzes geben darf. Dass diese Forderung von Politik und Medien stets unter den Tisch gekehrt wird, ist traurig, aber nicht Schuld der Aktivisten.

Meist picken sich die Kritiker in diesem Zusammenhang nur einen Punkt aus der gesamten Debatte heraus, der isoliert betrachtet in der Tat kritisch ist. So ist eine CO2-Steuer isoliert betrachtet natürlich problematisch, da sie vor allem ärmere Menschen trifft. Daher kann eine CO2-Steuer nur Teil eines Gesamtkonzepts sein, das auch einen sozialen Ausgleich garantiert. Sinn macht eine derartige Steuer ja ohnehin nur dann, wenn sie eine Lenkungswirkung hat. Dazu gehört jedoch, dass es Alternativen gibt. Wenn beispielsweise der Kraftstoff einfach nur teurer wird und Pendlern kein besseres Angebot gemacht wird, auf Bus und Bahn umzusteigen, ist die ganze Steuer sinnlos, zumal sie dann ja auch gar nicht zu einer Einsparung von CO2 führt. Das wird jedoch von den Medien und vor allem von der Politik so nicht kommuniziert. Die Politik ist vielmehr dabei, sich ein paar Rosinen aus dem „Klimakuchen“ zu picken und die Sache mit dem Gesamtkonzept tunlichst zu verdrängen. Das muss man kritisieren. Aber auch dafür können doch die Klimaaktivsten nichts. Man darf die Politik nicht mit derlei durchschaubarer Vereinnahmung der Aktivisten durchkommen lassen.

Was soll also die Häme und der latente Hass gegen einzelne Aktivistinnen? Hat der Arbeiter etwa Angst, dass Greta ihm seinen Privatjet im Tessin wegnehmen will? Oder geht es vielleicht schlicht darum, dass die Aktivisten uns zeigen, dass man sehr wohl auch auf persönlicher Ebene seinen Teil dazu beitragen kann, klimafreundlicher zu leben? Das mag unbequem sein und von vielen als Affront betrachtet werden. Sicher spielen auch noch andere Motive eine Rolle. Oft geht die Kritik an Greta und Co. Hand in Hand mit einer Kritik an den Grünen. Das ist zwar verständlich, gibt es an den Grünen doch einiges zu kritisieren. Aber das diskreditiert die Forderung nach einem besseren Klimaschutz ja nicht.

Schlussendlich mag die harsche Kritik vereinzelt sogar Ausdruck verletzter Männlichkeit und der Angst vor dem Verlust der Deutungshoheit sein. Es ist wohl kein Zufall, dass der Großteil der harschen Kritik von älteren Männern stammt, deren politischen Hintergrund man wohl als konservativ bis reaktionär beschreiben könnte. Dass diese Klientel sich durch junge Frauen – und dann auch noch eine Schulschwänzerin – ihre Deutungshoheit über die Fragen der Welt nicht entreißen lassen wollen, mag als Erklärung für die Ablehnung der Klimaproteste ja durchgehen. Aber warum die Häme, warum die Boshaftigkeit?

Der Gewinner der entgleisten Debattenkultur und der Emotionalisierung und Polarisierung der Klimadebatte steht jedenfalls schon fest. Je schriller die Kritik und je aufgeregter die Debatte, desto „vernünftiger“ wirken die „Kompromissvorschläge“ der Industrielobbyisten. Nun hat sogar die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft das Thema entdeckt und ist dabei, „den Kindern“ die Debatte abzunehmen und endlich „erwachsen und seriös“ aufzuklären – dass man dabei 1:1 den Forderungskatalog der Industrie, die kein Interesse am Klimaschutz und schon gar kein Interesse an einem umfassenden Konzept hat, bei dem die Soziale Frage mit dem Klimaschutz verbunden wird, versteht sich von selbst.

Jens Berger, www.nachdenkseiten.de


Wissenswertes über CBD-Öl

Du lernst nichts vom Leben, wenn du denkst dass du die ganze Zeit recht hast.“ (Morgan Freeman)

Rund um das nicht-psychoaktive Cannabinoid Cannabidiol (CBD) aus der Cannabispflanze sowie das daraus hergestellte Öl besteht aktuell ein regelrechter Hype. Wir sind den Fragen nachgegangen, wie das CBD-Öl überhaupt hergestellt wird, welche Unterschiede es hier gibt, und gegen welche Beschwerden das Öl hilfreich sein kann.

Im folgenden Beitrag beschäftigen wir uns mit dem Cannabinoid Cannabidiol (CBD), das ebenso wie das bekannte Tetrahydrocannabinol (THC) sowie wie viele weitere Cannabinoide und Wirkstoffe in der Cannabispflanze enthalten ist. Im Gegensatz zum THC hat CBD jedoch keine psychoaktive Wirkung, weshalb CBD-Produkte in Deutschland – sofern der THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt – legal käuflich sind. Eines der bekanntesten Produkte ist das CBD-Öl.

Die Inhaltsstoffe im CBD-Öl können ein breites Wirkungsspektrum entfalten, weshalb sie auch bei verschiedenen Beschwerden hilfreich sein können.
So kann das Öl mit Cannabidiol bei folgenden Erkrankungen/Beschwerden Linderung verschaffen: Hautprobleme wie Akne, Schlaflosigkeit/Schlafstörungen, Übelkeit/Brechreiz, Stress/Anspannung/Ängste/Nervosität, Kopfschmerzen/Migräne, Fibromyalgie, Morbus Crohn/Colitis Ulcerosa/Reizdarm, Entzündungen/chronische Erkrankungen (z. B. Arthrose oder Rheuma), Epilepsie, Multiple Sklerose, Diabetes, Alzheimer.

Zu erwähnen ist hier noch eine große Studie zu CBD, dessen Ergebnisse im Jahr 2017 veröffentlicht wurden. Diese Studie wurde von der Brigthtfield Group und HelloMD durchgeführt. Dr. Perry Solomon erklärte, dass die Hauptgründe, warum CBD genutzt wird, Depressionen, Angstzustände, Schlaflosigkeit und Gelenkschmerzen seien.
42 Prozent der Befragten gaben an, dass sie dank der verwendeten CBD-Produkte verschiedene nicht-verschreibungspflichtige und verschreibungspflichtige Medikamente wie Schmerzmittel absetzen konnten. Weiter gaben 80 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass CBD sehr oder extrem wirksam sei. Lediglich drei Prozent erklärten, keinen nennenswerten Effekt bemerkt zu haben.

Auch noch wissenswert ist, dass das Cannabinoid Cannabidiol, also CBD, von der WHO, also der Weltgesundheitsorganisation, als unbedenklich eingestuft wurde. Ein Meilenstein für die Cannabisforschung.

Für das CBD-Öl werden primär Hanfblüten sowie Blätter des weiblichen Nutzhanfs verwendet, der den EU-rechtlichen Normen entspricht. Dieser zeichnet sich durch einen geringen THC- und hohen CBD-Gehalt aus. Gewonnen wird das Cannabidiol durch das schonende und effiziente CO2-Extraktionsverfahren.

Um die Anwendung zu erleichtern, wird dem CBD-Extrakt noch ein Öl hinzugefügt. Die meisten Hersteller mengen hier Hanfsamenöl bei, sodass das CBD-Öl eine dunkle Farbe sowie einen etwas bitteren Geschmack erhält. Andere Hersteller verwenden für die weitere Anreicherung hingegen Kokosnuss-, Oliven- oder Traubenkernöl.

Alle Öle haben gemeinsam, dass sie die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren beinhalten, die für die Zellregeneration von Bedeutung ist. Zudem können sich die Fettsäuren auch positiv auf die Blutdruckwerte und das Immunsystem auswirken. Angeboten wird dieses CBD-Öl meist unter den Bezeichnungen „Vollspektrumextrakt“ oder „Naturextrakt“.

Wichtig ist hier zu erwähnen, dass diese CBD-Kristalle oder CBD-Isolate weder THC noch andere Cannabinoide, Terpene oder Pflanzenwirkstoffe enthalten. Es wird jedoch angenommen, dass sich die Inhaltsstoffe wie Cannabinoide und Terpene in ihrer Wirkung gegenseitig unterstützen, was in der Cannabis-Forschung als „Entourage-Effekt“ bezeichnet wird.
CBD-Öle sind in unterschiedlich hoher Konzentration erhältlich. Gängig sind 2, 5 und 10 Prozent. Je höher die CBD-Konzentration ist, desto teurer ist auch das Produkt.
Eine niedrige CBD-Konzentration eignet sich dazu, um sich an das CBD-Öl heranzutasten. Die Öle mit 5 Prozent CBD liegen preislich im Mittelfeld und werden verwendet, wenn das niedrig potente Öl keinen Effekt zeigt. Am teuersten sind Öle mit 10 Prozent oder mehr Cannabidiol Anteil.

Zu beachten ist, dass hier keinesfalls die Regel gilt: Je höher die CBD-Konzentration – desto größer ist der Effekt.

Das CBD-Öl wirkt sehr individuell, denn jeder Organismus reagiert anders. Demzufolge ist es schwer, Empfehlungen für eine Dosierung zu geben. So könnten beispielsweise wenige Tropfen eines 5-prozentigen CBD-Öls bei einem Menschen bereits eine Wirkung entfalten, während bei einem anderen Menschen 10 Tropfen benötigt werden.

Bei einem anderen könnten bereits 3 Tropfen eines 2-prozentigen Öls Effekte haben. Deshalb wird häufig geraten, mit einem 2- oder 5-prozentigen CBD-Öl in einer geringen Dosierung zu beginnen und diese einige Tage beizubehalten. Zeigt sich kein Effekt, kann die Dosis erhöht werden.

Darüber hinaus geben auch die Hersteller meist eine Dosierungsempfehlung, wobei diese in der Regel sehr niedrig sind, um sich im Falle unerwünschter Nebenwirkungen abzusichern. Das bedeutet nicht, dass automatisch jeder eine höhere Dosierung wählen sollte. Wie schon zuvor erwähnt, sollte man mit einer geringen Dosierung beginnen und diese langsam steigern, wenn nach einigen Tagen keine Wirkung zu spüren ist.

In der Regel wird CBD-Öl oral eingenommen. Das bedeutet, es werden einige Tropfen direkt unter die Zunge gegeben. Dort sollte das CBD-Öl für etwa 30 bis 60 Sekunden bleiben, da so das CBD über die Mundschleimhaut aufgenommen werden kann. Diese ist sehr gut durchblutet, weshalb das CBD schnell in die Blutbahn gelangen kann.

Möglich ist aber auch, das CBD-Öl direkt zu schlucken, wobei die Magenschleimhaut das CBD nur langsam aufnimmt und dann über das Blut in das Gehirn transportiert. Dort angekommen regt das CBD die Rezeptoren CB1, 5-HT1A und den Vanilloidrezeptor an.

CBD-Öl gilt allgemein als unbedenklich bzw. verursacht das Öl kaum Nebenwirkungen. Dennoch gilt hier, dass jeder Körper anders auf die Inhaltsstoffe reagiert, weshalb es zu geringen Nebenwirkungen kommen kann. Bei zu hohen Einnahmemengen kann es zu Schläfrigkeit, Appetitverlust und Durchfall kommen. Hingegen sollen die Wirkstoffe im CBD-Öl keine negativen Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem haben.

Schwangeren wird jedoch empfohlen, kein CBD-Öl einzunehmen. Außerdem sollte bei gleichzeitiger Einnahme von Diazepam und Omeprazol eine Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.
Der CBD-Prozentwert bildet zusammen mit dem Volumen der Produktverpackung die Menge an CBD im Öl. Dementsprechend ist beim Kauf des CBD-Öls nicht nur auf den CBD-Prozentwert, sondern auch auf die Absolutmenge geachtet werden. Je nach Dichte des Öls sollten beispielweise 10 Milliliter CBD mit 10 Prozent CBD um die 900 bis 1.000 Milligramm CBD enthalten. Auch auf den THC-Gehalt ist unbedingt zu beachten, denn dieser darf dem gesetzlich festgelegten Richtwert – in Deutschland 0,2 Prozent – nicht überschreiten.
Bei einigen CBD-Ölen setzt sich der CBD-Wert mit dem CBDA-Wert zusammen, wobei CBDA die säurebasierte Vorstufe von CBD ist und nicht den gleichen Effekt entfaltet wie CBD. Zwar können dem CBDA gewisse gesundheitliche Vorteile zugeschrieben werden, die Aussagen hierzu sind jedoch umstritten. Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass das Öl CBD enthält.
Idealerweise schlüsselt der Hersteller die genaue Cannabinoidzusammensetzung auf und informiert hierüber. Viele Hersteller bieten auch ein Analysezertifikat an. Wenn dieses nicht beiliegt und vom Hersteller auch nicht herausgegeben wird, sollte vom Kauf dieses CBD-Öls Abstand genommen werden.

CBD ist sehr lichtempfindlich, weshalb das Öl in einer blickdichten Verpackung bezogen werden sollte. Zudem ist es wichtig, das CBD-Öl an einem dunklen und kühlen Ort zu lagern. Möglich ist beispielsweise das Lagern im Kühlschrank. Bezüglich der Haltbarkeit ist zu sagen, dass CBD-Öl bis zu zwei Jahre haltbar ist. Bei solch einer langen Lagerzeit sollte das CBD-Öl jedoch nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden, da sich die Konsistenz des Öls sonst verändert.

Vorsicht bei allen Produkten, die sich im Internet als GMP-zertifziert oder mit Biosigel ausweisen. Sollten entsprechende Zertifikate verfügbar sein, ok. Allerdings schmücken sich viele Hersteller mit Gütesigeln die es gar nicht gibt, rein erfunden sind um so ihre Waren besser zu verkaufen.

Alexandra Latour, www.hm-cbd.de


5G Mobilfunk und Ihre Gesundheit

„Wir sehnen uns nach Hause. Und wissen nicht wohin.“ (Ferdinand von Schirach)

5G steht für „5. Generation“. Es handelt sich hierbei um ein absolut „tolles“ neues Konzept, das zwischen 10-100 mal schneller Signale transferiert im Vergleich zu der Geschwindigkeit eines aktuellen 4G-Netzwerks. Wenn das kein Vorteil ist! Wo liegt der Unterschied zum 4G-Netzwerk?
Das neue Netzwerk ist nicht nur schneller, sondern benutzt auch keine Mikrowellen mehr, da dieser Bereich praktisch vollständig belegt ist. Das neue Netzwerk geht in den Millimeterwellenbereich, das eine höhere Frequenz benutzt. Das alte, momentan im Gebrauch befindliche 4G-Netzwerk benutzt Frequenzen wie 700, 850, 1800, 1900, 2100, 2300 und 2600 Megahertz. Das neue 5G-Netzwerk operiert mit Frequenzen zwischen 30 und 300 Gigahertz.

Der Nachteil dieses hohen Frequenzbereichs ist, dass die Reichweite deutlich eingeschränkt ist. In der Praxis muss diese Einschränkung kompensiert werden, indem man in viel kürzeren Abständen entsprechende Sender/Empfängermasten aufbaut, was zu einer Vervielfachung dieser Sendemasten führen wird. Und wo mehr Sendemasten aufgebaut werden, da wird es auch ein entsprechend höheres Maß an elektromagnetischer Aktivität geben.

So vermutet ein Beitrag die Online-Ausgabe der Daily Mail, dass im Zuge der Einführung der 5G-Technologie in den USA mindestens 800.000 Sendemasten aufgebaut werden (müssen). Man darf also davon ausgehen, dass die neuen Sendemasten an jeder Straßenecke zu finden sein werden, um einen 5G-Betrieb zu ermöglichen. Ob diese neue Anordnung und Vielzahl von Sendemasten auch mit gesundheitlichen Nachteilen verbunden sein wird, darüber gibt es selbstverständlich keine zuverlässigen Aussagen oder Studien. Auch hier wird wieder einmal die Vermutung zum Dogma, dass alles schon nicht so schlimm sein wird.
Höhere Frequenzen bedeuten auch ein höheres Maß an Energie, die von diesen Frequenzen ausgeht. Schon bei den Frequenzen im 4G-Bereich gab es eine Reihe von Studien, die keine positiven Effekte von dieser elektromagnetischen Strahlung berichteten. Jetzt haben wir mit 5G eine deutlich energiereichere Strahlung, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch schädlicher sein wird als das, was wir bislang auf uns haben einwirken lassen müssen.
So sind diese elektromagnetischen Strahlen in der Lage, bis zu zwei Millimeter tief in die Haut des Menschen einzudringen. Sie werden ebenfalls von der Oberfläche der Hornhaut des Auges resorbiert. Und was sich nahezu utopisch anhört, das ist die Möglichkeit, dass diese Form von elektromagnetischen Wellen in der Lage ist, bakterielle Resistenzen zu verstärken. Dazu gibt es zwar keine Science-Fiction Serie aus Hollywood, aber eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Jahr 2016, die diese Möglichkeit in den Bereich des Machbaren rückt.

Diese Arbeit zeigte, dass Bakterien und auch andere Zellen über elektromagnetische Felder mit extrem hoher Frequenz untereinander kommunizieren. Die 5G-Wellen beeinflussen E. coli und andere Bakterien, in denen sie deren Wachstum unterdrücken und Eigenschaften und Aktivitäten verändern. Die Autoren betonen, dass diese Veränderungen nicht auf Temperatureffekten beruhen. Die wichtigsten Strukturen, die von 5G-Wellen beeinflusst werden, sind Wasser, Zellmembranen und das Genom. Die Beobachtung der Autoren hat gezeigt, dass diese Form der Wellen zu einer erhöhten Bereitschaft zur Antibiotikaresistenz führt. Darüber hinaus scheinen diese Wellen die Wirkungen von Chemikalien auf die Zellen zu verstärken und damit die Integrität der Zellen zu gefährden.
Bei solchen Beobachtungen muss man sich sofort die Frage stellen, welche Effekte diese Wellen auf menschliche/tierische Zellen haben. Denn ich kann mir vorstellen, dass ungünstige Einflüsse auf die Zellmembran von entsprechend negativen Konsequenzen begleitet werden. Wird es dazu Studien geben? Lieber nicht, denn die könnten geschäftsschädigend ausfallen. Dies ist meine Prophezeiung, wie die Industrie mit dieser Fragestellung umgehen wird, ganz ohne Kristallkugel und Magier-Ausbildung.
Im Jahr 2011 wurde bereits die elektromagnetische Strahlung von Handys als „möglicherweise krebserzeugend“ eingestuft. Wer verbreitete diese schlechten Nachrichten? Antwort: Die International Agency for Research on Cancer (IARC), die Abteilung für Krebsforschung der WHO.

Unlängst erschien in den USA ein Bericht des „National Toxicology Program“, der die Einflüsse von Handystrahlung bewertete. Der Report stellte anhand einer Reihe von Studien an Mäusen und Ratten fest, dass 2G und 3G Handys DNA-Schäden und Tumore am Herzen, im Gehirn, in der Prostata, in der Leber und in der Speicheldrüse verursachen können.
Es besteht so gut wie keine Wahrscheinlichkeit, dass entsprechende Untersuchungen für die 5G-Strahlung viel bessere Ergebnisse liefern wird. Dafür ist die Energie, mit der diese Strahlung auf Strukturen und Gewebe auftrifft, viel zu hoch. Und diese Strahlung kommt 24 Stunden am Tag in erster Linie von den dicht gestaffelt aufgestellten Sendemasten.
Wissenschaftler aus der Universität in Jerusalem sprechen sich vehement gegen die neue Technologie aus. Sie sehen hier als besonders gefährdet an: Säuglinge, Schwangere, Senioren, Menschen, die gesundheitlich beeinträchtigt sind und Individuen, die hypersensitiv auf diese Strahlung reagieren. Sie vermuten aufgrund des Effekts der Strahlung auf Strukturen von Zellen, dass bei einem flächendeckenden Ausbau des 5G-Netzes die Zahl neurologischer Störungen exponentiell ansteigen wird.
Die Wissenschaftler zeigten zudem, dass die Schweißporen der Haut die 5G-Strahlung wie eine Antenne „schlucken“. Dieses Aufnehmen der Strahlung verändert die Wahrnehmung der Haut für Hitze insofern, dass diese Strahlung vom Betroffenen selbst als Hitze wahrgenommen werden kann, was zu schmerzhaften Empfindungen führt. Für den Betroffenen ist es so, als wenn er eine heiße Platte berührt, ohne aber einem heiße Platte zu berühren.
Die Telekom-Industrie wird kein Interesse an Studien und Belege haben, die sich mit gesundheitlichen Fragen auseinandersetzen. Das hat sie in der Vergangenheit ausgiebig bewiesen.
Um hier mehr an Wissen zu bekommen, sind wir auf die Aktivitäten und die Bereitwilligkeit von industrieunabhängigen Forschungsinstituten angewiesen. Immerhin dürfen wir hier davon ausgehen, dass es keine finanziellen Motive gibt, zu falsch negativen Ergebnissen zu kommen. Hier würde ich eher die Studien verdächtigen, die von der Industrie finanziert sind und zu den entsprechenden Legolandergebnissen kommen.
Electric Sense fasst das, was an wissenschaftlicher Erkenntnis zu diesem Thema bereits vorliegt, in einer Übersicht zusammen:
DNA Einzel- und Doppelstrangbrüche – dies ist ein Türchen, über das die Entstehung von malignen Zellen erfolgt.
Oxidative Schädigung – Gewebeschäden und Zellschäden, auch hier kann der Boden für die Entstehung von malignen Zellen bereitet werden.
Störung des Zellmetabolismus – Einschränkung der Energieproduktion in den Mitochondrien der Zellen mit entsprechend physiologischen Konsequenzen.
Erhöhung der Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke – mit Erhöhung der Permeabilität verliert die Blut-Hirn-Schranke ihre Schutz- und Filterfunktion: das Gehirn wird vermehrt mit toxischen Substanzen überflutet.
Reduktion von Melatonin – dies betrifft eine Reihe von physiologischen Funktionen, vor allem aber hat es einen nachhaltigen Einfluss auf die Schlafqualität. Hier sind vermehrt Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen zu erwarten (Melatonin & Schlafstörungen und Krebs).
Störungen des Glucose Metabolismus im Gehirn – dies wird einen negativen Einfluss auf die generelle Leistungsfähigkeit des Gehirns haben. Hier besteht die Möglichkeit für die Entwicklung von Demenz und/oder anderen neurologischen Störungen.
Bildung von Stressproteinen – diese Proteine sind Teil der Selbsterhaltungs- und Überlebensstrategien von Zellen und werden vom Immunsystem zur Überwachung von Infektionen und Erkrankungen herangezogen. Die Bildung dieser Proteine ist auf jeden Fall ein Alarmzeichen!
Verschiedene Studien haben gesundheitlich negative Einflüsse bei Vögeln und Bienen ausmachen können. Grund hierfür sind neben den genetisch manipulierten Nutzpflanzen, die hierzulande noch nicht so verbreitet sind, unter Umständen auch negative Veränderungen in der Pflanzenphysiologie, provoziert durch die 5G-Strahlung und der jetzt noch aktiven 4G-Strahlung.
Neues vom Handymarkt wird uns mit einiger Wahrscheinlichkeit als revolutionäre Neuigkeit verkauft, auf die wir alle unter schlaflosen Nächten gewartet haben. Wie konnten wir nur ohne 5G überleben?
Weil die 4G-Frequenzen so gut wie belegt sind, braucht der Markt einen neuen Frequenzbereich, der in diesem Fall höher liegt als der alte. Mit höherer Frequenz verbunden ist auch eine höhere Energie. Gleichzeitig ist damit auch verbunden, dass die Reichweite verkürzt ist, was ein deutliches Mehr an Sendemasten erforderlich macht. Früher konnte man vielleicht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Wenn diese Sendemasten aufgestellt sind, dann werden wir vor lauter Sendemasten den Nachhauseweg nicht mehr finden.
Das Ganze ist dann weniger lustig, wenn man sich vor Augen hält, dass es für alle die, die an diesem Zirkus nicht teilhaben wollen, keinen Ausweg gibt. Egal ob man will oder nicht, man wird 24 Stunden am Tag mit dieser Strahlung bombardiert, und es gibt keinen Weg, sich dem zu entziehen. Die einzige Möglichkeit dazu besteht darin, in Gegenden auszuwandern, wo es noch keine drahtlose Kommunikation gibt.
Fazit vom Fazit: Zum Wohle der Profite der Industrie verwandeln wir unseren Planeten in eine riesige Mikrowelle. Und alle jubeln „Welch ein Fortschritt!“

Rene Geiger


Seriöse Medialität

” Was du bist, ist die Welt. Und ohne deine Verwandlung kann es keine Transformation der Welt geben.” (Jiddu Krishnamurti)

Wie viele von Ihnen über sich würde ich von mir auch sagen: Medial? Nein, bin ich nicht! Und doch gilt es, diesen Satz zu hinterfragen, denn es gibt so viele unterschiedliche Erscheinungsformen der Medialität und eigentlich, so heißt es, sind wir alle auch von der Geistigen Welt geführt, haben also so oder so einen Draht nach oben, auch wenn er uns gar nicht bewusst ist.

Natürlich gibt es jene herausragenden Medien, die Fähigkeiten haben, über die wir Normalos nur staunen können. Wenn ein Martin Zoller mir via Skype aus Panama eine Besonderheit meiner Wirbelsäule beschreibt, die von einer OP nach meiner Krebserkrankung vor 28 Jahren herrührt oder ein Pascal Voggenhuber mir meine Tante glasklar beschreibt, dann sind das Talente, die ich nicht habe.

Wenn aber gesagt wird, jeder kann Medialität lernen, dann halte ich das für übertrieben und unrichtig. Ja, die ersten kleinen Gitarrenriffe kann jeder irgendwie hinkriegen, aber virtuos darauf zu spielen gelingt dann doch nicht jedem. Hinzu kommt meiner Ansicht nach, dass es sehr von der Lebensaufgabe abhängt und vermutlich vom Lebensalter. Wenn die Seele noch nicht so lange auf der Erde ist, hat sie ganz anderen Themen und Erfahrungen zu bewältigen, will vielleicht den Körper erfahren, die Kraft der Gedanken, will kämpfen und so weiter. Varda Hasselmann, ein hochbegabtes Trancemedium, hat in ihren Büchern ausführlich darüber geschrieben, dass jüngere Seelenalter wie junge Seelen schlicht noch gar nicht nach innen blicken können und wollen. Ihnen mit Psychotherapie oder eben der Medialität zu kommen, würde nichts bringen, ist einfach noch nicht im Fahrplan inbegriffen (Donald Trump ist übrigens laut Hasselmann Jung 2, also eine recht junge Junge Seele…).

Vielleicht ist es so: Wir alle sind mit der Geistigen Welt verbunden, werden geführt und manche von uns können sich dahin entwickeln, ganz bewusst mit anderen Entitäten als „nur“ mit inkarnierten Menschen zu kommunizieren. Das ist dann einfach eine spezielle Fähigkeit, macht den Menschen nicht besser, setzt ihn sogar einer gewissen Verantwortung aus, damit behutsam und liebevoll umzugehen.

Andere Entitäten: Hier fängt die unterschiedliche Begabung schon an. Manche zum Beispiel kommunizieren mit Tieren, andere mit Engeln, mit Gott und andere mit: Verstorbenen. Jenseitskommunikation wird derzeit in der spirituellen Szene immer beliebter, vielleicht, weil sie so viel tröstendes Wissen bereithält. Zu wissen, dass es möglich ist, mit einem verstorbenen lieben Menschen Kontakt aufzunehmen ist für viele Menschen eine große Hilfe – dann können oft im Nachhinein noch Zwistigkeiten oder Mißverständnisse geheilt werden. Das geht vielleicht auch in Träumen oder in der Meditation, aber am klarsten sicherlich durch ein Jenseitsmedium. Ich habe manche von ihnen persönlich erlebt und bin immer wieder erstaunt, wie jeder von ihnen – Sue Dhaibi, Bianca Sommer, Pascal Voggenhuber, Andy Schwab, Paul Meek, James van Praagh, um nur einige der besten zu nennen – seinen ganz eigenen Stil entwickelt hat. Die Botschaft ist am Ende immer dieselbe: Die Liebe ist die größte Kraft, und sie endet nicht, wenn ein Liebster die Erde verlassen hat.

Seriöse Medialität ist eine große Kunst und bringt Verantwortung mit sich. Ja, es gibt viele selbsternannte Medien, die schon eine bestimmte Kommunikation gelernt haben – wahre Meisterschaft aber entsteht im Laufe von Jahrzehnten der Praxis und möglicherweise im Laufe vieler Inkarnationen. Tiefes Wissen von der Psyche und Seele des Menschen und über die Geistige Welt lässt sich nicht von heute auf morgen erlernen. Die größten Heiler, Meister und Medien sagen gerne: Ich lerne unermüdlich, weiß so wenig, staune über die schöne Komplexität des Universums….

Es ist schön, dass diese Themen hier im Westen immer bekannter werden – aber es wird immer auch Unverständnis und Ablehnung geben, da wir Menschen sehr unterschiedlich sind, nicht nur aus oben genannten Gründen, und all diese Wahrnehmungen auf subjektiver, innerer Herzensebene geschehen und sich auch von Medium zu Medium unterscheiden.

Gibt es überhaupt gesicherte Erkenntnisse, über die wir uns alle einig sind? Ich bin da in letzter Zeit etwas zurückhaltender geworden und würde fast sagen: Die einzige Gewissheit ist, dass „Ich bin“ – als klare Erfahrung – und dass alles andere sich stets verändert, außer das Absolute, Göttliche, aus dem alles kommt und aus dem alles ist. Und doch ergänze ich es gleich, wenn ich in mein Herz spüre: Ja, ich bin auch von der Existenz der Geistigen Welt überzeugt, von einem sinnvollen Gefüge, der Schöpfung, davon, dass auch die feinstofflichen Welten, die wir mit den normalen Sinnen nicht wahrnehmen können, belebt und bevölkert sind, dass wir von Geistführern geführt werden, dass wir auch alle auf unterschiedlichste Art und Weise miteinander verbunden sind und unsere Aufgabe darin bestehen sollte, diese Verbindungen zu erkennen, zu veredeln zum Wohle aller.

Manchmal heißt es, wir leben in einer Wendezeit und viel mehr Menschen werden heute hellfühliger, sensitiver und medialer. Das könnte sein, aber es gibt auch andere Sichtweisen. Denn wissen wir denn wirklich, wie die Menschen vor Hunderten von Jahren lebten? Vielleicht kommunizierten sie viel ausführlicher mit den Tieren, miteinander auch über Gedanken und Gefühle, mit den Engeln und mit den Sternen – sprachen nicht viel darüber, weil es so selbstverständlich war. Und doch entwickeln wir uns als Menschheitsfamilie weiter, alles ist Evolution, so natürlich auch unser Bewusstsein. Laut Rudolf Steiner war es für uns wichtig, eine Weile unsere Individualität zu erkennen und zu leben, bevor es wieder zu einer stärkeren Verbindung mit dem Göttlichen kommen wird. Und auch die Inder waren immer schon davon überzeugt, dass wir nun das Kali Yuga überwunden haben, also eine dunkle Zeit, in der wir uns weit von der Geistigen Welt entfernt hatten, jetzt aber wieder die Rückreise antreten. Ohne Bewertung sind dies alles einfach nur Erfahrungen, die wir als Seele machen wollen und können.

Und doch, damit schließt sich der Kreis, haben wir uns nie von Gott entfernt, leben weiterhin und immer in zwei Welten: In der verstandesbewussten in der Materie und zugleich in jener in purem Sein. Beide in Einklang zu bringen, Himmel und Erde zu verbinden – dabei helfen uns jene medialen Menschen, die uns an dem Himmel erinnern, der immerdar auch in uns ruht und zu rechten Zeit von uns selbst neu entdeckt werden möchte. Dazu gilt es, ins Herz zu blicken, in Zeiten der Ruhe innezuhalten und die Stille in uns, die Grund alles Seins ist, wieder vermehrt in unser Leben zu lassen.

Thomas Schmelzer, Mystica.tv


Jahresthemen 2019

Trends und Zyklen aus astrologischer Perspektive

„Ist es denn ein Unglück, in eine stürmische, brausende Zeit hineingeboren zu sein? Ist es nicht vielmehr ein Glück?“
(Hermann Hesse)

Stellen wir uns vor, was 2019 alles möglich wäre, wenn wir die richtigen Ziele vor Augen hätten und über eine aufrechte Moral verfügten. Wenn wir wüssten, wie wir mehr Gutes tun und ein noch besserer Mensch werden könnten. Wenn wir vielversprechende Dinge in Angriff nähmen und uns dabei selbst überträfen. Wenn wir positiv dächten, Zuversicht ausstrahlten und klüger wären. Wenn wir den richtigen Göttern Altäre errichteten und darauf verzichteten, falsche Götzen anzubeten. Wenn sich neue Horizonte auftäten und wir nicht länger durch die Tempel des Konsums irrten. Wenn wir wüssten, wo das Glück zu finden wäre. Wenn unser Handeln mehr Sinn ergäbe und unser Dasein erfüllter wäre. Wenn es Gerechtigkeit für alle gäbe und wir in der besten aller möglichen Welten lebten. Wenn es uns gelänge, vom Konjunktiv in den Indikativ zu wechseln … (Jupiter in Schütze).

Wirklichkeit und Möglichkeit

Es grenzt mitunter an Wunder, mit welchen Wünschen und Sehnsüchten wir uns unsere Wirklichkeit erschaffen. Doch häufig leben wir in Scheinwelten und sind weitdavon entfernt, dies überhaupt zu bemerken. 2019 können wir erkennen, womit wir uns und anderen etwas vormachen. Nun zeigt sich, vor welchen Fakten wir uns gedrückt und welche Realitäten wir aus den Augen verloren haben. Es ist ein großer Kreis, der sich allmählich schließt, und der uns nochmals mit den Wünschen und Hoffnungen der Jahre 1989/90 in Berührung bringt. Was haben wir seitdem verwirklichen können? Wo wurden wir enttäuscht oder haben versagt? Was ist unser nächster wichtigster Wunsch? Darauf die richtigen Antworten zu finden, ist ein Kunststück, das uns in diesem Jahr gelingen könnte. Geben wir unserem Möglichkeitssinn die Chance, unsere Wirklichkeit zur Erfüllung zu bringen (Steinbock-Saturn Sextil Fische-Neptun).

Ursache und Wirkung

Schließlich gibt es Tatsachen und Notwendigkeiten, an denen 2019 kein Weg vorbeiführt. Manche Entwicklungen werden so konkret und manifest, dass wir uns fast davon erdrückt fühlen. Doch unter hohem Druck kommen klare, kristalline Strukturen zustande. Von daher können wir die anstehenden Herausforderungen dazu nutzen, unseren inneren Diamanten zu schleifen und Kante zu zeigen. Wie belastbar wir sind und was uns trägt, das tritt im Laufe des Jahres deutlich zutage. Womöglich sind unsere Ressourcen begrenzter und die Last der Verantwortung größer als wir dachten. Dennoch dürfen wir uns nicht zu viel aufbürden, sonst bezahlen wir mit Depression. Die Erkenntnis, dass das Leben über keinen Rückwärtsgang verfügt, trifft uns womöglich wie ein Schlag. Nun werden uns Zusammenhänge von Ursachen und Wirkungen deutlich, die Jahre und Jahrzehnte umfassen können. Manche Prozesse erreichen jetzt ihr natürliches Ende. Inwieweit es uns gelingt, dies zu erkennen und zu akzeptieren, darin zeigt sich der Grad unserer Meisterschaft (Saturn in Steinbock).

Evolution und Revolution

Wie sehr unser Begehren rein materiell und triebhaft bedingt ist, das lässt sich 2019 nicht länger verheimlichen. In Lustfragen einen eigenen Willen zu behaupten, könnte zu einer spannenden Herausforderung werden. Wer sind wir, wenn sich das Leben nicht mehr primär um Shoppen, Essen, Sex und die Erfüllung sinnlicher Bedürfnisse dreht? Was bleibt vom Sein, ohne das Haben? Womöglich eine größere Freiheit als wir uns derzeit vorstellen können. Freie Liebe, gleichberechtigte Beziehungen, gerechte Besitzverhältnisse und Grundeinkommen für alle – Stoff genug, um kleinere und größere Revolutionen in Gang zu setzen, die in evolutionärer Hinsicht längst überfällig sind. Es sind die materiellen und erotischen Grundbedingungen unserer Existenz, in denen sich nun zeigt, wie frei unser Wille und unsere Lust tatsächlich sind. Beweisen wir unseren Hormonen, wer das Sagen hat oder erliegen wir ihrem Einfluss stets aufs Neue? Die Antwort darauf verändert den Lauf der Welt weit mehr als wir denken (Uranus in Stier).

Schuld und Sühne

In karmischer Hinsicht steht 2019 eine große Abrechnung an. Das Sippengewissen meldet sich mit aller Macht zu Wort, und wir müssen Rechenschaft ablegen, wogegen wir verstoßen haben und was wir unseren Vorfahren schuldig geblieben sind. Je klarer wir dabei Position beziehen und uns von überzogenen Erwartungen abgrenzen, desto gründlicher können wir reinen Tisch machen und mit der Vergangenheit abschließen. Womöglich müssen wir für Dinge geradestehen, die wir gar nicht selbst verursacht haben, damit manche Seelen endlich ihren Frieden finden. So dürfen die Geister und Gespenster der Vergangenheit endlich ruhen und wir sind frei und können uns um die Erfüllung eigener Bedürfnisse kümmern. Anteil zu nehmen und Trost zu spenden, macht vieles leichter. Doch was oder wen auch immer wir unter unsere Fittiche nehmen, entscheidend ist, dass daraus keine neuen Abhängigkeiten resultieren. Indem wir gut für uns und andere sorgen und uns emotional berühren lassen, tilgen wir unsere karmische Schuld (Saturn und Pluto am absteigenden Mondknoten).

Die Mächte des Schicksals

Wie stabil und sicher unsere Lebensfundamente sind, das zeigt sich 2019 in aller Deutlichkeit. Unsere Lebensstrukturen sind starken Belastungen ausgesetzt, und was nicht über ausreichend Substanz verfügt, geht zu Bruch. Es sind sowohl Verlusterfahrungen als auch Erfolgserlebnisse, die uns vor Augen führen, was wirklich trägt. In diesen Zeiten Halt und Sicherheit zu finden, stellt eine große Herausforderung dar. Wir stehen vor der Notwendigkeit, neue Fundamente zu schaffen und langfristig angelegte Aufbauarbeit zu leisten. In diesem Zusammenhang werden uns große Anstrengungen und schmerzhafte Einschnitte abverlangt, die sich jedoch auf lange Sicht bezahlt machen. Die Mächte, die unser Schicksal bestimmen, fordern ihr Tribut. Indem wir uns auf unsere Kernkompetenzen besinnen und auf das Wesentliche konzentrieren, können wir Prozesse in Gang setzen, die zu tragfähigen Strukturen und Ordnungen führen (Saturn Konjunktion Pluto).

Zehn Dinge, auf die wir 2019 unbedingt verzichten sollten:

1. Die Schuld für eigenes Versagen bei anderen abzuladen
(Saturn in Steinbock)
2. In der falschen Währung zu rechnen
(Uranus in Stier)
3. Die Gewissheiten und Weisheiten anderer für Irrtümer zu halten
(Jupiter in Schütze)
4. Unser Familienschicksal zu leugnen
(Saturn Konjunktion Pluto)
5. An lebenswichtigen Fundamenten zu sägen
(Pluto in Steinbock)
6. Nach Sternen zu greifen, die außer Reichweite liegen
(Jupiter Quadrat Neptun)
7. Uns für das Falsche aufzuopfern
(Neptun in Fische)
8. Leistungen vorzutäuschen, die nicht existieren
(Saturn Sextil Neptun)
9. Den Zorn des Achilles zu wecken
(Chiron in Widder)
10. Beziehungen zu spalten
(Lilith in Wassermann)

Markus Jehle ist Leiter des Astrologie Zentrums Berlin und führt astrologische Aus- und Weiterbildungen durch (www.astrologie-zentrum-berlin.de). Er ist Herausgeber des astrologischen Jahrbuchs „Himmlische Konstellationen 2019“ und hält regelmäßig Vorträge, die auch auf CD erhältlich sind (www.mariusverlag.de).


Zeitqualität 2019 – 2032

Leben wir in Zukunft in einer natürlichen oder in einer virtuellen Welt?

Zitat: „Es gibt nur eine Zeit, in der es wesentlich ist aufzuwachen.
Diese Zeit ist jetzt !“ (Buddha)

Das aktuelle 13-Monde-Jahr (26.7.18 – 25.7.19) bildet den Abschluss eines 13-jährigen Zeitraumes, der im Juli 2006 begonnen hat. So werden bis Ende Juli 2019 die in diesem Zyklus stattgefundenen Geschehnisse nochmals auf unserer globalen Lebensbühne eingespielt, damit wir uns eingehend damit beschäftigen, die wichtigen Reifungsthemen verarbeiten und das daraus Erlernte verinnerlichen können. Die transzendierten Erkenntnisse und spirituellen Weisheiten, die wir daraus gewinnen, speichern sich im kollektiven Feld der Erde bzw. in unserem kollektiven wie individuellen Seelenfeld ab, und bilden somit die neuen Lebenssamen für den nächsten 13-Jahreszyklus von 2019 bis 2032.

Die übergeordneten Themen in diesen 365 Tagen werden einerseits von CABAN, der Roten Erde als auch von MULUC, dem Roten Mond in Resonanz gebracht: Fließe als multidimensional bewusstes und liebend soziales Wesen mit allem Leben, welches sich hier auf der Erde auf unbegrenzte und kreative Weise manifestiert und ausdrückt, ist die Devise!

CABAN will uns wieder naturieren und sozialisieren. Sie stellt uns die Fragen, wie harmonisch wir uns als Menschheit im Lebewesen Mutter Erde verhalten, welche Qualitäten wir erschaffen haben, wie verträglich unser Gebaren für die Natur und unsere Mitwesen ist, und inwieweit wir unserer Verantwortung für und unserer Wirkung auf diesen Planeten bewusst sind. Leben wir navigiert von und synchronisiert mit Mutter Erde und ihren vielfältigen Reichen und Kindern zusammen, oder agieren wir in dieser globalen Gemeinschaft asynchron und befinden uns nur auf unserem Ego-Trip ohne höheren Plan?

MULUC will uns wieder in unseren Lebensfluss bringen, und konfrontiert uns mit den Fragen, wer wir wirklich sind, ob wir uns an unsere Bestimmung erinnern, wohin unsere irdische Reise überhaupt gehen soll bzw. mit welcher Qualität die Reise verlaufen soll, ob wir uns gemäß unserem Seelenplan verhalten, ob wir unsere eigene Wahrheit authentisch und mutig leben oder uns lieber unterordnen und fremdem Wissen und der Wahrheit anderer folgen, und ob wir in unserem Leben ängstlich gestaut oder im ‚Flow‘ sind und uns unserem Seelenfluss vertrauensvoll hingeben usw.

Es bahnt sich eine Entwicklung an, die grundsätzlich vom Ich zum Wir, von der Trennung zur Einheit, vom Ego-Mensch zum Seelen-Menschen und von einer Raubgesellschaft zu einer Hüterzivilisation reifen will. Ebenso entfaltet sich immer mehr ein Bewusstwerden der Multidimensionalität unseres eigenen Wesens und der natürlichen Schöpfung im Allgemeinen. Ein Begreifen der Konsequenzen nicht nur unseres Handelns, sondern auch unserer geistigen Schöpfungen aufgrund unserer alltäglichen Gedanken und Gefühle möchte sich etablieren. Das gigantische Netzwerk des Lebens (das interdimensionale Innernet), welches alles miteinander verbindet, und die Art und Weise, wie wir darin ‚surfen‘ und erschaffen und mit welchen Ergebnissen, wird uns immer deutlicher vor Augen gehalten. Kosmische Erinnerungen (auch aus der Zukunft!) warten darauf, von uns allen als neue Grundlagen unseres kollektiven Körpers Menschheit erkannt, integriert und umgesetzt zu werden. Die Kleinlichkeit unseres Egos und die Destruktivität seiner weltweiten Auswüchse wollen zugunsten eines vereinigten Lebensfeldes und einer höheren Version der Menschheit transformiert werden.

Eine der weitreichendsten Entwicklungen in diesem 13-jährigen Zeitzyklus und eine der gewaltigsten Herausforderungen unserer Gegenwart ist sicherlich die dramatisch zunehmende Verkünstlichung und Digitalisierung unseres Lebens. Auch wenn das Internet bereits anfangs der 90er Jahren eingeführt wurde, so hat es doch über ein Jahrzehnt gedauert, bis die dadurch ermöglichte digitale Vernetzung so richtig in Schwung kam. Insbesondere nach der Markteinführung des ersten Smartphones durch Apple – welches erst jüngst seine 10-jährige Existenz feierte – eröffnete sich die unbegrenzte Welt der digitalen Realität für die Massen. Und die daraus resultierenden Veränderungen auf unsere Gesellschaft wie auch auf unser Verhalten in diesem doch sehr kurzen Zeitraum sind bereits überaus dramatisch. Sollte die Digitalisierung und Virtualisierung unserer Welt weiterhin derartig exponentiell von statten gehen, wonach es momentan auch aussieht, und was von gewissen Machteliten auch stark gefördert wird, dann kann es durchaus sein, dass wir in wenigen Jahren eine Wirklichkeit erleben, die wir bisher nur aus Kinofilmen kennen.

Deshalb unser Aufruf an Dich: “Stay natural, don‘t get digital – lass Dich lieber spiritualisieren als digitalisieren!!!“.

Martin Strübin,

Weitere Infos: www.blaubeerwald.de oder auf dem YT-Kanal des Blaubeerwald-Instituts.


Typisch Mann Typisch Frau

Zitat: „Das Einzige, was dich von der Erkenntnis der Wahrheit deiner selbst als ewige Stille trennt, ist ein Gedanke, der das Gegenteil behauptet.“ (Gangaji)

Die Klischees über die Unterschiede von Frau und Mann sind bekannt: Er redet nicht über Gefühle. Er weint nicht. Er denkt viel an Sex, mag sich aber auf eine feste Bindung nicht einlassen. Er ist technikbegeistert, denkt eher abstrakt als konkret und präsentiert rasche Lösungen, um nicht lange zuhören zu müssen. Er schweigt gern.

Sie hingegen redet viel, vor allem über Gefühle. Mit Technik hat sie es eher nicht so. Harmonie ist ihr wichtig, sie ist sprachlich begabt und zumindest im Wohnbereich kreativ. Sie will Nähe, sie pocht auf Gemeinsamkeit und gegenseitiges Verständnis. Und sie verliert sich in Emotionen.

Ein bekannter Buchtitel fasst es kurz: „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“. Was ist dran an dieser Typologie? Handelt es sich lediglich um Vorurteile? Oder steckt Wahrheit darin – zumindest ein Tröpfchen?
Freiheit von geschlechtlicher Identität

Wenn wir befreiende mystische Erfahrungen machen und die innerer Stille entdecken, verlieren wir oft jedes Interesse, Menschen in Kategorien einzuordnen. Wir tauchen in die tiefsten Schichten unseres Seins. Ken Wilber nennt sie „Zeugenbewusstsein“ und „nonduales Gewahrsein“ (siehe Artikel 1 dieser Serie). Alle Festschreibungen begrenzter Identitäten lösen sich darin auf. Wir öffnen uns dem Unbeschreiblichen. In meditativer Versenkung vergessen wir unseren Namen, unser Alter, unsere körperlichen Eigenarten. Selbst unser Geschlecht wird uns gleichgültig. Die Typeneinordnung in Mann oder Frau und sämtlicher Übergangsformen verlieren jede Bedeutung. Wir erfahren uns als unbegrenztes, allumfassendes Einssein.

Es erleichtert enorm, sich als frei von jeglicher geschlechtlicher Identität zu erleben. Endlich müssen wir weder gängigen Klischees entsprechen -noch gegen sie ankämpfen. Endlich dürfen wir uns erlauben, einfach nur zu sein. Schluss mit dem Druck, einen richtiger Mann oder die perfekte Frau darstellen zu müssen! Wir brauchen nichts zu verändern. Wir müssen nichts erreichen. Wir dürfen einfach da sein als reines Gewahrsein. Als formloses Nichts. Unendliche Leere. Weiträumigkeit in alle Richtungen. Erst aus der Leere heraus erfahren wir uns als Fülle und Liebe – jenseits aller Einschränkungen. Was für eine Befreiung!
Und doch: Typologien schaffen Ordnung

Auch nach tiefstem Erleben transzendenter Leere und nondualen Einsseins taucht die Welt der konkreten Lebensformen wieder auf. Selbst wenn wir wissen, dass sie letztlich Illusion ist, erfahren wir wieder Sinne, Körper, Gefühle, Gedanken. Die Erscheinungswelt nimmt wieder den Charakter von Festigkeit und Vielfalt an.

„Alles im Universum kann als Medizin oder als Gift wirken – je nachdem wie man es anwendet“, erklärt der spirituelle Lehrer Eli Jaxon-Bear. Das gilt auch für jede Art der Typologie. Benutzen wir sie, um Menschen leichtfertig einzuordnen und womöglich abzuwerten, erzeugt das rasch leidvolle Auswirkungen für uns und unser Gegenüber. Doch Typologien können auch nützlich sein. Wenn wir sie auf heilsame Art verwenden, helfen sie uns, der Vielfalt der Erscheinungswelt Struktur und Ordnung zu geben. Wir lernen Reichhaltigkeit und Unterschiede wertzuschätzen. Wir erkennen Charakteristisches in uns und anderen. Dadurch erschließen wir uns Einfühlungsvermögen auch für jene Eigenarten, die für uns selbst eher untypisch sind – oder noch im Unbewussten schlummern. Das gilt auch für die schlichte Typologie männlich/weiblich.

Typisch, aber wie weit entwickelt

Das Integrale Modell kombiniert Typologien mit den Entwicklungsschritten auf den Bewusstseinsebenen. Jeder Typus weist unreifere und reifere Ausprägungen auf – je nachdem wie weit sich ein Mensch auf den Ebenen entwickelt hat. So haben Männer und Frauen auf den prärationalen Ebenen ein enges Verständnis ihrer geschlechtlichen Identität. Sie halten sich an vorgegebene Rollenmuster, an eine Mischung aus biologischer Andersartigkeit und kultureller Prägung. Ein Schwarz-Weiß-Denken sagt ihnen, was „richtiges“ männliches oder „echtes“ weibliches Erleben und Verhalten ausmacht. Individuelle Abweichungen sind kaum erlaubt. Die integralen Paartherapeuten Dirk und Brigitte Arens beschreiben die Grundorientierung dieser Ebene: „Männer versorgen und beschützen, Frauen geben Fürsorge und Wärme.“ Die anfangs erwähnten Zuordnungen werden als feste Gegebenheiten angenommen.
Auf den rational-aufgeklärten Bewusstseinsebenen entwickelt sich ein nuancierteres Verständnis. Hier dämmert uns, dass es in jedem Menschen sowohl männliche als auch weibliche Qualitäten gibt. Sie können in verschiedenen Lebensbereichen unterschiedlich gewichtet sein. Vielleicht entscheidet sich eine Frau für die Karriere, und der Mann ist bereit, sich um die Kinder zu kümmern. Oder sie einigen sich auf andere Ausgleichsformen. Die Beziehung wird oft durch ein sachliches Miteinander und Funktionieren geprägt.

Integration ins Einssein

Auf den höheren transrationalen Ebenen fließen die Identitäten noch mehr in einem kreativen Wechselspiel zusammen. Die grundlegenden Züge der Unterschiede sind noch zu erkennen: Der männliche Aspekt richtet sich auf Unabhängigkeit und Freiheit. Er kann mit Abstand kühl analysieren und schlussfolgern. Gerechtigkeit und Fairness sind ihm wichtig. Er besitzt die Stärke zu durchdringen – mit klarem Geist, Standhaftigkeit und Führung. Er kann versorgen und halten.
Die charakteristisch weibliche Energie zeigt sich fließend und anpassungsfähig. Sie betont Ausgleich und Versöhnung. Sie ist fähig zu intimer Bindung, kann ganz nah sein, sich einfühlen, emotional mitschwingen. Sie kann aufnehmen und Wärme spenden. In der Liebe gibt sie sich hin und verschmilzt.

Auf den transrationalen Ebenen lernen Männer und Frauen beide Pole lebendig und fühlbar zu integrieren. Das weibliche Potential erschließt sich Unabhängigkeit und Stärke. Das mündet in autonomer Liebe. Und das männliche Potential öffnet sich für Nähe und Hingabe. Es reift zu liebevoller Freiheit.

Erst auf diesen Ebenen lösen sich die Konflikte, die eine Unausgeglichenheit auf den vorherigen Ebenen mit sich bringt: Dort sind Beziehung oft davon geprägt, die andere Polarität ausschließlich im Partner zu sehen. Die weibliche Seite verausgabt sich auf der Suche nach seinem Halt und seiner Versorgung. Der männliche Teil scheint in der Sehnsucht nach ihrer Wärme und ihrer Nähe Unabhängigkeit und Freiheit einzubüßen. Oft nehmen sich die Partner die Folgen dieser Verluste gegenseitig übel.
Auf der transpersonalen Ebene nun – begleitet von Erwachenserfahrungen zum nondualen Sein – entdecken Frauen und Männer den transzendenten Wesenskern des Urweiblichen und Urmännlichen. Frauen fühlen dabei, dass sie selbst bedingungslose Liebe sind und also Liebe nicht vom Außen brauchen. Männern wird klar, dass sie unbegrenzte Freiheit sind und Unabhängigkeit nicht nach außen schützen müssen.

Beide Geschlechter spüren und schätzen beide Pole als Teile der einen nondualen Wahrheit. Gerade weil sie einander nicht mehr brauchen, können sie sich desto inniger füreinander öffnen und sich zugleich immer weiteren Freiraum lassen. Hier transzendiert die Polarität männlich/weiblich in ein unendlich weiträumiges und allumarmendes Einssein.

Torsten Brügge, www.inmeditas.com


Welche Siegel garantieren Bio-Qualität?

Zitat: „Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!“
(Greenpeace)

Bio liegt im Trend. Aus einer kleinen Bewegung ist ein Massenphänomen geworden. Mit dem breiten Zuspruch der Konsumenten und dem Einzug in die Supermärkte entstanden eine Vielzahl neuer Bio-Siegel und Zertifikate, die Produkte als „Bio“ kennzeichnen. Doch was ist eigentlich Bio – und welche Qualitätskriterien liegen den Siegeln zugrunde?

Bio, das ist zunächst, was gesetzlich definiert ist. Um den ökologischen Anbau einheitlich zu standardisieren und den Verbrauchern Überblick zu verschaffen, wurde 2001 das bekannte sechseckige Deutsche Bio-Siegel ins Leben gerufen. Obwohl es 2012 vom grünen EU-Biosiegel mit der Ehrenform aus EU-Sternen abgelöst wurde, prangt es immer noch auf vielen Produkten, da es für viele Verbraucher nach wie vor für Qualität steht. In jedem Fall gilt für alle Produkte, die unter der Bezeichnung „Bio“ über die Ladentheke gehen, die EG-Öko-Verordnung der EU. Diese setzt hohe Maßstäbe an Nachhaltigkeit, Schonung der Ressourcen, Reduktion der Umweltbelastung und artgerechte Tierhaltung. Grundlage für Futter und Nährstoffe soll der eigene Betrieb sein, um einen möglichst geschlossenen Nährstoffkreislauf zu gewährleisten. Chemische Pestizide und Gentechnik werden beim Anbau ausgeschlossen. Das EU-Bio-Siegel ist für Bioprodukte gesetzlich vorgeschrieben und muss mit einem Kontrollstellencode auf der Verpackung ausgewiesen werden, der es ermöglicht, die Herkunft der Produkte nachzuverfolgen. So weit, so eindeutig. Doch wie Bio ist das Siegel wirklich?
Die EU-Richtlinien setzen Mindeststandards und bringen europaweite Anbauinteressen auf einen gemeinsamen Nenner. Viele Kritiker sprechend bei der EU-Verordnung daher von „Bio light“ – mit dem hohen Idealen der ursprünglichen Ökobewegung hat sie nur die Grundlagen gemein. So müssen laut EG-Öko-Verordnung nur 95 Prozent der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs aus ökologischem Anbau stammen, um ein Produkt „Bio“ zu nennen. Außerdem sind weiterhin 47 Zusatzstoffe für Bioprodukte zugelassen. Das sind zwar deutlich weniger als die 316 Zusatzstoffe, die in regulären Produkten zugelassen sind, doch befinden sich auf der Liste auch äußerst strittige Stoffe wie das Nitritpökelsalz, das vielfach für krebserregend gehalten wird. Ein weiteres Beispiel für die vergleichsweise lockere Regelung der EU ist die Ausnahmeregelung für Saatgut: Ist zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht ausreichend Bioqualität am Markt, dürfen die Samen für Bioprodukte aus konventionellem Anbau stammen (wobei Gentechnik und chemische Vorbehandlungen ausgeschlossen bleiben).

Besonders beim Tierschutz offenbaren sich Unterschiede, da die Definition von artgerechter Tierhaltung der EU vielen Tierschützern nicht weit genug geht. So erlaubt das Deutsche Biosiegel beispielsweise doppelt so viele Legehennen auf gleichem Raum als andere Siegel und schließt lange Tiertransporte vor der Schlachtung nicht aus.
Neben dem EU-Biosiegel setzen viele Hersteller auf eigene Labels, um Bioprodukte kenntlich zu machen. Wie im Bioladen sind die Produkte meist etwas teurer und versprechen nachhaltigen Konsum und eine gesunde Ernährung. Kein Wunder, immerhin ist Bio in den letzten Jahren von einer kleinen Nische für umweltbewusste Genießer zu einer großen Branche geworden, die Umsatz und Arbeitsplätze schafft – und zwar längst nicht mehr nur in der Landwirtschaft, sondern auch in Herstellung und Vertrieb oder gar in Forschung und Wissenschaft. Verständlich, dass auch die großen Lebensmittelketten da mitmischen wollen und die neuen Bio-Labels nur so aus dem Boden schießen. So gibt es „Aldi Bio“, „Naturgut“ von Penny, „REWE Bio“, „Biotrend“ bei Lidl, „BioBio“ bei Netto und „Grünes Land“ bei Metro. Sehr zur Verwirrung der Verbraucher, die sich längst fragen, ob überall Bio drin ist, wo es draufsteht. Grundsätzlich gilt: Auch für diese Eigenmarken gilt die EG-Öko-Verordnung der EU. In den meisten Fällen erfüllen diese Marken schlicht und einfach diese Richtlinien und gehen nicht darüber hinaus, auch wenn sie scheinbar eigene Qualitätskriterien formulieren.
Wer hundert Prozent echtes Bio will, der sollte sich daher an die großen, unabhängigen Ökosiegel halten. Diese haben vielfach strengere Auflagen als die Mindeststandards der EU. Vor allem aber stellt biologischer Anbau für diese Organisationen kein Verkaufsargument dar, sondern ist Teil einer Unternehmensphilosophie, die sich auch über die Produkte hinaus für Nachhaltigkeit, Umweltpolitik und Tierschutz engagiert. Dabei setzt jedes Ökosiegel eigene Schwerpunkte. Den folgenden drei begegnet man in deutschen Geschäften am häufigsten.

Mit über 5.000 Mitgliedsbetrieben ist Bioland der größte Öko-Anbauverband in Deutschland. Die Mitglieder haben sich der Kreiswirtschaft verpflichtet, die eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ackerböden in den Mittelpunkt stellt. Dazu gehört ein Verzicht auf Kunstdünger, Pestizide und Gentechnik, die ausschließliche Verwendung von Bio Saatgut sowie eine schonende Verarbeitung aller Produkte. Für die Tierhaltung und für Betriebe, die Fleisch verarbeiten, herrschen strenge Auflagen. Allgemein gilt: Biotiere haben generell mehr Platz, mehr Auslauf und Möglichkeiten für ein artgerechtes Leben. Zum Beispiel bekommen bei Bioland nicht mehr als 140 Legehennen auf einen Hektar Nutzfläche – zum Vergleich: Die konventionelle Legehuhnhaltung erlaubt bis zu 500 und auch die EG-Öko-Verordnung liegt mit 230 Hühnern pro Hektar deutlich darüber. Alle Bioland-Tiere werden 100 % biologisch ernährt und in den Fleischprodukten muss vollständig deklariert werden, was drinsteckt.
Das Ökosiegel Naturland verfügt über ähnlich strenge Auflagen für die Herstellung von Lebensmitteln. Darüber hinaus findet es auch im Bereich Textilien, Holzverarbeitung und anderen Bereichen Anwendung. Viele internationale und tropische Produkte aus fairem Handel sind Naturland-zertifiziert. Eine Besonderheit des Naturland-Siegels ist der ganzheitliche Ansatz: Nicht nur die Herstellung selbst, sondern auch die Verarbeitung und die Verbreitung aller Produkte sollen Kriterien der Nachhaltigkeit genügen. Somit wird versucht, den ganzen Wirtschaftskreislauf zu erfassen und insgesamt ökologischer zu gestalten. Ein wichtiger Bestandteil dieses Engagements stellt der aktive Umweltschutz dar, der sich für den Erhalt von Luft, Boden und Wasser einsetzt. In Sachen Viehzucht und Tierhaltung folgen die Kriterien des Vereins den Standards der EG-Öko-Verordnung.
Demeter ist das Ökosiegel mit den strengsten Vergabekriterien und steht für eine biologisch-dynamische Landwirtschaft in der Tradition von Rudel Steiner. In dessen anthroposophischer Philosophie steht das harmonische Zusammenspiel von Mensch und Natur im Zentrum, bei dem auch kosmische Einflüsse eine Rolle spielen. Hauptaugenmerk liegt auf der Pflege eines fruchtbaren Ackerbodens, dessen Qualität nicht ausgebeutet, sondern immer weiter verbessert werden soll. Durch eigens hergestellte Präparate aus Heilpflanzen, Mist und Mineralien wird dies nachhaltig gefördert. Auch in Sachen Tierhaltung sind die Demeter-Kriterien die striktesten und reichen von der Beschaffenheit der Ställe bis zur genauen Art der Fütterung. Sie setzt 100% Biofutter, Naturheilverfahren bei Erkrankungen und einen aktiven Tierschutz voraus. So ist die schmerzhafte Enthornung von Rindern aus Haltungsgründen zwar laut Öko-Verordnung nicht routinemäßig vorgesehen, doch nur bei Demeter ist sie ausdrücklich verboten.

Bioland, Naturland und Demeter sind die drei größten Biosiegel in Deutschland. Darüber hinaus gibt es viele weitere, die teilweise eher regional aktiv sind oder sich auf bestimmte Aspekte konzentrieren. Eine gute Übersicht mit weiteren „echten“ Biosiegeln gibt es auf der Seite biodukte.de, auf der man auch gleich den nächsten Bioladen in seiner Nähe finden kann.
Franziska Lemuk, www.biothemen.de


Jahresthemen 2018 – Trends und Zyklen aus astrologischer Perspektive

„Irgendwie fängt irgendwann irgendwo die Zukunft an, ich warte nicht mehr lang“ (Nena)

Realitätseinbruch

An den Härten des Lebens und den damit in Zusammenhang stehenden Tatsachen und Realitäten führt 2018 kein Weg vorbei. Manche Dinge werden nun unleugbar konkret, so dass Sie nicht mehr darum herumkommen, sich gründlich damit zu befassen. Dies kann sich durchaus als Segen entpuppen und Ihrer Existenz ein stabiles Fundament bescheren. Es könnte jedoch auch etwas unbequem werden, je nachdem, wie sehr Sie sich bislang bestimmten Wirklichkeiten verschlossen haben.
Es steht eine Konzentration auf das Wesentliche an, und zwar insbesondere dort, wo die Not am größten ist. In manchen Bereichen stoßen Sie nun an Ihre Grenzen, so dass Sie nicht lange danach suchen müssen, wo Ihr Engagement gefordert ist. Stehen Sie zu Ihrer Verantwortung und bleiben Sie sich und anderen nichts schuldig (Saturn in Steinbock).

Regieren und Herrschen

Nicht nur in den Königshäusern dieser Welt stehen 2018 größere Thronwechsel an. Vielleicht residieren auch Sie auf einem Thron, den es zu räumen gilt oder Sie sind irgendwo als Thronfolger/in im Spiel und müssen entscheiden, ob und wie Sie zum Zuge kommen möchten. Über etwas zu herrschen oder andere zu regieren ist in diesem Jahr so schwierig wie selten zuvor. Überlegen Sie sich daher gut, ob Sie sich das antun möchten.

Ihrer Meinung nach …

2018 bieten sich Ihnen mehrfach längere Perioden, um darüber zu reflektieren, was Ihre persönlichen Interessen sind. Nutzen Sie die Gelegenheit zu erkennen, was Ihnen wirklich am Herzen liegt. Sollten Sie Wichtiges zu sagen haben, können Sie jetzt dafür sorgen, das passende Publikum dafür zu finden. Die zentrale Frage bei allem, was Ihnen in diesem Jahr zu Ohren kommt, lautet: „Was geht mich das an?“ Hören Sie bevorzugt auf das, was für Sie tatsächlich von Bedeutung ist. Was Sie nicht sofort zu begeistern vermag, können Sie getrost vergessen. Sie brauchen einen freien Kopf und Ideen, die zünden. Halten Sie sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf und filtern Sie für sich die entscheidenden Botschaften heraus. An kreativen Ideen, damit Ihre Meinungen gehört werden, dürfte kein Mangel herrschen. Tun Sie kund, was Ihnen am Herzen liegt (Merkur rückläufig in den drei Feuerzeichen Widder, Löwe und Schütze).

Aufgeben gilt nicht

Es war schon länger abzusehen, dass es hart auf hart kommen wird. Es ist daher kein Zufall, wenn im Frühjahr 2018 größere Einschnitte zu verkraften sind. Die Umbrüche und Krisen der letzten Jahre fordern ihr Tribut, nicht nur im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich, sondern auch im persönlichen Erleben. Stellen Sie sich darauf ein, Ihren Gürtel enger zu schnallen. In bestimmten Bereichen heißt es womöglich sogar, die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten. Loten Sie aus, wie belastbar Sie sind und welche Einschnitte Sie wie am besten verkraften können. Ihr Durchhaltevermögen ist gefordert, gerade wenn es gilt, Ihre Existenzgrundlagen abzusichern. In manchen Bereichen ist auch Ihr Kampfgeist vonnöten, insbesondere dann, wenn Ihnen Ihr Revier streitig gemacht und Ihre Besitzstände in Frage gestellt werden. Leisten Sie getrost Widerstand und beißen Sie sich durch, auch wenn Ihnen dabei große Anstrengungen abverlangt werden (Steinbock-Mars in Konjunktion zu Saturn und Pluto).

Zauberkünste

Wunder gibt es bekanntlich immer wieder, in diesem Jahr könnten Sie sich sogar häufen, und dies auf nahezu magische Weise. Um mit von der Partie zu sein, brauchen Sie neben einem ausgeprägten Urvertrauen auch die Gabe, im vermeintlich Schlechten das Gute zu erkennen. Selbst Dinge, die Ihnen zunächst schrecklich vorkommen, können sich zu Ihrem Vorteil entwickeln. Klammern Sie sich jedoch nicht an falsche Vorstellungen darüber, was tatsächlich gut und richtig wäre. Es sind vor allem die tief im Verborgenen liegenden Wünsche, die derzeit in Erfüllung gehen. Nicht dass Sie plötzlich erschrocken ausrufen, Gott möge Sie vor dem bewahren, was Sie gerne hätten. Manche werden jetzt dafür bestraft, dass sie ihre Sehnsüchte nicht im Griff haben. Um davor verschont werden, wäre eine spirituelle Grundorientierung sicherlich von Vorteil. Beten Sie jedoch nur zu solchen Göttern, die Ihr Vertrauen auch wirklich verdient haben. Natürlich weiß außer Ihnen niemand, welche das sind (Skorpion-Jupiter Trigon Fische-Neptun)

Frei von Besitz

„Was du hast, das hat dich irgendwann“ – diese Erkenntnis kommt in womöglich bekannt vor. Wäre es angesichts solcher Erfahrungen nicht wünschenswert, frei von Besitz zu sein? Möglicherweise geschieht dies schneller als Sie es für möglich halten, wenn auch nicht ganz freiwillig. Dass manche Dinge schlagartig an Wert verlieren oder auch hinzugewinnen können, macht sich 2018 in allen Lebensbereichen zunehmend bemerkbar. Auf Stabilität gibt es keine Garantie, auch der Eigentumsbegriff verändert sich rasant. Streng genommen ist alles, was Sie Ihr Eigen nennen, nur geliehen. Das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen. Sharing und Leasing, Teilen und Leihen, gehört die Zukunft. Lassen Sie sich überraschen, welche neuen Formen des Genießens Ihnen möglich sind, wenn Sie die Dinge nicht mehr haben, sondern einfach eine Weile lang ganz entspannt mit ihnen sind und sich dann wieder von ihnen verabschieden. Sagen Sie Tschüss und schaffen Sie Raum für Neues, natürlich nur leihweise (Uranus in Stier).

Markus Jehle ist Leiter des Astrologie Zentrums Berlin und führt astrologische Aus- und Weiterbildungen durch (www.astrologie-zentrum-berlin.de).


Die Heilkraft der Delfine

„DelFine erinnern uns an die Essenz des Lebens, sie helfen uns, unseren Rhythmus zu finden und mit Mutter Natur in Einklang zu schwingen. Sie lehren uns auf den Wellen des Lachens zu reiten und die Freude in der Welt zu verteilen.“ (Jamie Sams)

Delfine haben die Menschen schon seit jeher fasziniert und bereits in der Antike glaubte man, Delfine wären Boten der Götter, die zu uns Menschen gesandt würden. Delfine sind Lebewesen, die im Gegensatz zu anderen Tieren nicht vor den Menschen fliehen, sondern sehr oft ihre Nähe suchen. Keine andere wildlebende Tierart verhält sich so hilfsbereit, vertrauensvoll und freundlich gegenüber den Menschen.

Delfine orientieren sich wie auch die Wale mit Hilfe von Schallwellen. Diese können mindestens 32 verschiedene Töne erzeugen, die für das menschliche Gehör meistens zu hoch sind. Aber gerade die Verständigung zwischen Mensch und Delfin scheint über nonverbale Kanäle zu funktionieren. Verschiedene Delfintrainer berichten davon, dass die Tiere häufig Übungen ausführten, an die der Trainer gerade dachte, die er aber noch nicht befohlen hatte. Robson schreibt: „Ich stelle mir vor, was ich von den Delfinen erwarte, und sie tun es. Ich muss keine Belohnungen austeilen, wie es bei anderen Trainern üblich ist. Sie möchten mir gefallen und genießen es, auf diese Weise zu kommunizieren.“

Betrachtet man beispielsweise die vielen Geschichten von der Rettung Schiffbrüchiger durch Delfine, drängt sich die Frage auf, wie die Tiere die Information, dass ein Mensch in Not ist, erhalten haben sollen. Diese Überlegungen gehen bis hin zu der Annahme, dass Delfine auf der Frequenz menschlicher Gehirnwellen kommunizieren können und so die Stimmungslage des Menschen erkennen. Dieser Aspekt spielt bei der Betrachtung eventueller Heilfähigkeiten der Delfine eine Rolle.

Beobachtungen und Erfahrungen deuten darauf hin, dass ein Teil unserer inneren Wahrnehmung, über die wir mit allem verbunden sind, die Sprache der Delfine versteht. Davon profitieren alle Menschen, die Delfinen begegnen. Denn die Delfinenergie kann unsere Schwingung erhöhen und tief greifende Heilprozesse auslösen.

Doch auch abgesehen von einer direkten Kommunikation durch Sprache nimmt man an, dass die Delfine den Menschen etwas „sagen“ wollen oder können – in dem Sinn, dass der Mensch vom Delfin lernen kann.

Das Glück und die Verspieltheit der Delfine sollen den Menschen vor Augen führen, wie wichtig es wäre, auf viele Situationen im Leben anders zu reagieren. Damit ist gemeint, dass häufig statt mit zu viel Ernsthaftigkeit, Verbissenheit und Leiden, mit Humor und Leichtigkeit reagiert werden könnte. Sich selbst in der Mitte zu befinden und besser auf die eigene Seele zu hören, ist eine Voraussetzung dafür, spontan handeln zu können und weniger durch innere Zwänge wie Vorstellungen, Muster und Verletzungen bestimmt zu sein.
Eine weitere Botschaft leitet sich aus der Energie der Delfine ab, die anscheinend bewirkt, dass sich bei einer Begegnung von Delfin und Mensch dessen Schwingung erhöht. Dies gilt als leistungssteigernd und bewusstseinserweiternd.

So reagieren Delfine höchstwahrscheinlich auf Energieschwingungen und erkennen somit Menschen mit veränderten Schwingungen im Lebensfeld – wie zum Beispiel geistig oder körperlich behinderte Personen.

Es gibt dazu eine Studie, die folgendes über das Verhältnis von Delfinen und behinderten Kindern aussagt: Wenn man einen gesunden Mann, eine schwangere Frau und ein behindertes Kind in ein Becken mit einem Delfin setzt – zu wem schwimmt der Delfin als erstes? – Der Delfin schwimmt als erstes zu dem behinderten Kind, dann zu der schwangeren Frau und dann zu dem gesunden Mann.

Einige Theorien gehen davon aus, dass die Delfine durch ihr Sonarsystem in der Lage sind, ungleichmäßige Frequenzen beim Menschen zu erkennen und im Anschluss Energieblockaden durch Aussenden bestimmter Töne zu beheben. Eine andere Theorie besagt, dass Delfine durch Ultraschallfrequenzen von 6 Hz die menschlichen Gehirnwellen in einen Thetazustand versetzen, was das entspannt-fröhliche Befinden jener Menschen erklären soll, die mit Delfinen zusammentreffen. Theta- und Alphawellen sind Gehirnwellen, die beim Menschen einen heilsamen und meditativen Entspannungszustand hervorrufen.

Aus den beschriebenen Überlegungen heraus wurde die Delfintherapie entwickelt. Die Anthropologin Dr. Betsy Smith und der Psychologe Dr. David Nathanson zählen zu den Ersten, die mit diesen Therapien in den siebziger Jahren begannen.

Trotz unterschiedlichster Konzepte dieser Therapieformen machen sich alle die besagte Heilwirkung der Delfine zu Nutze. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Begriff „Heilwirkung“ nicht ganz wörtlich verstanden werden darf, sondern eher im Sinne „heilsamer helfender Auswirkungen“; denn die Delfintherapien erheben für sich nicht den Anspruch, behinderte Menschen heilen zu können. Dobbs schreibt dazu in einem seiner Bücher ein passendes Resümee: „Für viele Menschen ist es die Kombination aus Kraft, Grazie und Schönheit, die den Zauber der Delfine ausmacht. Für andere wiederum ist es die Überschwänglichkeit und Heiterkeit des Delfins. Aber da ist noch ein anderer Bestandteil, der die Mischung ausmacht, die doch mehr ist, als alle diese Dinge zusammen. Diejenigen, die den Delfinen sehr nahe gekommen sind, fühlen es in sich selbst, können es jedoch nicht erklären. Was es genau ist, bleibt ein Geheimnis. Um ein besseres Wort dafür zu wählen, nennen wir es einfach den Geist der Delfine.“

Martin Strübin, www.blaubeerwald.de


Mystik und Trauma: Die spirituelle Dimension

„Besser ein Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.“ (anonym)

Mystik und Trauma gehören aus Sicht des Mystikers zusammen. Auch die neuesten Erkenntnisse der Psychologie zeigen, dass es eine sehr starke Übereinstimmung zwischen Mystik, Energetik und Traumatherapie gibt. Tatsächlich wirken moderne Trauma-therapeutische Verfahren und Mystik synergistisch und sind vortreffliche Partner, die sich wechselseitig darin verstärken können, erstarrte Areale zu kontaktieren, kristallisierte Energie – die sich oft in Form von Schmerz äußert – in Bewegung zurückzuführen. Sie sind fähig, die Synchronizität von Körper, Herz und Geist wieder herzustellen und dadurch die Entwicklung des Menschen wieder in Fluss zu bringen.

Seit Jahrtausenden gibt es Menschen, die sich mit der Erforschung von Innenräumen und der Natur des Bewusstseins aus einer Introspektion heraus beschäftigen. Viele von ihnen haben dieser Erforschung ihr ganzes Leben gewidmet. Einige dieser Menschen haben, in unterschiedliche kulturelle Gewänder gekleidet, Berichte hinterlassen von durchschlagenden Bewusstseinserfahrungen, -erweiterungen und Erleuchtungserlebnissen. Auch wenn es immer wieder – und manchmal auch zu Recht – kontroverse Annahmen über Religion an sich gibt, so haben doch alle großen Traditionen, ob Zen-Buddhismus, Hinduismus, die Kabbala im Judentum oder andere, einen mystischen Kern.

Und dieser Kern, das wache Bewusstsein, das von Generation zu Generation in der Tradition weitergegeben oder vermittelt wurde – oftmals von Lehrer zu Schüler und Lehrer zu Schüler –, ist wie ein Kabel, das „Elektrizität“ leitet. Eine Bewusstseinskraft, die nur durch Beziehung und Bewegung verstanden werden kann. Dieses Potenzial der Mystik lässt sich für die Bewältigung von Traumata nutzen. Was wir Mystiker oft den ganzen Tag machen, ist ja, als würden wir „elektrische Leitungen“ einziehen und Abflussrohre wieder aufmachen, damit der Fluss in den Bereichen reduzierter Bewegung wieder hergestellt werden kann.
Wir machen also im Prinzip ganz viel energetische Heilarbeit, indem wir den gesamten inneren Bewusstseinskörper wieder so vernetzen, dass das Licht – Licht hier als eine Metapher für Bewusstheit – wieder den gesamten Körper durchfluten kann.

Verkörperte Spiritualität – Integrieren statt abspalten

In der asketischen oder monastischen (mönchischen) Tradition ist die Transzendenz des Egos das Ziel, um zu einem Erleuchtungszustand zu kommen. Für Menschen, die in einer Kultur leben, während sie spirituell praktizieren, braucht es – neben einer tiefen spirituellen Praxis – eine fundierte Schattenarbeit, die sie verwurzelt und die Herausforderungen des täglichen Lebens annehmen lässt. Das mag zunächst paradox erscheinen, doch in meinem Verständnis von einer zeitgemäßen Verkörperungsmystik ist die Transzendenz des Egos und der gesunde Aufbau des Willens kein Widerspruch.
Die verkörperte Spiritualität ist keine „Umgehungsstraße“ für Schwierigkeiten im Leben, sie spaltet Emotionen nicht ab, sondern bezieht sämtliche Gefühle mit ein. Sie ermöglicht eine tiefere Anbindung an Gott (oder wie immer wir eine tiefere Anbindung ans Erwachen für uns nennen) und zugleich eine tiefere Erkenntnis von Kulturarchitektur, also dem Einfluss unseres inneren Bewusstseinsraumes auf unser Kulturerleben. Viele Menschen gehen jahrelang zum Psychotherapeuten, doch bei einigen lösen sich die Grundprobleme nicht auf – gleichsam wie in einigen spirituellen Bewegungen die Schattenthemen nicht adressiert werden, was zu immerwährenden Problematiken führt.
Die Erweiterung der psychologischen Arbeit um die spirituelle, transpersonale Dimension kann die Landkarte der Bewältigungsmöglichkeiten vergrößern und als Ressource für Heilung genutzt werden – und umgekehrt.

Demut und Hingabe statt Schmerzvermeidung

Wir leben in einer Schmerzvermeidungskultur. Für viele Menschen scheint der perfekte Zustand die Illusion zu sein, dass niemand mehr irgendein Anzeichen von Schmerz spürt. Doch genau wie Freude und Leichtigkeit sind auch Probleme, Leid und Schmerz Teile unseres Lebens. Es braucht sogar gewisse Spannungen, um uns weiterzuentwickeln, und es gibt immer etwas, das wir nicht verstehen oder das sich nicht erfüllt. Es kann nicht darum gehen, alle unangenehmen Symptome psychotherapeutisch wegzubehandeln oder wegzumeditieren. Vielmehr müssen wir uns darum kümmern, schmerzhafte Erfahrung zu integrieren, damit wieder mehr Lebensenergie zur Verfügung steht. Gleichzeitig braucht es immer auch Demut, zu wissen: Mein Leben ist eingebettet in eine größere/höhere Dimension, es bleibt verletzlich, und es wird immer Herausforderungen geben, denen ich unterlegen bin.
Auch in der Spiritualität erscheint ja oft die Frage „Ja, wie lange muss ich denn noch praktizieren?“ oder „Wie lange muss ich denn noch Schattenarbeit machen?“ Doch auch diese Fragen sind ja nur ein Ausdruck der Resistenz gegen das, was ist. Wenn ich mir immer nur die Frage stelle „Wann ist es denn zu Ende?“, dann spiele ich ja immer nur in meiner Begrenzung, in meiner Endlichkeit. Für Menschen, die sehr viel Heilung brauchen, weil ihnen sehr viel Traumatisches widerfahren ist, ist es natürlich wichtig, zunächst Entspannung und Erlösung von Symptomen zu erfahren. Doch irgendwann, ab einem gewissen Grad von Integriertheit, können wir an einen Platz in uns kommen, an dem das nicht mehr die erste Priorität haben muss.
Dann kann das Gehen als solches und die Liebe, die sich im Gehen mit allem, was ist, entfaltet, zu unserer höchsten Priorität werden. Und wenn wir aufhören, Unbequemes in uns selbst zu vermeiden, dann hören wir auch auf, das in anderen weghaben zu wollen. Dann entfaltet sich Liebe, weil wir selbst angefangen haben, in Liebe zu leben. Das Paradoxe nicht mehr auflösen zu müssen, alle Zustände in unserer Liebe beheimaten zu können, ist eine sehr hohe Funktion des Bewusstseins. In der Mystik sagen wir „We are walking forever“, also „Wir gehen für immer“. Ich gebe die Endlichkeit meines Weges hin an das, was unendlich ist. Therapeuten, die an einem Platz in sich selbst ruhen, an dem sie Gegensätze beheimaten und sich ganz in eine Erfahrung hineinstellen, können auch in einer viel umfassenderen Qualität mit den Menschen arbeiten, die zu ihnen kommen.

Schatten-Verneinung als kollektive Dynamik

Doch die Kultur der Schmerzvermeidung hat nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gesellschaftliche Dimension. Die Energie von Millionen Massenmorden über Jahrhunderte muss ja irgendwo hin. Ich glaube, dass Generationen um Generationen diese nicht erlösten Energien immer weitertragen, und es gibt inzwischen auch große Forschungsprojekte, die sich damit beschäftigen, wie Transgenerationstraumata über die Epigenetik von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden.
Dies tiefer zu erforschen, kann enorm viel zum Verständnis von Krankheitsdynamiken beitragen, die unsere Krankenhäuser füllen. Unser kulturelles Heilungspotenzial liegt im Verständnis für kollektive Trauma-Dynamiken. Wenn wir uns dazu Prozesse in Großgruppen genau anschauen, entdecken wir zum Beispiel einen ganz speziellen Ablauf: Immer dann, wenn wir an den Punkt der Schatten-Verneinung kommen, wird eine tiefe Schwere im Raum fühlbar. Ich gehe davon aus, dass diese Schwere ohnehin 24 Stunden am Tag in unserem Nervensystem stattfindet, nur ohne dass wir wissen, dass das passiert. Das heißt, dass viele von uns – wir sind ja hineingeboren in eine kollektive Dynamik, die wir als normal ansehen – mit einer schweren Decke herumlaufen. Und weil das immer so war, wissen wir gar nicht, wie es ohne diese schwere Decke ist.

Erst wenn irgendwann jemand zu uns sagt: „Okay, was ist denn, wenn man die Decke abnimmt?“, wenn also diese Beschwerung aus unserer kollektiven Verneinung wegfällt, sehen wir plötzlich, was denn da noch an Leben sein kann. Man muss sehr bewusst sein, um sich langsam aus den kulturellen Gewohnheiten und Verständigungen herauszuschälen, die uns prägen. Aber wenn wir das erforschen, tun sich vollkommen neue Welten auf. In der Mystik sehen wir, dass die Zukunft die Kraft hat, die Vergangenheit umzuschreiben. Unser Reisegepäck aus Schmerzen, Ängsten, Scham und anderen unintegrierten Energien der Vergangenheit, das jetzt noch Einfluss auf unser Leben hat, kann transformiert werden. Und wenn das Beste aus den Disziplinen Mystik, Psychotherapie und Wissenschaft zusammenkommt, ergibt sich daraus nicht nur eine enorme Chance für persönliche Weiterentwicklung, sondern auch für die Erlösung jahrhundertealter kollektiver Schatten.

Thomas Hübl, www.thomashuebl.com


Ins Licht geschubst

„In diesen stillen Augenblicken wird man erkennen, wer man ist.“ (Osho)

Ich habe angefangen zu meditieren, weil ich den Wunsch hatte, mehr Zufriedenheit, Gelassenheit, mehr Liebe in mir zu spüren. Als Jugendliche hatte ich um einen platten Muschelstein aus dem Meer den Spruch geklebt: „Wahrer Reichtum besteht nicht im Besitz, sondern im Zufriedensein.“ Dieser Stein war mein Talisman. Heute, nach so vielen Jahren Praxis ist mein Meditieren ein täglicher Anker für mich. Die Momente, in denen ich jenseits von Gedanken bin, geben mir Ruhe, Entspannung
und Kraft. Ich spüre den inneren Ort des Friedens. In meiner Stille bin ich eins mit dem großen Ganzen und bin jenseits meines Gedankenkarussells. Ich habe mit meiner im Laufe der Jahre wachsenden Meditationskraft die Stärke entwickelt,
meine Weiblichkeit zu leben und partnerschaftsfähig zu sein. Ich öffnete mich mehr und mehr der Liebe zu mir selbst und kann heute Liebe annehmen.

Viele verschiedene Meditationsarten habe ich in über vierzig Jahren ausprobiert. Entschieden habe ich mich letztendlich für die Vipassana, Buddhas Meditation der Einsicht, weil sie die Essenz der Meditation ist – für mich persönlich die reine Tinktur eines Heilmittels. Durch viele einzelne medizinisch-wissenschaftliche Studien konnte festgestellt werden, dass Meditierende besser und schneller entspannen. Ich möchte an dieser Stelle aber bereits kurz auf eine Gefahr des Meditierens eingehen: In der Meditation verbinden wir uns mit unserem Unterbewusstsein, und so können wir
unter anderem auf abgespeichertes Wissen, aber auch auf von uns Verdrängtes stoßen. Zu Beginn des Meditierens entspannen wir uns und kommen zur Ruhe, es fühlt sich an wie ein In-sich-hineinsinken. Hierdurch können verdrängte Erlebnisse wieder auftauchen und uns bewusst werden. Es kann sein, dass sie uns erschüttern, dass wir weinen müssen. Wenn wir gefestigt genug sind in unserer Wahrnehmungskraft zu bleiben, die Nerven behalten können, und gleichzeitig als passiver Beobachter im meditativen Zustand verweilen, geschieht eine Verarbeitung des Erlebnisses und wir können heilsam damit umgehen. Falls wir uns in der
seelischen Erschütterung verlieren sollten, ist es unabdingbar sich einer erfahrenen Person anzuvertrauen, zum Beispiel einem spirituellen Therapeuten.

Wie wir im Alltag beobachten können, kommen sehr viele Handlungsimpulse aus dem Unterbewusstsein. Bestes Beispiel sind tägliche Verrichtungen wie sich anziehen, die Haustür abschließen oder auch Autofahren, eine verantwortungsvolle
Tätigkeit, bei der der sich Fahrer oder Fahrerin nebenbei unterhalten können. Im Tagesbewusstsein spielt sich unser gesamtes bewusstes Denken, Handeln, Wahrnehmen und Fühlen ab. Doch was passiert in der unbewussten
Zone? Alles, was wir an positiven, glücklichen Erlebnissen erfahren und ebenso alles, was wir an Stress, seelischem Schmerz, Traumata und schwierigen Situationen im Alltag nicht verdauen können, wird dort abgespeichert und „ver-
drängt“ – es verschwindet im „Vergessen“. Ehemals ein weißes Tuch, bekommt das Unterbewusstsein nach und nach Schmutzflecken, Löcher oder Risse. Durch Meditation oder gezielte Aufmerksamkeit können wir uns diese Risse bzw.
verdrängten Ereignisse wieder bewusst machen. Was ist der Nutzen davon? Durch erneute Bewusst – machung und das Wiederfühlen der „vergessenen“ Situation,
durch ein Sich-selbst-Verstehen, „verdauen“ wir Verdrängtes und Unterbewusstes im Nachhinein. Auf diese Weise erleben wir eine seelische und oder körperliche Heilung der „Risse“. Wir können auf diese Weise auch unsere Gewohnheiten ändern, zum Beispiel mit dem Rauchen aufhören, mit Ängsten umgehen lernen oder Eifersucht, Geiz, Schüchternheit ergründen, um heilsam damit umgehen zu können.

Ich selbst übe täglich eine stille Meditation aus, bei der ich nur auf den Atem achte, auch wenn es manchmal nur für ein paar Minuten ist. Alle Meditationsarten führen zu der Erfahrung des Eins-seins, haben jedoch auf dem Weg dahin unterschiedliche Charaktere – letztendlich eine Hilfe, um jedem Typus, jeder Wesensart den Zugang ins eigentlich Meditative zu erleichtern. Unbewusste Erlebnisse können ins Bewusstsein dringen und, ich wiederhole es nochmal mit anderen Worten, je nachdem wie bedrohlich sie in unserer Vergangenheit für uns waren, können wir für die Zeit der Aufarbeitung, die Zeit der Reinigung, in eine Gedankenflucht oder ähnliches kommen. Ich halte es für sehr wichtig, jeden Meditationsanfänger hierauf
hinzuweisen, sodass sie diese möglichen Gefährdungen durch entsprechende Achtsamkeit im Vorfeld erkennen und vermeiden können. Dann kann die Meditation ihre volle Segenskraft entfalten. Die gefahrenvolle Seite der Auswirkungen des Meditierens zeigt sich nur bei sehr wenigen Menschen, wenn zum Beispiel Depressionen oder Suchtverhalten vorliegen – oder wie in meinem Falle eine mit Traumata übersäte Kindheit bei zu großer Sensibilität. Ich hatte mich vor Meditationsbeginn nicht mit einer Begleitung abgesprochen, falls zu starke
Ängste oder irgendwelche Phänomene auftreten sollten.

Das überaus Gute am regelmäßigen Meditieren ist: Wenn wir hierbei unsere Ängste durchlebt und verarbeitet haben, können wir mit ihnen umgehen. Unsere Ängste sind uns bewusst geworden, sie können wieder auftauchen, aber wir haben dann die Herrschaft über sie und nicht sie die Herrschaft über uns. Ein wichtiger Punkt, den ich noch ansprechen möchte, ist die Disziplin, die nötig ist, um erfolgreich meditieren zu können. Wenn Sie ganz neu anfangen zu meditieren, bedeutet das eine große Lebensumstellung, die schon im rein praktischen Zeitmanagement beginnt. Es ist gut, sich täglich einen bestimmten Zeitraum zu reservieren. Das ist zu Beginn nicht immer leicht, doch das Meditieren wird über die Länge der Praxis nach und nach zu einer natürlichen Gewohnheit, so wie zum Beispiel Mahlzeiten einnehmen. Am
Anfang ist die Verführung zum Verschieben oder Aufgeben groß. Und die alten Gewohnheiten haben immer gute Argumente: „Erst muss ich noch den Brief schreiben.“ „Morgen ist auch noch ein Tag.“ „Nächste Woche fange ich ganz
bestimmt an.“ „Klavier spielen ist besser.“ Ich sag es Ihnen ganz ehrlich: Meditieren braucht Konsequenz und Disziplin. Die gute Nachricht ist: Mit der Zeit zieht es Sie dahin und die regelmäßige Praxis wird immer leichter, der Gewinn immer größer.
Ich persönlich erlebte einen Zuwachs an Energie, Klarheit, Intuition und Einfühlungsvermögen – charakteristisch für Meditation.

Der Nutzen von Meditation ergibt sich durch die regelmäßige Praxis. Woran liegt es, wenn plötzlich Unwohlsein und Gedanken des Aufgebenwollens entstehen? Es könnte daran liegen, dass die Meditation gerade ein schwieriges, inneres Kapitel beleuchtet, das noch nicht bewusst ist – ein Thema, dem man instinktiv ausweichen möchte. Dann fallen uns alle möglichen Argumente ein, warum wir nicht weiter
meditieren wollen. Die Frage ist, wie gehe ich damit um. In solchen Situationen habe ich immer Bilanz gezogen und rückschauend erkannt, welche Vorteile Meditation für
mich bisher gehabt hat. Ich habe mich ausgeglichener gefühlt, vor allem meinem damals noch kleinen Sohn gegen – über und mehr in mir geruht. Dieselbe Rückmeldung bekam ich auch von und über andere Meditierende: Sie sind
kraftvoller, zugleich ruhiger und wacher geworden; ebenso intuitiver, kreativer und selbstsicherer. Meditation ist ein Ort in mir, zu dem ich jederzeit hingehen
kann, mein inneres Zuhause. Hier erlaube ich dem Stress oder Unangenehmen da sein zu dürfen – in ruhe – vollem Abstand und gleichzeitiger Entspannung. Ich weiß,
hier liegt meine Kraftquelle. Wenn ich eine bestimmte meditative Tiefe erreicht habe, bin ich im uneingeschränkten Vertrauen, sozusagen meiner Vertrauenszapfstelle. Was nicht heißt, dass ich mich nicht auch mit alltäglichen Schwierigkeiten auseinandersetzen muss, die mich emotional immer wieder aus dem Lot bringen. Aber mein Alltag läuft erheblich besser im Unterschied zu der Zeit, als ich noch nicht
meditierte.

Monika Weber, „Ins Licht geschubst“ erscheint in Kürze im Innenwelt Verlag


Übungen in Achtsamkeit

„Das Praktizieren der Achtsamkeitsübungen bildet die individuelle und kollektive Basis für eine friedvollere, mitfühlendere und gerechtere Welt.“ (Thich Nhat Hanh)

Diese Auswahl an Achtsamkeitsübungen scheinen eher an Regeln zur Achtsamkeit als an Übungen zu erinnern, es geht jedoch nicht darum, all diese Verhaltensweisen auf Anhieb zu beherrschen, denn geistige und charakterliche Veränderungen brauchen Zeit. Es sind also viel mehr “Regeln”, die man bereits dann erfüllt, wenn man stets sein bestes gibt und bemüht ist, Missstände zu beheben. Da man nie aufhört bzw. aufhören sollte, an sich zu arbeiten, werden diese Regeln zur Achtsamkeit zu Recht Übungen genannt. Viele Gemeinschaften wenden diese Achtsamkeitsübungen erfolgreich als Grundsatz ihres Zusammenseins an, da sie Harmonie mit sich selbst und anderen garantieren. Achtsamkeit ist sehr viel mehr als nur ein moderner Wellness Trend.
Nicht-Haften an Ansichten
Im Bewusstsein des Leides, das durch Anhaften an Ansichten und falschen Wahrnehmungen entsteht, sind wir entschlossen, Engstirnigkeit zu vermeiden und uns nicht an unsere gegenwärtigen Ansichten zu binden. Wir wollen das Nicht-Anhaften an Ansichten üben, um für die Einsichten und Erfahrungen anderer offen zu sein. Wir sind uns bewusst, dass unser derzeitiges Wissen keine unveränderliche, absolute Wahrheit ist. Da sich Wahrheit nur im Leben selbst findet, wollen wir in jedem Augenblick das Leben in uns und um uns herum achtsam wahrnehmen und bereit sein, ein Leben lang zu lernen.
Freiheit des Denkens
Im Bewusstsein des Leides, das durch das Aufzwingen von Meinungen entsteht, sind wir entschlossen, niemandem – auch nicht Kindern – unsere Meinungen aufzunötigen, weder durch Autorität, Drohung, Geld, Propaganda noch Indoktrination. Wir wollen das Recht anderer respektieren, anders zu sein und selbst zu wählen, an was sie glauben und wofür sie sich entscheiden. Wir wollen jedoch anderen in anteilnehmendem Gespräch helfen, Fanatismus und Engstirnigkeit zu überwinden.
Bewusstheit für das Leiden
Im Bewusstsein, dass es uns helfen kann, Mitgefühl zu entwickeln und Wege zur Überwindung des Leidens zu finden, wenn wir tief in die Natur des Leidens schauen, sind wir entschlossen, dem Leiden nicht aus dem Weg zu gehen oder die Augen davor zu verschließen. Wir verpflichten uns, Kontakt mit denen zu suchen, die leiden. Auf diese Weise erlangen wir tiefes Verständnis für ihre Situation und verhelfen ihnen dazu, ihr Leiden in Mitgefühl, Frieden und Freude zu verwandeln.
Mit Ärger umgehen
Im Bewusstsein des Leides, das durch Hass und Ärger entsteht, sind wir entschlossen, die Energie des aufsteigenden Ärgers achtsam wahrzunehmen, um seine in den Tiefen unseres Bewusstseins liegenden Samen zu erkennen und zu verwandeln. Wenn Ärger in uns aufkommt, wollen wir nichts tun oder sagen, sondern achtsames Atmen und achtsames Gehen praktizieren und ihn annehmen, ihn mit unserer Achtsamkeit umarmen und tief in ihn hineinschauen. Wir wollen lernen, diejenigen, die wir für die Verursacher unseres Ärgers halten, mit mitfühlenden Augen zu sehen.
Glücklich im gegenwärtigen Moment verweilen
Im Bewusstsein, dass Leben nur im gegenwärtigen Augenblick stattfindet und dass es nur im Hier und Jetzt möglich ist, glücklich zu leben, verpflichten wir uns zu der Übung, jeden Augenblick des täglichen Lebens in tiefer Bewusstheit zu leben. Wir wollen versuchen, uns nicht in Zerstreuungen oder im Bedauern über die Vergangenheit oder in Sorgen über die Zukunft zu verlieren. Wir wollen uns in der Gegenwart nicht von Begehrlichkeiten, Ärger oder Eifersucht gefangen nehmen lassen. Wir wollen achtsames Atmen üben, um zu dem zurückzukommen, was im gegenwärtigen Augenblick geschieht. Wir sind entschlossen, die Kunst des achtsamen Lebens zu erlernen, indem wir die wunderbaren, erfrischenden und heilenden Kräfte berühren, die wir in und um uns herum vorfinden. Indem wir den Samen der Freude, des Friedens, der Liebe und des Verstehens in uns Nahrung geben, fördern wir den Prozess der Transformation und Heilung in unserem Bewusstsein.
Gemeinschaft und Kommunikation
Im Bewusstsein, dass ein Mangel an Kommunikation stets Trennung bewirkt und Leiden schafft, verpflichten wir uns, mitfühlendes Zuhören und liebevolle Rede zu üben. Wir wollen lernen, tief zuzuhören, ohne zu bewerten oder zu reagieren, und wir wollen es unterlassen, Worte zu äußern, die Zwietracht säen oder zu einem Bruch in der Gemeinschaft führen können. Wir wollen keine Anstrengung scheuen, um die Kommunikation aufrechtzuerhalten, zu versöhnen und Konflikte zu lösen, so klein sie auch sein mögen.
Wahrhafte und rechte Rede
Im Bewusstsein, dass Worte sowohl Leid als auch Glück hervorrufen können, wollen wir wahrhaftig und aufbauend reden lernen und nur so sprechen, dass Hoffnung und Vertrauen geweckt werden. Wir sind entschlossen, nichts Unwahres zu sagen, weder aus Eigeninteresse, noch um andere zu beeindrucken. Wir wollen keine Nachrichten verbreiten, für deren Wahrheitsgehalt wir uns nicht verbürgen können und wir wollen nichts kritisieren oder missbilligen, worüber wir selber nichts Genaues wissen. Wir wollen unser Bestes tun, Unrecht beim Namen zu nennen, selbst dann, wenn wir dadurch unsere eigene Sicherheit gefährden.
Rechter Lebenserwerb
Im Bewusstsein, dass unserer Umwelt und Gesellschaft Gewalt und großes Unrecht angetan worden ist, sind wir entschlossen, in unserem Lebenserwerb den Menschen und der Natur nicht zu schaden. Wir wollen unser Bestes tun und eine Lebensweise wählen, die dazu beiträgt, unser Ideal von Verstehen und Mitgefühl zu verwirklichen. In Kenntnis der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Wirklichkeiten unserer Welt wollen wir uns als Konsumentinnen und Konsumenten und Bürgerinnen und Bürger verantwortungsbewusst verhalten und nicht in Unternehmen investieren, die andere ihrer Lebensmöglichkeiten berauben.
Ehrfurcht vor dem Leben
Im Bewusstsein, dass Kriege und Konflikte großes Leid verursachen, sind wir entschlossen, in unserem täglichen Leben Gewaltlosigkeit, Verstehen und Mitgefühl zu entwickeln. Wir wollen innerhalb von Familie, Gesellschaft und Staat und in der Welt zur Erziehung zum Frieden beitragen, bei Streitigkeiten in Achtsamkeit vermittelnd eingreifen und Versöhnung fördern. Wir sind entschlossen, nicht zu töten und es nicht zuzulassen, dass andere töten.
Rechte Lebensführung
Im Bewusstsein, dass sexuelle Beziehungen, die durch Begierde ausgelöst werden, das Gefühl der Einsamkeit nicht zum Schwinden bringen können, sondern noch mehr Leiden, Frustration und Einsamkeit hervorrufen, sind wir entschlossen, ohne gegenseitiges Verstehen, ohne Liebe und ohne eine langfristige und verpflichtende Bindung keine sexuelle Beziehung einzugehen. Wir sind uns bewusst, dass sexuelle Beziehungen die Ursache für zukünftiges Leid sein können. Wir wissen, dass wir unsere eigenen und die Rechte und Verpflichtungen anderer respektieren müssen, wenn wir unser eigenes und das Glück anderer bewahren wollen. Wir wollen alles tun, was in unserer Macht steht, um Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen und um zu verhindern, dass Paare und Familien durch sexuelles Fehlverhalten entzweit werden. Wir wollen unseren Körper rücksichtsvoll behandeln und unsere Lebensenergien (die sexuelle, den Atem, den Geist) der Verwirklichung unseres Bodhisattva-Ideals widmen. Wir wollen uns der Verantwortung voll bewusst sein, neues Leben in die Welt zu setzen, und wir wollen die Welt, in die wir neue Wesen setzen, zum Gegenstand unserer Meditation machen.
Thich Nhat Hanh, www.intersein.de


Geistiges Heilen in Frabertsham

„Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“
(Mark Twain)

Frabertsham liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen München und Salzburg. Dort wo ganz früher mal eine große Poststation gewesen ist und die Kutschen Rast gemacht haben. Wenn man von der Bundesstraße in Richtung Norden abbiegt, findet man dort eine hübsche Villa. Zu ihr reisen heute Menschen aus der ganzen Welt. Annette Müller hat hier die erste stationäre Klinik für Geistiges Heilen gegründet. Zu den jährlich stattfindenden Heilertagen im Chiemgau treffen sich schon mal so Koryphäen wie Dr. Ruediger Dahlke, Yasuyuki Nemoto und Dr. Rupert Sheldrake. Letzerer bekam von Annette Müller dann auch eine erfolgreiche Heilsitzung wegen seiner schmerzhaften Hüfte.

Rupert Sheldrake: „Wie bringst Du den Menschen das Heilen bei?“

Annette Müller: „Meine Hauptrolle in diesem Prozess ist es, die Menschen erleben zu lassen, dass sie heilen können. Als Grundlage lehren wir Techniken des Geistigen Heilens und diese werden dann mit den in jedem Menschen vorhandenen Heilkräften in Verbindung gebracht. Dann müssen die Schüler spüren, dass etwas im Körper ihres Klienten passiert. Je mehr und öfter sie Veränderungen wahrnehmen, desto klarer wird dies von ihrem Bewusstsein aufgenommen.“

Rupert Sheldrake: „Finden diese Änderungen tatsächlich statt, oder stellt ihr euch vor, dass diese passieren?“

Annette Müller: „Hier geht es darum wahrzunehmen, was tatsächlich, also in der Realität geschieht und nicht in der Vorstellung.“

Rupert Sheldrake: „Was beinhaltet die Heilarbeit? Eine Art Visualisierung? Oder eine Intension?“

Annette Müller: „Es beinhaltet ein Kommando. Mit ihrem Geist und ihrer Absicht schicken sie Heilungs-Kommandos.“

Rupert Sheldrake: „Also befehlen sie dem Körper zu heilen! Hast Du diese Technik selbst entdeckt?“

Annette Müller: „ Ja, befehlen ist ein gutes Wort dafür! Ich betrachte es nicht so, dass ich das erfunden hätte. Ich habe es gefunden.“

Rupert Sheldrake: „Viele Menschen beten für andere Menschen. Dafür, dass es ihnen besser geht wenn sie krank sind.“

Annette Müller: „Das ist eine Art von Wünschen, aber nicht aktives Heilen. Hier, bei dieser Heilmethode handelt man selbst als der Heilende. Man heilt, man ist aktiv. Man nimmt diese Kraft und kanalisiert sie. So wie ein Feuerwehrmann einen Schlauch nimmt um aktiv das Löschwasser genau dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird.“

Rupert Sheldrake: „Ah, ich verstehe, das macht es sehr deutlich. Danke.“

Das Interview und eine Video Dokumentation sind auf www.san-esprit.tv anzusehen.
Sogar Hollywood hat schon in Frabertsham Station gemacht. Der berühmte Emmanuel Itier, der für Sharon Stone eine Dokumentation über alternative Heilweisen dreht, hat in Frabertsham Aufnahmen und Interviews gemacht. In dem Film „The Cure“ werden auch Annette Müller mit ihrem Team und Rupert Sheldrake zu Wort kommen. Annette Müllers hohes Ideal ist es, die Schulmedizin und das Geistige Heilen zu vereinen.

Auszug aus dem Artikel „Zwei Pioniere unter sich“ aus Lebensräume 4/17. Weitere Infos: www.san-esprit.de


Spiritualität und Politik – geht das zusammen?

„Das Wichtigste ist herauszufinden, was das Wichtigste ist.“
(Suzuki Roshi)

Die politische Lage spitzt sich weltweit immer mehr zu. Krieg, Unterdrückung, Protest, Armut, Flüchtlinge und Überwachung – es scheint, als säßen wir auf einem gesellschaftlichen Pulverfass, dessen Lunte langsam dem großen Knall entgegen brennt.

Die sich verschärfende wirtschaftliche Lage, die zunehmende Kluft zwischen der Politik und der Bevölkerung und eine grundlegende Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Verhältnissen treibt weltweit immer mehr Menschen auf die Straße. Ist es Zeit für Widerstand und Revolution? Oder ist der „Kampf“ ein altes Konzept und vielleicht sogar grundsätzlich kontraproduktiv? Gerade für spirituelle Menschen scheint dies eine extrem schwierige Frage zu sein. Fast scheint es, als wäre politisch-gesellschaftliches Engagement für spirituelle Menschen kaum denkbar. Warum ist das so?

Wie schafft es die spirituelle Szene, Umweltzerstörung, Krieg, sterbende Kinder, den Massenmord an Tieren – kurz: das erdrückende Elend und die schreiende Ungerechtigkeit dieser Welt – so hartnäckig zu ignorieren? Muss nicht jeder, der sich je mit diesen Dingen wirklich konfrontiert hat, der das Leid dieser Welt wirklich an sein Herz gelassen hat, zwangsläufig eine heilige Wut spüren, einen tief empfundenen Impuls zu Veränderung, Hilfe und vielleicht sogar Kampf?

Mir zumindest ging es oft so. Verhungernde Kinder, getötete Tiere, zerstörte Wälder, skrupellose Konzerne, sinnlose Kriege, dreiste Lügen – ich hatte in meinen jüngeren Jahren viele Phasen, in denen es mir schien, als seien Bomben doch die einzig adäquate Antwort auf so manche Ungerechtigkeit.

In anderen Phasen stießen mich Resignation, Angst und Verzweiflung in eine Art spirituelles Heimweh: Ich wollte hier weg, nach Hause, fort aus dieser dunklen Welt. Die Realisation, dieser verschlingenden Übermacht, diesem Moloch von System und der Verschwörung von Geld, Macht und Gewalt gegenüberzustehen, die unbesiegbar scheint, kann erschrecken und entmutigen.

Was macht all das mit mir? Kann ich zulassen, das wirklich zu fühlen? Wie antworte ich darauf? Schließe ich meine Augen wieder? Renne ich hinaus auf die Straße und kämpfe? Machen Demonstrationen und Petitionen irgendeinen Sinn? Müssen wir radikaler werden? Gibt es überhaupt eine „richtige“ Antwort?

Wie gehe ich in all dem mit meiner Spiritualität um? Wie kann ich bei Räucherstäbchen und Dudel- Musik auf einem Meditationskissen sitzen, während Kinder geschändet und Unschuldige abgeschlachtet werden? Ist meine Spiritualität, meine Erfahrung von Einheit und tiefer Liebe ein verlogener Fluchttrip, ein narzisstischer Eskapismus vor der Welt und meinem Platz darin?

Oder ist Spiritualität vielleicht der einzige Weg, wirklich etwas zu verändern – weil jeder Mensch immer nur sich selbst verändern kann? Ist es nicht das Bewusstsein der Menschen, das die gegenwärtige Welt erschafft? Wird jede Revolution nicht immer wieder in denselben Mustern enden, wenn sich nicht zuerst das Bewusstsein der Menschen ändert? Liegt der Weg zum Frieden in der Welt nicht darin, dass wir zuerst selbst dieser Frieden werden müssen? Führt der einzige Weg zur Transformation der Gesellschaft nicht über die Transformation der Menschen, aus denen sich die Gesellschaft zusammensetzt?

Und liegt politischer Kampf nicht in genau der Frequenz, die er glaubt zu beseitigen: Angst, Wut, Kampf, Urteil, Trennung, Verzweiflung … Ist eine Lösung auf diese Weise überhaupt vorstellbar? Kann das zu etwas anderem führen als zu immer mehr Kampf, immer mehr Wut, Misstrauen und Gewalt?

Geht es nicht vielleicht auch darum, dass wir aussteigen aus diesem Spiel und wieder zu Vertrauen, Liebe, Kooperation und Freude finden – weil das die einzig möglichen Grundlagen für eine wirklich nachhaltige Alternative sind?

Oder ist das alles naive Esoterik-Denke? Liegt die Wahrheit vielleicht irgendwo dazwischen?

Ich denke, die Antwort auf diese Fragen kann man nicht von anderen bekommen. Jeder muss sie aus seinem Inneren erlauschen. Und es wird Zeit für spirituelle Menschen, dabei genau hinzuhören. Die gemütlichen spirituellen Slogans von Akzeptanz, Liebe, Nicht-Handeln – sind sie nicht manchmal wirklich nur eine Ideologie, unter der sich die Angst vor der Welt verbirgt? Eine Harmoniesucht, ein Verkriechen in eine kleine, heile Blase?

Wir können den Fernseher ausschalten und nichts mehr hören vom Leid anderer, nur noch positive Nachrichten lesen. Aber glauben wir wirklich, all das Leid da draußen hätte nichts mit uns zu tun? Glauben wir wirklich, diese Manifestation unseres kollektiven Bewusstseins käme nur von den anderen? Wir können vor dieser Manifestation nicht fliehen, wir leben in ihr und wir werden uns in und zu ihr verhalten müssen. Haben wir den Mut, tief in uns und den Spiegel dieser Welt zu sehen und unsere Rolle darin zu erkennen? Können wir uns wirklich berührbar machen? Lassen wir das Leid dieser Welt noch an uns heran? Was macht es mit uns, wenn wir uns wirklich erlauben, das alles zu fühlen? Was will dann passieren?

Ich denke ein neues Modell wird nicht aus einem alten Bewusstsein kommen. Denn wie Einstein so schön sagte, kann man Probleme nicht mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Spiritualität wird ein wichtiger Teil einer wirklich nachhaltigen Lösung sein, denn weder politische Systeme noch die Gebote irgendeiner Religion haben je wirklich etwas geändert. Was wir brauchen, ist Spiritualität im Sinne einer Rückverbindung: zu uns selbst, zu den Menschen, der Welt und der Natur. Und ein Handeln aus dieser Verbundenheit.

Ein Kampf gegen das System allein reicht darum nicht aus. Was wir brauchen, ist eine positive, existenzielle Motivation. Der Philosoph Yasuhiko Genku Kimura ist der Ansicht, es gibt nur eine Sache, für die es sich zu leben, zu kämpfen und zu sterben lohnt: Integrität. Die Übereinstimmung zwischen dem, was wir sind, fühlen, wollen und tun – die bedingungslose Treue zu unserem Selbst.

Es ist nicht der Kampf, den wir in Ghandi oder Che Guevara so sehr bewundern, sondern es ist ihre Integrität, ihre Treue zum Selbst. Es ist der spirituelle Krieger, der tief inspiriert, ein Mensch, der sich selbst, seinen Werten, seiner Vision und innersten Wahrheit treu bleibt, der in seinem eigenen, inneren Sein verwurzelt bleibt, welche Stürme auch um ihn toben mögen.

Diese Integrität kümmert sich nicht um spirituelle Konzepte, politische Ideologien, gesellschaftliche Moral – auch nicht um Bequemlichkeit, Sicherheit und persönlichen Nutzen.

Solche Integrität setzt sich zusammen aus Selbsterkenntnis und wahrhaftigem Handeln. Können wir solche Integrität verkörpern, wenn wir uns selbst nicht kennen? Und können wir von Integrität sprechen, wenn wir uns zwar fühlen, aber davon nicht unser Handeln leiten lassen? Ich denke, die spirituelle Szene krankt an einem Mangel an Integrität, wenn es um das Handeln in der Welt geht, und weite Teile der politischen Szene kranken an einem Mangel an Selbsterkenntnis. Für die Zukunft werden wir beides brauchen.

Das beginnt im Kleinen, mit sehr einfachen Fragen: Wie sehr sind wir unserem Selbst treu, jeden Tag? Bei dem, was wir tun, bei den kleinen Ungerechtigkeiten, die wir beobachten, den bettelnden Menschen, die uns begegnen, den Wahrheiten, vor denen wir uns verschließen? Ist das, was wir tun, sagen, konsumieren, in Einklang mit unserem tiefsten Wissen? Jeder Tag und jeder Einkauf konfrontiert uns mit politischspirituellen Entscheidungen, denn alles, was wir tun und konsumieren, hat direkten Einfluss auf andere Wesen und unser eigenes und kollektives Bewusstsein. Wo machen wir doch irgendwie mit und übergehen unser Gefühl, dass etwas falsch ist? Wo sind wir still, wenn etwas in uns sprechen will? Wo sehen wir weg, wenn etwas in uns handeln möchte? Wo fühlen wir nichts mehr, obwohl unser Herz schreit?

Wer immer diesen Fragen folgt, wird auf die eine oder andere Weise politisch und ökologisch handeln. Wer immer sein Bewusstsein von diesen Fragen weiter ausdehnt auf die Welt, wird sein eigenes Verwoben-Sein mit ihr erkennen müssen. Wer immer diese Inkarnation wirklich annimmt, spirituelles Bewusstsein wirklich in die Verkörperung bringt, bei dem drückt sich Spiritualität auch durch bewusstes In-der-Welt-Sein aus.

„Wer bin ich“ ist keine Frage, die sich nur im Rahmen einer Meditation stellt, sie stellt sich in jedem einzelnen Augenblick. Wir geben die Antwort durch unser Handeln, unsere Begegnungen, unsere Worte. Vielleicht ist die Frage nicht, ob wir politisch oder spirituell sind, sondern wann wir wirklich anfangen, von unserem tiefsten Ort aus zu sein.

David Rotter, www.sein.de


Zusammen sein und doch allein?!

„Ein Gramm Praxis ist besser als eine Tonne Theorie.“ (unbek.)

Vielleicht erinnern sich manche Leser, dass ich mich vor einiger Zeit mal auf Facebook über den Begriff „Online-Kongress“ aufgeregt habe. Damit meinte ich aber nur das Wort, nicht die Sache an sich. Denn hierbei handelt es sich schlicht um ein ganz neues Medienformat, das via Internet und Webcam funktioniert und im Moment ziemlich um sich greift.

Worum geht es da? Im Grunde ist es eine Sammlung von Interviews, die von einer Person, gerne auch einem Pärchen, organisiert und moderiert wird. 17 oder 25 zum Teil namhafte Experten zu einem speziellen Thema werden angefragt und via Webcam zuhause interviewt. So finden sich hie und da erstaunlich bekannte Gesichter, die zum Interview nicht ihre Wohnung verlassen müssen und im günstigsten Falle diese kleine PR-Aktion nutzen, um auf ihre Publikationen und Angebote aufmerksam zu machen.

Was störte mich dann eigentlich? Nun, das Wort „Kongress“ kannte man bisher in einem anderen Zusammenhang: An einem Wochenende kommen Referenten an einen Ort, um vor hoffentlich zahlreichem Publikum Vorträge zu halten, in Talkrunden zu sprechen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Eine wunderbare Sache, ein Gemeinschaftserlebnis. Bei einem Online-Kongress spricht der Experte nur mit dem Interviewer, also eigentlich mit dem Bildschirm und der Kamera und sonst mit niemanden, und das alles in zum Teil unterirdischer Webcamqualität.

Und doch hat das Ganze seinen Reiz. Sich entspannt zuhause über die Themen zu unterhalten, führt manchmal auch für den Interviewten zu einer privaten, inspirierenden Atmosphäre. Nun ist es am Interviewer, diese Chance zu nutzen. Das gelingt nicht immer.

Aber eine interessante Entwicklung findet statt: Eine Demokratisierung der Moderation. Und „Menschen wie du und ich“ stellen manchmal ganz ungewöhnliche Fragen, was immer eine Freude ist für den, der was zu erzählen hat. Ich jedenfalls fand es andersrum mal echt nett und konnte im Gespräch mit dem Interviewer manch neue Gedanken untersuchen. Manchmal fehlt es etwas an Tiefgang und stereotype Fragen gewinnen die Oberhand, aber andererseits spürt man das ehrliche Interesse der Fragenden, und das ist schön.

Und so geht´s: Mutige Zeitgenossen ergreifen die Chance, lernen, mit der vorgefertigten Software umzugehen, drehen (meist sitzend in der Natur) ein kleines Video, das via Vimeo die Gäste begrüßen soll, und los geht’s. Damit die Sache in Schwung kommt, werden auf der frisch online geschalteten Webseite einige Experten mit „angefragt“ angepriesen und das Ganze nach und nach aktualisiert.

Und das Ganze ist auch für die Zuseher zunächst kostenlos. Die Videos sind 24 Stunden freigeschaltet, was manchmal verlängert wird, täglich oder wöchentlich kommen weitere dazu, und am Ende kann man das ganze Paket als Online-Paket kaufen. Ein bisschen erstaunlich, wie schnell sich die einzelnen Angebote in der Präsentation ähneln, aber zum Glück fahren manche der Interviewer mit ihrer Kamera zu einzelnen Gästen raus, um vor Ort zu drehen.

Ich frage mich manchmal schon: Wer soll sich das bitte alles ansehen? Aber die Frage hat man mir auch schon mal gestellt …

Wie wird es weitergehen? Wer da ein Geschäftsmodell wittert, sollte sich schnell ein bisher unbeackertes Themenfeld suchen und flugs einen eigenen Online-Kongress anbieten. Denn es ist zu beobachten, dass es immer mehr davon gibt. Irgendwann wird jeder Experte in dreien davon zu sehen gewesen sein und man könnte – hmm, wer kommt da als erstes auf die Idee – ein Portal erstellen, in dem alle Online-Kongresse gefunden werden können, wo man einen Pauschalbetrag zahlt und im Grunde 24 Stunden lang…. nee, das reicht gar nicht…

Ja, es ist eine praktische Erstinformation, die man sich verschaffen kann. Kostenlos, wenn man sich an die Termine hält. Aber man sitzt halt noch länger vor dem Bildschirm. Will man das?

Und so nett die private Gesprächsatmosphäre auch ist: Man ist zwar privat, aber auch allein. Noch heute mag ich kein Skype, nutze das nur im Notfall. Sich gegenüberzusitzen ist viel spannender, geht ganz anders in die Tiefe und gemeinsam Lachen geht eben auch nur live. Deswegen liebe ich unser MYSTICA-Studio so: Ich moderiere, als wäre es live – Samstag abends, beste Sendezeit, größter TV-Sender. Da wird nicht geplaudert – es geht um etwas, gemäß dem Motto: „Du sollst nicht langweilen“. Okay, kann passieren, dass ich deswegen mal zu schnell unterbreche, aber das Risiko nehme ich in Kauf, damit der Fluss weitergeht.

Trotzdem möchte ich den Machern Respekt zollen: Ich weiß, wie viel Zeit es erfordert, alles einzurichten, sich auf jeden Talkgast vorzubereiten, lange Gespräche zu führen und hinterher alles online zu stellen. Amateure haben nicht die schnellen Internetverbindungen, vieles braucht seine Zeit, Geld wird auch erstmal keines verdient. Gleichzeitig spürt man die immense Freude, die die Webaktivisten dabei haben, mit wunderbaren Experten einfach so mal sprechen zu können. Und das belohnen die Experten mit Geduld und Wissen (Okay, mache Interviewer belohnen sich auch damit, jedes Video mit ihrem Konterfei und nicht mit dem des Talkgastes zu schmücken, aber das nur nebenbei).

Ich glaube, auch Gegenbewegungen wird es geben: Den vermehrten Wunsch, sich wieder von Mensch zu Mensch zu begegnen, in wirklichen Kongressen und vielleicht ganz neuen Arten von Veranstaltungen. Ja, dort kann man den Menschen doch tatsächlich ansprechen und sogar die Hand schütteln …

Toll fände ich, und das wird noch viel zu wenig gemacht, wenn auf solchen Kongressen nicht nur Vortrag auf Vortrag folgt, sondern als Krönung auch eine Talkrunde stattfindet. DANN ist es ein echter Kongress, im Gespräch miteinander und mit dem Publikum.

Thomas Schmelzer, www.mystica.tv


Ganz entspannt im Hier und Jetzt

„Festhalten macht dich nur unglücklich. Du wirst alles loslassen müssen.“ (Osho)

Er machte den indischen Guru Bhagwan Shree Rajneesh (später „Osho“) daheim bekannt. Sein Tagebuch aus dem indischen Ashram seines Meisters wurde zum Bestseller für Sinnsucher. Jörg Andrees Elten starb am 29. Januar 2017 kurz vor seinem 90. Geburtstag.

Swami Satyananda alias Jörg-Andrees Elten schrieb über seine Erlebnisse beim Guru. Er zweifelte, er hoffte, er glaubte, er haderte mit sich selbst, er meditierte und er liebte. Letzteres war natürlich für uns 15- und 16-Jährige besonders attraktiv. Die Frauen waren jung, aber erwachsen, sie trugen alle nur diese orangeroten Gewänder oder waren gleich ganz nackt. Die Hingabe dieser Mittelscheitelgeschöpfe nahmen wir persönlich. Und der Swami vom Stern, der als junger Bub noch Schüler einer nationalsozialistischenLehranstalt: Napola gewesen war, beschrieb es uns in allen warmherzigen Details:

„Irgendwann zogen sich alle aus, bildeten einen Kreis im Liegen, die Füße berührten sich in der Mitte. Atemübungen, bewusstes Zittern. Den Kopf hin und her schlagen, bis zur Erschöpfung. Der Verstand sollte Hausverbot bekommen. Später wurde das Licht ausgeschaltet. Die Nackten durften berühren, wen sie in der Dunkelheit ertasteten.“

Tausende junge Leute aus dem deutschsprachigen Raum folgten dem Tagebuchschreiber nach und ließen sich vom Meister persönlich die so genannte Mala umhängen, ein in Edelholz gefasstes Porträt Bhagwans. Uns war natürlich klar, dass unsere alleinerziehende Mutter eine solche Indienreise ins „Ich“ niemals erlauben würde.

Ausbüchsen wollten wir aber auch nicht. Also kleideten wir uns ersatzweise ebenfalls in orangerot und trugen die Holzperlenketten aus dem Braunschweiger Afghanladen dann eben ohne das Bildnis des Meisters. Ja, wir bastelten uns einen spirituellen Weg auf dem Swami-Satyananda-Pfad. So gewandet lernten wir in einer Teestube den damals 19-jährigen Herman Vieljans kennen, über den wir viel später im Stern lasen, er wäre Punker in New York und Sanyasin bei Bhagwan gewesen. Einer aus unserer Runde hatte es also doch noch geschafft.

Wir besorgten uns sogar die Musik, von der Andrees Elten in seinem Tagebuch erzählte. Musik, die er sich in seiner kargen Klause in diesem exotischen Ashram vom Tonband abgespielt hatte. Wir hörten stundenlang die Osterchöre Rachmaninovs, die ihn so tief in der Seele trafen und uns dann natürlich ebenso.

Irgendwann kehrten die ersten Jünger aus Poona zurück und die, die nicht an diesem Selbstfindungstrip zerbrachen, gründeten eigene Ashrams in Deutschland. Mit 18 Jahren war es dann endlich so weit, schwer verliebt fuhr ich mit einer um ein paar Jahre älteren Freundin nach Bremen in so ein Haus. Ich saß auf dem Sozius hinter dieser Mittelscheitelfrau, umklammerte ihre Motorradleder-verpackte Hüfte, während wir auf ihrer Yamaha XT 500 durch eine norddeutsche Novemberlandschaften knatterten.

Die Rotgewandten empfingen uns lachend, fast so, als hätte man schon auf uns gewartet. Wir schliefen und wir aßen dort. Früh am nächsten Morgen fand die dynamische Meditation statt, genauso, wie sie Andrees Elten beschrieben hatte. Ein Tanzen, ein Alles-heraus-schreien, ein Akt der Befreiung sollte es sein. Aber ich kniff feige, nur meine Eroberung nahm hinter den dann für mich fest verschlossenen Türen daran teil. Mit verbundenen Augen und halbnackt, so erzählte sie anschließend begeistert, schlugen die Teilnehmer auf weiche Kissen ein und alles heraus, was sie bedrängte, einzwängte, was eben raus musste.

Ich war heilfroh, als wir endlich weiter an die Nordseeküste fuhren. Für nichts in der Welt, nicht einmal für den persönlichen Seelenfrieden, hätte ich diese Frau noch weiter teilen wollen mit diesen zwar ausgeflippten, aber doch so viel cooleren Bhagwan-Jüngern. Ja, es war egoistisch, ja, ich war wohl noch nicht bereit. Aber so endete mein Weg zum indischen Meister schon in Bremen.

Jörg Andrees Elten hat neben seinen wohl hunderten von Reportagen für den Stern ein paar Bücher mehr geschrieben, aber sein „Ganz entspannt im Hier und Jetzt“ wurde zum wichtigen Puzzlestück der Rezeption der Befindlichkeiten der Bundesrepublik der 1980er Jahre und gilt heute, wie der Spiegel 2012 schrieb, als Bibel der Bewegung. „22 Jahre nach dem Tod des Meisters ist die Bewegung auf allen Kontinenten recht vital (…)Die Lehren des Meisters sind weltweit präsent. Oshos Schrifttum, in 47 Sprachen übersetzt (…) Jahr für Jahr pilgern Abertausende Sannyasins in die Kathedralen der Bewegung.“

Übrigens, auch der Philosoph Peter Sloterdijk war damals in Poona und erzählte über Bhagwan, man konnte ihn täglich von neun bis elf in der Großen Halle sehen und hören: „Er stieg aus seinem lautlosen Auto, setzte sich auf seinen weißen Sessel, schloss eine Minute die Augen, dann kommentierte er mit infernalischem und seraphischem Humor die spirituelle Weltliteratur durch, von den heiligen Schriften der Inder bis zu Nietzsche, ohne Pause, ohne den geringsten Versprecher und ohne irgendwas abzulesen. Uns konnte das gar nie lang genug dauern, weil sein Indo-Englisch so kurios, so melodisch, so tiefsinnig war, und zugleich so narkotisch einfach.“

Unter der Betreffzeile „Grüße aus Stellshagen“ bekam ich 2008 einmalig einen Newsletter von Jörg Andrees Elten, der so endete:

„Tatsächlich ist das Ungleichgewicht zwischen Gott und Geld das Grundübel unserer Zeit. Die Macht des Geldes durchdringt und korrumpiert unsere Institutionen in Politik, Wirtschaft und Kultur – vor allem beherrscht sie die Köpfe der Menschen. Schlägt das Pendel jetzt zurück? Wir wissen es nicht. Aber wir haben die Chance, dem Pendel einen kleinen Schubs zu geben.“

Nun ist Jörg Andrees Elten im gesegneten Alter von 89 Jahren gestorben. In den 1980er Jahren hatte er besagtem Pendel mit nur einem Buch einen ordentlichen Schubs gegeben und das Leben vieler Sinnsucher in anhaltende Schwingungen versetzt. Sloterdijk führt sogar seine Schriftstellerei direkt auf diese Erfahrungen von 1978-1980 im indischen Poona zurück. Und Elten hat den Weg dafür bereitet.

In einer seiner letzten Kolumnen für die Oshotimes heißt es 2011:

„Es schneit und schneit. Klirrender Frost. Eisiger Wind aus Nordost. (…) Ich ziehe mich warm an, klemme mir eine Flasche Nuss-Likör unter den Arm und breche zu meiner Nachbarin Hilde auf, um ihr frohe Weihnachten zu wünschen. Kaum aus dem Haus, versinke ich fast bis über zur Hüfte im Schnee. Schon von weitem sehe ich: Aus Hildes Schornstein dringt weißer Rauch. „Die hat‘s gut“, denke ich, „die hat noch Ofenheizung.“

Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass am Ende eines spirituellen Weges die banalen Dinge des Lebens heller strahlen. Vielleicht deshalb, weil man gelernt hat, sie zu genießen: Ein Besuch bei der Nachbarin, ein Nusslikör und ein warmer Ofen. Was für ein schöner Dreiklang zum Abschied.

„Die Abschiedsfeier fand am Samstag, 1. April, um 11 Uhr in der Kirche Damshagen statt. Satyananda wünschte sich ausdrücklich “ … keine schwarzgekleideten Menschen mit ernster Miene.“

Alexander Wallasch, www.tichyseinblick.de


Verbinden Sie sich mit der Erde

„Und doch lässt etwas Kirschen blühen im April.“ (Konstantin Wecker)

Earthing bedeutet, sich wieder mit der Erde zu verbinden. Der moderne Mensch aber lebt längst getrennt von seinem eigenen Planeten – und wird immer häufiger krank. Wenn wir jedoch die Verbindung zu Mutter Erde wieder aufnehmen, kann uns ihre heilende Energie dabei helfen, wieder gesund und heil zu werden. Und wenn Sie beim Wort Energie an esoterischen Klamauk denken, dann werden Sie überrascht sein, wie gut und schnell Earthing hilft. Sie müssen es nur ausprobieren. Earthing ist sehr leicht umzusetzen. Es kostet nichts und steht daher jedem Menschen zur freien Verfügung. Wie aber funktioniert Earthing? Und auf welchen Wirkmechanismen beruht es?

Unsere Erde ist ein wunderbarer Planet – voller Schönheit und Faszination. Neben all den Dingen, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können, schenkt die Erde uns auch Vieles, das wir weder sehen, riechen, fühlen noch hören können: Heilsame Energien. So ist die elektrische Ladung der Erde für unseren Körper sehr wichtig und entscheidet mit, wie wir uns fühlen. Die Erdladung ist negativ – was aber nicht heisst, dass sie schlecht ist, sondern dass sie voller freier negativ geladener Elektronen ist und somit eine negative Ladung aufweist.

Dies ist etwa vergleichbar mit dem Minus-Pol einer Batterie. Hat man nun einen direkten und vor allem elektrisch leitfähigen Kontakt zur Erde, kann der Körper die so heilsamen freien Elektronen der Erde aufnehmen. Meist aber haben wir keinen direkten Kontakt mehr zur Erde. Wir tragen Schuhe, schlafen in Betten und sitzen auf Stühlen oder in Autos. Nirgendwo ist der Kontakt zur Erde da. Wir haben uns von unserem eigenen Planeten getrennt und tun alles, um den Kontakt zu ihm zu unterbinden.

Wenn wir nun die Verbindung mit der Erde wieder herstellen, dann nennt man das „Earthing“ oder „Grounding“ – oder zu Deutsch „heilendes Erden“. Das Energiefeld der Erde verhindert sodann jegliche statische Aufladung des Körpers, verbindet uns mit den natürlichen Rhythmen der Erde und schützt uns vor der positiv geladenen Erdatmosphäre. Der wichtigste Wirk-Mechanismus des Erdens dürfte die Verhinderung von Schäden durch freie Radikale sein.

Ständig ist unser Körper sogenannten freien Radikalen ausgesetzt. Im Grunde sind freie Radikale nicht schlecht. Sie entstehen als natürliches Produkt beispielsweise während der Atmung oder bei körperlicher Betätigung. Der Körper kann sie problemlos neutralisieren – und das Problem ist gebannt.

In früheren Zeiten spielte sich ein Grossteil des Lebens draussen ab: Der Mensch hatte praktisch ständig Kontakt zur Erde. Er sass auf dem Erdboden, während er das Essen zubereitete oder es verspeiste. Er schlief auf der Erde. Und auch beim täglichen Gehen oder Laufen kam er ständig in den Genuss der Heilkraft unseres Planeten, gab es doch noch keine Schuhe aus Plastik oder mit Gummi-Sohlen, die elektrisch nicht leitfähig sind. Stattdessen ging man barfuss oder trug allenfalls Schuhwerk aus Leder, das im trockenen Zustand zwar nur bedingt leitfähig ist, im nassen Zustand aber einen Austausch der Elektronen zulässt. Und im feuchten Gras, bei Regen, im Winter und in der Morgen- und Abenddämmerung waren die Schuhe früher schnell durchnässt und somit leitfähig.

Heute spielt sich unser Leben zunehmend in geschlossenen Räumen ab – abgeschirmt durch Holz- oder Plastikböden. Selbst die Aussenwände unserer Häuser sind zunehmend in nicht-leitende Wärmedämmungen aus Plastik gehüllt. Wir schlafen auf erhöhten Betten, die aus isolierenden Materialien, wie etwa Holz gefertigt sind.

Wenn wir dann einmal draussen in der freien Natur sind, gehen wir mit Schuhen, die jeglichen elektrischen Kontakt zur Erde unterbinden. Wir sitzen auf Picknick-Decken aus Kunststoffgeweben, und selbst wenn wir uns ausnahmsweise einmal direkt auf die Erde setzen, besteht unsere Kleidung meist ebenfalls zu einem hohen Anteil aus nicht-leitfähiger Kunstfaser. Wir schneiden uns also selbst von der Energieversorgung und dem heilenden Elektronenfluss der Erde ab.

Barfuss gehen ist die einfachste Art, uns wieder mit der heilenden Energie der Erde zu verbinden. Dabei ist es egal, ob wir auf einer Wiese, am Strand, auf Beton oder auf dem Gehweg gehen, denn sie alle sind elektrisch leitfähig, verbinden uns daher mit dem Energiefeld der Erde und versorgen uns mit freien Elektronen.

Wann immer Sie können, sollten Sie also Ihre Schuhe ausziehen und Hautkontakt mit unserem wunderbaren Planeten herstellen. Diese „Elektronentherapie“ ist fast überall möglich und völlig kostenfrei! Viele alte Techniken zur Stärkung des Körpers nutzen das Wissen um die heilenden Eigenschaften unserer Erde: So werden etwa Yoga, Tai-Chi und Qi Gong traditionell im Freien und ohne Schuhe durchgeführt.

Sind Sie schon einmal an einem heissen Tag in einen wunderbar kühlen Bergsee gesprungen? Das Gefühl der Lebendigkeit ist unbeschreiblich! Nutzen Sie daher natürliche Seen und Gewässer – und zwar auch im Frühling und im Herbst, wenn das Wasser noch frisch ist. Einer der Gründe für die unglaublich belebende und energetisierende Wirkung natürlicher Gewässer ist wohl der Umstand, dass Wasser ein sehr leitfähiges Medium ist. Im Wasser sind wir praktisch mit dem ganzen Körper in Kontakt mit unserem wunderbaren Planeten und können uns mit der Energie der Erde vollkommen verbinden. Auch das Laufen oder Kneippen in einem Bach verbindet uns hervorragend mit dem Elektronenfeld der Erde.

Die positiven Eigenschaften und Auswirkungen des Earthings auf die Gesundheit wurden inzwischen auch in wissenschaftlichen Studien bestätigt. So untersuchten etwa Forscher der Universität von Kalifornien und der Universität von Oregon im Jahr 2015 den Effekt des Earthings auf die Wundheilung und das Entzündungsgeschehen im Körper. Sie kamen zu dem Schluss, dass heilendes Erden sowohl die Wundheilung und die Immunantwort verbesserte, als auch Schmerzen und Entzündungsparameter im Blut deutlich verringerte.

Schon im Jahre 2010 untersuchte man in einer doppelblinden Studie an 28 gesunden Frauen und Männern verschiedene Laborwerte vor und nach dem Earthing sowie ohne Earthing. Die Earthing-Sitzungen bzw. Placebo-Sitzungen dauerten jeweils 2 Stunden. Untersucht wurden die folgenden Werte: Hautwiderstand (zur Einschätzung des Erregungs- bzw. Entspannungsgrades), Sauerstoffgehalt des Blutes, Atemfrequenz, Pulsrate und Perfusionsindex (Durchblutungswert).

In der Earthing-Gruppe regulierten sich alle Werte. Der Hautwiderstand sank sofort, während er in der Placebo-Gruppe bei allen Teilnehmern stieg. Der Sauerstoffgehalt des Blutes stieg in der Earthing-Gruppe plötzlich nach der Sitzung. Auch Puls- und Durchblutungswerte verbesserten sich während des Earthings und blieben anschliessend im optimalen Bereich.Die Energie der Erde kann selbstverständlich bei jeder Krankheit lindernd wirken und helfen.

www.zentrum-der-gesundheit.de


Gesund durch Impfen?

„Denn es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.“ (Goethe)

Als vor über vier Jahren unser Sohn geboren wurde und ich den Impfkalender in die Hand bekam, war schon mein erster Gedanke: Ja sind die denn wahnsinnig!?
Empfohlen wurden 33 Impfungen (verteilt auf fünf Mehrfachimpfungen) schon im 1. Lebensjahr! Und bis zum 17. Lebensjahr noch mal so viele, und so geht das munter weiter ein Leben lang, wenn man die empfohlenen Auffrischungen mitmacht! Tendenz steigend! Ist das gesund?

Eine Freundin von mir, die ihr Leben lang noch keine einzige Impfung bekommen hat und auch noch nie ein Antibiotikum gebraucht hat, hat mir ein Buch empfohlen von Dr. Martin Hirte: Impfungen pro und contra. Ich war sehr froh, dass dieser Herr Hirte sich die Mühe gemacht hat, viele Studien zum Thema Impfungen weltweit zu recherchieren, und dem Leser auch noch zu erklären, wie Impfungen funktionieren. Dabei positioniert er sich nicht als Impfgegner, was mir auch sympathisch ist. Aber die Fakten, die er recherchiert hat, sind schon teilweise erschütternd. Ich kann hier natürlich nur einen kleinen, oberflächlichen Ausschnitt davon vermitteln:

Zunächst einmal fand ich es sehr spannend zu erfahren, wie Impfungen funktionieren. Die Erreger werden mit Formaldehyd so weit abgeschwächt, oder auch gentechnisch verändert, dass sie die Krankheit nicht mehr auslösen können (sollten), aber trotzdem zu einer Antikörperbildung führen. Und genau hier liegt die Schwierigkeit, die in den Medien und der Werbung kaum eine Erwähnung findet: Unser Immunsystem ist auch nicht blöd. Es erkennt nämlich, dass dieser abgeschwächte Erreger gar nicht gefährlich ist und bildet keine ausreichenden Antikörper. Die Impfmittelhersteller fügen deswegen die sogenannten Adjuvantien bei Totimpfstoffen zu, um das Immunsystem zu einer Antikörperbildung zu stimulieren. Diese Adjuvantien enthalten Aluminium – früher war es Quecksilber – beides Nervengifte! Nun kann man natürlich sagen: Ist doch nicht so viel – aber wenn man die ganzen empfohlenen Impfungen mal zusammen rechnet und dann auch noch das geringe Körpergewicht eines Babys dazu kalkuliert, ist es doch gar nicht mehr so wenig! Wenn man sich am amerikanischen Grenzwert orientiert, wird er schon alleine von einer einzigen 6-fach Impfung um das 60-Fache überschritten!

An der Stelle möchte ich dann noch gleich die sogenannten Nebenwirkungen oder die Impfschäden kurz streifen. Die anerkannten Impfschäden sind: Allergischer Schock, stundenlanges schrilles Schreien und Enzephalopathie (Gehirn-Erkrankungen), Enzephalitis und Tod, (es gibt auch Statistiken, die den plötzlichen Kindstod mit Impfungen in Zusammenhang bringen), Nervenschäden, Arthritis, Diabetes mellitus, chron. Darmerkrankungen, Makrophagische Myofasziitis und Autoimmunerkrankungen, wenn sie im direkten zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten sind. Wenn nicht, dann denkt doch kaum noch einer an die Impfungen!

Mir war auch vorher gar nicht so bekannt, dass die Impfungen gar nicht den 100% Schutz vor Krankheiten bieten. Z.B. die Impfungen gegen Viren sind sehr umstritten, weil die Viren sich so schnell verändern. Die Impfungen gegen Kinderkrankheiten ( Masern, Mumps, Röteln) haben auch noch einen anderen unangenehmen Nebeneffekt: Die Impfung bietet keinen lebenslangen Schutz, im Gegensatz zu der durchgemachten echten Erkrankung. So haben sich die Kinderkrankheiten nun etwas in das Erwachsenenalter verlagert, und da ist die Rate der Komplikationen wesentlich höher!

Das Meldesystem bei uns in Deutschland für mögliche Nebenwirkungen und Impfschäden ist leider auch sehr schlecht. Vermutlich werden in Deutschland nur 10-15 % der Verdachtsfälle überhaupt gemeldet! Noch dazu kommt, dass der Beweis eines Impfschadens nicht so leicht ist – da gibt es auch genügend traurige Beispiele, wie viele Jahrzehnte es gedauert hat, bis so ein Impfschaden anerkannt wurde.

In dem Buch „Impfen, bis der Arzt kommt“ von Dr. med. Klaus Hartmann, ein Experte für Impfschäden, durfte ich erfahren, dass die Studien, die zur Impfstoffzulassung gemacht werden müssen sehr zweifelhaft ausgeführt werden. Zum Beispiel wird die sogenannte Placebo-Gruppe nur mit den Adjuvantien geimpft! Dadurch sind die Nebenwirkungen in der Placebo-Gruppe genau so hoch, wie in der Impfstoff-Gruppe, und fatalerweise wird daraus geschlussfolgert, dass der Impfstoff somit nicht zu nennenswerten Nebenwirkungen führt, weil die Placebogruppe ja genau so viele Reaktionen zeigt!

In der Geschichte der Impfungen hat es schon einige Pannen gegeben. Erreger waren nicht genug abgeschwächt, so dass sie die Krankheit selber verursacht haben! Der Polio-Impfstoff vor ca. 50 Jahren wurde unter anderem aus Affennierenzellen gewonnen, wo man später einen krebserregenden Virus drin entdeckte. Manche Impfstoffe (z.B. Hexavac) sind mit fadenscheinigen Begründungen wieder vom Markt verschwunden, nachdem einige Todesfälle aufgetreten waren.

Es gibt inzwischen einige Fachleute, die befürchten, dass diese viele Impferei früher oder später zu Autoimmunerkrankungen* führen kann, dabei greift das Immunsystem den eigenen Körper an. Und wenn man nur ein bisschen gesunden Menschenverstand an den Tag legt, dann ist das ziemlich ersichtlich.
(* ASIA-Syndrom = autoimmune syndrome induced by adjuvants )

Unser Immunsystem hat sich über Jahrmillionen entwickelt und die Erreger auch. Dieses System ist sehr komplex und auch sehr individuell. Wie können die Beführworter des Impfens es sich anmaßen in ein Baby-Immunsystem so bedenkenlos einzugreifen? Noch dazu, wo die Babys auf natürlichem Wege Antikörper über die Muttermilch bekommen! Und ist die Wahrscheinlichkeit, eine dieser grässlichen Erkrankungen schon als Baby zu bekommen so groß? Nein, sie ist es nicht! Einige dieser „alten“ Krankheiten waren früher deswegen so schlimm, weil die Lebensbedingungen viel schlechter waren. Bei Tetanus kann man sagen, dass er deswegen mehr aufgetreten ist, weil die Wundversorgung viel schlechter war, besonders im Krieg.

Warum wird so viel mit Angst und Druck manipuliert, dass wir uns und unsere Kinder auf jeden Fall impfen lassen? Es geht ums Geld. Die Impfungen bekommen längere Patente als andere Arzneimittel – ein Millionengeschäft! Übrigens wird der Arzt für das Impfberatungsgespräch von den Krankenkassen honoriert – aber nur, wenn er dann auch geimpft hat!

Ich sehe die Impfungen wie das Antibiotikum. Es ist gut, dass wir die Möglichkeit haben. Aber wenn es missbraucht wird, dann zahlen wir mit unserer Gesundheit!
So wie sich durch das Antibiotikum viele resistente Erreger gebildet haben, so belegen nun andere Erreger die Nischen, die das Impfen geschaffen hat. Und im Grunde kommt dabei raus, das alles eine Frage des guten Immunsystems ist! Einem intakten Immunsystem, kann der schlimmste Erreger nicht viel anhaben. Aber dafür wird in unserem Gesundheitssystem nicht viel gemacht.

Ist es denn überhaupt möglich eine individuelle Impfentscheidung zu treffen? Das wird uns zusehens schwerer gemacht, weil immer mehr Mehrfachimpfstoffe auf den Markt gebracht werden, und die Einzeldosen mit so viel Aluminium bestückt sind, dass sie keine Alternative darstellen. Was man seinem Kind aber schon mal gutes tun kann ist, dass man später mit dem Impfen anfängt.

So unerfreulich das Ganze auch ist, so hat es mich aber auch zu mehr Vertrauen in das Immunsystem gebracht. Denn ich vertraue doch lieber dem von Natur aus gutem Immunsystem als der Pharmaindustrie.

Heike Sonnen, Physiotherapeutin
www.heike-sonnen.de
Quellen: M. Hirte: Impfen pro und contra
Klaus Hartmann: Impfen, bis der Arzt kommt
Empfehlenswert: www.impf-info.de von Dr. Steffen Rabe


Lebenskunst – Am falschen Ende gesucht?

„Wir sind eine Gesellschaft von Süchtigen, denn wir bedienen uns nicht mehr der Dinge, sondern die Dinge haben uns in der Hand.“ – Konstantin Wecker

Wonach suchen wir eigentlich die ganze Zeit? Von außen betrachtet haben wir –zumindest in der westlichen Welt – scheinbar alles. Dennoch sind wir auf der Suche nach mehr. Was ist es, das uns immer weiter suchen lässt? Ist es die Unfähigkeit, zufrieden zu sein, nicht erfüllt zu sein?

Viele Menschen sind von irgendetwas abhängig, seien es Alkohol, Zigaretten, Zucker, Computerspiele, das Internet oder der Kaufrausch. Nur allzu leicht verheddern wir uns in einem ewigen Wiederholungsdrang oder -zwang. Auch wenn die Gründe dafür ganz verschieden und individuell sein können, liegt dem meistens eine Suche oder eine Sehnsucht zugrunde.

Warum sind wir nicht einfach mit dem zufrieden, was wir haben? Geprägt in einer Gesellschaft, die im Wesentlichen nicht auf menschlichen, sondern wirtschaftlichen Werten aufgebaut ist, haben viele von uns schon in jungen Jahren gelernt, sich eher anzupassen, als auf die eigenen Sehnsüchte zu hören und dem eigenen Lebenssinn zu folgen. Später im Leben tappen wir folgerichtig in die Konsumfalle, oder rennen wie der Hase der immer zu hoch hängenden, unerreichbaren Möhre nach, anstatt unserem Lebensweg zu folgen.

Erfüllte Gefühle sind durch Betäubung nicht zu erreichen.Das Einzige, was uns wirkliche Freude und Zufriedenheit bringen kann, ist die Entdeckungsreise zu uns selbst. Begreifen wir diese Entdeckungsreise als eine wesentliche Antwort auf die Frage, warum wir auf diesem Planeten sind, und üben uns darin, diese Entdeckungsreise zu vertiefen und auszufüllen, folgt eine natürliche Erfüllung. Es ist ein ständiger Prozess der Verfeinerung und Weiterentwicklung, deren Gefühl der Erfüllung auf einer völlig anderen Ebene liegt als das des schnellen Rausches.

Diese Reise, diese Suche, ist stark mit der Frage verknüpft „Was will ich?“. Fragen und beantworten wir sie immer wieder aufs Neue, kommen wir dem Kern unserer Lebensreise näher und näher. Erlauben wir es uns, dieser Frage wirklich auf den Grund zu gehen, kann sie uns zu einer sehr gesunden Form der Suche führen, die unserem menschlichen Sinn und Zweck gerecht wird.

Was aber, wenn wir die Frage nach dem „Was will ich?“ jedes Mal mit einem Stück Kuchen beantworten und unsere Suche dort endet? Wenn die Sucht einen so großen Raum in unserem Leben eingenommen hat, dass wir an solchen automatisierten Antworten nicht mehr vorbeikommen, können wir nur noch schwer in tiefere Schichten unserer Selbst vordringen und mit unserem Wesenskern in Verbindung treten. Die profaneren Ebenen unseres Lebens haben durchaus ihren Platz und ihre Berechtigung, doch es war nie so gedacht, dass wir ausschließlich auf ihnen hängen bleiben.

Diese Erde ist aus spiritueller Sicht eine Zwischenstation für uns. Sie ist unser Trainingsfeld für die weitere Reise. Ein gutes Trainingsfeld. Es ist ein wunderbar angelegter Ort, um zu forschen, zu entdecken, zu erleben, uns zu verändern und weiterzuentwickeln. Und doch war es nie Teil des göttlichen Plans, dass wir in uns in der planetarischen Erscheinungswelt fixieren in dysfunktionalen Gewohnheiten und Süchten.

Wie also aus dem Kreislauf von Sucht und Gewohnheit ausbrechen?
Es gibt in der Natur keine Kreisläufe, die in sich selbst aufrechterhalten werden. Sonst wäre das Perpetuum Mobile bereits erfunden. Jeder Kreislauf benötigt einen externen Stimulus, der ihn im Gang hält. So kann ein Auto nicht fahren, wenn es nicht ständig mit einem Zündfunken versorgt wird. Lockere ich die Zündkerze, wird der Zündfunke unterbrochen, und der Motor kann nicht weiterfahren. Die verblüffende Entdeckung, die Amir Weiss machte, ist, dass es über das feinstoffliche Feld des Menschen möglich ist, den externen Stimulus so stark zu beruhigen, dass Menschen sich nach einer Suchtbehandlung sehr, sehr entspannt fühlen und dem jeweiligen Suchtmittel entweder gleichgültig oder ablehnend gegenüberstehen.

Joachim Deichert, www.weiss-institut.de

Die Glocken der Achtsamkeit

Wenn das, was in uns geschieht, Verzweiflung ist, müssen wir das erkennen und sofort handeln.
(Thich Nath Hanh)

Die Glocken der Achtsamkeit ertönen. Überall auf der Erde erleben wir Überschwemmungen, immer ausgedehntere Dürreperioden und verheerende Flächenbrände. In der Arktis schmilzt das Eis, während andernorts Tausende durch Wirbelstürme oder Hitzewellen getötet werden. Die Wälder schwinden und die Wüsten dehnen sich aus. Tagtäglich sterben ganze Arten aus, und doch konsumieren wir weiter und missachten den Klang der Glocken.
Wir alle wissen, dass unser schöner, grüner Planet in Gefahr ist. Die Art und Weise, wie wir über diese Erde gehen, hat einen großen Einfluss auf Tiere und Pflanzen. Doch wir verhalten uns so, als ob unser Alltagsleben nichts mit dem Zustand der Welt zu tun hätte. Wir sind wie Schlafwandler, die nicht wissen, was sie tun oder wohin sie unterwegs sind. Ob wir erwachen können oder nicht, hängt davon ab, ob wir achtsam über unsere Mutter Erde zu gehen vermögen. Die Zukunft allen Lebens, einschließlich unseres eigen, hängt von unseren achtsamen Schritten ab. Wir müssen die Glocken der Achtsamkeit hören, die überall auf unserem Planeten zu hören sind. Wir müssen lernen, so zu leben, dass für unsere Kinder und Enkelkinder eine Zukunft möglich sein wird.

Ich habe den Buddha über die Erderwärmung zu Rate gezogen. Seine Lehre ist sehr klar und eindeutig. Wenn wir weiterhin so leben, wie wir es bisher getan haben, und ohne irgendeinen Gedanken an die Zukunft einfach konsumieren, unsere Wälder zerstören und gefährliche Mengen von Kohlendioxid ausstoßen, dann wird ein verheerender Klimawandel unvermeidbar sein.. Unser Ökosystem wird größtenteils zerstört werden. Der Meeresspiegel wird ansteigen und die Küstenstädte werden überflutet werden. Hunderte Millionen Menschen werden zu Flüchtlingen, was zu Kriegen und zum Ausbruch ansteckender Krankheiten führen wird.

Wir brauchen eine Art kollektiven Erwachens. Es gibt unter uns Männer und Frauen, die bereits aufgewacht sind, doch das genügt nicht, denn die meisten Menschen schlafen immer noch. Wir haben ein System geschaffen, das wir nicht kontrollieren können, das uns beherrscht und dessen Sklave und Opfer wir geworden sind. Die meisten von uns, die ein Haus, ein Auto, einen Kühlschrank, einen Fernseher usw. haben wollen, müssen dafür ihre Zeit und ihr Leben opfern. Wir stehen ständig unter Zeitdruck. Früher war es uns noch möglich, drei Stunden in einer entspannten, spirituellen Atmosphäre mit einer Tasse Tee in Gesellschaft von Freundinnen und Freunden zu verbringen. Wir konnten ein Fest veranstalten, um das Blühen einer einzigen Orchidee in unserem Garten zu feiern. Aber heute können wir uns das alles nicht mehr leisten. „Zeit ist Geld!“ heisst unser Motto. Wir haben eine Gesellschaft geschaffen, in der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden; eine Gesellschaft, in der wir so in unsere eigenen unmittelbaren Probleme verstrickt sind, dass wir es uns nicht leisten können, dessen gewahr zu sein, was mit dem Rest der Menschenfamilie oder unserem Planeten Erde geschieht. Ich muss da an Hühner in einem Käfig denken, die sich erbittert über einige Körner streiten und denen gar nicht bewusst ist, dass sie in wenigen Stunden alle geschlachtet werden.

In China, Indien, Vietnam und anderen Schwellen- oder Entwicklungsländer träumen die Menschen noch immer den „amerikanischen Traum“. Als ob dessen Erfüllung das letzte Ziel der Menschheit wäre – jeder muss ein eigenes Auto haben, ein eigenes Bankkonto, ein eigenes Mobiltelefon, einen eigenen Fernseher. In 25 Jahren wird die Einwohnerzahl Chinas auf 1,5 Milliarden Menschen gestiegen sein. Wenn jeder von ihnen ein eigenes Auto fahren möchte, wird China tagtäglich rund 16 Milliarden Liter Öl benötigen. Aber die Weltproduktion liegt augenblicklich nur bei zirka 13 Milliarden Liter am Tag. Demzufolge ist für China, Indien, oder Vietnam der amerikanische Traum nicht zu verwirklichen. Er wird nicht einmal mehr für die Amerikaner möglich sein. Wir können nicht so weiter leben wie bisher. Solch eine Wirtschaft ist nicht zukunftsfähig.

Wir müssen einen anderen Traum haben, einen Traum von Brüderlichkeit, Schwesterlichkeit, von liebender Güte und Mitgefühl. Ein solcher Traum ist im Hier und Jetzt zu verwirklichen. Wir haben die Lehre des Buddha, wir verfügen über die Mittel und genügend Weisheit, um diesen Traum leben zu können. Das Herz des Erwachens, der Erleuchtung, ist Achtsamkeit. Wir üben uns in achtsamem Atmen, damit wir im gegenwärtigen Augenblick verweilen und erkennen können, was in uns und um uns herum geschieht. Wenn das, was in uns geschieht, Verzweiflung ist, müssen wir das erkennen und sofort handeln. Vielleicht möchten wir diesem geistigen Gebilde nicht gerne begegnen, aber es ist Wirklichkeit, und diese Wirklichkeit müssen wir zunächst einmal anerkennen, um sie dann umwandeln zu können.

Thich Nhat Hanh, aus „Die Welt ins Herz schließen“, Kamphausen bzw. „Spirituelle Ökologie“, Neue Erde (dieser Text wurde erstmals 2009 übersetzt veröffentlicht)

Bewusste Sexualität?!

„Wenn die Frau als Mutter ihre Sexualität nicht auf natürliche Weise leben kann, wie sollen dann die Kinder einen natürlichen sexuellen Ausdruck lernen?“ (Diana Richardson)

Nein, bewusste Sexualität ist nicht das Gleiche wie Blümchensex, sie ist auch nicht körperlos oder lustfeindlich, schon gar nicht unsinnlich oder prüde, ganz im Gegenteil: Bewusste Sexualität bringt Körper, Seele und Geist auf nährende und befriedigende Art zusammen – und das macht nicht nur Spaß, sondern Lust und tiefe Freude.

Drei Dinge verbindet Menschen aller Kulturen, Generationen und Zeitalter miteinander: Die Suche nach Glück, die Notwendigkeit, gut zu essen und der Wunsch nach befriedigender Sexualität. Wobei zu mutmaßen ist, dass die Suche nach Glück und der Wunsch nach erfülltem Sex in jedem Fall eine nicht ganz unerhebliche Schnittmenge bildet.

Tatsächlich zeigt der Buchmarkt als Indikator für gesellschaftlich relevante Inhalte, dass alle drei Themen die Gemüter der Menschen bewegen: Zum Thema Glück wie zum Thema Ernährung stapeln sich die Ratgeber und die Attribute Achtsamkeit oder auch Bewusstheit finden sich erstaunlich oft in Titeln wie in Inhalten. Nur im Bereich Sex, der sich als Thema bekanntlich besser verkauft als alles andere und die Menschen noch mehr beschäftigt als Glück und gutes Essen – in dem Bereich geht es merkwürdigerweise nicht um bewusste Achtsamkeit und Liebe, sondern um permanente Ekstase, um Pornografie und Sado-Maso-Praktiken, multiple Orgasmen und ähnlich vielversprechende Zustände. Was läuft da schief?

Es sieht so aus, als wäre das kollektive Credo unserer Industriegesellschaft, das Leistung und Erfolg zum Hauptziel und Sinn unserer Aktivitäten macht, nahtlos auf unseren Umgang mit Sexualität übergegangen. Die Überstimulation durch Waren und Angebote finden wir in der Suche nach ekstatischem, heftigem, schnellem und möglichst immer verfügbarem Sex wieder, Sexspielzeuge gehören beinahe zum guten Ton, Werbung für Parfum und Schokolade ist erotisch, beinahe pornografisch aufgeladen und wir finden das alles ganz normal. Und auch wenn wir es nicht normal finden, so sind wir dennoch davon umgeben und unsere inneren Bilder werden entsprechend geprägt. Aus der sexuellen Befreiung, die den verschämten Muff vergangener Zeiten überwinden wollte, ist eine gesellschaftliche Hochleistungssportart geworden, in der wir alle irgendwie versuchen müssen, mitzuspielen – am besten natürlich als Gewinner und beste Liebhaber. Zwischen heimlich verschickten Sexpaketen von Beate Uhse und Cybersex liegen Welten – Erfüllung findet sich meist weder in der einen noch der anderen Verpackung.

Mit erfüllter Sexualität und Liebe, mit Begegnung und echtem Kontakt, mit Achtsamkeit und Bewusstheit hat das alles leider meist wenig zu tun. Trauriges Fazit: Eine der kostbarsten menschlichen Ressourcen , nämlich die, mit allen Sinnen und genussvoll in unseren Körpern zu wohnen und dies miteinander zu teilen, wird hoffnungslos verschüttet.

Zum Glück geht es auch anders: Diana Richardson, Körper- und Sexualtherapeutin, gebürtig aus Südafrika, forscht seit mehr als 30 Jahren zur Frage: Was ist erfüllende, uns nährende Sexualität, wie kann Sex achtsamer, bewusster und sinnlicher gelebt werden und was müssen wir tun, um das zu lernen? Am Anfang ihrer Forschung stand natürlich die eigene Erfahrung und der Wunsch, körperliches und seelisches Erleben miteinander zu verbinden. Inspiriert von östlicher und westlicher Weisheit, u.a. von der Tantra-Schule Oshos und Barry Long, wollte sie dem Geheimnis des „Liebemachens“ auf die Spur kommen und war bereit, sich diesem Experiment auf allen Ebenen zu widmen.

Dabei entstand ein Seminarformat, das Making Love Retreat für Paare, das bis heute Bestand hat und junge wie alte, frisch verliebte und langjährig verbundene, harmonisch lebende wie in Krise befindliche, sprich: alle Paare einlädt, gemeinsam erfüllende und nährende Sexualität zu leben. Und das ist nicht immer einfach, denn die Bilder im Kopf, die Sex als Leistungssport definieren, sind fest verankert und nicht so leicht durch echtes Erleben zu ersetzen.

Slow Sex könnte als Synonym für Liebes-Sex verwendet werden, denn Schnelligkeit und achtsames Erleben schließen einander beinahe immer aus. Das Herz zu öffnen, den Körper wirklich im Moment zu spüren, die Begegnung, den Kontakt, die Bedürfnisse real entstehen zu lassen und wahrzunehmen, braucht Zeit. Deshalb ist Langsamkeit neben Bewusstheit und Achtsamkeit ein wesentliches Merkmal erfüllter Sexualität.

In einem Interview auf www.sein.de antwortet Diana Richardson auf die Frage, was ein zentrales Merkmal von Slow Sex sei, wie folgt: „Ich würde der Aussage zustimmen, dass, uns wieder mit dem Herzen und der angeborenen Weisheit des Körpers zu verbinden, tatsächlich alles ist, was wir tun müssen. Das eigentliche Problem liegt im Verstand, nicht im Herz oder dem Körper. Es ist unsere grundlegende Psychologie, die einem natürlichen Zugang zur Weisheit unseres Körpers im Wege steht. Ein Niveau von Unschuld und Präsenz ist erforderlich, damit die sexuelle Energie und Liebe spontan fließen kann. Die sexuellen Prägungen, die uns auf einer unbewussten Ebene beeinflussen, während wie wir aufwachsen, werden eine Form von „sexueller Konditionierung“. Es ist diese Schicht der Psyche, die den Zugriff auf unsere innere Weisheit verhindert. Also muss eine wirkliche Veränderung von Sex begleitet sein von einer grundlegenden Veränderung in der Psyche, der Art, wie wir Sex wahrnehmen und der Gründe, warum wir Sex haben.“

Slow Sex ermöglicht einem Paar, bewusst in Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen zu kommen und darin präsenter zu sein. Daraus entsteht eine echte, authentische Begegnung, weit entfernt von üblichen, zielorientierten Sexgewohnheiten, die häufig automatisch und mechanisch ablaufen, ohne tiefe Berührung. Die körperliche Liebe wird so zu einer natürlichen Ressource, es entsteht eine neue Basis für größere Nähe und echte Intimität. Bewusste Sexualität hat nichts mit Techniken und Ritualen zu tun, sondern mit Körperbewusstsein, echter Präsenz und Achtsamkeit. Sie reicht über die körperliche Ebene und das herkömmliche Verständnis von Sexualität hinaus – sie bringt für Männer und Frauen zusammen, was als große Sehnsucht in vielen schläft: die natürliche Verbindung von Liebe und Sexualität.

Zurück zur Eingangsfrage: Macht bewusste Sexualität denn auch Spaß?

Beantworten Sie doch einfach mal folgende Frage: Gefällt es Ihnen besser, im Rausch extreme Körpersensationen zu erleben, und vornehmlich auf das Ziel des Mega-Orgasmus (am besten natürlich multipel) ausgerichtet zu sein? Oder würde es Ihnen gefallen, wirklich DA zu sein mit allen körperlichen wie seelischen Empfindungen und Bedürfnissen und Zeit zu haben, diese in der Tiefe zu spüren und darüber im Austausch mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin zu sein? Vielleicht mögen Sie beides? Auch gut – dann können Sie das eine haben wie bisher und das andere neu entdecken.

Sich dem Experiment erfüllter Sexualität zu stellen, heißt weder, dem Orgasmus ganz abzuschwören noch Ekstase zu vermeiden – es heißt aber in jedem Fall, beides im Kontakt und Einklang mit sich und dem Gegenüber zu erleben – das stillt unsere Sehnsucht nach Liebe – und stellt Sport-Sex deutlich in den Schatten.

Fazit:
Menschen sehnen sich nicht nur nach Glück und gutem Essen, sondern darüber hinaus und alles andere überstrahlend, nach Liebe. Sexualität ist ihr körperlicher Ausdruck, bewusst gelebte Sexualität gibt den Körpern ihren Platz als Ausdrucks- und Erlebnisform zurück, verbindet Körper und Seele und macht glücklich. Und satt – auch wenn gutes Essen danach (und, je nachdem, auch davor) durchaus seine Berechtigung hat.

Ela Buchwald mit Conny Dollbaum

Asylwahnsinn gegen den Bewusstseinswandel der Menschheit

„Ich bin gespannt was als nächstes passiert.“ (Keith Richards)

Alles, was wir auf der Weltbühne „Erde“ momentan erleben, folgt einem höheren, aber in seiner Schwingung sehr niederem Plan. Die Destabilisierung Europas wird von den Finanzdiktatoren, den Herrschenden hinter den Regierenden, stark forciert und voran getrieben. Die Weichen dafür sind schon seit vielen Jahrzehnten generationenübergreifend gestellt worden. Denn diese Eliten, die das Finanzsystem vor einigen hundert Jahren zu ihren Gunsten konstruiert haben, fürchten um ihre Macht. Um diese zu erhalten, werden die Menschen weltweit gegeneinander aufgehetzt. Staaten und Regierungen werden systematisch destabilisiert, die Armut der Bevölkerung bewusst gefördert und Kriege unter falscher Flagge angezettelt. D.h. Menschen müssen vor der radikalen Staatsgewalt ihrer Länder flüchten und andere vor Krieg und/oder Armut und mangelnder Perspektive. So kommt es zum starken Flüchtlingsstrom nach Europa, insbesondere nach Deutschland.

Auch den Machthabern, und das sind nicht die offiziellen Regierungen, wissen, dass die Erde und mit ihr alle Lebewesen derzeit einen Bewusstseinswandel durchleben, der sich in den kommenden Jahrzehnten voll entwickeln wird. Die Menschen werden zunehmend bewusster und achten vermehrt die Natur als gottgegebenen Lebensraum. Übertriebene materielle Wünsche und ego-basierende Selbstverwirklichungen treten in den Hintergrund. Immer wichtiger im Bewusstsein vieler Menschen hingegen wird das eigene Seelenheil und die Gesundheit des eigenen Körpers. Dies setzt sowohl intensive Reflektionen des eigenen Lebens und all die im sozialen Gefüge erlernten Gewohnheiten und Muster als auch die Begegnung der eigenen Schatten voraus. Denn nur aus dem Schatten heraus kann das Licht erkannt werden. So verwundert es auch kaum, dass immer mehr Menschen „durchdrehen“ und ihren eigenen seelischen Infarkt erleben oder Depressionen erleiden. Die Schatten, und liegen diese noch so tief vergraben, wollen erkannt, angeschaut und somit erlöst werden. Wenn man sich dem eigenen Schatten nicht stellen will, könnte das Unglück ungefragt in das eigene Leben einziehen.

Der bevorstehende Bewusstseinswandel der Menschheit soll durch die Schrecken und menschlichen Schicksale weltweit von den Herrschenden hinter den Regierenden verhindert werden. Negative Nachrichten lassen sich umso leichter arrangieren, wenn es tatsächlich negative Anlässe gibt: „Hunderte Tote nach Kentern von Flüchtlingsboot, Ausländerfeindliche Anschläge auf Asylantenunterkunft, USA bezahlen Schlepperbanden für die Asylanten nach Europa“ lauten etwa die täglichen Schlagzeilen, die uns via Facebook und Twitter serviert werden. Der Flüchtlingsstrom, der für viele Europäer als das Ende des Abendlandes oder für die Unterwanderung der europäischen Kultur gilt, spaltet selbst das eigene Volk in zwei Lager. Es teilt sich momentan absurderweise in Flüchtlingssympathisanten und Flüchtlingshasser. Doch perfiderweise soll mit Angst und Schrecken versucht werden, einzig und alleine die geistige Transformation der Menschheit zu verhindern.

Denn nur wenn sich die Menschen weiterhin klein und hilflos und dem System ausgeliefert und von diesem abhängig fühlen, wird es den Herrschenden möglich sein, ihre Macht zu erhalten und zu festigen. Erkennen die Menschen aber ihre wahre Stärke und Liebe, sind sie frei und in der Lage, ihr Leben selbstbestimmend und verantwortungsbewusst in die Hände zu nehmen, auch im Kollektiv. Und dann ist kein Staat im heutigen Bewusstseinssinne mehr erforderlich. Denn dann werden die Dinge anders geregelt: mit mehr Liebe, Empathie und Dankbarkeit. Doch dann hätten viele macht- und geldbesessene Menschen keinen Job, und viel schlimmer, keine Existenzberechtigung mehr, was ihnen nicht besonders gut gefallen würde.

Und so brutal und fortwährend, von den Finanzdiktatoren kühl kalkuliert, der Flüchtlingsstrom nach Europa zieht, so schlimm sind die Schicksale hinter den Schlagzeilen. Denn es sind nicht minder echte Menschen, die hinter all den schrecklichen Geschichten stehen, die Gefühle haben, genauso wie wir Europäer. Ich selbst kenne die Flüchtlingsdramen aus erster Hand. Meine Mutter, damals noch ein Kind, wurde damals zusammen mit ihren Eltern während des Zweiten Weltkriegs als Deutsche aus ihrer Heimat Böhmen vertrieben. Wie wird es wohl sein, wenn man von heute auf morgen seine Heimat verlässt, das Nötigste zusammengepackt, gerade das, was man tragen kann, und nicht wissend, wo und wie man in der kommenden Nacht schläft? Und sie hatten noch Glück, denn viele wurden getötet, bevor sie ihre Häuser verlassen konnten.

Mit je mehr Ablehnung und Angst wir vor den (drohenden) Problemen stehen, desto mehr Energie und Macht geben wir den negativen Mächten, welche diese inszeniert haben. Wollen wir dies? Die vielen Probleme in der Welt können wir nur lösen wenn wir bei uns selbst anfangen. Schauen wir doch mal in unser eigenes Leben und in unsere eigene Seele. Wie viele Familien sind zerstritten? Welche Auseinandersetzungen haben wir mit Kollegen oder Nachbarn? Wer hat Schuld? Die haben natürlich immer die andern…, oder? Und was ist mit unserem Körper, der momentan sehr oft streikt und schmerzt? Statt die Ursache für unsere Krankheiten, die meist in unserer Seele zu finden ist, zu suchen, stopfen wir uns mit giftigen Medikamenten voll, um weitere Krankheiten zu fördern. Um ja nicht in unser Inneres zu schauen, denn das könnte uns schockieren.

Sich von den äußeren Geschehnisse nicht zu sehr herunter ziehen zu lassen und bei sich zu bleiben, ist nicht einfach, aber zwingend erforderlich, wenn wir die kollektive, geschürte und künstlich erzeugte Angst und Panik nicht in unser Bewusstsein integrieren wollen. Die geistige Empathie und tatkräftige Hilfe für Menschen in Not ist dennoch erforderlich! Damit ist nicht der Ruf nach der bedingungslosen Öffnung für Flüchtlinge gemeint, sondern vor allem die dringend notwendige geistige Auseinandersetzung, woher die Flüchtlingsproblematik überhaupt kommt und wer davon profitiert. Wir Menschen sind nicht so unfähig, wie wir immer glauben. Wir sind zu allem fähig, zu Krieg und Hass, aber auch zu Liebe und Empathie. Es wird Zeit, unser Schicksal selbst in die Hände zu nehmen. Und mit letzteren beiden Attributen funktioniert es besser als bisher.

Alex Miller, http://www.gehvoran.com/

Die Opferidentität

von Shai Tubali und Tim Ward

Was ist der Unterschied zwischen Lord Voldemort aus „Harry Potter“ und Saruman aus „Herr der Ringe“? Beide sind Bösewichte, aber sie entstammen unterschiedlichen literarischen Epochen, und die Natur ihrer Bösartigkeit unterscheidet sich grundlegend. Als Tolkien 1930 Saruman erschuf, war die Idee eines Zauberers, der sich mit dem Bösen vereinigte, um höchste Macht zu erreichen, äußerst plausibel. Dagegen gehört Lord Voldemort zu der Sorte „neuer Bösewicht“. In unserer heutigen Zeit sind Schurken im Grunde gute Menschen, die aufgrund durchlebter Traumen auf die schiefe Bahn geraten sind. So verließ laut der Geschichte um Harry Potter Lord Voldemorts Vater dessen Mutter, die kurz nach der Geburt des Kindes starb. Diese Wunde um den Verlust machte ihn zum Monster.
Zwei weitere Filmbeispiele veranschaulichen wunderbar die Psychologisierung des Bösen: Darth Vader, wie er in den Star Wars Folgen der 1970er Jahre erschien, verkörperte das pure, machtvolle Böse. Die Trilogie des 21. Jahrhunderts konzentrierte sich ausschließlich auf die psychischen Verletzungen, die Vader in seiner Kindheit erlitt, und wie seine durch den Tod der Mutter bedingte Angst ihn auf den dunklen Pfad führte. Beim Zauberer von Oz aus dem Jahr 1939 ist die böse Hexe unbarmherzig boshaft. In der modernen Version „Wicked“ wird sie zu einer sympathischen Heldin, die als Kind aufgrund ihrer grünen Hautfarbe geächtet wurde.
Der auf moderne Autoren und Filmproduzenten ausgeübte Druck, traumatische, psychologisch ausgefeilte Motive für ihre Schurken zu erdenken, deckt sich gänzlich mit der dominierenden Weltsicht unserer Zeit, dem liberalen Humanismus. Der liberale Humanismus sieht die Menschheit als grundlegend gut, und stellt die Psyche in den Mittelpunkt jeder menschlichen Existenz. So wurde unser inneres Gefühlsleben zum Heiligen Land – ein äußerst fragiles und sensibles Land, das endloser Pflege und Schutzes bedarf, seit der psychologischen Entdeckung, dass wir alle verwundete und zerbrochene Seelen sind, getrieben von Kindheitstraumen und Schmerz. Wir wollen niemanden verletzen; wir wollen niemands Selbstwertgefühl schwächen und wir wollen den Traumen anderer voller Mitgefühl begegnen.
Sensibilität ist gut, aber als Nebenprodukt haben wir das Konzept des verwundeten Selbst derart verinnerlicht als wäre es grundlegender Bestandteil der menschlichen Natur. In der Tat handelt es sich dabei um eine ganz neue Idee. Es wurde nie belegt. Stattdessen wurde es in unserer Kultur lediglich so oft wiederholt, dass wir es für wahr halten. Es findet sich in der Therapie, Selbsthilfe, alternativen Medizin, Spiritualität, Kunst, Unterhaltung und sozialen Bewegungen, sogar Gefängnisreformen wieder. Da diese Vorstellung innerhalb unseres Kulturkreises gänzlich angenommen wird, ist sie somit auch zum individuellen Denkmuster avanciert. Wir analysieren unsere Verhaltensmuster und fragen uns, wer uns womöglich verletzt haben oder welches Kindheitsdesaster unserer Unzufriedenheit zugrunde liegen könnte. Warum leiden wir oder lassen andere leiden? Welche Erinnerung liegt in den Tiefen unserer Vergangenheit begraben – etwas, das uns jemand angetan hat, ein Verwandter oder Klassenkamerad? Und der Sinn des Lebens? In unsere Traumen einzutauchen, unser zerbrochenes Selbst zu rehabilitieren und unsere Wunden zu heilen. Mit dieser ersehnten Heilung werden wir immerhin wieder zu der guten Person, die wir im Herzen sind, egal wie elend wir uns gefühlt oder wie böse wir waren.
Es gibt hier zwei Probleme: ein logisches und ein praktisches. Zuerst: wenn jeder aufgrund einer Kindheitswunde zum Schurken wird, wären alle Aggressoren in Wirklichkeit selbst Opfer. Glaubten wir tief an ein universelles Opfersein, müssten wir das Konzept des „Schurken“ völlig fallen lassen. Praktisch gesagt, der Identität, die wir um unser Opfersein herum erschaffen haben, Glauben zu schenken, hat starke negative Auswirkungen. Wenn wir die Erfahrung der Opferposition als Zentrum unserer Psyche heiligen, kann dies zu einer fortdauernden Anhaftung an die Opferidentität führen und somit Wachstum und Entwicklung verhindern.

In Therapiesitzungen habe ich (Shai) mich daran gewöhnt, dass neue Klienten eifrig ihre Trauergeschichten als Ursache ihrer gegenwärtigen Schwächlichkeit heranziehen. Ich sage nicht, dass vergangene Erlebnisse nicht zur Bildung unserer Persönlichkeit beitragen. Ich meine nur, dass diese Menschen zu stark an ihren Traumen festhalten und sich zu leicht damit identifizieren, oft als Ausrede, die sie vor Eigenverantwortung für ihr Leben und Leiden bewahrt. Sogar, wenn Menschen mich zu ihren Wutanfällen konsultieren, sprechen sie immer darüber, wie sie in der Vergangenheit angegriffen und dadurch aggressiv wurden. Früher habe ich mit Gefängnisinsassen gearbeitet, die aufgrund von extremer Gewalt oder sogar Mord inhaftiert waren. Sie erklärten häufig, dass die kriminellen Handlungen von frühen Traumen verursacht wurden, so, als wären sie elendig von einer Krankheit befallen worden, die sie zu solchem Verhalten zwang.
Aber sind wir wirklich einfach nur unschuldige und verletzliche Geschöpfe, die durch Traumen pervertiert wurden? Würden wir ohne Traumata tatsächlich nicht nach Macht streben, wären wir einfach reine manifestierte Liebe in menschlicher Form?
Wir sehen die Sache ganz anders. Wir lehnen die Vorstellung, unseren Schmerz und unsere Sorgen als Zentrum unserer Identität zu betrachten, ab. Unsere Geschichte ist nicht die eines Opfers – sie mag Opfererfahrungen beinhalten, aber wir sind keine Opfer. Unserer Ansicht nach ist der Wille die Triebkraft in unserem Wesenskern. Wenn wir verstehen, dass wir „Wille auf zwei Beinen“ sind, sehen wir plötzlich, dass ein Opfersein in dieser Welt lediglich eine vorübergehende Schwächung ist und kein fortdauernder Seinszustand. Hätten wir gekonnt, hätten wir gewählt unsere Macht zu vergrößern anstatt jemand anders in Schwäche ausgeliefert zu sein. Können wir das nicht, machen wir die bittere Erfahrung des vereitelten Willens. Wenn sich jemand über seine Opferposition in der Welt beschwert, meint er in Wirklichkeit: „Es ist ungerecht, dass ich auf der schwächeren Seite des Lebens stand und nicht das bekommen habe, was ich wollte!“ Es schmerzt in der Tat sehr, den eigenen Willen so völlig einem anderen unterlegen zu wissen. Dies ist das wahre Gesicht unserer Qual, nicht das Opfersein.
Deshalb nennen wir das „verwundete Selbst“ das falsche Unterbewusstsein, und das „willensgetriebene Selbst“ das wahre Unterbewusstsein. Es ist einfach: wir legen die Maske des Opfers an, um jedermanns Aufmerksamkeit, einschließlich unserer eigenen, von unserem wahren Selbst abzulenken, das die Erfüllung seines eigenen Willens und seiner Macht sucht.
Wofür brauchen wir das? Zunächst entschuldigt die Opfermaske unsere negativen Verhaltensmuster, wie die Unfähigkeit, einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen, oder sich auf eine liebevolle Beziehung einzulassen. Außerdem ermöglicht uns die Opfermaske, dass unser fortdauerndes Wollen von anderen unbemerkt bleibt. So können wir nichtsahnende Menschen täuschen. Drittens erlaubt uns die Opfermaske, uns freizügig über Machthaber unserer Vergangenheit oder Gegenwart zu beschweren und ihnen die Verantwortung für unseren tragischen Zustand zuzuschieben anstatt uns selbst. Diese drei Gründe machen das falsche Unterbewusstsein zu einem sehr nützlichen, aber auch gefährlichen Werkzeug in der Welt der Machtspiele.
In Wahrheit ist die Opfermaske für gewöhnlich übertrieben. Wenn wir nicht gerade zu den Unglücklichen gehören – lähmende Kindheitserkrankung, sexueller Missbrauch, Leben in einem Kriegsgebiet – ist unsere Opferwahrnehmung vermutlich gestört. Viele Menschen erfahren in einigen Momenten ihres Lebens eine ernsthafte Frustration und Schwächung. Wer aber aus dem falschen Unterbewusstsein heraus lebt, wird nach diesen Momenten suchen und sie sammeln, sich mit ihnen verbünden und daraus eine Identität entwickeln. Allmählich identifizieren wir uns so sehr mit der Opfermaske, dass wir uns von unserem willensgetriebenen Selbst abspalten und der Wille so zu einem unterdrückten Unterbewusstsein verkommt – ein wesentlicher Teil unseres Selbst, zu dem wir die Verbindung verloren haben.
Wenn solche Menschen Therapie beanspruchen, scheint dies wie ein verzweifelter Versuch, ihre „Wunden“ zu heilen. Doch dies ist lediglich ein Ablenken – an der Basis ihres wahren Unterbewusstseins bleibt der ursprüngliche Wunsch nach Macht bestehen, jedoch begraben und somit weder für Therapeut noch Klient erkennbar. Tränenreich sprechen sie über ihr Leiden und fordern vom Therapeuten das Recht ein, zu tun, was sie im realen Leben nicht tun konnten: ihrem unerfüllten Willen Ausdruck zu verleihen. Die Betonung der Opfererfahrung, um die aggressiven Versuche, das Gewünschte zu bekommen, zu vertuschen, ist eine willkommene Ablenkung. Diese Art von Ablenkung erlaubt es jemandem, der frustriert ist, auf seine Opfererfahrung fokussiert zu bleiben, auch wenn diese Erfahrung direkt aus dem eigenen aggressiven, unbewusst unterdrückten Willen resultiert.
Ich (Shai) kann zwei Beispiele für dieses Ablenken geben: Ein Klient in den Vierzigern, der seine Frau mit ihrer besten Freundin betrogen hatte, kam zu mir und beschwerte sich über die Wut seiner Frau, als sie es herausfand. Erstaunlicherweise belastete ihn der Betrug in keinster Weise. Er machte in der Tat sich selbst zum Opfer, indem er sich über ihre mangelnde Sensibilität und Aufmerksamkeit gegenüber seinen Bedürfnissen beschwerte!
Ein anderer Mann beschrieb ein Kindheitstrauma, entstanden, als ihn seine Spielkameraden einst vom Fußballfeld verbannt hatten. Er hatte darauf mit Schock und einem gebrochenen Herzen reagiert. Allmählich brachte die Geschichte jedoch ans Licht, dass er ein Pausenhofschläger war, der die anderen Kinder tyrannisiert hatte, bis sie sich verbündeten und ihn wegen seines aggressiven Verhaltens ausschlossen.
Wer einige Erinnerungen an erduldete Härte und Leiden hernimmt und daraus eine Opfergeschichte spinnt, tritt in eine Falle. Wir stecken in einem Leben fest, dessen Hauptziel aus Selbstmitleid besteht, und unsere Beziehungen kreisen darum, wie wir das Mitleid der anderen erhaschen können. Wir sollten uns fragen: Benutze ich eine „Armes-Ich“-Geschichte, um eine Position von Unzulänglichkeit und Leiden zu rechtfertigen?
„Ich wurde im Alter von sieben Jahren sexuell belästigt.“
„Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich zehn war.“
„Ich wurde während meiner gesamten Schulzeit gehänselt.“
Dies sind wahrlich schmerzhafte Erfahrungen. Sie verdienen Mitgefühl. Aber halten wir mehr an ihnen fest als sie an uns? Glauben wir, dass unsere Wunden unsere Leistungsfähigkeit und unser Potential schmälern? Definieren sie unsere Beziehungen? Nutzen wir sie, um andere zu manipulieren? Wenn Sie eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, sind Sie in Ihrem verwundeten Selbst verhaftet. Wenn Sie sich selbst heilen wollen, müssen Sie die Schnur durchschneiden und dieses Opferbild gehen lassen.
Hören wir auf, Emotionen, die aus unserem Opfergefühl heraus entstehen, wie Depression oder Ärger, so zu behandeln, als wären sie der Kern unseres Wesens. Erkennen wir stattdessen unsere halsstarrigen Kämpfe mit der Realität als Ausdruck unseres wahren Willens. Kümmern wir uns um unsere Wunden, wie wir uns um einen gebrochenen Arm kümmern würden. Wir richten die Knochen, dann lassen wir sie heilen, ohne den Vorfall immer und immer wieder zu erleben und nachzuerzählen.

Das Zen des glücklichen Wanderns

„Lass‘ dir alles geschehn: Schönheit und Schrecken. Man muss nur gehen…“ (Rainer Maria Rilke)

Wandern ist vielleicht der einfachste und natürlichste Weg zum Glück. Wandern in freier Natur, einen Fluss entlang, durch ein stilles Tal, im Wald, in den Bergen… – braucht es dafür noch eine Anleitung? Die Tatsache, dass immer wieder neue Bücher über das Glück des Wanderns erscheinen, weist auf ein allgemeines Bedürfnis, eine unerfüllte Sehnsucht hin. Worin besteht nun der besondere Weg des Zen zum Glück? Was hat es mit dem Zen des glücklichen Wanderns auf sich?

Wer kennt das nicht: Man hat sich auf den Spaziergang, auf die Wanderung gefreut – und dann beginnt es zu regnen, es zeigt sich, dass man das falsche Schuhwerk gewählt hat, es kommt zum Streit mit den Weggefährten über den richtigen Weg, schließlich stellt man fest, dass man eine Abzweigung verpasst hat und kommt in die Nacht…Ein andermal scheint alles zu passen: Das Wetter könnte nicht besser sein, die Menschen, mit denen man unterwegs ist, sind gut aufgelegt, man schafft den Gipfel – aber das erwartete Gipfelglück will sich nicht einstellen.

Zen sagt uns, dass es, um glücklich zu sein, nicht so sehr darauf ankommt, was uns umgibt, was um einen herum vorgeht, was man sieht und wahrnimmt und erlebt, sondern wie man etwas erlebt, sieht und wahrnimmt, wie es also um einen selber steht, was in einem selber vorgeht. Es kommt nicht so sehr auf die aüßeren Umstände als auf die eigene innere Verfassung und Einstellung an. Wie die äußeren Umstände sich uns darstellen, haben wir meist nicht in der Hand. Aber in welcher Stimmung und Bewusstheit wir selber sind und wie unsere Beziehung zur Umgebung ist, das liegt bei uns.

Sicher fällt es uns leichter, uns glücklich zu fühlen, wenn alles rundherum passt, das Wetter, die Landschaft, die Gefährten. Aber wenn wir in niedergedrückter Stimmung sind, wenn uns ein Ärger zu schaffen macht, dann können wir selbst das Glitzern der Tautropfen in der Morgensonne, die vielen Blumen um uns herum oder das Blühen der Bäume nicht mehr genießen,
Auf die eigene Einstellung also kommt es an. Erst wenn Äußeres und Inneres zusammenkommen und Einklang entsteht, bekommt alles, was man erlebt und tut, Sinn und Bedeutung. Drei Schritte helfen uns, unabhängig von äußeren Umständen Glück und Frieden beim Gehen und Wandern zu erfahren. Der erste:
Sehen, was ist und wie es ist. – Zen lehrt uns das unmittelbare Sehen und Wahrnehmen. Das unmittelbare Schauen ist ein ursprüngliches Wahrnehmen, bevor noch Gedanken sich einstellen. Unmittelbares Wahrnehmen meint ein Wahrnehmen, wo nichts zwischen den Schauenden und das Wahrgenommene tritt; wo keine Voreingenommenheit und keine Absichten den Blick trüben. Denn Gedanken, Vorstellungen und das Fixiert-sein auf ein zu erreichendes Ziel engen uns ein und verhindern die volle Freude und Offenheit. Alles hängt davon ab, in welchem Bewusstsein wir uns auf den Weg machen. Ein frei schwebendes Bewusstsein öffnet unseren Blick. Der weise Daoist Dschuang Dsi spricht von einem „freien und unbeschwerten Umherstreifen“, das nicht nach einem Nutzen fragt. Es ist ein Umherwandern „ohne Warum“. Wer ohne bestimmte Absicht und ohne festes Ziel durch die Gegend wandert, nimmt wahr, was er sieht und was sich zeigt, anstatt nur das zu sehen, was man „gesehen haben muss“ oder was „sehenswürdig“ ist. Wenn wir also sehen können, was ist und wie es ist, und nicht, wie es nach unserer Meinung und vorgefassten Einstellung zu sein hat, dann kann der zweite Schritt erfolgen.
Annehmen, was ist und wie es ist. Indem wir, was um uns ist, so annehmen, wie es ist, entsteht zwischen uns und der Umgebung eine wirkliche Beziehung und Harmonie. Das setzt allerdings voraus, dass wir den Dingen und der augenblicklichen Situation ohne bestimmte Erwartung begegnen. Zen lehrt uns, ganz ohne Erwartungshaltung zu gehen. Erst wenn wir gelernt haben, die tatsächliche Situation, so wie sie ist, anzunehmen und uns darauf einzulassen, werden wir fähig sein, den besonderen Reiz des Gehens im Regen oder den Zauber der Landschaft im Nebel wahrzunehmen, werden wir offen sein für das Spiel des Lichts und der Farben des Himmels. Gerade überraschende Situationen oder Herausforderungen, wie unerwartete Hindernisse auf dem Weg, können, wenn wir uns auf sie einstellen, zu intensiverem Erleben führen und sogar ein tiefes Glücksgefühl in uns wecken. Wir können die entscheidende Erfahrung machen, dass das Glück weniger von den äußeren Gegebenheiten abhängt als von unserer eigenen Einstellung und offenen Wachheit.
Annehmen, was ist und wie es ist, bedeutet, sich auf die gegebene Situation einzustellen, ohne gleich auf den Gedanken einzuspringen, wie man die Situation verändern oder verbessern könnte. Dabei geht es natürlich nicht darum, sich einfach mit allem abzufinden. Auch wenn es ansteht, etwas zu verändern, setzt das voraus, dass man sieht, was ist und wie es ist, und die Situation so annimmt, wie sie ist. Und dann kann man darangehen , sie zu verändern.
Nur wenn wir die augenblickliche Situation annehmen, so wie sie ist, und wenn wir uns selbst annehmen, so wie wir sind, können wir uns ganz in der Gegenwart einfinden. Glück wird nur in der Gegenwart erfahren, im Augenblick des Hier und Jetzt. Wenn wir sehen und annehmen können, was ist und wie es ist, können wir auch zum dritten Schritt kommen.
Schätzen, was ist und wie es ist. Es geht um die Wertschätzung dessen, was ist, und zwar einfach, weil es ist. Es führt zu einem unmittelbaren Erleben, bei dem wir uns nicht mehr fragen, ob etwas angenehm oder unangenehm, leicht oder schwer, schön oder weniger schön ist oder ob wir uns glücklich fühlen oder nicht. In solcher Unmittelbarkeit sind wir fraglos glücklich. Wenn wir das, was um uns ist, wirklich wahrnehmen und kennenlernen, werden wir es auch schätzen. Nur was wqir kennen, können wir schätzen und lieben. Nur wenn wir ohne vorgefasste Meinung und übernommene Wertschätzung an die Dinge herangehen und wenn unsere Wahrnehmung frei und der Geist leer wird, ist unsere Wertschätzung weit und uneingeschränkt. Das öffnet eine neue Qualität des Erlebens. Was wir auf diese Weise wirklich und direkt wahrnehmen, werden wir auch zu schätzen wissen. Und was wir kennen, werden wir auch lieben. Und was wir lieben, macht uns glücklich.
Die folgende kleine Geschichte von Anthony de Mello veranschaulicht, worauf es ankommt: Ein Wanderer trifft nach langen Stunden des Gehens einen Schäfer. Er fragt ihn: Du bist doch Tag und Nacht hier draussen. Kannst du mir sagen, wie das Wetter morgen wird?“ Darauf der Schäfer, nach kurzem Zögern: „Das Wetter wird so, wie ich es gerne habe.“ Der Wanderer ist verdutzt. „Woher weißt du, dass das Wetter so sein wird, wie du es liebst?“
„Nun, ich habe die Erfahrung gemacht, mein Freund, dass ich nicht immer das bekommen kann, was ich gerne möchte. Also habe ich gelernt, immer das zu mögen, was ich bekomme. Deshalb weiß ich, dass das Wetter morgen so sein wird, wie ich es mag.“
Was immer geschieht, es liegt an uns, Glück oder Unglück darin zu sehen. David Steindl-Rast nennt diese Haltung zum Glück: „that kind of happiness that doesn’t depend on what happens“ – diese Art von Glück, die nicht davon abhängt, was geschieht, nicht davon, ob es glückt.
Man ist, wie der daoistische Weise, bereit, dem „Lauf des Wassers“, dem Lauf des Flusses zu folgen, und damit dem Fluss des Lebens, dem Lauf der Dinge. Wir gehen in Harmonie mit dem Ganzen; unnötig scheint es, gegen etwas anzugehen, sich gegen den Lauf der Dinge zu richten. Im Gegenteil: man schwingt sich mit der eigenen Bewegung ein in die Bewegung des Ganzen. Wie das Wasser im Flussbett den besten Weg findet, so folgt der Weise dem Lauf der Dinge und findet so seinen Weg. Glück ist nicht das Ziel von Zen. Aber Zen ist ein Weg zum Glück.
Ermin Döll & Marcus Hillinger, Auszug aus „Das Zen des glücklichen Wanderns“, Theseus

WalkAway – Ein Übergangsritual für Jugendliche

“Die Reise beginnt und endet mit der Wahrnehmung, wo Du wirklich stehst.” (Bhagavan)

In unserer heutigen westlichen Gesellschaft fehlen Initiationsrituale fast völlig. Dies ist fatal. Denn so gibt es für die meisten Jugendlichen keine adäquaten Zeremonien mehr, die den Übergang von der Jugend ins Erwachsensein klar markieren könnten. All die negativen Phänomene der „heutigen Jugend“ können daher als Folge des Fehlens von und als Schrei von Jugendlichen nach geeigneten Initiationsritualen gedeutet werden. Besonders die Jungen brauchen solche Zeremonien, durch die sie ihre Kraft, ihren Mut und manchmal auch ihre Wildheit zeigen können und dafür die Anerkennung von Erwachsenen erhalten. Um eine Art von kontrollierter Mutprobe geht es also.

Die beiden nordamerikanischen Ethnologen Steven Foster und Meredith Little, die sich jahrelang mit Indianerstämmen beschäftigten, haben mir die Augen geöffnet: Sie haben schon vor 35 Jahren den Grundgedanken der Indianerinitiation übernommen und daraus die sogenannte Jugend-Visionssuche entwickelt. Sie dauert etwa zehn Tage und ist sehr gut geeignet für unseren westlichen Kulturkreis. Für 15- bis 17-jährige Jugendliche wurde später aus praktischen Gründen das kürzere Format des WalkAway geschaffen, eine Art Visionssuche im Kleinen. Dieses Ritual ist aber für Jugendliche dieser Altersstufe Herausforderung genug. Seit Jahren habe ich damit nur gute Erfahrungen gemacht.

Monatelang bereiten sich die Jungen und Mädchen darauf vor. Das eigentliche Ritual dauert dann vier Tage. Nötig sind dazu ein passendes Seminarzentrum und ein Waldgebiet, in dem der WalkAway möglichst ungestört ablaufen kann. Dieses naturpädagogische Projekt hat drei Phasen:

In den ersten beiden Tagen, der Vorbereitung, gehen die Jugendlichen jeweils für zwei Stunden mit einer konkreten Naturaufgabe allein in den Wald. Anschließend erzählen die Teilnehmer ihre Erlebnisse und Erkenntnisse in der Gruppe im Beisein der Ritualleiter. Diese geben dann zu jeder Geschichte ein aufbauendes und bestärkendes Feedback.

Am dritten Tag beginnt die zweite Phase: Alle Teilnehmer werden bereits am frühen Morgen zur sogenannten 24-stündigen „Solozeit“ allein in den Wald geschickt. Sie gelten dabei als unsichtbar, vermeiden jeden Kontakt mit Menschen, verzichten auf Essen und auf eine Behausung und geben vorher Handy und Smarphone ab. Mit dabei haben sie nur einen Rucksack mit etwas Wechselwäsche, einen Schlafsack und eine Matte, vier Liter Wasser, eine Plane gegen Regen, ein Tagebuch und eine Trillerpfeife, um sich im Notfall bemerkbar machen zu können. Damit haben die Jugendlichen viel Zeit, um die Wesenheiten der Natur wahrzunehmen und mit sich selbst und ihrem Inneren zu beschäftigen. Alles, was in der Solozeit passiert, jeder Baum, jede Formation, jeder Stein oder jede Tierbegegnung können einen Hinweis auf den Prozess in der eigenen Psyche geben. Die Jugendlichen werden gleichsam vom Wald verschluckt und befinden sich während dieser Zeit in einer Art „Anderswelt“.

Am vierten Tag warten die frühmorgens angereisten Eltern bereits um 7.30 Uhr vor dem Wald, um mit dabei zu sein, wenn die Ritualleiter die jungen Frauen und Männer aus dem Wald trommeln. Damit beginnt die dritte Phase, die sogenannte Wiedereingliederung in die Gemeinschaft. Mit einer Bussardfeder werden die Teilnehmer symbolisch wieder sichtbar gemacht. Jeder bekommt eine Tasse Tee und eine Breze, um das Fasten zu brechen. Anschließend geht es in das nahegelegene Seminarzentrum. Dort kann man einige Stunden lang eine Stecknadel fallen hören, wenn jeder Teilnehmer vor Eltern, Familienangehörigen und Leitern seine berührende Geschichte von „allein da draußen im Wald“ erzählt. Wieder geben die Ritualleiter ein Feedback und heben den mutigen Schritt jedes Teilnehmers hervor. Schließlich werden die Eltern gebeten, auf die Geschichte ihres Sohnes oder ihrer Tochter zu antworten.

Der 17-jährige Markus (alle Name geändert) litt an einer Angstphobie in der Dunkelheit, die sein ganzes Leben bestimmte und ihn in seiner Entwicklung blockierte. Als er von seiner Solozeit zurückkehrte, erzählte er vor allen seine Erlebnisse:

„Ja, ich hatte Angst, bevor es Nacht wurde. Wie würde es in der Dunkelheit sein? Ich vergrub mich in meinem Schlafsack, um der erwarteten Panik zu entgehen. Etwa um 3.00 Uhr nachts sprang ich plötzlich aus dem Schlafsack und lief über eine Stunde lang im Wald umher. Dabei fielen meine Angstdämonen von mir ab und ich fühlte mich mit jedem Schritt leichter. Als ich heute Morgen aus dem Wald zurückkehrte, war alle Panik verschwunden. Ich bin jetzt frei wie nie zuvor.“

Die 17-jährige Maria hatte Angst allein im Wald. Schon am Tag zuvor bekam sie Panik, als sie sich bei einer Übung im Wald verirrt hatte. Maria erzählte uns dann folgende Geschichte von ihrer Solozeit:

„Ich suchte mir einen Platz für die Nacht auf einer kleinen Lichtung nur etwa 100 Meter von den Leitern entfernt, die am Waldrand übernachteten. Als es dämmerte, lag ich bereits eingekuschelt in meinem Schlafsack. Würde ich wieder in Angst geraten? Doch dann erlebte ich etwas Unerwartetes. Stundenlang schaute ich zum Himmel und sah immer mehr Sterne in der klaren Nacht aufgehen, je dunkler es wurde. Plötzlich hatte ich das Gefühl, vollkommen in den Kosmos hineingezogen zu werden und mit dem Universum, mit allen Menschen, Tieren und Pflanzen und mit den Himmelskörpern zu verschmelzen. Ich hatte ein All-eins-Erlebnis wie noch nie und fühlte mich total geborgen. Es war einfach wunderbar. Von Angst war nichts mehr zu spüren.“

Der 16-jährige Matthias, der viele Jahre lang in der Schule gemobbt worden war, erzählte uns nach der Solozeit dies:

„Ich hatte mir ein schönes Lager aus Steinen und Ästen gebaut, setzte mich auf einen Baumstumpf und dachte nach. Da hoppelte ein Hase immer näher zu mir heran. Er hatte keine Angst vor mir. Schließlich „kackte“ er vor meine Plane und verschwand wieder im Wald. So ein frecher Hase! Einige Zeit später turnte im Baum über mir ein Eichhörnchen herum und warf immer mehr Tannenzapfen und kleine Äste auf mich herab. So ein freches Eichhörnchen! Das ging mir irgendwann gewaltig auf die Nerven. So etwas lasse ich mir doch nicht bieten! Schließlich schleuderte ich einige Tannenzapfen nach dem Eichhörnchen, bis es in den Ästen verschwand. Was könnte dies alles bedeuten?“

Es verwunderte nicht, dass viele Teilnehmer und Eltern bei dieser humorvollen Geschichte schallend lachen mussten. Wir Leiter gaben in unserem Feedback Matthias den Hinweis, dass eine gute Abgrenzung erlaubt und geboten sei, wenn uns jemand nicht respektieren sollte. Hase und Eichhörnchen wollten Matthias offensichtlich klar machen, welcher innere Entwicklungsschritt bei ihm anstand: die Fähigkeit zur Abgrenzung entwickeln!

Nachdem die Geschichten von allen Teilnehmern erzählt und gespiegelt worden waren, endete die sehr berührende Veranstaltung mit einem feierlichen Essen, das die Eltern von zu Hause mitgebracht hatten. Mir als Ritualleiter bleibt nur noch, meinen großen Respekt vor diesen mutigen Jungen und Mädchen zu bekunden, die durch dieses Ritual selbständiger und selbstverantwortlicher geworden und einen großen Schritt hin zum Erwachsensein gemacht haben.

Peter Maier, Gymnasiallehrer, Initiations-Mentor und Autor. „Initiation – Erwachsenwerden in einer unreifen Gesellschaft. Band I: Übergangsrituale“ (ISBN 978-3-86991-404-6; MV-Verlag Münster;16,50 €) „Initiation – Erwachsenwerden in einer unreifen Gesellschaft. Band II: Heldenreisen.“ (ISBN 978-3-86991-409-1; MV-Verlag Münster; 16,80 €)
http://www.initiation-erwachsenwerden.de

Zu Tode erschöpft

„Urlaub machen ist immer gefährlich, weil sich vielleicht herausstellt, daß man keine Lücke hinterläßt.“ (Vic Bradley)

Am Anfang psychischer Krisen steht häufig eine Art von Abwärtsspirale. Sie kann beispielsweise so aussehen, dass man im Laufe der Nacht erwacht und von einer starken inneren Unruhe geradezu überschwemmt wird. Was tagsüber Sorge macht, aber durch Aktivität noch in Schach gehalten werden kann, erscheint in diesen Nachtstunden als die unmittelbar bevorstehende Katastrophe: Die Firma ist dem Untergang geweiht, die Ehe steht vor dem Aus, Arbeitslosigkeit und Zum-Sozialfall-Werden wirken wahrscheinlicher als alles andere, die unheilbare Krankheit brütet schon im Körper – überschwemmt von Adrenalin liegt man stundenlang wach; am Tage ist man zu Tode erschöpft.
Durch die fehlende Erholung entsteht ein Teufelskreis: Die Kräfte schwinden immer mehr, und damit läßt die Fähigkeit nach, dem wachsenden Druck innerer Ängste einen Schutzwall gesunder Verdrängung oder auch Kompensation entgegenzusetzen und so die Realität auszuhalten. Tagsüber fühlt man sich immer schwächer, ängstlicher, erlebt sein Leben oder das seiner Liebsten als bedroht, im gesundheitlichen wie auch im beruflichen und im sozialen Bereich. Versuche, diesen Angstpegel durch Sport, Alkohol, Computerspiel oder was auch immer im Zaum zu halten, sind immer weniger erfolgreich.
Jeder, der durch eine solche Abwärtsspirale gegangen ist, berichtet davon, dass ein sehr enger Zusammenhang besteht zwischen Schlafmangel und der Macht von Ängsten und Depressionen. Wenn dieser Zustand anhält, mündet er oftmals in etwas, das in der beruflichen Welt Burnout genannt wird und weitgehend identisch ist mit dem, was einen Psychiater bzw. einen Psychotherapeuten dazu veranlasst, eine Depression zu diagnostizieren.
Befindet ein Mensch sich in einer solchen Abwärtsspirale, ist ein relativ verbreiteter Automatismus die Suche nach Verantwortlichen: Die erschöpfte und verunsicherte Seele versucht, einen Schuldigen auszumachen, in der – zumeist unbewussten – Hoffnung, den Beschuldigten gleichsam „an die Wand zu stellen“ werde das eigene innere Gleichgewicht und damit die innere Ruhe wiederherstellen: „Die ständigen Umstrukturierungsprozesse haben mich meine ganze Kraft gekostet.“ „Keine Wertschätzung durch die Vorgesetzten, dazu die Missachtung der Kollegen, und außerdem diese ganze IT-Geschichte, welche die Leute verdummt … all das ist schuld an meinem Kollaps.“ „Nach 20 Jahren mit dieser unkooperativen Frau bin ich ein seelisches Wrack.“ „Und jetzt auch noch die drohende Arbeitslosigkeit bei den Hypotheken…ich bin innerlich tot.“
Eine Geschichte, die den Kranken zum Opfer der Umstände macht, gibt es gerade in Burnout-Situationen oft. Oder auch eine Geschichte darüber, warum trotz so viel Engagement und gutem Willen der Zusammenbruch nicht zu vermeiden war. Dazu zwei wichtige Punkte: Erstens gilt es stets, der Unerträglichkeit spezifischer Lebenssituationen und dem menschlichen Leid mit Respekt zu begegnen. Zweitens darf darüber jedoch nicht vergessen werden, dass wesentliche Ursachen gerade von Burnout-Phänomenen oft in viel, viel früheren Lebensphasen zu suchen sind. Man könnte sagen, irgendein Krug im Leben eines betroffenen Menschen wurde so lange zum Brunnen getragen, bis er brach. Weniger poetisch gesprochen: Die Belastbarkeit der wesentlichen Ich-Strukturen dieses Menschen hatte immer schon Grenzen; jahrelang hat es aber gereicht, waren die Ich-Strukturen trgfähig genug, um den Ansprüchen des Lebens gerecht zu werden – und nun reicht es eben nicht mehr. Das ist nicht im Geringsten wertend gemeint. Jede Kultur braucht beispielsweise Menschen mit vergleichsweise starren, rigiden Ich-Strukturen, die dadurch oft belastbarer sind als andere, und sie braucht außerdem empfindsamere Menschen, die auf schwache Reize sensitiv reagieren, durch starke indes aus der Bahn geworfen werden können. Man denke beispielsweise an das Schicksal berühmter Musiker wie Janis Joplin, Amy Winehouse oder Kurt Cobain, deren empfindsame Seele damit überfordert war, Künstler zu sein in einer Welt, die geprägt ist von permanenter Überstimulation, sei es durch Aufputschmittel oder durch Fans, und durch eine gnadenlose Musikindustrie.
Wesentlich für seelisches Wohlergehen ist, dass jeder Mensch an einem Platz lebt, der seinem Wesen gerecht wird. Plakativ gesagt: Ein Stemmeisen ist in der Uhrmacherwerkstatt in der Regel ebenso wenig hilfreich wie der feine Mikroschraubendreher des Uhrmachers im Straßenbau. Andererseits gilt: Die Dinge ändern sich. Die menschliche Psyche, die Persönlichkeitsstrukturen unterliegen im Laufe des Lebens Veränderungen, und häufig sind es gerade bestimmte Schwellensituationen, und zwar solche, in denen die Identität sich wandelt, in denen diese Strukturen herausgefordert werden und die Gefahr besteht, dass sie zusammenbrechen. Grundsätzlich ist man immer gut beraten, wenn man eine seelische Krise wie etwa Burnout als ein Element einer zumeist langen, also weit zurückreichenden Geschichte betrachtet.
Es gibt ein weit verbreitetes Missverständnis, wonach Burnout vornehmlich zu tun habe mit zu viel Arbeit, zu viel Stress, zu hohen Leistungsanforderungen. Oft haben seelische Störungen jedoch mit etwas ganz anderem zu tun. Dann kommen Menschen in die psychotherapeutische Praxis in einem Zustand völliger Energielosigkeit, und bei der Anamnese stellt sich dann heraus, dass es keineswegs das Übermaß an täglicher Arbeit ist, das ihre Energie versiegen lässt, sondern die grundsätzliche Lebenssituation, die geprägt ist von einem Gefühl der Leere und des Ausgebremstseins und vom Fehlen irgendeiner konstruktiven Perspektive.
Diese Menschen erinnern manchmal an einen Baumstamm, der lange im Wasser treibt und sich im Fluss der Existenz in Richtung auf die Mündung ins Meer bewegt. Dann tritt ein Ereignis ein, das den Stamm aus seiner gewohnten Bahn vertreibt, und irgendwie gerät er in ein neben dem Fluss liegendes Altwasser. Die Hoffnung, das Meer zu sehen, ist dahin, allenfalls kommt noch genug Strömungsenergie im Altwasser an, so dass der Stamm sich im Kreise dreht, doch die Hoffnung, sich in den Fluss des Lebens zurückzubegeben, ist dahin. Was bleibt, ist allenfalls die Hoffnung auf ein Hochwasser oder ein anderes heftiges Naturereignis. Zynischerweise bekommen diese Menschen oft zu hören: Was willst Du denn eigentlich? Sei doch nicht so undankbar. Du hast ein schönes Haus, eine sichere Arbeitsstelle, deine Ehe ist okay und mit deinen Kindern ist auch alles gut gelaufen.“ Dem kann man dann oft, zumindest auf den ersten Blick, nicht widersprechen – und so bleibt dann gerade darum die Verzweiflung der Betroffenen ungehört.
In manchen Geschichten ist es der Tod, der die Lösung bringt. Andere Stillstände erlösen sich in der Trennung oder in der Insolvenz. Es ist manchmal schon eindrucksvoll zu sehen, wie unendlich erleichtert Menschen sein können, wenn endlich das passiert, was sie jahrzehntelang verhindern wollten. Der Mann, dessen jahrelanger massiver Bluthochdruck sich augenblicklich korrigiert, nachdem er seine Frau verlassen hat. Die Frau, die voll Freude, mit glücklichem Gesicht, sagt, sie finde jetzt, wo ihre Insolvenz genehmigt sei, endlich wieder Ruhe.
Der Brückenschlag zu einem Menschen kann unter den Vorzeichen der Ausweglosigkeit nur darin bestehen, die Situation nicht zu verleugnen und den Menschen in dieser Situation anzunehmen. Es gilt zunächst einmal die simple Regel, dass es so ist, wie es ist. Und dass Begegnung nur dann zur Ressource wird, wenn die Realität, wie immer sie sei, respektiert wird.

Wolfgang Krahe & Heinz J. Weigt, Auszug aus „Mein erschöpftes Ich“, Kamphausen, www.bridge-into-life.de

Der nächste Schritt

“Nicht du lebst dein Leben, das Leben lebt dich.”
(Samarpan)

Wir können körperlich alt werden und zugleich innerlich – in unseren Gefühlen und geistigen Haltungen – Kind bleiben. Wenn wir die Entwicklung recht verstehen und nicht nur altern, sondern auch innerlich wachsen wollen, ist es wichtig, dass wir
auch emotional unsere Familie verlassen. Dass wir all das, was damals für uns heilsam, gut und wichtig, aber auch das, was schmerzhaft und schlimm war, zurücklassen. Wenn ihr euch das vorstellt, wird euch vielleicht augenblicklich klar, dass es genau dieses Problem ist, mit dem Menschen zur Therapie kommen.
Sie können das Schmerzhafte, was in der Kindheit gewesen ist, auch dann nicht verlassen, wenn sie siebzig Jahre alt sind. Sie sagen: „Ja, aber meine Mutter hat mir nicht die Liebe gegeben, die ich gebraucht hätte, deswegen kann ich nicht lieben.“ Wenn man es genau betrachtet, ist das Blödsinn. Natürlich kann ich. Meine Mutter ist schon längst unter der Erde oder wo auch immer, und die Aussage „Ich kann das nicht, weil es damals so oder so war …“, ist Unfug. Ich kann es durchaus, aber wahr ist auch: Ich habe das Gefühl, als könnte ich es nicht. Das aber ist ein kindliches Gefühl. Das Kind konnte es tatsächlich nicht. Ich bin mit diesem kindlichen Gefühl nach wie vor so tief identifiziert, dass ich es oft nicht einmal merke. Wenn ich’s merke, hat es schon angefangen, sich aufzulösen. Diese Verwechslung ist
der Grund, warum wir ständig in irgendwelchen alten Konflikten herumhängen: wir haben die Kindheit nicht wirklich verlassen.
Genau darum geht es : die Kindheit zurückzulassen. Dies gelingt aber nur, wenn man sie lässt, wie sie war, wenn man also nicht mehr damit hadert und auch nicht mehr therapeutisch daran herumdoktert. Im Physischen ist klar: Wenn die Pubertät kommt, fängt es an zu jucken, im Kopf und anderswo auch. Dann müssen wir hinaus.
Wir wollen in die Welt hinaus, wollen innerlich nicht mehr Teil unserer Familie sein und wenden uns dagegen. Mit der Pubertät beginnt die Trennung von der Familie. Wenn diese Trennung nicht vollzogen wird, bleibe ich ein unselbstständiges
Kind. Wir haben in der Jugend eine Bewegung weg von der Familie, ohne dass wir wirklich erwachsen werden. Wir suchen uns Ersatzfamilien von Gleichgesinnten, früher nannte man das Peer Groups, heute sind es die tausend „Freunde“ auf Facebook. Wir haben das Gefühl, wir könnten alles so gestalten, wie wir das
wollen, auch uns selbst und unsere „Familien“. Wir wollen dabei zwei Dinge nicht wahrhaben: Wir sind immer noch halb im Gruppenbewusstsein, wir stehen noch lange nicht ganz auf unseren eigenen Füßen. Das ist erst der Fall, wenn wir unser Allein – sein erkennen und angenommen haben. Dann erst sind wir
seelisch erwachsen. Und zweitens übersieht das jugendliche Ich-Bewusstsein – und damit das gesamte moderne Bewusst sein – eine grundlegende Tatsache: Unser Leben gehört uns nicht. Wenn es anders wäre, könnten wir es für immer behalten und müssten nicht sterben. Dass wir sterben, ist ein klarer Beweis, dass
uns das Leben nie gehört hat und nie gehören wird. Daher sind
unsere Lebensentwürfe nichts anderes als Glasperlenspiele.

Erwachsensein bedeutet die Trennung von der Jugend und damit die Trennung von der ewigen Suche. Es bedeutet, sich auf das einzulassen, was ist, anstatt ewig weiter zu suchen. Der spirituelle Sucher ist übrigens ein Jugendlicher. Der Erwachsene sagt: Ich öffne mich dem Leben, und zwar so, wie ich bin und wie es ist. Mit anderen Worten: nackt, ohne zu wissen, wer ich wirklich bin, und ohne zu wissen, wo es hingeht. Wenn wir uns wirklich selbst ins Leben entlassen, auch geistig, müssen wir die Trennung, die mit der Geburt angefangen hat, ganz vollziehen. Das ist vor allem die Trennung von der Mutter. Mit der Geburt hat sie auf der physischen Ebene begonnen, und sie vollendet sich, wenn wir geistig allein in die Welt eintreten
und sagen: Jetzt ist nicht mehr meine Mutter die Welt, sondern die Welt wird, je tiefer ich mich auf das Leben einlasse, mehr und mehr meine Mutter. Damit öffnen wir uns der ganzen Welt. Das braucht Vertrauen, sehr viel Vertrauen, denn die Welt ist das
Unbekannte. Es geht um vollkommenes Offensein, um das Loslassen aller Halteseile. Halteseile sind nötig für das Kind, etwa Vater und Mutter usw. Jetzt braucht man statt dessen die Haltung des offenen Herzens, aber nicht (nur) einzelnen Personen gegenüber, sondern zum Leben selbst, zum Leben als
solches so, wie es auf einen zukommt. Deshalb habe ich vorhin gesagt: Erwachsensein hat mit Liebe zu tun. Es geht hier natürlich nicht um die romantische Liebe, sie gehört zur Jugend –, es geht überhaupt nicht um etwas Persönliches, noch
nicht einmal um etwas Emotionales, es geht um die Haltung des offenen Herzens. Erst mit diesem Schritt vollendet sich unsere Geburt in dem Sinne, dass wir dann Individuen sind, dass wir dann bei uns selbst angekommen sind.
Das bedeutet aber, dass ich bereit bin, in die vollkommene Offenheit einzutreten, in der es keinen Halt und kein „wo ist mein Platz“ mehr gibt. Eine erwachsene Therapie, eine Psychologie, die der Moderne und ihren seelischen Herausforderungen
gerecht wird und auf der Höhe ihrer Zeit ist, hätte hier anzusetzen. Es wäre ihre Aufgabe, den Suchenden beim Übergang in diese Offenheit zu begleiten. Dazu muss sie aber selbst schon in dieser Offenheit stehen – das gilt sowohl für ihre Methode als auch für den Therapeuten persönlich. Als Therapeut nehme ich
den Menschen sozusagen schon vorweg als erwachsenes Individuum. Ich sage: Ja, ich bin hier mit einem Erwachsenen. Ich schaue, wo ich ihn vielleicht dabei unterstützen kann, dass er sehen lernt, was ihn noch in der Jugend oder in der Kindheit festhält oder vielleicht sogar vor seiner Geburt. Mehr eigentlich
nicht. Wenn er das sehen kann, erledigt sich der Rest von selbst.

Jede Lebensstufe hat ihre eigene Wahrheit! Jedes Bewusstsein hat eine eigene, von
den anderen verschiedene Perspektive und Sicht auf die Welt und auf sich selbst, und diese ist jeweils richtig und wahr im Kontext der jeweiligen Lebensstufe. Für einen Fötus ist es wahr, dass er stirbt, wenn die Mutter stirbt. Das ist seine Lebens wirklichkeit. Dementsprechend fühlt und „sieht“ er seine Situation, dementsprechend verhält er sich auch. Genauso beim Kind: Für das Kind ist es wahr, dass es nicht für sich selbst sorgen kann, deshalb ist es konsequent und quasi „rational“, dass es sich an andere wendet, damit sie ihm geben, was es braucht. Und dass es schreit oder quengelt oder jede andere Strategie anwendet, die ihm passt, um das zu bekommen, was es haben will. Dementsprechend fühlt es auch. Das heißt, unsere kindlichen Gefühle sind wesentlich geprägt durch die objektive Situation der kindlichen Lebensstufe. Und der Jugendliche spürt den unabweisbaren Drang, aus der Familie herauszugehen. Sein Bewusstsein folgt diesem Drang nach Freiheit und Selbst ständigkeit.
Jede Stufe hat also ihre eigene Lebenswirklichkeit und Wahrheit. Das bedeutet: Wir dürfen die Wahrheit des Kindes nicht zurückweisen oder abwerten. Das Kind, das weint, wenn die Mutter es vernachlässigt, hat Recht! Das Kind, das traurig oder
wütend wird, wenn der Vater es dauernd zurechtweist, hat Recht! Der Erwachsene aber, der immer noch weint, weil die Mutter ihn vernachlässigt hat, oder ihr böse ist, weil sie seine Lebensweise nicht gutheißt, hat nicht Recht. Denn er ist kein
Kind mehr, und was immer die Eltern denken oder tun, muss ihn nicht mehr kümmern. Es beeinflusst nicht mehr sein Leben, wenn er das nicht will. Er hat die Wahl, allein sein Leben zu leben, was immer die Eltern tun oder getan haben. Das Kind hatte diese Wahl nicht. Und wenn wir als Erwachsene die Vorstellung haben, dass andere (zum Beispiel der Partner oder der Staat oder Gott) für uns sorgen, uns verstehen oder uns glücklich machen sollen, dann sind und bleiben wir innerlich Kinder. So ist es mit allen Lebensstufen: Wenn wir der Lebensbewegung ganz folgen, entsteht auf jeder Stufe ein anderes Bewusstsein. Das neue Bewusstsein ist immer weiter als das vorherige, es sieht und umfasst mehr. Die Entwicklung ist harmonisch, wenn dieses Mehr sich nicht als besser ansieht, sondern wenn es die
vorherige Sicht voll und ganz aufnimmt und mitnimmt, ohne sich davon noch leiten zu lassen.

Wlfried Nelles, Auszug aus „Die Sehnsucht des Lebens nach sich selbst“, Innenwelt Verlag

Geistheilung, Ethnotherapien, Schamanismus – Hilfe auf dem Weg zu
authentischer Gesundheit und Lebensfreude?

“All das ist perfekt entworfen, dich zur Wahrheit zu führen, in die Freiheit.” (Samarpan)

In den letzten Jahren sind energetische Heilweisen immer beliebter geworden; unzählige Menschen öffnen sich für die Arbeit von Geistigen Heilern und Schamanen. Viele suchen Heilung an Körper, Geist und Seele oder wollen vorsorglich etwas für ihre Gesundheit tun; andere sind eher auf innerer Sinn- und Visionssuche und erhoffen sich Inspiration und tiefe Einsichten. Am Beispiel zweier hochkarätiger Heiler, deren Wege und Methoden jeweils völlig anders sind, wollen wir erkunden, welche Hoffnungen und Wünsche auf welche Weise erfüllt werden können, und was der Einzelne selbst zum Heilungs- und Bewusstwerdungsprozess beitragen kann oder auch muss.
Am anderen Ende der Welt, mitten im Amazonasdschungel, ist ein Protagonist aus Clemens Kubys Film („Unterwegs in die nächste Dimension“) zu Hause: Don Agustin Rivas Vasquez. Er gilt als höchstrangiger Schamane Perus und kommt – trotz hohen Alters – zumindest in diesem Mai nochmals nach Deutschland. Don Agustin ist ein meisterhafter Kenner der Amazonas-Heilpflanzen. Interessanterweise musste auch bei ihm das Schicksal oder die göttliche Führung „nachhelfen“. Einst war er der bekannteste Bildhauer Perus – seine phantastischen Objekte aus Amazonashölzern wurden weltweit ausgestellt, so auch in Hamburg auf Einladung der Regierung von Helmut Schmidt. Ein schwerer Unfall, der die Feinmotorik seiner rechten Hand beschädigte, beendete jäh seine künstlerische Laufbahn. Ein Verlust für die Kunstwelt; dafür aber, wie sich später erweisen sollte, ein unschätzbarer Gewinn für unzählige todkranke Menschen. Mit der gleichen Hingabe und Leidenschaft, mit der der Künstler seine Werke mit Leben erfüllt hatte, erlernte er damals die schamanische Heilkunst. Was darf man also erwarten, wenn man sich bei diesem charismatischen Schamanen in Behandlung begibt? „Eine exquisite Tortur“, wie er schelmisch lächelnd immer ankündigt. In der Tat ist eine Behandlung bei ihm kein „Zuckerschlecken“. Aber: wenn jemand bereit ist, mit aller Energie und Leidenschaft auf seine Heilung hinzuarbeiten, dann kann er kaum einen besseren Begleiter finden. Dabei geht es um Selbsterforschung und Aufdeckung tiefer Krankheitsursachen mithilfe von Ayahuasca, der Mutter aller Heilpflanzen. Es ist eine Reise ins Innere für furchtlose Menschen, die Gesundheit an Körper, Geist und Seele suchen und gleichzeitig ihre Lebensvision und –mission entdecken wollen.
Joao de Deus aus Brasilien benutzt wiederum völlig andere Mittel und Methoden, verfolgt aber das gleiche Ziel: Heilung, vorbeugende Erhaltung der Gesundheit und spirituelles Wachstum. Der wichtigste Unterschied: Auch wenn der 72-jährige Brasilianer oft und gerne als „Wunderheiler“ bezeichnet wird, so ist er eigentlich gar kein Heiler – und Wunder vollbringt er auch keine. Das klingt vielleicht zunächst überraschend, ist es aber nicht. Immer wieder erklärt Joao de Deus voller Demut: „
Nicht ich bin es der heilt, Gott heilt durch mich“ – und zwar in Gestalt jener 36 Geistwesen die durch ihn behandeln während er in tiefer Trance ist. Joao ist also kein Heiler, sondern ein Medium, vermutlich das kraftvollste der Welt. Nur so konnte durch ihn geschehen, was ansonsten menschenunmöglich wäre: In nunmehr 57 Jahren fast 8,5 Millionen Menschen aus aller Welt zu behandeln und unzählige Heilungsprozesse einzuleiten. Diese zwei, hier exemplarisch für viele Andere vorgestellten Heiler betreiben Energiemedizin auf allerhöchstem Niveau, und jeder auf seine Weise äußerst erfolgreich: Don Agustin, wenn er nach Einnahme der Heiligen Medizin seinen Schamanenstab diagnostizierend über dem Kranken kreisen lässt oder einen Krebs förmlich aus dem Körper „saugt“. Bei Joao de Deus jedoch wird das eigene Tun, so schwer verständlich es zunächst klingen mag, zum Nicht-Tun. Er legt sein Ego, seinen Verstand für die Dauer der Heilsitzungen ab und lässt die verstorbenen Ärzte und Heiligen mithilfe seines Körpers behandeln. Und diese Geistwesen, wie Ignazius von Loyola, König Salomon, Dr. Cruz, Dr. Fritz, Dr. Almeida, Dr. Valdevino erkennen in Sekunden was dem Einzelnen fehlt und leiten eine individuell passende Behandlung ein. Nur so konnte und kann diese unglaubliche Zahl an Menschen behandelt werden.

Victor Rollhausen, EARTH OASIS, Vom 16.-18. Mai kommt Joao de Deus zu den 7. Europäischen Geistheilungstagen nach Salzburg. Don Agustin weilt zu 4 Heilungszeremonien in Kisslegg, und zwar zwischen dem 07. und 17. Mai.
Infos: www.earth–oasis.de, Tel 0221/91288877

Für immer in meinem Herzen

Ein Plädoyer für einen besseren Umgang mit dem Tod und mit Trauernden

„Das Leben ist kein Problem das gelöst werden muß, sondern ein Mysterium, das gelebt werden will.“
(Osho)

Mit der Realität der Endlichkeit des irdischen Lebens ist unsere Gesellschaft immer noch hoffnungslos überfordert. Unsere meist nach Äußerlichkeiten orientierte Welt kämpft mit ihrem Anti-Aging Wahn seit Jahren immer intensiver gegen den unheilvollen Tod an oder will ihn zumindest irgendwo in eine ganz weite Ferne hinauszögern. Später kann man sich dann immer noch damit befassen.
In unserem Kulturkreis wird der Tod von den meisten gnadenlos verdrängt. Tatsache ist jedoch, dass täglich „gestorben“ wird, in jedem Alter, vom Baby bis zum Greis. Menschen verlassen ihre körperliche Form zu jeder Zeit oder „Unzeit“, wie es oft bei Eltern heißt, die ihr Kind viel zu früh verlieren.

Der Tod passt einfach nicht in unser leistungsgesteuertes Konzept, stört er doch alle unsere Pläne und Erwartungen an das Leben. Ist er doch die eine große Sache, die sich nicht kontrollieren lässt. Oft höre ich Menschen, die mit einer riesengroßen und selbstverständlich fordernden Haltung an ihr Leben herangehen, in dem Glauben, dass sie ein absolutes Recht auf die Erfüllung all ihrer Wünsche hätten. Diese Anmaßung kann erschrecken. Der überall gepredigte Machbarkeitswahn hat uns verlernen lassen, dass nichts selbstverständlich und vieles im Leben ein großes Geschenk ist. Er hat uns Dankbarkeit und Demut verlernen lassen. Auch das rigorose positive Denken, Wünschen und Bestellen beim Universum hat uns da oft auf eine irreführende Fährte geführt. Es ist sicher im Grundgedanken ganz richtig, aber zu leicht wird dabei vergessen, dass das „große Leben“ auch noch ein Wort mitspricht.

Als selbst betroffene Mutter, deren Sohn Daniel mit 24 Jahren 2012 diese materielle Welt verließ um wieder in seine geistige Heimat zurückzukehren, habe ich erfahren, wie hart sich die Umwelt mit den Themen Tod und Trauer tut. Da wirkt noch so viel altes kollektives Denken aus angstmachenden Religionen und aus einem Weltbild, das auf Trennung von unseren Lieben beruht. Obwohl ich selbst sehr offen damit umgegangen bin und viel darüber gesprochen habe, merkte ich von Anfang an, wie schwer sich die Menschen damit tun. Vom totalen Ausweichen bis zu besser-wissenden Ratschlägen (wohlgemerkt von Nicht-Betroffenen!) erfahren Hinterbliebene oft viel Unverständnis und wenig Mitgefühl und Respekt.
Am Arbeitsplatz und im Freundeskreis sollen sie schon bald wieder funktionieren und wieder „die oder der Alte“ sein.

Heute, nach eineinhalb Jahren weiß ich, dass wir –Gott sei Dank!- nie mehr die Alten werden, denn das Leben hat uns in eine große neue Fülle geführt. Wir sind nun zutiefst Wissende. Besonders wir Frauen sind nach dem Verlust eines Kindes nun Wissende über Leben und Sterben, Geburt und Tod, Freude und Schmerz und wir wissen nun zutiefst um den größeren Kreislauf des Ganzen. Das hat uns in eine große neue innere Kraft und zu einer großen inneren Stärke geführt, von der wir vorher gar nicht wussten, dass es diese gibt. Es hat uns zu einer großen Lebenstiefe geführt.

Wir müssen zu Beginn einer großen Trauerzeit erst einmal gar nicht wissen, wie genau alles nun weitergehen soll. Es gilt nur, sich Atemzug für Atemzug weiterhin durchs Leben tragen zu lassen und Tag für Tag weiterzumachen, erst einmal nur zu überleben. Dies gilt auf jeden Fall für das erste Jahr, in dem wir alles das erste Mal ohne unseren geliebten Menschen durchleben müssen. Es ist wie laufen lernen für ein kleines Kind. Alles ist Neuland, die Schritte wackelig, und wir wissen noch nicht, ob uns der Boden trägt. Wann wir dann vom Modus des Überlebens wieder hin zum Leben wechseln, das ist so verschieden, wie wir Menschen und unsere persönlichen Lebensgeschichten eben sind. Da gibt es keine allgemeingültige Regel.
Wer den Tod des eigenen Kindes überlebt hat, hat das Schlimmste im Leben hinter sich. Es gibt nichts mehr, was er/sie fürchten müsste. Schon gar nicht den eigenen Tod.

Doch leider kommt es oft nach diesem schlimmen Verlust zu weiteren Verlusten im persönlichen Umfeld und Freundeskreis, und darunter leiden Trauernde sehr. Darum wünschen wir uns: Bleibt an unserer Seite! Das ist das größte Geschenk einer Freundschaft und der Beweis ihrer Tiefe. Haltet mit uns zusammen das Unfassbare aus. Ohne hohle Worte und ohne helfen zu können und trösten zu müssen. Fragt offen nach, wie es uns geht und was wir jetzt brauchen. Gesteht uns und auch euch selbst eure Ohnmacht zu. Ehrlichkeit hilft hier am allermeisten weiter. Nichts-tun-können und Einfach-da-sein ist genug! Das hört sich so einfach an, und scheint doch eine der schwersten Übungen zu sein. Warum habt ihr so große Angst vor uns? Der selbst betroffene Psychotherapeut R. Kachler hat diese Frage untersucht und kam zu folgendem Ergebnis:

  1. eigene Ängste vor dem Tod und vor Verlassenheit brechen auf, die Angst vor der Unkontrollierbarkeit der Gefühle angesichts eines großen seelischen Schmerzes
  2. ein unbewusstes Schuldgefühl bei dem Gedanken: „Gott sei Dank hat es nicht mich erwischt…“
  3. eine archaische Angst vor „Ansteckung“, magisches Denken

Zumeist machen Trauernde ihrem Umfeld so viel Angst, weil unsere scheinbare Sicherheit, in der sich die meisten Menschen verdrängend wähnen, in Wahrheit nur eine große Illusion ist. Wenn man sich auf einen Trauernden einlässt, dann ist man auch zutiefst mit den eigenen Ängsten und ungelösten Themen konfrontiert. Da ist es schon sehr viel einfacher, einen Bogen darum zu machen oder Ratschläge zu verteilen, weil man dann glaubt, wenigstens einen Teil der Kontrolle wiederzuerlangen, und dass man selber ja auf der sicheren Seite sei, weil doch bei einem selbst „alles ganz anders“ ist.

Doch dieses Thema verlangt genau den Gegenpol dessen, was unsere westliche Welt propagiert. Hier geht es nicht mehr um das Yang, das Tun, das Leisten und die Aktivität sondern genau um das Gegenteil, das Yin, das Nichts-Tun-Können, das Aushalten, die Annahme und die Hingabe. Den Schmerz und die Trauer zuzulassen und auszuhalten, das ist die Aufgabe von gelingender Trauerarbeit und Trauerheilung. Für den Betroffenen und für denjenigen, der dabei an der Seite dessen bleiben möchte.

Mutige Menschen, die dabei nicht ausweichen und die in dieser Zeit liebevoll begleiten wollen, brauchen zu Beginn vor allem eines: sich auf den Trauernden und sich damit auf ein großes neues unbekanntes Land einzulassen, sich mit ihm Schritt für Schritt auf diesem neuen Weg voranzutasten und in dieses neue andere Leben mit hineinzuwachsen.

Wer sich als Freund oder Begleiter auf einen Trauernden einlässt, erhält selber ein großes Geschenk über und für sein eigenes Leben, wenn er dieses Wagnis eingeht.
Nicht nur in der ersten Zeit des großen Schocks und des überwältigenden Schmerzes brauchen wir euch, sondern gerade auch in den Jahren danach, wenn wir lernen müssen mit diesem großen Verlust und mit den immer wiederkehrenden Wellen des Schmerzes, der Sehnsucht und des Vermissens zu leben. Euren Wunsch, dass unser Leben wieder „normal“ wird und wir wieder werden „wie früher“, den können und wollen wir nicht erfüllen.
Nach so vielen Begegnungen mit verwaisten Eltern weiß ich, dass es absolut normal ist, so zu fühlen wie wir fühlen! Der überwältigende Verlustschmerz ist ein ganz kollektives Erleben in der Tiefe unserer Seele. Das einzige worin wir uns aber tatsächlich unterscheiden, ist die Wahl des Weges, den wir nun weitergehen. Wir haben zwei Möglichkeiten: daran zu zerbrechen und uns komplett der Außenwelt zu verschließen oder damit weiterleben zu wollen und sich auch wieder ein Leben mit schönen Momenten zu erschaffen. Ich habe das zweite gewählt. Für mich und meine Familie und all die, die an meiner Seite geblieben sind. Und nun auch für die neuen Menschen, die hinzukamen und noch in mein Leben kommen werden. Und ganz besonders für Daniel. Ich habe mir Vorbilder in solchen Menschen gesucht, die diesen Weg des Weiterlebens wählten.
Dennoch bleibt dieser Verlust ein Begleiter unseres neuen Lebens. Wir wünschen uns im Grunde nur eines: damit angenommen und gewürdigt zu werden. Damit wir uns nicht verstellen müssen. So sein dürfen, wie wir jetzt sind. Denn für uns ist die Zeit des gesellschaftlichen Spieles des Sich- verstellen- müssen und eine Maske- aufsetzen-müssen endgültig vorbei. Es gibt auch etwas anderes als die Spaßgesellschaft. Und darauf weisen wir hin. Vielleicht sind wir deshalb so unbequem?

Für uns gilt der Spruch, „alles“ wird wieder gut, nicht. Auch die Zeit heilt alle Wunden, das ist ein Irrtum. Wie soll die Wunde des fehlenden Kindes heilen? Es fehlt weiter für den Rest des Lebens an jedem neuen Tag. Und jeder neue durchlebte Tag erinnert uns sogar mehr daran, wenn wir lebende Freunde im gleichen Alter sehen, für die das Leben einfach weitergeht. Ja, für die stimmt auch dieser Spruch, doch für Betroffene kommt das Leben erst einmal total zum Stillstand und dann geht es allmählich a n d e r s weiter. Wir möchten weiterhin über unser vorausgegangenes Kind reden dürfen, genauso wir ihr über eure lebenden Kinder sprecht und wir euch dabei zuhören. Natürlich gilt auch all das beim Verlust des Partners. Wir Hinterbliebene sind nun durch unser Schicksal das geworden, was Tag und Nacht zusammen sind, Licht und Finsternis, hell und dunkel, ein großes zusammengehöriges Ganzes, das Yin und Yang, oder die Fülle, die aus allem besteht und nichts ausschließt, weil das eine schlechter ist als das andere. Leben und Sterben gehören zusammen im großen Kreislauf des Lebens. Sie sind nicht voneinander zu trennen.

Helene Schmid, Tel: 08061/8994
helene-schmid@web.de

Lebenskunst, Titel: JAHRESTHEMEN 2014

Die Dinge sind nicht so, wie sie zu sein scheinen. Aber anders sind sie auch nicht. ” (Lankavatara Sutra )

2013 war die erste Jahreshälfte eher unproblematisch und die zweite schwierig. 2014 ist es genau umgekehrt. Der Start in das neue Jahr ist sehr Konflikt beladen und es gibt in der ersten Jahreshälfte 2014 viel zu schlichten. Die Machtverhältnisse sind sehr instabil. Rückzugsgefechte und Rücktritte prägen das Geschehen und mit Beginn des Sommers treten bereits die ersten neuen „Könige“ ins Rampenlicht. Im persönlichen Erleben steht zunächst die Klärung von Beziehungen im Vordergrund. In den Sommermonaten nimmt die Lebensfreude spürbar zu und es bestehen gute Aussichten, wichtige Herzensanliegen zu verwirklichen.

Wie sich das Jahr 2014 für jeden persönlich entwickelt, hängt jedoch entscheidend davon ab, wie gut die Chancen des Jahres 2013 genutzt und die damit verbundenen Herausforderungen gemeistert wurden. Wer im Sommer 2013 zu viel auf einmal riskierte, der bekam dafür umgehend die Quittung serviert. Wer jedoch mit seinen Vorhaben und Zielen richtig lag, der konnte bereits große Durchbrüche erzielen und den einen oder anderen lang gehegten Traum verwirklichen. Wer bei Projekten, deren Ursprungsidee bis in die Jahre 2000 bzw. 1989 zurückreicht, einen langen Atem bewiesen hat, der ist angesichts der aktuellen Planetenzyklen auch 2014 auf der Gewinnerseite.
Die Chancen und Herausforderungen des Jahres 2014 sind bereits in der Neumondkonstellation am 1. Januar deutlich zu erkennen (siehe Abbildung, folgt noch).

Abb. 1: Neumond, 01.01.2014, 12:14 MEZ, erstellt auf Berlin, 13E20, 52N30

In diese Neumondkonstellation sind bereits alle wichtigen Planetenzyklen des Jahres 2014 eingebunden, insbesondere auch das Große Kreuz von Pluto in Steinbock, Uranus in Widder, Jupiter in Krebs und Mars in Waage. Bedingt durch den Rückläufigkeitszyklus von Mars zieht sich dies Große Kreuz über mehrere Monate hin und prägt entscheidend das Geschehen der ersten Jahreshälfte 2014.

Die Themen dieses Großen Kreuzes sind:
Mars in Waage (rückläufig vom 1. Februar bis 20. Mai 2014, Zyklus-Dauer vom 24. Dezember 2013 bis 21. Juli 2014):
Dieser Mars-Transit verstärkt den Kampf um Gerechtigkeit. Es gilt, sich für Kompromisse stark zu machen und die Wut über unfaire Verhältnisse in konstruktive Bahnen zu lenken. Gegebenenfalls sind auch Rückzugsgefechte um des lieben Friedens willen erforderlich, auch um sich dadurch Luft für Verhandlungen zu verschaffen. In zwischenmenschlichen Beziehungen ist ein diplomatischer Eros am Wirken, der dazu einlädt, einen fairen Interessensausgleich anzustreben und Geben und Nehmen miteinander in Einklang zu bringen. In manchen Bereichen kann es allerdings zu heftigen Konflikten kommen, da verdrängte Aggressionen hochschießen und Ressentiments sowie Konkurrenzgefühle freigesetzt werden. Der Kampf um Kompromisse ist in diesem Frühjahr ein Gefecht, das Aussicht auf Erfolg verspricht. Gefragt sind Lösungen, bei denen jeder etwas zu gewinnen hat. Allerdings lohnt es sich nicht, darauf zu warten, dass die Anderen den Anfang machen. Schließlich lautet das Motto von Mars in Waage: „Bitte nach Ihnen.“ Keine Konstellation für stürmische Helden – jedoch bestens geeignet für faires Handeln und Verhandeln.

Uranus Quadrat Pluto (erneut exakt am 21. April und 15. Dezember 2014):
Unter dieser Konstellation sind große Anstrengungen erforderlich, um sich aus festgefahrenen Situationen zu lösen. Die Macht der Vergangenheit ist in aller Deutlichkeit zu spüren und Fortschritte und Veränderungen müssen zum Teil regelrecht erzwungen werden. Dennoch bestehen gute Aussichten, sich aus alten Zwängen und einengenden Strukturen befreien zu können, insbesondere indem man falsche Vorstellungen durch frische Ideen ersetzt. Es gilt gründlich auszumisten und sich nicht länger an Menschen und Dinge zu binden, die nicht mehr zu einem passen. Mit Uranus im Quadrat zu Pluto hat jede Freiheit ihren Preis, doch es könnte sich lohnen, ihn zu zahlen, damit man wieder Luft zum Atmen hat und das eigene Leben nicht länger von widrigen und unglücklichen Umständen bestimmt wird. Der Uranus/Pluto-Zyklus steht für eine tief greifende Veränderung von Machtverhältnissen und verspricht letztendlich „wahre“ Freiheit.

Jupiter Opposition Pluto (erneut exakt am 31. Januar und 21. April 2014):
Mit dem Jupiter/Pluto-Zyklus ist meist die Erkenntnis verbunden, dass sich das Glück nicht erzwingen lässt. Zwar ist gerade in der Oppositionsphase die Versuchung besonders groß, aus dem Unglück anderer Kapital schlagen, doch meist rächt sich ein solches Verhalten dann im zweiten Teil des Zyklus recht bald. Manch einer hat Glück im Unglück, sofern nicht auf Kosten der eigenen Moral nach der Macht gegriffen wird oder die falschen Götzen anbetet werden. Wer um jeden Preis Recht haben möchte, der muss bei Jupiter-Pluto dafür einen hohen Preis bezahlen. Die von dieser Konstellation verursachten Krisen können Anlass sein, Prioritäten neu zu setzen und die bislang angestrebten Ziele einer eingehenden Überprüfung zu unterziehen.

Jupiter Quadrat Uranus (erneut exakt am 26. Februar und 20. April 2014):
Risiken einzugehen ist unter Jupiter-Uranus Konstellationen oftmals reine Glückssache. In den ersten Monaten des Jahres 2014 wird deutlich, wo man den Bogen überspannt und sein Glück zu sehr herausgefordert hat. Man sollte nun nicht mit seinem Schicksal hadern, selbst wenn der Höhenflug des Ikarus plötzlich ein jähes Ende nimmt. Gegenwärtig kommt es zu Quantensprüngen, bei denen mitunter selbst kühne Geister auf der Strecke bleiben. Es gilt herauszufinden, wo sich der Griff nach den Sternen lohnt und wo es klüger wäre, sich mit weniger zu bescheiden. Ein spontaner Perspektivewechsel kann oftmals eine unerwartete Wendung zum Guten bewirken. Dennoch sollte man nicht gleich Kopf und Kragen riskieren, um sich in der einen oder anderen brenzligen Lage einen Vorteil zu verschaffen. Manche Gewissheiten verlieren unter Jupiter/Uranus unverhofft an Kraft, dafür glaubt man plötzlich an Dinge, die man nie für möglich gehalten hat. Für manche grenzen solche Erfahrungen an ein Wunder, andere wiederum verlieren völlig die Orientierung und fangen an, an sich zu zweifeln.

Jupiter in Krebs und Löwe
Wie schon im Jahr 2013 kommt dem Planeten Jupiter auch 2014 eine bedeutsame Rolle zu, da er in der ersten Jahreshälfte zunächst die Spannungen und Konflikte auf die Spitze treibt, um dann in der zweiten Jahreshälfte den Weg freizumachen für positive Veränderungen und Entwicklungen. Bis 16. Juli 2014 befindet er sich noch im Zeichen Krebs. Familienthemen stehen unter dieser Konstellation hoch im Kurs. Im persönlichen Bereich bestehen gute Aussichten, Menschen, die man mag, glücklich zu machen. Man ist auch dazu aufgefordert, sich gut um die Erfüllung eigener Bedürfnisse zu kümmern, romantisch zu sein und sofern möglich, das Gefühl familiärer Zugehörigkeit zu genießen. Ab der zweiten Julihälfte befindet sich Jupiter im Zeichen Löwe und schafft optimale Voraussetzungen, um sich einem Herzensanliegen zu widmen und seine kreative Potenziale auszuschöpfen. Nach den Anstrengungen der ersten Jahreshälfte ist endlich Gelegenheit, Kür zu tanzen und Kraft und Lebensfreude zu schöpfen.
Am 25. September bildet Jupiter ein Trigon zu Uranus: Wer vorhat, mit einem persönlichen Anliegen einen Neuanfang zu wagen, der hat im Herbst 2014 dafür die besten Erfolgsaussichten. Man kann auf die Gunst des Augenblicks vertrauen und Durchstarten, sobald die Richtung stimmt.

Alte Liebe rostet nicht
Das Jahr 2014 beginnt mit einer rückläufigen Venus (bis 31. Januar), vom 1. März bis 20. Mai ist dann Mars rückläufig. In der Liebe prägen die Themen der Vergangenheit ganz wesentlich das Geschehen in der Gegenwart. Was in Partnerschaften und Beziehungen besonders in Erinnerung gerufen wird, sind Erlebnisse und Begegnungen, die um den Jahreswechsel 2005/06, 1997/98, 1989/90 bzw. 1981/82 stattgefunden haben. Dabei gibt es sowohl schöne Erinnerungen zu genießen als auch schmerzhafte Erfahrungen aufzuarbeiten. Thema ist der Rückzug aus Altlasten und die Belebung des Neuen. Treue- und Loyalitätsversprechen sind zu erneuern, bestehende Dreiecksverhältnisse zu klären und es bestehen gute Aussichten, an schöne Zeiten von früher anzuknüpfen und verloren gegangene Schätze wieder zu finden.

Dipl. Psych. Markus Jehle ist Leiter des Astrologie Zentrums Berlin (www.astrologie-zentrum-berlin.de) und Chefredakteur und Mitherausgeber der astrologischen Fachzeitschrift Meridian (www.meridian-magazin.de).

Der Fall Wilhelm Reich

„Ein Mensch ist weder ein Ding noch ein Prozess sondern eine Öffnung oder Lichtung, durch die sich das Absolute manifestieren kann.” (Ken Wilber)

War es Wahnsinn, an die Freiheit des Menschen zu glauben, oder war Wilhelm Reich nur zur falschen Zeit am falschen Ort? Zehn Jahre nach seinem Tod in einem US-amerikanischen Gefängnis werden Reichs Schriften zu einem Wegbereiter der 68er Generation. Seine visionären Ideen wirken bis heute nach. Seit 5. September läuft „Der Fall Wilhelm Reich“ im Kino. Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle verkörpert einfühlsam und engagiert den vielschichtigen Mann und Wissenschaftler Wilhelm Reich, der an sich und seine Ideen glaubte und sich nicht von seinem Weg abbringen ließ.

Was finden Sie an der Person Wilhelm Reich interessant?

Klaus Maria Brandauer: Wilhelm Reich war ein Grenzgänger, ein Tausendsassa, ein Querulant, eine faszinierende, widersprüchliche und auch sehr umstrittene Person. Da ist es nicht leicht, einen Weg zu finden, der zu einer kompletten Persönlichkeit führt. Der wichtigste Punkt war für mich, Reich als jemanden zu zeigen, der der Menschheit wirklich und um jeden Preis helfen will, weiterzukommen! Er meinte das alles sehr ernst, auch seinen Kampf gegen die Atomenergie zum Beispiel. Aber nur seine Biografie zu illustrieren wäre langweilig, man muss ihn als Menschen im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Privatheit verstehen. Das ist dann eine sehr reizvolle Aufgabe für einen Schauspieler.

Sie haben die Atomkraft anhesprochen, auch seine Ansicht, wie sich das Individuum in der Massa verhält und wie daraus Konflikte entstehen können:

K.M.B.: Richtig originell ist ja fast gar nichts mehr, weil so gut wie alles schon mal verhandelt worden ist – vor fünf, zehn, zwanzig, fünfzig, hundert oder zweitausend Jahren und damals vielleicht tiefgründiger und sorgfältiger als heute. In unserem Chaos aus Informationen, Bildern und Texten ist es sehr schwer geworden, den Durchblick zu behalten. Alle sind informiert und trotzdem weiß keiner, was wirklich Sache ist. Und hier kommt wieder der Reich ins Spiel. Seinen Ansatz, das alles mit allem verbunden ist, den belächelt jetzt niemand mehr, im Gegenteil. Man darf – ganz in seinem Sinne – den gegenwärtigen Zustand nicht beklagen, sondern muss schauen, wohin der Weg führt.

Wie konnte Wilhelm Reich in einer solchen Welt als Individuum seinen Weg finden?

K.M.B.: Reich hatte es wirklich nicht leicht, die Zeitläufe waren gegen ihn. Zuerst haben sie in Europa seine Bücher verbrannt und ihn fast ums Leben gebracht, dann geht er nach Amerika und dort findet er nicht die Freiheit, sondern er wird ins Gefängnis geworfen und sieht sich enormen Anfeindungen ausgesetzt. Sogar Freud und Einstein sind gegen ihn und doch behauptet er sich immer wieder, bis es eben für ihn vorbei ist. Er war einer, der stört. Aber es braucht unbedingt solche Menschen, die immer wieder Sand ins Getriebe werfen. Auch die Demokratie, die wir heute haben, den Wohlstand, die Freiheit, das braucht immer wieder die Irritation, das Hinterfragen, den Widerstand. Demokratie ist kein Zustand, sie muss vielmehr immer wieder neu erkämpft und vertreten werden.

Wenn man sich jetzt das Leben von Wilhelm Reich anschaut, dann könnte man, wenn man es sehr pessimistisch betrachtet, sagen: Eigentlich hat er auf voller Linie verloren, weil er seinen Ideen gefolgt ist und seine Überzeugungen bis zum bitteren Ende vertreten hat. Ist so eine pessimistische Weltsicht auch heute angesagt?

K.M.B.: Nur weil eine Idee vor ihrer Zeit aufkommt, ist sie ja nicht falsch, sie setzt sich vielleicht im Moment noch nicht durch, aber ihre Zeit wird kommen. Wilhelm Reich war gegen vorgefasste Meinungen und Strömungen. Er hat seinen Traum gelebt und mit seinen Ideen etwas in uns gepflanzt. Ich muss ja nicht sein wie er, aber es ist wichtig, dass es solche Menschen wie ihn gibt. Stellen Sie sich mal vor, wir hätten lauter Hamlets, lauter Zögerer, dann würde die Welt sich überhaupt nicht mehr weiter entwickeln. Wir müssen eben sehr aufmerksam sein, dass wir die „Wilhelm Reichs von heute“ nicht übersehen. Es kommt auf jeden einzelnen an, Qualität kommt immer vor Quantität. Das gilt auch für Ideen!

Träume auf die Bühne oder vor die Kamera zu bringen – ist es das, was sie so reizt an der Tätigkeit des Schauspiels?

K.M.B.: Ich kann mit dem Begriff Schauspielerei erst einmal nicht viel anfangen, denn das klingt ja nach einer Tätigkeit, wo man nur so tut als ob und so ist es ja nicht. Mich interessieren Gedanken und die Gemeinschaft. Ich könnte auch sagen – Kommunikation. Ich möchte etwas machen, das möglichst viele Leute interessiert. Im besten Fall verbessert es meine Lebensqualität und auch die der Menschen, die mit dabei sind. Bei aller Träumerei: Der Moment ist wahr, der Moment ist entscheidend.

Glauben Sie, dass so ein Fitzelchen von einem Moment auch irgendetwas verändern kann?

K.M.B.: Ob der Moment wirklich etwas verändern kann, weiss ich nicht. Aber ich denke, es geht darum, die Kraft zu haben, den Moment durchzusetzen, selbst wenn man sich, wie in meinem Beruf, an Menschen richtet, die man nicht kennenlernt. Das gilt für jede Tätigkeit, egal welchen Beruf – obwohl ich selbst oft Zweifel habe, ob das, was ich mache, wirklich ein Beruf ist.

Vielen Dank für das Gespräch
www.movienetfilm.de, www.grenhouse-pr.com

LEBEN SIE DIE WAHRHEIT IHRES LEBENS

„Es einfacher, die Wahrheit zu kennen, als sie zu spüren,
und es ist einfacher, sie zu spüren, als sie zu leben.“
(David Deida)

Jeder kennt die Wahrheit über irgendetwas. So wissen die meisten Menschen, dass es ungesund ist, zu viel Süßes zu essen. Nur ein Teil derer, die das wissen, spürt die Wahrheit, während er eine Schachtel Kekse futtert. Und ein noch kleinerer Teil von ihnen ändert sein Verhalten ein für alle Mal, weil er die Wahrheit kennt und spürt.
Es ist viel schwieriger, die Wahrheit zu leben, als sie zu spüren oder zu kennen. Am einfachsten ist es, etwas zu wissen. Der Geist ist viel anpassungsfähiger als die Emotionen oder der Körper und daher relativ schnell bereit, sich zu verändern. Sie können etwas hören und wissen sofort, dass das Gehörte wahr ist. Dann können Sie es anderen erzählen. Sie können darüber schreiben. Sie können darauf eine ganze Philosophie begründen. Und doch ändert sich in Ihrem Leben nicht viel. Sie können die Wahrheit kennen–zum Beispiel, dass sportliche Betätigung die Herz-Kreislauf-Tätigkeit verbessert – und dann trotzdem auf Ihrem Hintern sitzen bleiben.
Sobald Ihr Geist die Wahrheit erfasst hat, ändern sich als Nächstes Ihre Emotionen. Oft müssen Sie erst jahrelang leiden, bevor die Wahrheit über einen Sachverhalt so tief in Sie einsickert, dass Ihre Tränen fließen können und Ihre Begeisterung wachsen kann als Reaktion darauf, wie war etwas ist. Selbst eine hoch entwickelte emotionale Intelligenz – Ihre Fähigkeit, die Wahrheit hochsensibel und nuanciert zu spüren – reicht für wahres Wachstum nicht aus.
Als letzter Teil von Ihnen wird der Körper durch die Wahrheit transformiert. Das er grobstofflicher ist als Ihr Geist oder Ihre Emotionen, verändert er sich erst ganz zuletzt. Sie werden wissen, was Sie tun sollen, und werden spüren, dass es wahr ist, noch ehe Sie bereit sind, diese Wahrheit durch Ihren Körper zu leben. Sie wissen möglicherweise, dass Sie sich weder ein neues Kleid noch eine Reise nach Las Vegas leisten können. Sie mögen spüren, dass die Wahrheit Sie nervös macht und Ihnen Unbehagen bereitet, und sind vielleicht trotzdem nicht bereit, die Wahrheit zu leben – also knallen Sie Ihre Kreditkarte auf den Tresen und ziehen die Sache wie gewohnt durch, egal, wie viel Gewissensbisse Sie mechanisch tun – sind die hartnäckigsten, unbeugsamsten und die Letzten, die sich der Wahrheit fügen.
Da Ihr Körper am begriffsstutzigsten ist, wird die Sexualität oft ganz von der Wahrheit transformiert. Am Anfang wissen Sie, dass Liebe die Basis für Sexualität sein könnte. Dann lernen Sie, Ihren Liebespartner im Strudel der Leidenschaften emotional zu spüren. Schließlich lernen Sie, Ihre mechanischen Bewegungsabläufe beim Sex als Liebe zu leben.
Selbst in den erotischsten, genüsslichsten oder schmerzhaftesten sexuellen Momenten können Sie lernen, als Liebe zu atmen, sich als Liebe zu winden, als Liebe vorwärtszupreschen, als Liebe zu empfangen und als Liebe zu sprechen. Sex kann bedeuten, dass Sie mit Ihrem ganzen Körper Liebe tun. Beim Sex, aber auch zu allen anderen Zeiten, in jedem Augenblick, können Sie Liebe tun, indem Sie sich nach außen öffnen, jeden spüren, den ganzen schmerz- und freudvollen Augenblick einatmen und aus Ihrem Herzen Liebe für alle ausatmen, wenn Sie Ihre mechanischen Handlungsabläufe zu Liebe werden lassen.
Wie ein Marathonläufer können Sie Ihren Körper trainieren, die Strecke als Liebe zu gehen. Wenn Sie müde sind und am liebsten zusammenbrechen möchten, lieben Sie mithilfe Ihrer Atmung und Ihrer Handlungen nur ein paar Minuten länger. Schenken Sie Ihrer Liebste – nur einen Moment länger als Sie es gewöhnlich tun würden. Bald öffnet sich Ihr Leben immer mehr dafür, Liebe zu tun.

Zügeln Sie den ganzen Tag lang Ihr Tempo und spüren Sie Ihren Herzschlag. Spüren Sie tief in Ihrem Herzen nach der Quelle des Liebesstroms. Gestatten Sie Ihrem Körper, sich für die Liebe zu öffnen, indem Sie den Bauch weich machen und in Ihr Herz ein- und wieder ausatmen. Schenken Sie allen über Ihre Atmung Ihr tiefes Herz, und lassen Sie Ihre Liebe, wann immer Sie daran denken, durch Ihren Körper strömen.
Wie würde die Liebe Gefühle spülen? Während Sie am Spülbecken stehen. Liebe in Ihr Herz ein- und wieder ausatmen und bis zum Rand des Universums fühlen – wie würde Ihr Körper mit dem seifigen Schwamm über die Oberfläche jedes Tellers schrubben? Wie könne Sie Ihre offene Herzenswahrheit Ihren Mitarbeitern vermitteln, auch wenn Sie nicht einer Meinung mit ihnen sind? Sollen Sie lächeln, Witze erzählen, effizient handeln, sie berühren oder sich zurückziehen und ihnen Raum geben? Üben Sie tagtäglich, Liebe als kunstvolles Geschenk Ihres Körpers aus tiefsten Herzen zum offenen Horizont des Augenblicks hinaus zu entfalten. Es einfacher, die Wahrheit zu kennen, als sie zu spüren, und es ist einfacher, sie zu spüren, als sie zu leben. Die Wahrheit zu kennen, bringt herzlich wenig; sie zu spüren, ist ein Zeihen von Tiefgründigkeit; was zählt, ist sie zu leben.

David Deida, Nackt zur Wahrheit, Kamphausen

SLOW SEX – Mut zur Entschleunigung

”Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann ist glücklich.”

(Herrmann Hesse)

Die Bestsellerautorin und Sexualtherapeutin Diana Richardson zeigt uns in ihrem Film “Slow Sex” eine wahre Alternative, zurück zu mehr Langsamkeit, Bewusstheit und Liebe. Sexualität als Weg sich selbst wieder näher zu kommen und einen Raum für Gefühle und Harmonie zu schaffen ist ihr Credo. In einer Welt, die von Wettbewerb und Performance bestimmt zu sein scheint, kann Entspannung und Entschleunigung wieder Einzug in die Schlafzimmer halten.

Im Film “Slow Sex”, Gewinner des Cosmic Angel Publikumsawards 2013, geben Paare jeden Alters, die Slow Sex praktizieren, einen offenen, erfrischenden und humorvollen Einblick in ihre Erfahrungen damit. Mit ihrem großen Wissen und ihrer Erfahrung auf dem Gebiet der Sexualität erläutert Diana Richardson im Film einen neuen Stil des Liebens.

Herzlichen Glückwunsch. Ihr Film bekam den Publikumspreis des Cosmic Cine Filmfestivals in 2013. Was glauben Sie warum er ausgewählt wurde?

Diana Richardson: Weil das Thema Sex sehr zentral im Leben eines jedes Menschen ist. Außerdem wird Sex durch die Medien immer auf sehr stark verzerrte Weise dargestellt, sodass ein Film, der sich Sex auf eine unschuldige, unbefangene und informative Art und Weise nähert, mit dem Publikum in Resonanz gegangen ist und es berührt hat.

Der Film beginnt damit, dass er die permanente Präsenz von Erotik und Sex in der Werbung und in den Medien allgemein aufzeigt. Können Sie etwas über den Einfluss dieser Tatsache auf uns sagen?

D. R.: Erotische Bilder sind sehr provokativ und lösen sexuelle Phantasien und Gedanken aus. Das Ergebnis davon ist, dass Sex auf eine gedankliche oder Phantasieebene gebracht wird. Die Realität aber ist, dass Sex etwas Physisches ist, was tatsächlich im Körper auf der Ebene der Sinne und der Wahrnehmung stattfindet – nicht in Phantasien und Gedanken. Diese erotischen Bilder setzen Frauen im allgemeinen unter den Druck sich unrealistischen Idealen zu unterwerfen, die es erfordern, auf eine bestimmte Art und Weise aufzutreten, was ziemlich viel Spannung auslösen kann.

Was ist der Unterschied zwischen „normalem Sex“ und „slow sex“?

D.R.: „Slow Sex“ bezieht sich mehr auf unsere Sinne und es geht mehr darum, dass sich ein Moment nach dem nächsten entfalten kann. „Konventioneller Sex“ ist in der Regel schnell, mechanisch und zielgerichtet, weil er in erster Linie auf das Erreichen eines Höhepunktes ausgelegt ist. Das Ergebnis ist dann, dass der Sex viel zu schnell vorbei ist. „Slow Sex“ ist im Vergleich dazu ganz anders – es geht darum alles ruhig und entspannt angehen zu lassen, sodass Du über Stunden Liebe machen kannst, wenn du das willst.

Können Sie etwas darüber sagen, wie man „langsamer“ beim Sex werden kann?

D. R.: Es ist nötig, bewusster und aufmerksamer im eigenen Körper zu sein. Und das ist eigentlich ziemlich einfach. Es geht nicht darum was du tust, sondern wie du es tust. Wenn eine Person mehr im eigenen Körper und in ihren Sinnen verankert ist, wird sie empfindsamer und das Wahrnehmen auf einer feineren, tieferen Ebene wird möglich.

Der Film schlägt vor, dass ein Paar sich zum Sex verabreden sollte. Warum?

D. R.: Nun, es ist ganz einfach sinnvoll. Die Menschen sind meistens ziemlich beschäftigt und das Resultat davon ist, dass Sex und die Liebesbeziehung oft sehr vernachlässigt werden. Also ist eine Verabredung zum Sex der praktikabelste Weg einen Raum für Intimität und Nähe zu schaffen. Es ist außerdem auch schön, „es“ im Voraus zu „wissen“, denn dann geht man innerlich schon vorbereitet in die Begegnung.

Was sind die häufigsten sexuellen Schwierigkeiten mit denen Männer und Frauen zu tun haben?

D. R.: Bei Männern sind die Hauptprobleme der vorzeitige Samenerguss und Erektionsstörungen. Bei Frauen gibt es oft Schwierigkeiten, überhaupt einen Orgasmus zu erleben und auch das nach einer Weile oder nach der Geburt eines Kindes abnehmende sexuelle Interesse wird oft als problematisch empfunden.

Funktioniert „Slow Sex“ bei Männern und Frauen gleich?

D.R.: Ja. Grundsätzlich fallen die meisten Schwierigkeiten und der Druck weg, wenn man seine Ideen und Erwartungen rund um Sex verändert. Im Film sieht und fühlt man die Liebe und Harmonie zwischen den Paaren sehr deutlich. Nur mit einem anderen, bewussteren Ansatz im Sex ist es letztendlich möglich, dass Sexualität tief heilend, integrierend und ausgleichend wirken kann. Aus diesem Grunde ist der Film ohne Altersbeschränkung, weil nämlich diese Information auch für junge Leute sehr wertvoll und unterstützend ist.

Was ist Ihr Rat für Langzeitpaare, bei denen sich das Feuer der Leidenschaft abgekühlt hat?

D.R. Als erstes möchte ich sagen, dass es absolut natürlich ist für ein Feuer, dass es sich auch wieder abkühlt. Es ist einfach nicht möglich, für immer „heiß“ zu bleiben, das wäre schon fast unmenschlich. Daher ist es gut für ein Paar, seine Vorstellungen über Sex an sich zu verändern und die Möglichkeit einer bewussteren und langsameren Art von Sexualität zu erforschen. Sie werden entdecken, dass Langsamkeit auf einer tiefen Ebene sehr erfüllend ist und dass der Respekt und die Liebe füreinander stark wächst.

Vielen Dank für das Gespräch!

Cosmic Cine Publikumspreisgewinner 2013

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Die lebendige Gegenwart

„Berühren und schmecken wir wirklich das Leben, sehen und spüren wir das Außergewöhnliche, insbesondere im Gewöhnlichen?“ (Elisabeth Kübler-Ross)

Lebendige GegenwartAls ich von meiner Reise zu den traditionellen Völkern Indonesiens und Nepals nach Nordamerika zurückkehrte, waren es bald viele Aspekte meiner eigenen Kultur, die mich verwunderten und irritierten. Annahmen, die ich zuvor als gesichert betrachtet oder seit Kindheitstagen als eindeutige und unerschüttliche Wahrheiten akzeptiert hatte, schienen nun kaum noch Sinn zu ergeben – beispielsweise der Glaube an eine unabhängige ‚Vergangenheit’ und ‚Zukunft’. Wo waren denn die unsichtbaren Bereiche, die soviel Macht über das Leben meiner Familie und Freunde hatten? Jeder, den ich kannte, schien so beschäftigt damit, über die Vergangenheit nachzusinnen und sie festzuhalten – wie besessen wurden überall Ereignisse auf Foto oder Video gebannt – oder besorgt an die Zukunft zu denken – ständig bezahlten sie Versicherungsbeiträge für Häuser, Autos oder sogar den eigenen Körper. Als frisch Zurückgekehrtem schien mir, dass all diese Beschäftigung mit Vergangenem und Zukünftigem meine Mitmenschen seltsam unbewusst für die Ereignisse werden ließen, die sich vor ihren Augen in der Gegenwart entfalteten. Sie schienen kein Bewusstsein für die Dinge zu haben, für die ich mich bei meiner Feldforschung hatte sensibilisieren müssen, um mit indigenen Magiern zu kommunizieren: das Leben anderer Tiere, die winzigen Gesten der Insekten und Pflanzen, die Sprache der Vögel, die Geschmacksnoten des Windes, den Fluss der Geräusche und Gerüche.

Doch meine Familie und meine alten Freunde schienen blind für die sinnlich wahrnehmbare Gegenwart der Welt zu sein. Die Gegenwart schien ihnen nicht mehr als ein Punkt oder ein verschwindend kleiner Augenblick, der die Vergangenheit von der Zukunft trennt. Und je mehr ich mit meinen Angehörigen und Freunden ins Gespräch kam, desto leichter fühlte auch ich mich abgeschnitten, als ob mein Bewusstsein durch eine spiegelnde Glasscheibe von der belebten Landschaft abgeschirmt wäre.

Damals entwickelte ich eine hilfreiche Übung, um nicht vollends von der linear-chronologischen Gegenwartsvergessenheit der Zivilisation mitgerissen zu werden. Wenn Sie sich das nächste Mal in der Natur befinden, können sie es gerne selbst ausprobieren. Ich begebe mich dazu in relativ freies Gelände, besonders geeignet sind ein flacher Hügel oder eine offene Wiese. Ich entspanne mich, atme ein paar Mal tief durch und lasse meinen Blick schweifen. Dann schließe ich die Augen und lasse in meinem Geist meine ganze Vergangenheit an mir vorüberziehen – die Summe aller Ereignisse, die zum gegenwärtigen Augenblick führten. Und ich rufe mir auch meine ganze Zukunft ins Bewusstsein – all die Projekte und Möglichkeiten, die noch darauf warten, verwirklicht zu werden. Ich stelle mir diese Vergangenheit und Zukunft als zwei große Ballons vor, die wie die Gläser einer Sanduhr getrennt und doch verbunden sind durch ebendiesen Augenblick, in dem ich über sie nachsinne. Und dann erlaube ich diesen beiden immensen Zeitblasen, ihren gesamten Inhalt ganz langsam in jenen winzigkleinen Augenblick zwischen ihnen – die Gegenwart – einfließen zu lassen. Langsam und zunächst kaum merklich wird der gegenwärtige Moment größer und größer. Genährt von dem, was Vergangenheit und Zukunft entströmt, wächst er in dem Maß, in dem die beiden anderen Dimensionen schrumpfen. Bald schon ist er groß, während Vergangenheit und Zukunft sich vollständig auflösen. Und ich öffne meine Augen.

Ich finde mich inmitten einer Unendlichkeit, inmitten einer weitläufigen und unerschöpflichen Gegenwart stehend wieder. Die ganze Welt ruht in sich selbst – die Bäume am Feldrand, das Zirpen der Grillen im Gras , die Cirrocumuluswolken, die sich wie Wellen über dem Himmel kräuseln, von Horizont zu Horizont. In der Entfernung erkenne ich den gewundenen Feldweg, daneben mein rostiges Auto – auch sie scheinen ihren Platz zu haben in diesem Moment des offenen Blicks, in dieser unendlichen Gegenwart. Und die Gerüche: Ein Hauch von Wald, Heidekraut und dem Erdreich unter mir erfüllt die Luft – so viele Botschaften vermengen sich zwischen den verschiedenen Elementen der Landschaft, die mich umfängt. Selbst der schroff gezackte Stumpf einer verwitterten Eiche, der einsam auf der Wiese steht, wirkt nicht tot in dieser Ewigkeit. Um die Eiche schart sich bewundernd eine Gruppe niedriger Büsche, daneben ruht ein großer Findling, der mit dem alten Baum Zwiesprache über die Schatten und das Sonnenlicht hält.

Als ich nähertrete, erkenne ich, dass die bröckelnde Borke entlang dem Baumstumpf von zwei Ameisenstraßen gekreuzt wird, eine führt nach oben, eine nach unten ins Erdreich. Von Nahem erkenne ich auch, dass die Schatten auf dem Felsen in Wirklichkeit keine Schatten sind. Es sind Flecken von Flechten unterschiedlicher Textur und Tönung, die sich von mehreren Stellen auf der Felsoberfläche ausbreiten – mattes Schwarz, gekräuseltes Grau und pudrig sattes Rot -, ganz so, als ob der Fels durch sie seine Gemütsverfassung zum Ausdruck brächte. Ich kratze mich am Bein. Wie merkwürdig: Die Lebendigkeit schwindet nicht aus dieser Welt. Ich stampfe auf, drehe mich im Kreis, ja, mache sogar einen Kopfstand. Die offene Gegenwart will nicht weichen. Einige nachtschwarze Krähen schießen aus dem Wald hervor und jagen sich in plötzlichen Sturz- und Sinkflugmanövern. Eine Krähe landet auf dem morschen Stumpf. „Kraah!…Krah! Krah!“ Dann gleitet sie direkt vor mir auf den Boden – „Krah!“ – und sieht mich von der Seite mit einem violetten Auge an. Die Lider blinzeln ein paar Mal geschwind wie die Verschlußklappe einer Kamera. Sie hüpft um mich herum, dann öffnet sich der große Schnabel: „Kraaah!“ Ich versuche zu antworten – „Kra!“ – und der Vogel tritt näher. Die Krähe hüpft nicht, bemerke ich, sie läuft unbeholfen über den Boden. Ich kann die winzigen Federn sehen, die ihre Nasenlöcher auf dem Schnabel bedecken, während ein Windstoß sie vom Boden pflückt, und ich fühle, wie ich selbst durch die wirbelnde Brise auf den Waldrand zuschieße.

In dieser Welt ohne „Vergangenheit“ und „Zukunft“ gelten andere Gesetze, mein Körper bebt in diesem Raum wie der eines Tieres. Ich weiß wohl, dass ich bald – in einer Zeit außerhalb dieser Zeit – nach Hause zu meinen Büchern zurückkehren muss. Doch auch hier bin ich zu Hause. Denn mein Körper und mein Geist sind in dieser offenen Gegenwart beheimatet. Diese Ewigkeit ist keine Illusion oder Halluzination – etwas an dieser Erfahrung ist zu dauerhaft, zu beständig, zu unerschütterlich, als dass sie bloß ein Trugbild sein könnte.

Auszug aus „Im Bann der sinnlichen Natur“, David Abram